Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energie, auch regenerative Energie genannt, bezeichnet Energie aus nachhaltigen Quellen, die nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich sind. Das Grundprinzip ihrer Nutzung besteht darin, dass aus den in der Umwelt laufend stattfindenden Prozessen Energie abgezweigt und der technischen Verwendung zugeführt wird.
Die vom Menschen nutzbaren Energieströme entspringen unterschiedlichen Primärquellen:
- der thermonuklearen Umwandlung in der Sonne,
- dem radioaktiven Zerfall im Erdinnern,
- der Erdrotation und den damit verbundenen Effekten (Gezeiten).
Auf der Erde können diese Energiequellen in Form von Sonnenlicht und -wärme, Windenergie, Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme genutzt werden.
Begriff




Die in der Sonne ablaufende Kernfusion ist die Quelle der solaren und der meisten regenerativen Energien, mit Ausnahme der Geothermie und der Gezeitenkraft. Die Sonne hat eine restliche Brenndauer von voraussichtlich etwa 5 Milliarden Jahren, so dass heute bei regenerativen Ressourcen nicht das Problem der zeitlich begrenzten Reserven auftritt.
Im physikalischen Sinne wird Energie nicht erneuert, sondern aus den oben genannten Quellen ständig zugeführt. Sonnenenergie wird zu einem recht kleinen Teil in natürlichen Prozessen kontinuierlich umgewandelt und zu einem größeren Teil wieder in den Weltraum abgestrahlt. Dient der in die Biosphäre eingetragene Teil dem Aufbau von Strukturen, dann kann er entropiesenkend wirken. Erwärmt er die Biosphäre, so wirkt er entropiesteigernd. Die Nutzung erneuerbarer Energien bedeutet eine Umleitung dieser Energieströme, um sie für den Menschen nutzbar zu machen.
Im Gegensatz zur Nutzung laufender Prozesse steht der Abbau von fossilen Energieträgern wie Steinkohle oder Erdöl, die heute sehr viel schneller verbraucht als neu gebildet werden. In einem strengen Sinn wären auch sie erneuerbar, allerdings nicht auf menschlichen Zeitskalen, da deren Bildung meist mehrere 100 Mio. Jahre dauert. Der umgangssprachliche Gebrauch der Begriffe „Erneuerbarkeit“ und „Regeneration“ weist auf diesen Unterschied hin: Entscheidend ist das Prinzip der Nachhaltigkeit, das heißt, dass der Mensch eine Ressource nicht stärker beansprucht, als sie sich regenerieren kann.
Besonders anschaulich ist der Prozess der Erneuerung bei Energie aus Biomasse: Für nahezu alle laufenden Prozesse in der irdischen Biosphäre ist die Sonne der ständige Energielieferant. Diese Prozesse können sogenannte nachwachsende Rohstoffe hervorbringen.
Die Kernspaltung in Kraftwerken wird nicht zu den erneuerbaren Energien gezählt, da diese sich aus endlichen, auf der Erde nicht regenerierbaren Rohstoffen (Uran oder Thorium) speist. Gleiches gilt für eine hypothetische zukünftige Nutzung von Kernfusionsreaktoren, die in der sich derzeit entwickelnden Form Lithium verbrauchen. Auch eine Kernfusion auf Basis der in großen Mengen vorhandenen Protonen, die technisch noch ferner liegt, wird nicht zu den erneuerbaren Energien gezählt.
Arten
- Bioenergie (aus Biomasse bzw. Energiepflanzen)
- Holz
- Pflanzenöl ("Pöl")
- Fettsäuremethylester (Biodiesel)
- (Bio-)Ethanol
- Biogas (Biogasanlage)
- Biowasserstoff (Dampfreformierung)
- Solarenergie
- Umgebungswärme (z. B. genutzt durch Wärmepumpenheizung oder Wärmespeicherheizung)
- Wasserkraft
- Windenergie (Windmühlen bzw. Windenergieanlage)
- Aufwind- oder Thermikkraftwerk
Potential erneuerbarer Energien
Physikalisches und technisches Potenzial
Die auf die Erde eingestrahlte Sonnenenergie beträgt etwa das Zehntausendfache des aktuellen menschlichen Energiebedarfs. Erdwärme und Gezeitenkraft liefern relativ dazu geringere, aber immer noch absolut hohe Beiträge. Rein physikalisch betrachtet, steht damit mehr Energie zur Verfügung, als in absehbarer Zukunft gebraucht werden wird.

In einigen Beispielprojekten ist es gelungen, den an einem Ort benötigten Energieverbrauch dezentral mit Erneuerbaren Energien zu decken (Nullenergiehaus, Bioenergiedorf). Daneben gibt es immer wieder Anläufe für zentrale Großprojekte auf Basis Erneuerbarer Energien. Studien des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ergaben, dass mit weniger als 0,3 Prozent der verfügbaren Wüstengebiete in Nord-Afrika und im Nahen Osten durch Solarthermische Kraftwerke genügend Strom und Trinkwasser für den steigenden Bedarf dieser Länder sowie für Europa erzeugt werden kann. Die Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation (TREC), ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern, Politikern und Experten auf den Gebieten der erneuerbaren Energien und deren Erschließung, setzt sich für eine solche kooperative Nutzung der Solarenergie ein. Eine Nutzung der Passatwinde im Süden Marokkos soll die solare Energieerzeugung ergänzen.
Bedeutung
Erneuerbare Energiequellen werden die fossilen und die nichtsolaren nuklearen Energiequellen langfristig wahrscheinlich zum Großteil ersetzen, da diese nur in begrenztem Umfang auf der Erde zur Verfügung stehen und ihr Einsatz ökologisch problematisch ist; insbesondere tragen erneuerbare Energien nicht zur globalen Erwärmung bei. In einigen Ländern (z. B. in Deutschland, Spanien, USA, aber auch China) nimmt die regenerativ erzeugte Energiemenge derzeit rasch zu. Ein noch schnelleres Wachstum wird jedoch durch – im Vergleich zu konventionellen Energieträgern – relativ hohe Investitionskosten erschwert.
Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern wird bei der Nutzung der meisten Erneuerbaren Energien kein Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Lediglich bei der Verbrennung von Biomasse wird CO2 in die Umwelt abgegeben, welches jedoch in der Regel nur so viel ist wie die zur Herstellung der Biomasse nötigen Pflanzen der Atmosphäre beim Vorgang der Photosynthese entzogen haben. Hierbei spricht man von CO2-Neutralität. Allerdings hat eine geänderte Landnutzung, zum Beispiel durch Anbau von Energiepflanzen, durchaus ökologische Auswirkungen. Diese folgen unter anderem aus der geänderten Menge an gebundenem CO2.
Der Einsatz erneuerbarer Energien bietet sowohl ökologisch als auch langfristig ökonomisches Potential. Diese Vorteile sollen im Vergleich zu anderen Energieformen durch das Vermeiden negativer Begleiterscheinungen (Folgeschäden) realisiert werden. Ob die erhofften ökologischen Vorteile realistisch sind, kann nur im Einzelfall durch eine Ökobilanz festgestellt werden. So muss bei der Biomasse-Nutzung z. B. Landverbrauch, chemischen Pflanzenschutz und Reduzierung der Artenvielfalt der erwünschten CO2-Reduzierung gegenübergestellt werden. Die Abschätzung wirtschaftlicher Nebeneffekte ist ebenfalls mit nicht zu unterschätzenden Unsicherheiten behaftet.
Für den Energieverbrauch ist die Art der Energiegewinnung unerheblich. Das bedeutet: Der Einsatz erneuerbarer Energien löst nicht die Probleme, die durch Energieverbrauch entstehen.
Zeitliche Verfügbarkeit
Gegen erneuerbare Energien wird häufig eingewendet, dass Sonne und Wind nicht gleichmäßig zur Verfügung stehen und nur begrenzt vorhergesagt werden können. Diese Unsicherheiten verschärfen insbesondere im Stromnetz die Differenz zwischen gesichertem Angebot und Nachfrage. Da sich größere Mengen Strom nicht ohne verlustbehaftete Umwandlung in andere Energieformen speichern lässt, müssen hierfür organisatorische und technische Vorkehrungen getroffen werden.
Ob die vermehrte Nutzung von Solarstrom und Windenergie die Schere zwische Angebot und Nachfrage weiter öffnet, ist allerdings umstritten. Während die konventionellen Kraftwerke rund um die Uhr die gleiche Leistung zur Verfügung stellen (können), passen Solarkraftwerke gut zum Tagesgang im Lastprofil (tagsüber wird mehr Strom benötigt als nachts), Windkraftwerke arbeiten im (europäischen) Winterhalbjahr stärker als im Sommer und gleichen damit sowohl den Jahresgang im Verbrauch als auch die jahreszeitlichen Schwankungen im Solarstrom aus.
Technisch unproblematisch ist der Umgang mit einem Überangebot an Strom. Wasserkraftwerke mit Staumauern können die Energieumwandlung mehrere Wochen bis Monate, Biogasanlagen mehrere Stunden ohne größere Verluste aufschieben. Fotovoltaik- und Windenergieanlagen können zumindest abgeschaltet und innerhalb von etwa 30 s (Selbsttest und Anfahren eines Fotovoltaik-Wechselrichters) bis wenige Minuten (größere Windenergieanlagen) wieder in Betrieb genommen werden. Dies ist sogar ein Vorteil gegenüber großen Dampfkraftwerken und Kernkraftwerken, die nach einer Abschaltung mehrere Stunden bis zur vollen Leistung benötigen. Andererseits wird durch so eine Abschaltung im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken kein Brennstoff gespart, so dass es wirtschaftlicher ist, den Strom für nachrangige Zwecke zu „verschwenden“.
Zur Deckung eines Strommangels müssen Wasserkraftwerke und Biogaskraftwerke kurzzeitig über ihrer Durchschnittsleistung, die durch den Nachschub an Wasser und Biomasse begrenzt ist, betrieben werden. Mit der heutigen Informationstechnik ist es auch möglich, zeitlich flexible Stromverbraucher (z. B. Zementmühlen, Kühl- und Heizsysteme) vorübergehend herunterzuschalten oder vom Netz zu nehmen („Lastabwurfkunden“, „Demand-Side-Management“).
Die Speicherung von elektrischer Energie durch Umwandlung in mechanische Energie wird bereits heute mit Pumpspeicherkraftwerken praktiziert. An Druckluftspeicherkraftwerken wird mit Pilotanlagen geforscht. Langfristig könnte die Energie in Form von lagerfähigem Wasserstoff gespeichert und gehandelt werden (Solare Wasserstoffwirtschaft), derzeit ist die Umwandlung Strom→Wasserstoff→Strom noch zu verlustreich.
Zentrale und dezentrale Erzeugung von Negern
Hauptartikel: Dezentrale Energieerzeugung
Der Wandel zu einer regenerativen Energiewirtschaft wird oft im Zusammenhang mit seinen ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen gesehen. Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien sind in der Regel deutlich kleiner als heutige Kraftwerke oder Raffinerien; sie reichen von wenigen Kilowatt (Fotovoltaik-Dachanlagen) bis in den zweistelligen Megawattbereich (großer Windpark, Solarthermisches Kraftwerk), während Kernkraftwerke meist über ein Gigawatt produzieren.
Befürworter einer Dezentralisierung betonen, dass bei dezentraler und erneuerbarer Energieerzeugung keine umfangreiche überregionale Infrastruktur notwendig ist, da die Energie in der Region verbraucht wird, in der sie gewonnen wird. Der Transport von Energieträgern in Form von Brennstoffen über große Entfernungen würde stark eingeschränkt. Beispiele sind die Nutzung von regionaler Biomasse (Holz, Biogas), Geothermie oder solare Warmwasserbereitung. Energie ist jedoch nicht in allen Regionen mit vergleichbarem wirtschaftlichen Aufwand bereitzustellen.
Bei dezentraler Energiewirtschaft kann auch die Ausnutzung des Brennstoffes erhöht werden, indem die Abwärme von Kleinkraftwerken zum Heizen umliegender Gebiete verwendet wird. Ein Beispiel sind die bereits heute eingesetzten Heizkraftwerke, einschließlich Biomasse- und Biogaskraftwerken.
Durch die Installation neuer Technologien werden neue Arbeitsplätze bei den entsprechenden Herstellern und Betreibern geschaffen. Eine dezentrale Energieversorgung gibt mehr Menschen pro installierter Leistung Arbeit als fossile Großkraftwerke, deren Kosten vor allem durch den Brennstoff bestimmt werden. Eine regionale Energieversorgung vermeidet die politische Abhängigkeit und den Abfluss von Devisen ins Ausland, erst recht wenn auch die Energieerzeugungsanlagen im Inland gefertigt werden.
Kritiker der dezentralen elektrischen Energieerzeugung betonen die Versorgungssicherheit durch weitgespannte Netzwerke. So können sich Überangebot und Mangel in verschiedenen Regionen ausgleichen. Zum Beispiel würde im Sommer ein Überschuss von Solarstrom aus den Mittelmeerländern geliefert, während im Winter Windstrom aus Nord- und Westeuropa genutzt werden könnte. Daneben weisen Kritiker auch auf Herausforderungen bei der Regelung vieler Kleinkraftwerke in einem großen Netzwerkverbund ohne die Stütze von Großkraftwerken hin. Richtig ist jedoch auch, dass ein System aus großen Verbundnetzen mit wenigen Großkraftwerken großflächige, beipielsweise europaweite Stromausfälle erst ermöglichen. Großflächige Stromausfälle sind bei einer dezentralen Energieversorgung unwahrscheinlicher. Kurzfristig lassen sich die Großkraftwerke in der bestehen Infrastruktur nicht ersetzen. Der Ersatz der Großkraftwerke durch viele kleinere dezentrale Anlagen führt zu einer Änderung der Infrastuktur.
Der Umbau der Energieversorgung auf Nachhaltigkeit bedeutet jedoch nicht notwendigerweise ausschließlich dezentrale Versorgung, einige Konzepte, wie beispielsweise Offshore-Windparks und Solarfarmkraftwerke, oder auch die Studien von TREC setzen auch bei erneuerbaren Energien auf zentrale Erzeugung und großräumige Verteilung.
Umweltauswirkungen durch erneuerbare Energien
Eine Energiewirtschaft, die auf erneuerbaren Energien aufbaut, kann eine Strategie für das Abwenden der globalen Erwärmung bieten, wenn deren Nutzung die Emission von „Treibhausgasen“ verringert. Die unterschiedlichen Technologien zur Nutzung jeder Form von Energie, also auch erneuerbarer Energien, haben grundsätzlich immer Auswirkungen auf die Biosphäre, also auch auf Menschen und das ihr Leben ermöglichende Ökosystem. Dabei müssen auch Aufbau und Abbau der Anlagen betrachtet werden (Produktlebenszyklus). Diese Auswirkungen müssen verstanden und quantitativ dargestellt werden. Erst dann werden Nutzen und Schaden in der Energie- und Entropiebilanz[2], für die Artenvielfalt und soziale Folgen deutlich.
Eine Gefahr der einseitigen Konzentration der Energiepolitik auf die Förderung „alternativer“ Energien besteht darin, dass das zweite notwendige Handlungsfeld aus dem Sichtfeld gedrängt wird: Energiesparen.
Solartechnik
Die Produktion von Fotovoltaikmodulen ist selber energieaufwändig. Die Energetische Amortisation in Deutschland beträgt für mono- und polykristalline Zellen um 6 Jahre und für Dünnschichtmodule rund 1 Jahr. Außerdem werden, wie bei allen elektronischen Bauteilen, zum Teil giftige Schwermetalle, sowie etwa 12 kg Silicium pro Kilowatt installierter Leistung (mono- und polykristalline Zellen) benötigt. Jedoch werden ab Mitte 2007, gemäß einer Pressemitteilung von Aloe Solar, Dünnschicht-Solarmodule hergestellt, die kein Silicium enthalten.
Es muss aber auch bedacht werden, dass für solarthermische Sonnenkollektoren Metall wie Kupfer und Aluminium verbraucht wird.
Lokal führt Solartechnik zu Änderungen der Energiebilanz, insbesondere durch Verschattung und geänderte Reflexion. Global ist dieses jedoch unbedenklich, denn das solare Energieangebot ist um einen Faktor 10.000 größer als der heutige gesamte Weltenergiebedarf. Selbst bei einer solaren Vollversorgung des Weltenergiebedarfs steht deshalb die daraus entnommene Energiemenge in keiner Relation zum Angebot.
Wasserkraft
Talsperren mit Staumauern machen starke Eingriffe in die Umwelt erforderlich. So mussten im Fall des chinesischen Drei-Schluchten-Damms mehr als eine Millionen Menschen umgesiedelt werden. Kritiker des Projekts wurden verfolgt. Bei vielen Stauseeprojekten kam es zu Veränderungen im Ökosystem, da riesige Flächen geflutet wurden und in die saisonale Wasserstandschwankungen der Flüsse eingegriffen wurde.
In Regionen mit Wassermangel kommt es zu Nutzungskonflikten. So staut z. B. Tadschikistan den Syrdarja (und Nebenflüsse) im Sommer auf, um in Winter Energie zu gewinnen. Das unterhalb gelegene Kasachstan benötigt das Wasser aber im Sommer für seine Landwirtschaft.
Auch Laufwasserkraftwerke greifen in die Flusslandschaft ein. Allerdings werden die meisten europäischen Flüsse ohnehin für die Binnenschiffahrt aufgestaut.
Windenergie
Windparks werden von Landschaftsschützern kritisch gesehen. An bestimmten Standorten besteht unter Umständen eine Gefahr für Zugvögel. Abhängig von den Prioritäten der Kommentatoren wird die Gefährdung von Vögeln entweder als gering oder als bedeutend eingeschätzt. Einfluss auf die regionalen Windverhältnisse wurde bisher nicht festgestellt. Um lokale Beeinflussungen zwischen den einzelnen Anlagen zu minimieren werden sie mit etwas Abstand untereinander errichtet.
Bioenergie
Auch gibt es Nachteile bei der Verwendung von Biomasse. Die Gewinnung von Energieträgern steht in einem Spannungsverhältnis zu Ernährung, Natur- und Landschaftsschutz. Während das Heizen mit Holzabfällen oder die Vergärung von landwirtschaftlichen Rest- und Abfallstoffen in Biogasanlagen als unproblematisch gelten, gerät der intensive Anbau von Energiepflanzen, insbesondere für die Herstellung von anspruchsvollen Treib- und Kraftstoffen, immer wieder in die Kritik. Eine Deckung des jetzigen Treibstoffverbrauches mit biogenen Energieträgern wird vom Volumen her ohne größere Umwelteingriffe kaum zu leisten sein.
Großen Schaden verursacht der Anbau des für Biodiesel verwendeten Palmöls. Hierfür werden jährlich riesige Flächen Regenwald in Palmenplantagen umgewandelt. Je nach Anbaumethoden kann die Fläche dauerhaft veröden, wodurch die grüne Lunge Regenwald kleiner wird. Bei Rapsöl ergeben sich beim erforderlichen großflächigen Anbau Schwierigkeiten für die Landwirtschaft (Monokultur).
Eine Verbesserung, in ökologischer Hinsicht, könnten jedoch BtL-Kraftstoffe bringen. Die Technologie steht zwar noch am Anfang - zur Herstellung können aber viele verschiedene pflanzliche Stoffe und Reste verarbeitet werden.
Bei der Verbrennung von Biomasse können Schadstoffe wie Stickoxide und Schwefeldioxid entstehen. Die Verbrennung von Holz gilt als erhebliche Quelle von Feinstaub.
Geothermie
Bei der Geothermie sind nahezu keine negativen Umwelteinwirkungen bekannt. Eine umfangreiche Systemstudie zeigt zwar Einwirkungen während des Baus derartiger Systeme, wie Herstellung der Stahlrohre für die Komplettierung geothermischer Bohrungen, diese sind jedoch vergleichsweise unerheblich. Bei der Stimulation von untertägigen Wärmetauschern treten gelegentlich kleine seismische Ereignisse auf (Dezember 2006, Basel, Magnitude 3,4). Diese waren jedoch bisher nie mit nennenswerten Schäden verbunden und sind vergleichsweise klein, verglichen mit den seismischen Ereignissen, die bei der Kohlegewinnung, der Erdöl-/ Erdgasgewinnung, bei der Endlagerung von CO2 oder beim Füllen von Wasserspeichern registriert wurden.
Politische Betrachtung
Anfang Juni 2004 fand in Bonn die Internationale Konferenz für erneuerbare Energien ("Renewables") statt. Sie führte zu der Forderung, dass die Nutzung erneuerbarer Energien ausgebaut werden müsse. Dies sei im Sinne der Armutsbekämpfung und des Klimaschutzes. Es wurden dazu politische Strategien und konkrete Maßnahmen weiterentwickelt. Die Beratungen mündeten in drei Beschlüssen:
- Ein internationales Aktionsprogramm mit 165 bestätigten Aktionen und Verpflichtungen fasst konkrete Maßnahmen, Ausbauziele und freiwillige Verpflichtungen einzelner Länder und Regionen zusammen.
- In einer Deklaration von Bonn haben die Ministerinnen und Minister eine politische Vision für eine globale Energiewende formuliert und sich auf einen Folgeprozess für die Bonner Konferenz verständigt.
- Es wird angenommen, dass Politikempfehlungen praktikable Wege für den Ausbau erneuerbarer Energien zeigen.
Das deutsche Gesetz über Erneuerbare Energien (EEG) soll den Anteil von Wind-, Wasser-, Sonnenenergie und Geothermie an der Stromerzeugung in Deutschland bis 2010 auf mindestens 12,5 Prozent steigern (2020: 20%). Bis 2020 werden in diesen Branchen über 200 Millarden Investitionen getätigt, also ein Vielfaches der in der Fossilen Energieversorgung vorgesehenen Investitionen. Man erhofft sich neben einem verbesserten Klimaschutz mehr Arbeitsplätze in den Branchen, die mit der Produktion erneuerbarer Energien verbunden sind. So wird die Mitarbeiterzahl in diesen Branchen von 150.000 (2006) auf 500.000 (2020) steigen. Die Erneuerbaren Energien können nicht nur den Ausstieg aus der Atomenergie vollständig kompensieren, sondern auch alleine die politisch verbindlich vereinbarte Einhaltung der Kyotoziele sicherstellen. Seit 1991 müssen Energieversorger Strom aus erneuerbaren Energien zu Mindestpreisen abnehmen, dies führt jedoch nur zu einer geringfügigen Erhöhung der Strompreise beim Endkunden (0,15 ct/kWh). Im Endeffekt führt die Einspeisung erneuerbarer Energien derzeit jedoch, aufgrund der Mechanismen der Strombörse Leipzig zu faktischen Kostensenkungen beim Endverbraucher.
Die im Herbst 2005 gebildete neue Bundesregierung aus CDU und SPD wird am EEG festhalten, für 2007 ist jedoch eine Überprüfung des Gesetzes vorgesehen. Ein ähnliches und sicherlich noch wichtigeres Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmemarkt ist zwar in der Koalitionsvereinbarung verbindlich zugesagt, jedoch bisher noch ausstehend.
Siehe auch: Energiepolitik
Statistik
Erneuerbare Energiequellen sind derzeit in Deutschland hauptsächlich in der Verwertung fester und flüssiger biogener Brennstoffe (64,5 %) im Einsatz. Für die Erzeugung des elektrischen Energiebedarfs wurden in Deutschland ca. 40 % der gesamten Primärenergie von 4.070.500 GWh/Jahr eingesetzt. Die elektrische Energie selbst nimmt in Deutschland 14 % der Primärenergie ein. Im Jahr 2004 konnten 3,6 % (143.055 GWh) des Primärenergiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Zum Vergleich: Elektrische Energie macht in etwa ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs eines Industriestaates aus. Daher beziehen sich einige Absätze in diesem Artikel speziell auf elektrische Energie und deren Transport.

Jahr | Bruttoverbrauch[5] | Summe EE | Anteil EE in % | Wasserkraft | Windenergie | Biomasse und -gas* | Fotovoltaik | Geothermie |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1990 | 550.700 | 18.463 | 3,4 | 17.000 | 40 | 1.422 | 1 | 0 |
1995 | 541.600 | 25.431 | 4,7 | 21.600 | 1.800 | 2.020 | 11 | 0 |
2000 | 578.100 | 36.679 | 6,3 | 24.936 | 7.550 | 4.129 | 64 | 0 |
2001 | 580.500 | 39.073 | 6,7 | 23.383 | 10.509 | 5.065 | 116 | 0 |
2002 | 582.800 | 45.760 | 7,8 | 23.824 | 15.786 | 5.962 | 188 | 0 |
2003 | 584.000 | 48.674 | 8,1 | 20.350 | 18.859 | 9.132 | 333 | 0 |
2004 | 600.000 | 57.529 | 9,5 | 21.000 | 25.509 | 10.463 | 557 | 0,2 |
2005 | 609.200 | 63.569 | 10,4 | 21.524 | 27.229 | 13.534 | 1.282 | 0,2 |
* = einschl. 50% biogener Anteil des Abfalls |
1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anteil am Primärenergieverbrauch | 2,0 | 2,1 | 2,2 | 2,6 | 2,7 | 3,0 | 3,5 | 3,9 | 4,7 |
Anteil am Endenergieverbrauch | 2,9 | 3,1 | 3,3 | 3,8 | 3,8 | 4,3 | 4,9 | 5,5 | 6,6 |

Mit einem Anteil von ca. 22,7% machten die Erneuerbaren Energien fast ein Viertel des österreichischen Bruttoinlandsverbrauchs im Jahr 2001 aus. Der elektrische Strom, der 2001 ca. 20% des energetischen Endverbrauches entsprach, wird im Jahresmittel zu rund 70% aus Wasserkraft und zu etwa 28% aus fossilen Brenstoffen erzeugt. Der Anteil anderer erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung beträgt ungefähr 2%.[6]
Auch in der Schweiz werden Erneuerbare Energien sehr intensiv genutzt. Im Jahr 2004 betrug deren Anteil am schweizer Endenergieverbrauch 16,5%. Diese 16,5% wurden zum Großteil durch Wasserenergie (70%), Biomasse (25%, incl. Abfall) und Umgebungswärme (3,5%) gedeckt.[7]

Der durchschnittliche Anteil der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch aller EU-25-Staaten (Malta ausgenommen) lag im Jahr 2004 laut eines Vergleichs des BMU bei 6,3%. Spitzenreiter waren Lettland (44,8%), Schweden (31,2%) und Finnland (27,2%). Österreich nahm mit 23,4% den vierten Platz ein, während Deutschland mit 3,5% unter dem Durchschnitt lag. [4]
Siehe auch
- Portal:Umweltschutz
- Energieversorgung in der Zukunft
- Zukunftstechnologie
- Backstop-Technologie
- Ölfördermaximum
- Energieeinsparung
Literatur
Bücher
- Bechberger, Mischa und Danyel Reiche (2006): Ökologische Transformation der Energiewirtschaft - Erfolgsbedingungen und Restriktionen. Schmidt, Berlin, ISBN 3-503-09313-3.
- Bührke, Thomas und Wengenmayr, Roland: Erneuerbare Energie - Alternative Energiekonzepte für die Zukunft. Wiley-VCH, Weinheim 2006, ISBN 978-3-527-40727-9, ISBN 3-527-40727-8.
- Fell, Hans-Josef und Pfeiffer, Carsten (2006): Chance Energiekrise - Der solare Ausweg aus der fossil-atomaren Sackgasse Solarpraxis, Berlin, ISBN: 3934595642
- Geitmann, Sven (2005): Erneuerbare Energien und alternative Kraftstoffe. Hydrogeit Verlag, Kremmen (2. Aufl.). ISBN 3-937-86305-2.
- Kaltschmitt, Martin, Andreas Wiese und Wolfgang Streicher (Hrsg.) (2003): Erneuerbare Energien. Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte. Springer Verlag, Heidelberg (3. Aufl). ISBN 3-540-43600-6
- Kleidon, Axel und Ralph D. Lorenz (2004): Non-Equilibrium Thermodynamics and the Production of Entropy. Springer Verlag, Heidelberg. ISBN 3540224955 ("Erneuerbare" Energien sind im Wesentlichen solche, die direkt nach dem Eintrag in die Biosphäre genutzt werden. Nutzen und Auswirkungen technischer Energieumwandlung leisten einen Beitrag zur Energie- und Entropiebilanz der Biosphäre. Dieser Bilanz muss sich auch die Nutzung "erneuerbarer" Energien unterwerfen. Das Buch vermittelt Grundlagen dazu.)
- Quaschning, Volker (2005): Regenerative Energiesysteme. Carl Hanser Verlag, München (4. Aufl.). ISBN 3-446-40569-0.
- Scheer, Hermann (2005): Solare Weltwirtschaft - Strategie für eine ökologische Moderne. Kunstmann, München (5. Aufl.). ISBN 3-888-97314-7.
- Springmann, Jens-Peter (2005): Förderung erneuerbarer Energieträger in der Stromerzeugung - Ein Vergleich ordnungspolitischer Instrumente. DUV, Wiesbaden. ISBN 3-8350-0038-1
Aufsätze und Studien
- BMU (2006): Externe Kosten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Vergleich zur Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern (PDF)
- Geisen, Bernd: Energieversorgung der Zukunft - Strom, Wärme und Kraftstoffe aus Biomasse. in: Müll und Abfall. Schmidt, Berlin 372005,11, S.548-551. ISSN 0027-2957
- Oswald, Bernd: Regenerative Energien. Erneuerbare Entlastung. in: Süddeutsche Zeitung. München 18. Januar 2006.
- Thrän, Daniela, Alexander Vogel und Michael Weber: Biogene Kraftstoffe in Deutschland, Techniken und Potenziale. in: Müll und Abfall. Schmidt, Berlin 37.2005,11, S.552-559. ISSN 0027-2957
- Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR): Zur Lage der Regenerativen Energiewirtschaft in Nordrhein-Westfalen für 2003 und 2004 (erschienen 2004 und 2005)
- Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR): Zur weltweiten Entwicklung der regenerativen Energien - Szenario bis 2010 (2000)
Weblinks
- Webseite des deutschen Bundesministerium über erneuerbare Energien
- Deutscher Bundesverband erneuerbare Energien e.V.
- Informationsportal für Erneuerbare Energien
- Solarserver - Internetportal zur Sonnenenergie
- Internetportal zur Förderung Erneuerbare Energien
- Informationsportal für Erneuerbare Energien Bine
- Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien
- Informationsportal für regenerative bzw. erneuerbare Energien
Nachrichten
Quellen
- ↑ Daten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), 2005
- ↑ Forschung auf dem Gebiet u.A. der Entropiebilanzierung: Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena
- ↑ VGB PowerTech
- ↑ a b c d Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - Erneuerbare Energien in Zahlen - nationale und internationale Entwicklung, Stand: Jan 2007, Seite 12
- ↑ Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Juli 2005 (PDF)
- ↑ a b Österreichischer Energiebericht 2003, aufgerufen Juli 2006
- ↑ Green Power in Switzerland, S. 3; aufgerufen im August 2006