Genius malignus
Der Genius malignus (lat. "böser Geist") ist in der Philosophie René Descartes' eine gedankliche Figur, die zur Entstehung des Skeptizismus führte.
In der ersten der Meditationes de prima philosophia (1641) entwickelte Descartes die Annahme, ein Genius malignus bringe ihn dazu, zu glauben, er besäße wohl Sinnesorgane, mit denen er die res extensa der Außenwelt wahrnehmen könne; dies aber sei nicht wirklich. Schließt man die Möglichkeit nicht aus, dass Erkenntnisse keine Abbildungen von Wirklichkeit, sondern Täuschungen sind, so entsteht daraus Skeptizismus über das Wissen von der Außenwelt.
Als Wiederentdeckung des Genius malignus entstand in der Philosophie des 20. Jahrhunderts das Brain-in-the-vat-Argument (engl. "Gehirn im Tank"), zunächst von David Malet Armstrong und John Jameison Carswell Smart ohne skeptische Absicht formuliert, nach dem das Bewusstsein, die res cogitans, auch aus einem Gehirn bestehen könnte, das sich die Wirklichkeit selbst vorspiegele. Dies entspräche beispielsweise der buddhistischen Philosophie. Das Brain-in-the-vat-Argument wurde schließlich von Gilbert Harman zur These des generellen Skeptizismus geführt, nach der es nicht möglich ist zu entscheiden, ob Wissen (in seiner allgemeinsten Form) überhaupt möglich sei.
Keith Lehrer wandelte das Denkmodell ab, indem er den Genius malignus durch Googols, böse Außerirdische, ersetzte.
Siehe auch: Virtuelle Realität