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Spezialeinsatzkommando

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Ein Spezialeinsatzkommando (kurz SEK), früher auch Sondereinsatzkommando genannt, ist eine Spezialeinheit der Polizei. In Deutschland verfügen die Polizeien aller Bundesländer sowie der Bund (Bundespolizei) über ein SEK oder auch mehrere solcher Einheiten. In Österreich gibt es die Cobra und die WEGA.

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen verfügt beispielsweise über insgesamt 6 SEKs, während die meisten anderen Bundesländer ein SEK zentral eingerichtet haben. Bayern und Hessen haben je 2 SEK, welches jeweils für die Nord- bzw. Südhälfte des Landes zuständig ist. Das SEK kann organisatorisch der Bereitschaftspolizei oder auch einer großen überörtlichen Polizeidienststelle (Präsidien etc.) angegliedert sein. In den meisten Bundesländern jedoch verstärkt sich die Tendenz, die SEK den Landeskriminalämtern (LKA) organisatorisch anzugliedern, möglichst gemeinsam mit den Mobilen Einsatzkommandos (MEK). Die Struktur der SEK sind von Bundesland zu Bundesland verschieden.

Die Mitglieder eines SEK sind speziell ausgebildete und intensiv trainierte Polizeibeamte. Beim SEK finden nur Polizeibeamte Verwendung, die bereits im regulären Polizeidienst tätig waren (i. d. R. mind. 2 Jahre) und die sich einem extrem harten Auswahlverfahren stellen müssen, um in die Spezialeinheit aufgenommen zu werden. In der Regel wird von den Bewerbern nur ein geringer Anteil in das SEK aufgenommen. Bei erfolgreich bestandenem Aufnahmetest erfolgt eine mehrmonatige Spezialausbildung, in denen vor allem körperliche und psychische Belastbarkeit, aber auch das Eindringen in Gebäude, Fahr- und Klettertraining, Kampfsport sowie umfassende Schießausbildung antrainiert werden. Hierbei werden die SEK-Anwärter gezielt an die Grenzen der körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit gebracht.

Spezialeinsatzkommandos stehen insbesondere bei Geiselnahmen, aber auch bei brisanten Entführungsfällen im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Beispiele hierfür waren das Gladbecker Geiseldrama im August 1988 oder die Kaperung eines Touristikbusses in Köln 1995, Geiselnahmen in Gefängnissen und ähnliches. Obwohl öffentlich viel beachtet, machen derartige Einsätze nur einen geringen Teil des SEK-Alltags aus. Die meisten SEK-Einsätze finden in den Medien und der Tagespresse kaum Erwähnung. Ein SEK wird in der Regel in Situationen eingesetzt, in denen herkömmlich ausgebildete und ausgerüstete Polizisten überfordert oder gefährdet wären. Dies betrifft in erster Linie die Festnahme mutmaßlich bewaffneter Personen. Der Zugriff auf bewaffnete und/oder extrem gefährliche Gewalttäter machen den Großteil der SEK-Tätigkeit aus. Weitere Aufgabenbereiche der SEK sind Razzien im Bereich der organisierten Kriminalität (insbes. illegales Glücksspiel), Personen- und Zeugenschutzmaßnahmen (eher selten, da zumeist Personenschützer diese Tätigkeit übernehmen), die Rettung von gefährdeten Menschenleben (insbes. Selbstmörder) sowie Einsätze bei besonders gewalttätig verlaufenden Demonstrationen und Fußball-Einsätzen. Letzteres Einsatzgebiet wird allerdings von den SEK kaum noch vorgenommen, da sich in den letzten Jahren auf dieses Einsatzfeld die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) spezialisiert haben. Außerdem bekommen sie ein Gefahrenzuschlag von 150 € pro Einsatz.

Eine typische (aber bei weitem nicht die einzige) Aufgabe eines SEK ist die Erstürmung eines Gebäudes, in dem sich ein bewaffneter Geiselnehmer aufhält, um diesen zu überwältigen und die Geiseln zu befreien.

SEK-Kräfte tragen schwere kugelsichere Westen, Helme, standardmäßig Pistolen und je nach Einsatzlage Maschinenpistolen, sowie Scharfschützen entsprechend Präzisionsgewehre verschiedener Typen. Die Ausstattung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich und zwischen 30 und 35 Kilogramm schwer. Gelegentlich werden auch Flinten gegen (Kampf-)Hunde eingesetzt. Um ihre Identität zu verbergen, tragen sie außerdem Sturmmasken. Die offizielle Begründung für dieses Verhalten lautet zum eigenen Schutz und dem ihrer Angehörigen vor Racheakten, ferner dient es psychologischen Zwecken (Einschüchterung des Täters). Das SEK tritt sowohl in oben beschriebener "voller Kampfmontur" als auch zivil in Aktion, um bei Zugriffen auf Schwerkriminelle nicht von vorneherein erkannt zu werden. Im Alltag auf der Dienststelle tragen die SEK-Beamten anthrazitfarbene Einsatzoveralls, welche in den meisten Bundesländern mit einem SEK-internen Stoffabzeichen auf der Brust versehen sind (sog. SEK-Schwinge). In punkto Einsatzhäufigkeit gibt es zwischen den Bundesländern durchaus Unterschiede; so sind die SEKs in Berlin, Hamburg, Frankfurt sowie im Ruhrgebiet am meisten mit Einsätzen belastet. Das SEK Berlin bringt es seit Jahren auf einen Spitzenwert von ca. 500 Einsätzen pro Jahr.

In den Bundesländern zählen zu den Spezialeinheiten auch die Mobilen Einsatzkommandos (MEK). Sie arbeiten sehr eng mit dem SEK zusammen und sind spezialisiert auf Observationen sowie Einsätze zwischen wechselnden Orten (z. B. Omnibusentführungen).

SEK sind, wie auch die GSG 9 der deutschen Bundespolizei, nach dem terroristischen Anschlag während der Olympischen Spiele 1972 in München gegründet worden. In der Folge dieser Ereignisse beschloss die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren 1974 das "Konzept für die Aufstellung und den Einsatz von Spezialeinheiten der Länder und des Bundes für die Bekämpfung von Terroristen“. Dieser Beschluss kann als die Geburtsstunde der Spezialeinheiten in Deutschland angesehen werden.

Siehe auch

Literatur