Mohammad Mossadegh

Mohammad Mossadegh (persisch محمد مصدق [ ]), eigentlich: Mohammad Hedayat (persisch محمد هدایت [ ]), (19. Mai 1882 in Teheran (oder auch 16. Juni 1882, siehe weiterführende Links); † 4. März 1967 in Ahmad Abad, Iran) war von 1951 bis 1953 Premierminister des Iran und gilt in vielen Ländern als Symbol des Antiimperialismus.
Mossadegh war promovierter Rechtsanwalt, 1882 in Teheran geboren (nach anderen Angaben 1879) und in Frankreich und der Schweiz ausgebildet. Bereits unter den Kadscharen war er Minister. Aufgrund seiner Opposition zu Reza Schah Pahlavi wurde er inhaftiert und in seinen Heimatort Ahmad Abad verbannt. Ab 1941 gehörte er wieder dem iranischen Parlament (Majlis) an und wurde durch seine Aktivitäten für die Bewegung der Nationalisten bekannt.
Am 15. März 1951 beschloss der Majlis, was zuvor am Einspruch des Schahs gescheitert war, die Erdölreserven des Landes zu verstaatlichen. Auslöser war der von Großbritannien geführte internationale Ölkonzern Anglo-Iranian Oil Company (kurz AIOC, später umbenannt in BP), der das Ölgeschäft des Landes beherrschte und sich in Verhandlungen strikt weigerte, seine Gewinne aus dem Ölgeschäft in von iranischer Seite gefordertem Umfang zu teilen. Mossadegh war ein entschiedener Befürworter dieser Maßnahme.
Nachdem am 7. April Ministerpräsident Haj-Ali Razmara von Khalil Tahmasebi, einem Mitglied der fundamentalistischen Gruppe Fadayan-e Islam, ermordet worden war, wählte der Majlis Mossadegh mit 79 zu 12 Stimmen zum neuen Regierungschef (das TIME Magazin kürte ihn 1951 zur Person of the Year). Mossadegh nutzte seine Stellung auch dazu, die Macht des Schahs zu beschneiden. Kurz nach seiner Amtsübernahme setzte Mossadegh das Gesetz zur Verstaatlichung der Erdöl- und Erdgasindustrie um und enteignete die AIOC. Großbritannien reagierte mit der Ankündigung, fortan keine Ölexporte aus Iran mehr zuzulassen und errichtete mit Kriegsschiffen eine Blockade im Persischen Golf. Die dadurch entfallenden Einnahmen aus dem Ölgeschäft, auch verursacht durch das Fehlen einer ausreichenden Anzahl einheimischer Techniker zum Betrieb der Anlagen, verursachten eine wirtschaftliche Krise in Iran („Abadan Krise“). Trotz der angespannten Lage wurde Mossadegh bei den Wahlen im Jahr 1952 in seinem Amt bestätigt.
Angesichts der wirtschaftlichen wie auch zunehmend politischen Krise, beschloss er, vom Schah weitere Notstandsrechte einzufordern. Während Reza Pahlavi die neue Regierung billigte forderte Mossadegh, dass ihm die volle Kontrolle über das Militär und das Kriegsministerium übertragen werden solle. Der Schah weigerte sich und Mossadegh, ein gewandter Taktiker, erklärte seinen Rücktritt.
Als sein Nachfolger wurde Ahmed Qavam neuer Ministerpräsident, der sofort seine Absicht bekannt gab Verhandlungen mit Großbritannien aufnehmen zu wollen, um den Boykott zu beenden. Diese Umkehr der zuvor verfolgten Politik weckte auch in der iranischen Öffentlichkeit Widerspruch und führte zu massiven Protesten von Anhängern verschiedenster Strömungen; von Kommunisten ebenso, wie von den, von Ayatollah Kashani geführten, islamistischen Fundamentalisten. Der Schah reagierte darauf, indem er Qavam wieder aus dem Amt entließ, erneut Mossadegh mit der Regierungsbildung beauftragte und ihm nun auch die Kontrolle über das Militär übertrug.
Sich seiner Popularität im Land bewusst, ließ Mossadegh sich vom Parlament weitergehende Rechte einräumen und ernannte Ayatollah Kashani zum Parlamentspräsidenten. Kashanis Anhänger und die kommunistische Tudeh-Partei wurden nun, obwohl das Verhältnis nicht reibungsfrei war, zu seinen wichtigsten Verbündeten.
In der folgenden Zeit setzte Mossadegh eine Reihe sozialistisch orientierter Reformen um; darunter eine Landreform, die das jahrhundertealte Feudalsystem beendete und durch kollektive Landwirtschaftsbetriebe und staatlichen Grundbesitz ersetzte.
Die Veränderungen im Iran zogen nun die Aufmerksamkeit der US-Regierung auf das Land. Die Vereinigten Staaten sahen durch die Gefahr einer Einflussnahme der Sowjetunion über die Tudeh-Partei, wie auch durch die Verstaatlichungen, ihre Interessen gefährdet.
Am 4. April 1953 billigte Allen W. Dulles, der Direktor der CIA, ein Budget von einer Million US-Dollar, die dazu verwendet werden sollten, Mossadegh zu stürzen („in any way that would bring about the fall of Mossadegh“). Mit der „Operation Ajax“ gelang es der CIA in Kooperation mit dem Schah und monarchistischen Gruppen, geführt vom General im Ruhestand, Fazlollah Zahedi am 19. August (28 Mordad) 1953, Ministerpräsident Mossadegh aus dem Amt zu entfernen. Auf Drängen der CIA hatte der Schah nach langem Zögern, am 14. August eingewilligt, per Dekret, den früheren Senator und Innenminister sowie Armee General, Fazlollah Zahedi zum neuen Premier Minister zu ernennen. Mossadegh verzichtete darauf, angesichts der Übermacht, über Radio die Bevölkerung zu mobilisieren, und verhinderte damit weiteres Blutvergießen. Er stellte sich Zahedi in dessen provisorischem Hauptquartier, dem Offiziersclub, am nächsten Tag, wurde verhaftet und zunächst in Räumlichkeiten des Clubs unter Arrest gestellt. Der General, als auch der am 22. August vom selbst auferlegten Exil in Rom zurückgekehrte Schah, zollten dem ehemaligen Volkshelden Respekt und begegneten dem einstigen Weggefährten und späteren Widersacher mit Milde. Der wegen Hochverrats vor ein Militärtribunal gestellte Mossadegh wurde nicht zum Tode verurteil sondern lediglich zu drei Jahren Gefängnis in Einzelhaft.
Die Zeit bis zu seinem Lebensende verbrachte er unter Hausarrest in seinem Geburtsort, wo er im März 1967 verstarb.
Weblinks
- Time Artikel zur Ernennung als Person of the Year bei www.iranian.ws
- FAZ Artikel zu den Hintergründen der iranischen Nationalismusbewegung und seiner Hauptfigur bei www.faz.net
- Temporärer Link zu Mossadeghs Widersacher Zahedi
- zur Frage des korrekten Geburtsdatum (engl.spr.)
Personendaten | |
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NAME | Mossadegh, Mohammad |
ALTERNATIVNAMEN | Hedayat, Mohammad; Mossadegh, Mohammed; Mosaddeq, Mohammad; Mosaddegh, Mohammad |
KURZBESCHREIBUNG | Premierminister des Iran |
GEBURTSDATUM | 19. Mai 1882 |
GEBURTSORT | Teheran |
STERBEDATUM | 4. März 1967 |
STERBEORT | Ahmad Abad, Iran |