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Agfa

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Agfa-Gevaert AG

Rechtsform AG
Gründung 1867
Sitz Mortsel, Belgien
Website www.agfa.de
www.agfaphoto.com

Die Agfa AG (heute Agfa-Gevaert AG), gelistet im BEL20, ist ein Unternehmen aus der Fotowirtschaft. Das Börsenkürzel lautet AGE, die ISIN ist BE0003755692. „AGFA“ stand ursprünglich als Akronym für „Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation“.

Agfa war über Jahrzehnte einer der größten europäischen Hersteller von fotografischen Filmen und Laborausrüstungen nach den weltweit führenden Konkurrenten Kodak und Fujifilm. Die Agfa-Gevaert AG verkaufte jedoch Mitte 2004 den unrentabel gewordenen Geschäftsbereich Fotografie, der früher das Kerngeschäft der Agfa AG darstellte und nun unter AgfaPhoto GmbH selbständig ist und einem Insolvenzverfahren unterliegt. Bei der Agfa-Gevaert AG verblieben sind die Unternehmensteile Graphics (u. a. Druckplattenherstellung), Materials und HealthCare.

Zur Photokina 2006 startete die AgfaPhoto Holding GmbH, Köln, mit der Lizenzierung von AgfaPhoto-Produkten, darunter Digitalkameras.

In der DDR existierte bis 1964 parallel die Firma VEB Filmfabrik Agfa Wolfen (auch VEB Film- und Chemiefaserwerk Agfa Wolfen), das ursprüngliche Agfa-Werk vor der Neugründung in Leverkusen. Der Standort wurde gegen 1909 von Berlin-Treptow nach Wolfen verlegt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Wolfener Werk zunächst von US-Streitkräften, dann von der sowjetischen Verwaltung SMAD und zuletzt von der DDR übernommen. Im Jahre 1964 erfolgte die Umstellung des Warenzeichens des VEB Filmfabrik von Agfa zu ORWO (= Original Wolfen).

Firmenstruktur

Gründung

Fabrik Rummelsburg 1877

Die Chemiker Paul Mendelssohn Bartholdy und Carl Alexander von Martius gründeten 1867 die Gesellschaft für Anilinfabrikation mbH in Rummelsburg bei Berlin. Bereits 1872 kaufte man die Chemische Fabrik von Dr. Jordan in Berlin-Treptow, da beide Unternehmen auf dem gleichen Gebiet tätig waren. Die Jordansche Fabrik gab es seit dem 11. Dezember 1850, sie produzierte vorzugsweise Endprodukte, insbesondere Farbstoffe, während man in der Gesellschaft für Anilinfabrikation auf Zwischenprodukte konzentrierte. So ergänzten sich beide Unternehmen hervorragend. Aus dem Zusammenschluss ging am 21. Juli 1873 die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation hervor. Die Bezeichnung AGFA folgte erst später, sie wurde am 15. April 1897 als Warenzeichen für „chemische Präperate für photografische Zwecke“ eingetragen. 1924 kam der berühmte Agfa-Rhombus als Logo hinzu.

Für den Anfang des Unternehmens stehen also mit 1850, 1867 und 1873 drei Zeitpunkte zur Verfügung, gewöhnlich wird aber die Gründung der Aktiongesellschaft im Jahr 1873 als Beginn angesehen.

Erweiterung

Die erfolgreiche Chemieproduktion führte 1878 zu einer Erweiterung der Produktionsanlagen in Treptow. 1882 richtete man ein wissenschaftliches Labor ein. Da die benachtbarten Grundstücke alle bebaut waren, folgte ein Zweigwerk in Greppin, das im Bitterfelder Braunkohlenrevier lag und dadurch eine günstige Energieversorgung bot. Auch waren die Lohnkosten auf dem Land um 20 % niedriger. Das Werk wurde am 17. März 1896 eröffnet. Weil die Luftverschmutzung in Berlin, insbesondere der von den Dampflokomotiven der nahegelegenen Bahnline verursachte Dreck es schwierig gestaltete, dort Filmmaterialien zu fertigen, baute man eine eigenständige Filmfabrik. Zur Diskussion stand auch der Raum Frankfurt / Mannheim, man kaufte aber schließlich 25,2 ha Land nahe der Farbenfabrik Greppin. Da der größte Teil davon in der Gemeinde Wolfen lag, nannte sich das Werk schließlich Agfa Wolfen. Die Pläne zu dem Werk entstanden im März 1909, bereits am 19. Juli 1910 folgte die Bauabnahme und Erlaubnis für den Betrieb einer chemischen Fabrik. Es handelte sich um die größte europäische und weltweit zweitgrößte Filmfabrik – nach Eastman Kodak in Rochester USA.

Erster Weltkrieg

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs entfielen zahlreiche Exportmärkte und es stieg die Nachfrage von Röntgenplatten und Film für die Luftbildfotografie, der sogenannte „Fliegerfilm“. Die Feldkinos verlangten ebenfalls nach Filmmaterial, außerdem produzierte man Scheiben für Gasmasken. Die Mitarbeiterzahl von Agfa Wolfen fiel zunächst von 504 auf 335, stieg dann aber im Laufe des Krieges auf weit über 1.000 an.

IG Farben

Bereits 1885 kam es über die Herstellung der Farbe Kongorot zu Patentstreitigkeiten mit Bayer, woraufhin man sich auf ein Abkommen zur gemeinsamen Nutzung auch zukünftiger Patente einigte. Aus dieser Zusammenarbeit ergab sich 1904 die Interessengemeinschaft Farbstoffchemie, der Dreierbund, zu dem die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation, Bayer und BASF gehörten. 1925 resultierte daraus die I.G. Farbenindustrie AG. Agfa übernahm dabei die Fotochemie erhielt dazu von Bayer das Camerawerk München und die Photofabrik Leverkusen, in der Fotopapiere hergestellt wurden. Diese Sparte III der I.G. Farben hatte ihre Zentrale in Berlin SO 36 (Kreuzberg).

1928 kaufte man noch die Ansco Photo Products Inc. auf, ein 1842 in New York gegründetes Unternehmen. 1941 ging es allerdings durch eine Beschlagnahme der US-Regierung wieder verloren.

Wiederaufbau

Nach 1945 lagen die Agfa-Fabriken in verschiedenen Besatzungszonen, was einen erneuten Zusammenschluss schwierig gestaltete, zumal es Kräfte gab, die einen solchen unbedingt verhindern wollten. Insbesondere interessierte sich das belgische Unternehmen Gevaert für eine Übernahme. In der amerikanischen Zone lag das Agfa Camerawerk München, in der britischen Zone die Agfa Photopapierfabrik Leverkusen und in der sowjetischen Zone die Filmfabrik Wolfen, wobei alle Fabriken bereits 1945 ihre Produktion wieder aufnahmen.

Die Bemühungen insbesondere der Mitarbeiter von Ulrich Haberland führten schließlich dazu, dass die Hohen Kommissiare einen Verbleib bei Bayer gestatteten. Daraufhin wurde am 18. April 1952 die Agfa AG für Photofabrikation in Leverkusen gegründet. Die aliierte Kontrolle der Kameraproduktion endete am 18. März 1953, so dass es bereits am 20. März zur Gründung der Agfa-Camerawerk AG kam.

Filmfabrik Wolfen

Obwohl in Leverkusen alle wichtigen Anmeldungen lagen (man hatte sie bereits vor Kriegsende dorthin übertragen), bereitete Agfa das ostdeutsche Pendant große Problem: Die Filmfabrik Wolfen verkaufte ihre Produkte ebenfalls mit dem Agfa-Logo, was die Kunden verwirrte. Zunächst stellte man sich dort auf dem Standpunkt, Rechtsnachfolger zu sein, hatte aber damit vor Gericht keine Chance, da man als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) kein Nachfolger sein konnte. Davon ließ man sich aber nicht beirren. Überraschenderweise bestand die Regierung der DDR nicht darauf, an den Markennamen festzuhalten. Dort war man vielmehr der Meinung, die Produkte aus sozialistischer Fertigung sind von solch hoher Qualität, dass sie nicht eines großen Namens bedürfen, um Absatz zu finden. In Wolfen wollte man aber dennoch nicht darauf verzichten. Beiden Seiten war aber bewusst, dass man sich auf eine Regelung einigen musste, sonst bestand die Gefahr, dass die Rechte an einen dritten fielen. So kam es 1956 zu einem Warenzeichenabkommen, welches bis 1964 gelten sollte. Danach durfte die Filmfabrik Wolfen den Markennamen im Ostblock benutzen, Leverkusen in der restlichen Welt mit Ausnehme von Frankreich und Jugoslawien – über diese beiden Länder sollte ein internationales Gericht entscheiden. Dennoch gelangten immer wieder ostdeutsche Agfa-Produkte auf die westdeutschen Märkte. Nach 1964 ging man schließlich in Wolfen auf den Namen ORWO für Original Wolfen über.

Agfa-Gevaert-Gruppe

Beabsichtigte Gevaert noch Ende der 1940er Jahre eine Übernahme von Agfa, geschah es nun umgekehrt: Agfa übernahm Gevaert und so kam es 1964 zu der sogennanten großen Lösung: die Gründung der Agfa-Gevaert-Gruppe. Zu ihr gehörten die Agfa-Gevaert AB mit Sitz in Leverkusen und die Gevaert-Agfa N. V. mit Sitz in Mortsel.

Gevaert wurde 1894 von Lieven Gevaert in Antwerpen gegründet und produzierte zunächst nur Fotopapiere.

Schon vorher wurden die Leverkusener Fotobetriebe der Bayer AG der Agfa AG übertragen und die Firmen Perutz-Photowerke, Leonar-Werke, Mimosa, Chemische Fabrik Vaihingen und Gelantinefabrik vorm. Koepff & Söhne der Agfa AG einverleibt.

1981 übernimmt Bayer die Gruppe zu 100 Prozent.

Chemische Produkte (ohne Fotochemie)

Anilinfarben

In der Anfangszeit verkaufte die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation vor allem Anilinfarben in kleinen Glasflaschen, die zum Färben von Stoffen Verwendung fanden. Zunächst handelte es sich vorzugsweise um Blau- und Rottöne in vielen Abstufungen, 1877 setzte der Modetrend auf grün. Da konnte man mit dem Malachitgrün große Gewinne erzielen, da man auf dessen Herstellung ein Patent hielt und konkurrierende Firmen nichts im Angebot hielten.

1913 machten die Farben noch 65 % des Umsatzes aus, gefolgt von 26 % Filmmaterialien, 7,7 % Zwischenprodukte und 1,3 % Arzeneimittel.

Magnetbänder

1943 verlegte man die Magnetbandproduktion der BASF nach Wolfen, womit sie in die Hände von Agfa gelangte. So ergab es sich, dass man sie nach dem Krieg fortsetzte und wieder Tonbänder, später auch Musik- und Videocasetten anbot. 1991 verkaufte man die Produktion an die BASF. Dies erwies sich als ein idealer Zeitpunkt, schon kurze Zeit später konnte man mit Magnetbändern keine Gewinne mehr erzielen.

Fotochemie

Anfänge

Zeitungsannonce für Agfa Fotochemikalien

Den Einstieg in die Fotochemie leitete der Farbstoffchemiker Dr. Momme Andresen ein, er kam im Januar 1887 zum Unternehmen und legte der Firmenleitung nahe, sich auf dem zukunftsträchtigen Gebiet der Fotografie zu betätigen. Andersen hatte sich bereits als Fotoamateur betätigt, weshalb ihm die Unzulänglichkeiten des Kollodium-Nassverfahrens vertraut waren. Daraufhin schuf er bei AGFA neue Entwicklersubstanzen und Fixierbäder, vor allem 1888 den Filmentwickler Rodinal, der einen großen Fortschritt in der Dunkelkammer brachte. Es handelte sich um ein Konzentrat, das nur verdünnt werden brauchte, während man bisher aus verschiedenen Pulvern den Entwickler selbst mixen musste. Rodinal konnte stärker verdünnt auch für die Papierentwicklung verwendet werden, es blieb bis zum Ende der Fotochemieproduktion im Agfa-Programm und wird noch immer hergestellt. Zu Beginn übernahm Dr. F. Krüger, ein ehemaliger Chemiker der Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation, in Frankfurt den Vertrieb der Agfa-Fotoprodukte, 1889 ging man zum Vertrieb in eigener Regie über.

1892 schlug Momme vor, Trockenplatten herzustellen, die auf die Agfa-Entwicklersubstanzen exakt abgestimmt sind und wurde dann damit von der Direktion beauftragt. Trockenplatten stellte die Jo Sachs & Co (Berlin) im Jahr 1879 als erste Firma her, ihre Fertigung verlangte nach einer aufwendigen Entwicklungsarbeit und die erforderlichen Begießungsanlagen mussten aus dem Ausland beschafft werden. Bei Agfa gelangen erst im Mai 1894 die ersten Platten, es gab aber immer wieder Problme mit Verschmutzungen, Ablösungen und uneinheitlicher Lichtempfindlichkeit. So warfen die Trockenplatten erst 1898 ein Gewinn ab. In diesem Jahr kamen auch Agfa-Röntgenplatten auf dem Markt, sie waren derart fortschrittlich, dass sie mit einem Viertel der üblichen Bestrahlungszeit auskamen.

Rollfilm

Den fotografischen Platten folgten Planfilme, deren Zukunft man bei Agfa sofort erkannte, lagen doch die Vorteile von Platten nur in der absoluten Planlage. Demgegenüber standen ein sehr hohes Gewicht, ein großer Platzbedarf beim Archivieren und ihre Zerbrechlichkeit. Der weitere Schritt, die Filme zu rollen, bereitete dann allergrößte Schwierigkeiten. Kodak stellte bereits 1888 Rollfilme her und hatte sie bis 1896 bereits erheblich verbessert, so das sie als Tageslichtspule geliefert werden konnten. Damit blieb man über ein Jahrzehnt konkurrenzlos auf dem Markt. Hinter dem Kodak-Film stand Hannibal Goodwin, der einen Patentstreit mit Kodak gewann. Bei Agfa wollte man unter Berücksichtigung der Patente ebenfalls einen Rollfilm schaffen, musste aber immer wieder Rückschläge hinnehmen. Zwar bot man 1900 solche Filme an, es kam aber immer wieder zu reduzierter Lichtempfindlichkeit und schwarzen Flecken, was erst in Kundenhand bemerkt wurde und schließlich 1905 zur vorübergehenden Produktionseinstellung führte.

Kinofilme

Bei den kinematografischen Filmen hatte Agfa mehr Erfolg, bereits 1901 gelang es mit einer selbstkonstruierten und patentierten Maschine konkurrenzfähige Produkte herzustellen, die 1903 dann auch in den Handel gelangten. Ein großes Problem der Kinofilme jener Tage stellte ihre leichte Entflammbarkeit dar. Bei Agfa arbeitete man an diesem Problem, stellte 1908 den ersten Sicherheitsfilm vor und richtete ein Jahr später in Berlin-Lichtenberg eine Produktionsanlage dafür ein.

Fotozubehör

Schon sehr früh produzierte Agfa auch Zubehör, ab 1904 Blitzbeutel zum Selbstfüllen, gefolgt von Blitzlampen (Agfa Blitzlampe I von 1907), Belichtungstabellen und Planfilmkasetten.

Entstehung des Farbfilms

Farbdia auf Agfa-Film, Anfang der 1940er Jahre, Hühner auf Feld bei Haselbach, zu sehen sind Newtonsche Ringe, eingedrungener Staub, Schäden an Emulsion, relativ gute Erhaltung der Farben
Kleinbildfilm in Filmpatrone von Agfa

Kornrasterverfahren

1909 beginnen bei Agfa die Arbeiten zur Farbfotografie, insbesondere im Hinblick auf den großen Konkurrenten Kodak, dem man dieses Gebiet nicht alleine überlassen wollte. So kommen 1916 die ersten Platten für Farbdias nach dem Kornrasterverfahren heraus. Diese Platten besaßen aber nicht nur eine sehr grobe Auflösung, sie mussten auch noch etwa 80mal länger als die damaligen Schwarzweißmaterialien belichtet werden. 1923 erschienen neue Platten mit verbesserter Farbwiedergabe und erhöhter Empfindlichkeit, woraufhin die 30fache Belichtungszeit ausreichte – bei sonnigem Sommerwetter konnte man mit 1/25 s bei f/4,5 arbeiten. 1932, mit der Produktionsverlagerung nach Wolfen, führte man die Bezeichnung Agfacolor ein. Jetzt gab es nicht nur Platten, sondern auch Filme nach dem Kornrasterverfahren. Der 16-mm-Farbschmalfilm nach dem Linienrasterverfahren nannte sich ebenfalls Agfacolor. 1936 erschien dann noch die hochempfindliche Platte Agfacolor Ultra.

Agfacolor Neu

Den ersten „richtigen“ Farbfilm, also einen Film mit drei Farbschichten, stellte Agfa im November 1936 vor, er nannte sich in der Anfangszeit Agfacolor Neu, um sich von dem Kornrasterverfahren zu unterscheiden. Dieser Diafilm benötigte noch sehr viel Licht, seine Empfindlichkeit gab man mit 7/10° DIN an, die 16-mm-Schmalfilmvariante folgte 1937. Bereits 1938 gelang es, die Empfindlichkeit auf nunmehr 15/10° DIN zu steigern, was nach heutiger Angabe ungefähr ISO 16/13° entspricht. Zudem erschien eine Variante für Kunstlicht, die für die Studiofotografie gerne verwendet wurde, da man dort gewöhnlich noch mit Nitraphotlampen arbeitete.

Negativfilm

Musste man sich bei der Farbfotografie zunächst auf Diafilme beschränken, so arbeitete Agfa selbstverständlich auch an farbigen Papierbildern. Ein Negativfilm ging 1939 in Produktion, aber zunächst nur für das Kino – dort benötigte man Negativfilme zum Erstellen von Kopien. Auf der Dresdener Tagung Film und Farbe im Jahre 1942 konnte dann das Verfahren mit Negativfilm für farbige Papierbilder offiziell vorgestellt werden. In Produktion ging es dann 1949 in Leverkusen, ab Januar 1950 nahmen die Fotohändler Filme zur Entwicklung und Vergrößerung an.

Spielfilme

Der erste farbige, allerdings nur zweifarbige Agfa-Film wurde am 10. Dezember 1931 uraufgeführt, es handelte sich um den UFA-Kulturfilm Bunte Tierwelt, der nach dem sogenannten „Ufacolor“-Verfahren entstand. Mit Agfacolor Neu drehte man ab 1939 zunächst nur kurze Werbe-, Kultur- und Probefilme, der erste abendfüllende Film Frauen sind doch bessere Diplomaten hatte seine Uraufführung am 31. Oktober 1941, ihm folgten bis zum Kriegsende 12 weitere Spielfilme. Als erster Agfacolor-Spielfilm nach dem Krieg wurde am 7. September 1950 Schwarzwaldmädel uraufgeführt.

Camerawerk München

Optische Anstalt Alexander Heinrich Rietzschel

Alexander Heinrich Rietzschel

Die Ursprünge des Agfa Camerawerks liegen in der 1896 gegründeten Optischen Anstalt Alexander Heinrich Rietzschel.

Rietzschel wurde 1860 in Dresden geboren und absolvierte eine Lehre als Feinmechaniker und Optiker bei Carl Zeiss in Jena, bevor er 1886 nach München ging. Dort arbeitete er zunächst beim Objektivhersteller C. A. Steilheil, dann bei Rodenstock. 1896 gründete er schließlich einen eigenen optischen Betrieb in der Gabelsberger Straße 36/37. Der Erfolg dieser Unternehmung fußte vor allem auf dem Objektiv Linear 4,5, für welches Ritzschel 1898 ein Patent erhielt. Eine Kamera folgte mit der Clack 1900, wobei sich die Firmenbezeichnung in Alexander Heinrich Rietzschel GmbH, Fabrik photographischer Apparate und Objektive änderte und der Firmensitz nunmehr in der Schillerstraße 28 lag. Die Kameraproduktion lief derart ausgezeichnet, dass die Mitarbeiterzahl schon nach einem Jahr 100 betrug, ein Patent für Ganzmetall-Kameragehäuse aus dem Jahr 1905 brachte dann noch mehr Erfolg. Rietzschel-Kameras gaben sich kaum zu erkennen, sie trugen kein Namensschild, nur die Objektivbeschriftung deutete auf den Hersteller hin.

Unter Bayer-Regie

Zu Beginn des ersten Weltkriegs arbeiteten rund 200 Mitarbeiter bei Rietzschel, die aber nicht gehalten werden konnten, da man keine Rüstungsgüter fertigte. Zwar ging es 1919 schon wieder mit 100 Beschäftigten weiter, es fiel aber schwer, das Unternehmen zu finanzieren. Der Firmengründer sah sich daraufhin nach einem Partner um, wovon man im Münchner Verkaufsbüro von Bayer hörte und dies der Hauptverwaltung berichtete. So übernahm Bayer am 1. März 1921 einen Anteil von 80 %, es blieb aber bei der bestehenden Produktpalette und auch dem Namen Rietzschel, da man in der Führung genügend damit zu tun hatte, Bayer sicher durch die Zeit der großen Inflation zu leiten. Bruno Uhl, ein 26jähriger Kaufmann, der zuvor in der fotografischen Abteilung bei Bayer in Leverkusen tätig war, vertrat die Interessenten Bayers. Ihm gelang es, die Jahresproduktion von 3.700 auf 6.500 Kameras zu steigern, wozu vor allem verstärkte Exporte beitrugen. 1924 erhöhte Bayer seinen Anteil auf 100 % und ernannte Bruno Uhl zum Direktor. Nun schufen 250 Mitarbeiter bereits 10.700 Kameras jährlich.

Übergang zum Agfa Camerawerk

Mit der Gründung der I. G. Farben AG am 10. Dezember 1925 kamen alle fotografischen Aktivitäten zu Agfa, somit auch die Optische Anstalt, welche man dabei in Agfa Camerawerk München umbenannte, die Kameras trugen nun selbstverständlich den Agfa-Rhombus, nur die Objektive hießen noch eine Weile Rietzschel. Bruno Uhl ging als Leiter der Abteilung „Photoverkauf Deutschland“ nach Berlin, wo er für aufsehenerregende Werbekampagnen sorgte (siehe Agfa Box); ihm folgte Oskar Becker, der zuvor als Betriebsleiter in Berlin tätig war. Alexander Heinrich Rietzschel begab sich, inzwischen 66jährig, in den Ruhestand.

1969 werden in Oberbayern die Zweigbetriebe Peißenberg und Peiting gegründet. Sie dienen hauptsächlich der Geräteproduktion. Für die Region bedeutet es nach der Schließung der Kohlezechen neue Arbeitsplätze. In Peißenberg werden die Fachgeräte der Medizin- und der Druckvorbereitungstechnik, und in Peiting die Großlaborgeräte gefertigt. Beide Produktionsstätten betreiben für die wesentlichen Technologien des Teilespektrums eigene Teilefertigungen. Diese werden aus Kostengründen sukzessive durch Outsourcing ersetzt.

Produktpalette

Die Produktpalette des Camerawerks München gab der Slogen Alles aus einer Hand vor, es liefen also nicht nur Kameras vom Band, sondern auch Projektoren und Zubehör wie Diabetrachter. Bei den Kameras lag der Schwerpunkt darauf, den Absatz der Filmmaterialien zu forcieren. Infolgedessen gab es so gut wie keine Kameras mit Wechselobjektiven von Agfa, während Modelle mit einfacher Bedienung im Vordergrund standen, um technisch Unkundige zum Fotografieren zu bewegen. Im Camerawerk wurde möglichst alles selbst produziert, also auch die Objektive und Belichtungsmesser.

Im Gegensatz zu anderen deutschen Herstellern, insbesondere Leica und Rollei sind die Agfa-Kameras nur unzureichend dokumentiert. Die Werksaufzeichnungen widersprechen sich mitunter bei der Produktionszeit, Produktionszahlen geben sie überhaupt nicht an. Es existiert lediglich eine tabellarische Übersicht in der Firmendokumentation von Günther Kadlubek.

Schlagheck Schultes Design

Das 1967 gergründete Studio Schlagheck Schultes Design entwarf fortan sämtliche Agfa-Kameras. Die neue Linie setzte die Tradition des Bauhauses fort und hatte einen außerordentlichen Erfolg. Dies galt speziell für die extrem erfolgreiche Pocket-Baureihe. Herbert H. Schultes (* 1938) war nach einem Ingenieur- und Designstudium zunächst in der Designabteilung von Siemens tätig und gründete dabei den Studiengang Industrial Design an der Fachhochschule München, bevor er Schlagheck Schultes Design mitbegründete. Norbert Schlagheck (* 1925) hatte an der Folgwangschule in Essen studiert und war vor der Gründung Leiter der Gestaltungsgruppe Hausgeräte bei Siemens. Von 1967 bis 1970 leitete er die Abteilung Industrial Design an den Kölner Werkschulen, 1972 erhielt er eine Professur für Industrial Design an der Fachhochschule München.

Fotokamerabaureihen

Billy

Hauptartikel: Agfa Billy

Als erster Verkaufsschlager unter dem Namen Agfa kam 1928 die Billy heraus. Es handelte sich um eine 6x9-Kamera für Rollfilm, deren Besonderheit in der schnellen Bereitschaft lag. Musste man bislang die Objektivstandarte umständlich über den Laufboden herausziehen, so sprang sie nun auf Tastendruck mit Öffnen der Gehäuseklappe heraus. Dieser richtungsweisenden Konstruktion folgten auch andere Hersteller, etwa Voigtländer mit der Bessa oder Zeiss-Ikon mit der Ikonta. In der Billy setzte Agfa auch den ersten selbstkonstruierten Verschluss ein, mit den Zeiten B, 1/25 s, 1/50 s und s/100 s. Wie seinerzeit üblich, konnte man auch die Billy mit verschiedenen Verschüssen und Objektiven bekommen. Die einfachste Variante kostete zunächst 34 RM, später 36 RM und ermöglichte mit diesem günstigen Preis vielen Amateuren den Einstieg in die Fotografie. In England und den USA nannte Agfa die Kamera Speedex, was auf die rasante Bereitschaft hindeutete.

Isolar

Die Isolar von 1929 kostete ab 90 RM und wandte sich an engagierte Amateure. Sie verwendete Plan- oder Plattenfilme im Format 9x12 und besaß ein Objektiv f/4,5/135 mm. Es handelte sich um eine Klappkamera, deren Standarte sich zur Entzerrung nach der Scheimpflugsche Regel sowohl horizontal wie auch vertikal verdrehen ließ.

Karat

Hauptartikel: Agfa Karat

Obwohl mit der Leica bereits 1925 die erste Kamera für Kleinbildpatronen erschien und Agfa diesen Filmtyp selbstverständlich ebenfalls herstellte, kam erst 1937 ein eigenes Modell dafür heraus. Es handelte sich um eine Konstruktion mit Balgen, die Objektivstandarte wurde zum Fotografieren mittels Scherenmechaniknach vorn herausgezogen. Sperren verhinderten Doppelbelichtungen ebenso wie den Filmtransport ohne vorheriges Auslösen. Die einfache Variante mit dem Igestar 6,3 kostete 49 RM, das luxuriöse Modell mit dem Solinar 3,5 demgegenüber 75 RM. Von der Karat erschienen im weiteren Verlauf auch Varianten mit teuren Objektiven, etwa dem Xenar 2.0. Die Kamera blieb bis 1954 im Programm, als sie von der Silette abgelöst wurde.

Eine Besonderheit der ersten Karat-Kameras waren ihre speziellen Patronen, welche das Filmeinlegen erleichterten. Mit der Karat 36 ging man aber zu den gewöhnlichen Patronen vom Typ 135 über.

Box

Hauptartikel: Agfa Box

Allgemein bekannt machte Agfa seine Kameras mit den verschiedenen Box-Modellen, unterstützt durch spektakuläre Werbeaktionen. Die Boxkameras gab es seit 1930 und sie machten noch in den 1950er Jahren den Löwenanteil der Kameraproduktion aus. Sie wurden sehr häufig auch von Kunden gekauft, die sich zwar einen teureren Apparat leisten konnten, dessen komplizierte Bedienung aber fürchteten - ein Problem, welches Agfa erst 1959 mit der Optima zu lösen vermochte.

Isolette

Agfa Isolette III, 1951 bis 1959
Hauptartikel: Agfa Isolette

Als moderne Mittelformat-Klappkamera für die Formate 6x6 und 4,5x6 kam im Herbst 1937 die Isorette heraus und wurde bereits nach wenigen Monaten in Isolette umbenannt. Im Gegensatz zur Billy war die Klappe unten am Gehäuse angeschlagen, bewegte sich beim Öffnen also nach unten anstatt zur Seite. Die Isolette kostete zu Beginn mit dem Objektiv Igostar 6,3 38 RM, mit Solinar 4,5 und dem aufwendigeren Verschluss Compur Rapid 86 RM. Die Isorette ist während ihrer Bauzeit häufig verändert worden, es sind zahlreiche Oberteile und Gehäuseklappen (mit unterschiedlichen Beschriftungen) bekannt, die das Werk aber nicht dokumentiert hat.

Die erste Isolette besaß eine schwarze Kappe aus Trolit, dem gleichen, leicht zerbrechlichen Material, aus dem auch die Trolix-Box bestand, man ging aber sehr bald zur üblichen Metallkappe über.

Auf den Exportmärkten hieß die Kamera Ventura.

Clack und Click

Agfa Clack
Hauptartikel: Agfa Box

Der Übergang von der Box- zur Kompaktkamera geschah mit den Modellen Clack und Click. Beide Modelle besaßen ein Kunststoffgehäuse, welches das bisherige kastenförmige Aussehen vermied und dadurch sehr modern wirkte. Die Clack arbeitete unverändert mit dem Format 6x9 und wird mitunter noch zu den Boxkameras gezählt. Ihr Name leitet sich aus dem Auslösegeräusch ab, greift aber auch die Bezeichnung der ersten Rietzschel-Kamera wieder auf. Die Vorteile des Formats 6x9 in einer Billigkamera lagen darin, dass man durch Kontaktkopien an Abzüge gelangen konnte, also in der Dunkelkamer kein Vergrößerungsgerät verwendete, sondern das Negativ direkt auf das Fotopapier legte.

Die Click benutzte ebenfalls den Rollfilm vom Typ 120, allerdings für das Format 6x6, weswegen man sie zumeist nicht mehr zu den Boxkameras zählt. Sie kostete 16,50 DM, der Clibo- Blitz (für Blitzbirnchen) 9,50 DM, sein Name stand für „Click Box“. Das kleinere Bildformat machte die Kamera nicht nur kleiner, man konnte auch ein lichtstärkeres Objektiv einbauen. Problematisch waren bei Einlinsern nämlich die Abbildungsqualität am Rand und dieser lag beim quadratischen Format weniger weit vom Mittelpunkt entfernt. Den Nachteil, nun keine Kontaktkopien in akzeptabler Größe mehr erstellen zu können, spielte inzwischen keine Rolle mehr. Die Click geriet zu einem nochmals größeren Erfolg als die Clack und blieb dadurch noch bis 1970 im Programm. Zu diesem Zeitpunkt war sie aber längst veraltert, inzwischen benutzten Einsteigerkameras den Instamatic-Film vom Typ 126.

Silette

Agfa Silette in der Ausführung von 1954 bis 1957
Hauptartikel: Agfa Silette

Nachdem Kleinbild-Faltkameras wie die Karat nicht mehr en vogue waren und als veraltete Vorkriegstechnik angesehen wurden, brachte Agfa 1954 schließlich mit der Silette ebenfalls ein Modell mit feststehenden Objektiv heraus. Sie verkaufte sich bis zum Erscheinen der Optima ausgezeichnet, dann spielten Kameras mit manueller Belichtungseinstellung eine zunehmend geringere Rolle. So leitete man in den 1960er Jahren von der Optima noch eine Silette ab, nach 1970 kam aber kein neues Modell mehr heraus.

Automatic 66

1956 brachte Agfa mit der Mittelformatkamera Automatic 66 die erste vollautomatische Kamera heraus, was unter Fachleuten als Sensation galt. Die Kamera baute auf der Super-Isolette auf, war also eine Faltkamera, und besaß ein Color Solinar 3,5, ein Vierlinser mit ausgezeichneter Abbildungsleistung. Bei der Belichtungssteuerung handelte es sich um eine Zeitautomatik, der Fotograf musste lediglich Filmempfindlichkeit und Blende einstellen, die zugehörige Verschlusszeit ermittelte die Kamera mit ihrer Selenzelle und einem patentierten pneumatisch-mechanischen System selbsttätig. Die Einleitung der Gebrauchsanweisung beschrieb den Ablauf wie folgt:

„Es ist mit der Konstruktion der Agfa Automatic gelungen, den Zeigerausschlag eines Belichtungsmessers zum Ausgangspunkt der automatischen Verschlußzeitenregelung zu machen. Man kann den Vorgang mit der Wirkungsweise einer Luftpumpe vergleichen, deren Lufteintrittsöffnung regelbar ist und deren Kolben unter Federspannung steht. Im Moment des Auslösens wird der Zeigerausschlag arretiert und regelt damit gleichzeitig die in einen Zylinder einströmende Luft. Bei kleinem Zeigerausschlag wird die Luftöffnung klein sein und eine Verzögerung des Verschlußablaufes verursachen; bei größerem Zeigerausschlag wird die Luftöffnung vergrößert und sinngemäß ein rascher Verschlußablauf erfolgen.“

Obwohl Agfa die Automatic 66 für zwar nicht ganz billige, aber noch akzeptable 498 DM Verkaufspreis anbot, ist sie praktisch überhaupt nicht gekauft worden. Mittelformat-Sucherkameras waren nämlich vollkommen aus der Mode geraten, man konnte das System aber nicht in den engen Raum einer Kleinbildkamera unterbringen. Deswegen lag die Produktionszahl bei nur etwa 5.000 Exemplaren. Agfa hatte die fünf Millionen Mark Entwicklungskosten dennoch gut eingesetzt, da die Erfahrungen für die extrem erfolgreiche Optima genutzt werden konnten. Der Sammlerwert der Automatic 66 übersteigt heute den ehemaligen Verkaufspreis um ein Mehrfaches.

Optima

Die erste Agfa Optima, 1959
Hauptartikel: Agfa Optima

Auswertungen im Fotolabor zeigten viele fehlbelichtete Bilder, also bestand ein Bedarf nach Kameras, welche die Belichtung vollkommen alleine steuerten. Dieser Gedanke führte zu der 1959 vorgestellten Optima, der ersten Kamera mit Programmautomatik. Die Kamera geriet zu einem sehr großen Erfolg und erfüllte auch die Pläne, den technisch Unkundigen zu korrekt belichteten Bildern zu verhelfen. Dies hatte für die gerade populär werdende Farbfotografie eine erhöhte Bedeutung, da die zugehörigen Filme generell einen geringeren Belichtungsspielraum aufwiesen. Dies galt umso mehr für die Diafilme.

Der ursprünglichen Konstruktion folgten 1968 und 1977 jeweils eine neue Baureihe, so dass die Agfa Optima bis zum Ende der Kameraproduktion im Programm blieb.

Selecta

Agfa Selecta
Hauptartikel: Agfa Selecta

Da es Agfa wenig Mühe bereitete, von der vollautomatischen Optima eine halbautomatische Kamera für Fotoamateure abzuleiten, erschien 1962 mit der Selecta eine solche. Es handelte sich um einen Blendenautomaten, der Fotograf konnte also durch Vorwählen der Belichtungszeit auf die Gestaltung des Bildes Einfluss nehmen. Ein verhältnismäßig hoher Verkaufspreis verhinderte aber die weite Verbreitung dieser Kamera, was nochmals mehr für die Selecta m mit Motorantrieb galt.

Unter dem Namen Selectaflex kam sogar eine Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiv heraus.

Rapid

Agfa Optima Rapid 250, 1965
Hauptartikel: Agfa Rapid

Den Instamatic-Kameras versuchte Agfa ein eigenes System entgegenzusetzen. Da aber Kodak seine Lösung mit mehreren Patenten geschützt hatte, war an eine vergleichbar benutzerfreundliche Kasette nicht zu denken. So entsann man sich an die Patronen der ursprünglichen Karat-Kameras und führte sie minimal abgeändert unter dem Namen Rapid wieder ein. Das zugehörige Kamera-Programm reichte von einfachen Modellen bis zu einem Programmautomaten, der ebenfalls Optima hieß. Aufgrund der zahlreichen Agfa-Händler gelangte auch eine nennenswerte Anzahl von Rapid-Kameras im Umlauf, letztlich hatte Kodak aber mit dem extrem einfachen Filmwechsel das bessere Argument, woraufhin Agfa 1970 ebenfalls auf die Instamatic-Kasette überging und sein eigenes System nicht weiter verfolgte.

Parat

Hauptartikel: Agfa Parat

In den 1960er Jahren glaubte man bei fast allen Kameraherstellern, dass sich mit den zunehmend höher auflösenden Filmen bei den Amateurkameras kleinere Formate verbreiten werden. So setzte man beispielsweise bei Rollei und Wirgin (Markennahme Edixa) auf den 16-mm-Film. Ein anderer Weg bestand im Halbformat. Der Vorteil lag im gewöhnlichen Kleinbildfilm vom Typ 135, den es überall zu kaufen gab. Allerdings musste die Kamera für Queraufnahmen hochkant gehalten werden. Agfa brachte für dieses Format einige Kameras heraus und nannte sie Parat, sie hatten aber keine große Bedeutung.

Sensor-Auslöser

Agfa Optima 500 Sensor von 1969 in Chrom
Agfa Optima 1535 von 1979

Die große Verbreitung der Optima zeigte bei den von Agfa fortlaufend durchgeführten Fotolabor-Auswertungen tatsächlich immer mehr korrekt belichtete Bilder. Allerdings fielen die zahlreichen verwackelten Bilder auf. Sie führte man auf lange Auslösewege zurück und ersann eine Auslösetaste, die sich maximal 0,5 mm bewegte. Nun ließ sich solch ein Merkmal nur schwer bewerben, Agfa gelang dies jedoch beispielhaft: Man sprach vom Sensor-Auslöser und machte durch seine Gestaltung auf ihn aufmerksam. Über den Auslösehebel befand sich eine kreisrunde Plastikscheibe im damals gerade sehr modischen Orangerot, wobei es sich gleichzeitig um die Agfa-Werbefarbe handelte. Überdies geriet diese Einrichtung mit 16 mm Durchmesser für einen Auslöser extrem groß. Die auffällige Erscheinung brachte als Nebeneffekt den Vorteil, dass sie eine Antwort auf die Frage „Wo soll ich denn draufdrücken?“ gab.

Agfa schaffte es mit seiner intensiven Werbung tatsächlich, Kameras ohne Sensor-Auslöser als minderwertig erscheinen zu lassen. Man stattete bis zum Ende der Produktion 1983 sämtliche Agfa-Fotokameras (und darüber hinaus sogar einige Filmkameras) mit diesem Auslöser aus, ausgenommen dem primitiven Einstiegsmodell, das aus Kostengründen darauf verzichten musste. Bei den Kameras mit elektronischer Verschlusssteuerung schaltete leichtes Tippen die Belichtungsmessung ein, die zweite Stufe löste dann den Verschluss aus.

Agfamatic

Agfamatic Pocket 4000
Hauptartikel: Agfamatic

Nach dem eingeschränkten Erfolg des Rapid-Systems ging Agfa auf das Kodak Instamatic-System über und nannte die zugehörigen Kameras Agfamatic. Nachdem Kodak 1972 sein Pocketfilm vorstellte, reagierte man bei Agfa sofort und stellte schon ein Jahr später als erster Lizenznehmer eine eigene Kamera, die Agfamatic Pocket, und den Film dazu vor. Der ganz große Erfolg folgte dann mit der Baureihe 2000 bis 6000.

Selectronic

Hauptartikel: Agfa Selectronic

Um auch eine moderne Spiegelreflexkamera im Programm zu halten, nahm Agfa im Jahr 1980 mit der Selectronic erstmals eine zugekaufte Kamera ins Programm auf. Die Kunden bemerkten dies aber sofort und waren nicht bereit, für Agfa-Schriftzug und Sensorauslöser einen Aufpreis zu zahlen, gab es doch die gleiche Kamera beispielsweise unter den Namen Revue bei Foto Quelle billiger zu kaufen. So geriet das Vorhaben zu einem gewaltigen Misserfolg.

Compact

Agfa Compact

Bei der Agfa Compact handelt es sich um die letzte im Werk München produzierte Kamera, sie wurde auch unter dem Namen Optima 935 verkauft. Sie war eine richtungsweisende Konstruktion.Zum einen fiel sie entsprechend ihrem Namen sehr klein aus, zum anderen fuhr das Objektiv motorisch aus. Diese noch seltene Bauart geriet einige Jahre später zum Standard für eine Kleinblid-Sucherkamera. Als Zubehör gab es ein an die Kamera anklickbares, batteriegespeistes Blitzgerät im selben Design.

Filmkameras

Movex 12

Selbstverständlich war Agfa auch daran interessiert, seine Schmalfimproduktion zu steigern. Hierzu entstand als erste Filmkamera die Movex 12 für 16-mm-Schmalfilm.

Family

Ende der Kameraproduktion

1982 will der Vorstandsvorsitzende Andre Leysen das „Camerawerk München“ schließen. Aus Kostengründen werden die eigenen Kameraproduktionen in München und Rottenburg an der Laaber aufgegeben, die Geräteproduktion wird aufgrund guter Produkte in der Pipeline weitergeführt.

1983 beginnt im Minilab-Segment die Zusammenarbeit mit dem japanischen Unternehmen Copal. Copal entwickelt und produziert den kompletten Maschinenbody mit dem integrierten Nassteil zur Papierbildentwicklung. Der Filmeingabebereich mit dem integrierten Filmscanner wird von Agfa entwickelt, produziert und beigestellt. Die belichteten Kundennegativfilme werden üblicherweise vor dem Kopieren in einer externen Maschine des Labors entwickelt.

1990 wird in Gera ein Zweigbetrieb als GmbH gegründet und 1991 100 %-ige Tochter der Agfa-Gevaert-AG. Er besteht aus einem Entwicklungs- und Produktionsbereich für die Laborgerätesparte. Im Rahmen des Verkaufs der Imaging-Sparte an das neue Unternehmen Agfa Photo und infolge dessen Insolvenz in 2004 kauft und übernimmt 2005 das lokale Management das Teilunternehmen unter dem Namen „Askion GmbH Gera“.

Übergang in die Zeit nach dem Untergang der Fotochemie

1999 führt die Bayer AG das Unternehmen an die Börse; seitdem ist die Agfa-Gevaert AG, Leverkusen, eine Tochtergesellschaft der Agfa-Gevaert N. V., Mortsel/Antwerpen (Belgien); Großaktionäre sind die Bayer AG (30 Prozent) und die Gevaert N. V. (25 Prozent).

2000 liegt der Netto-Umsatz bei 5.260 Millionen Euro. Der anteilige Umsatz der Photosparte beträgt rund 1.250 Mio. Euro und sinkt bis 2004 auf 693 Mio. Euro.

Nachdem Agfa 2004 für die Schließung der hoch defizitären Photosparte intern Kosten von 480 Millionen Euro ermittelt hatte, trennte sich Agfa im August 2004 formal von der Film- und Fotopapierproduktion. Dieser Geschäftsbereich wurde für angabegemäß 175 Mio. Euro an eine Investmentgesellschaft verkauft, blieb jedoch buchhalterisch und hinsichtlich des Vertriebs in Agfa integriert. Der Kaufpreis für die eigentliche Photosparte betrug jedoch tatsächlich nur 2 Millionen Euro, während der Preis im übrigen für ein mitübertragenes Leasingportfolio zu zahlen war. Der Produktname AgfaPhoto durfte von der ebenfalls neu geschaffenen Agfaphoto-Holding GmbH, nicht jedoch von deren Tochtergesellschaft Agfaphoto GmbH unmittelbar auf unbeschränkte Zeit verwendet werden, die ab dem 1. November 2004 als formal eigenständige, organisatorisch jedoch weiter engverbundene Gesellschaft mit Produktionsstätten in Leverkusen, Köln, München, Peiting, Windhagen (Rheinland-Pfalz) und Vaihingen an der Enz (Baden-Württemberg) operiert.

Anfang 2005 kauft die belgische Agfa-Gevaert Group die GWI AG Bonn und wird damit zum Marktführer in Deutschland im Bereich Krankenhaus-IT mit dem GWI Produkt ORBIS. Dieser Zukauf unterstreicht die konsequente Ausrichtung auf den Geschäftsbereich Healthcare.

Am 20. Mai 2005 stellte die AgfaPhoto GmbH überraschend beim Amtsgericht Köln den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung wegen Zahlungsunfähigkeit und bestellte in der Folge den Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch zum Geschäftsführer. Bis dahin war das Unternehmen von externen Beobachtern stets als solide eingeschätzt worden. Laut Presseberichten war dem Film- und Fotopapierhersteller der Boom der Digitalfotografie und der damit verbundene Preisverfall im Filmbereich sowie die unzureichende Liquiditätsausstattung des übertragenen Geschäftsbereichs zum Verhängnis geworden. Ein weiterer Grund dürfte die Komplexität der auch faktischen Herauslösung der Photosparte aus Agfa gewesen sein, die erst im Anschluss an den Verkauf stufenweise erfolgen sollte.

Der Versuch, die insolvente AgfaPhoto GmbH im Ganzen zu verkaufen, schlug fehl. Übernahmeverhandlungen mit dem Finanzinvestor Cerberus waren gescheitert, da eine Weiterverwendung der Marke Agfa nur gegen erhebliche Lizenzgebühren an die Agfaphoto Holding gewährt worden wäre, welche die Rechte hielt. Zuletzt hatte die britische Photo-Me, nach eigenen Angaben weltweit größter Betreiber von Fotoautomaten, ein Angebot abgegeben, das jedoch von der Geschäftsführung und dem Gläubigerausschuss abgelehnt wurde. Das Angebot galt insbesondere deswegen als inakzeptabel, weil Photo-Me keine werthaltigen Garantien zur Übernahme von 400 der zum Verkaufszeitpunkt noch 1.050 verbliebenen Mitarbeiter abgeben wollte.

Am 19. Oktober 2005 wurde die Abwicklung des Unternehmens zum 31. Dezember 2005 bekannt gegeben. Insgesamt verlieren voraussichtlich mehr als 1.700 Arbeitnehmer durch die Insolvenz ihren Arbeitsplatz. Es gibt jedoch verschiedene Interessenten für einzelne Firmenteile. So bekundete Konkurrent Fujifilm Interesse an der Großlaborgeräte-Produktion in Peiting.

30. Oktober 2005, Auszug aus der Pressemitteilung der AgfaPhoto GmbH:

„[...] Die in Neuss und Potsdam ansässige a&o-Gruppe erwirbt von der AgfaPhoto GmbH das hauptsächlich in München ansässige Service- und Ersatzteilgeschäft sowie den dazu notwendigen Bereich Fotochemie in Vaihingen/Enz [...] Den Geschäftsbereich der im bayerischen Peiting ansässigen Produktion von Großlaborgeräten mit rund 60 Mitarbeitern übernimmt die Imaging Solutions Group. Imaging Solutions ist eine Tochtergesellschaft des britischen Fotoautomatenherstellers Photo-Me International [...]“

Am 17. November 2005 wurde bekannt, dass der angeschlagene belgische Imaging-Konzern Agfa-Gevaert N. V. im dritten Quartal mit netto minus 108 Mio. Euro oder 85 Cent je Aktie einen deutlichen Verlust nach einem Gewinn im Vorjahreszeitraum verbuchte, wobei besonders die Liquidation von AgfaPhoto mit Aufwendungen in Höhe von 109 Mio. Euro das Ergebnis belastete.

Am 17. Februar 2006 wird bekannt, dass die Minilaborgeräte-Sparte mit der Produktion in Peiting am 14. Februar 2006 an die Firma Minilab Factory GmbH, Dresden verkauft worden ist. Die Produktion soll wieder aufgenommen und bestimmte Produkte weiterentwickelt werden. Die Firma Minilab Factory GmbH wurde am 10. Februar 2006 gegründet. Daran sind zu gleichen Teilen die Firmen SAXONIA Systems GmbH, Dresden und Foto + Minilaborsysteme R. Saal GmbH, Röttenbach beteiligt.

Literatur

  • Günther Kadlubek: AGFA. Geschichte eines deutschen Weltunternehmens von 1867 bis 1997. Lindemanns 2004
  • Albert Nürnberg: Agfa-Photomaterialien für Wissenschaft und Technik. Eigenschaften und Anwendungsbebiete, Hilfsmittel und Verarbeitungsvorschriften. Halle: Knapp 1954
  • Erich Stenger: 100 Jahre Photographie und die Agfa 1839-1939. München: Knorr & Hirth 1939
  • „Stück aus dem Tollhaus - Warum ist Agfaphoto plötzlich insolvent?“ in: Capital Nr. 24/2005, S. 54 ff
  • AgfaPhoto Presse
  • Pocketkameras von Agfa