Marie Nathusius
Marie von Nathusius, geb. Scheele (* 10. März 1817 in Magdeburg; † 22. Dezember 1857 in Neinstedt) war eine volkstümliche Erzählerin und Liederkomponistin. Neben E. Marlitt war sie die meistgelesene deutsche Unterhaltungs- und Jugendschriftstellerin ihrer Generation. Ihre Bestseller Tagebuch eines armen Fräuleins (1854), Langenstein und Boblingen (1855) und Elisabeth. Eine Geschichte, die nicht mit der Heirat schließt (1858) wurden bis in die 1920er Jahre hinein neu aufgelegt.
Leben
Die Tochter des pietistisch geprägten Pastors und späteren Superintendenten Friedrich Scheele verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Kalbe an der Saale, wo sie eine dürftige Schulbildung erhielt. Ab 1834 lebte sie in Magdeburg, ab 1835 in Eikendorf, wo sie den Haushalt des Bruders führte und die Erziehung seiner Pflegekinder übernahm.
Im März 1841 heiratete sie den Fabrikanten und Publizisten Philipp E. von Nathusius (1815-1872). Nach einigen Reisen in die Provence, nach Italien und in die Schweiz ließ sich das Ehepaar in Althaldensleben nieder und gründete 1844 eine „Kinderverwahranstalt“, einen Frauenverein für die Ortskrankenpflege, „Rettungshäuser“ für Jungen und Mädchen und eine „Mädchenarbeitsschule“. Nach Reisen nach Paris und England 1849 zogen Nathusius und ihr Mann 1850 auf das neuerworbene Gut Neinstedt bei Thale im Harz und gründeten ein „Knabenrettungs- und Bruderhaus“ (siehe Neinstedter Anstalten).
Das Ehepaar hatte sieben Kinder, darunter den späteren Politiker Philipp von Nathusius-Ludom (1842-1900) und den späteren Reformtheologen Martin von Nathusius (* 1843), die beide publizistisch hervorgetreten sind. Die Tochter des letztgenannten, die Schriftstellerin Annemarie von Nathusius (1874-1926), ist Marie Nathusius' Enkelin.
Philipp von Nathusius gab bis 1858 das Volksblatt für Stadt und Land heraus. Die meisten Romane und Erzählungen Marie Nathusius' erschienen dort als Vorabdrucke. Die Familie war außerdem eng befreundet mit August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Marie Nathusius vertonte 1847 seine Gedichte. Aus der gemeinsamen Liederpublikation Vierzig Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben stammt auch das heute allgemein bekannte Kinderlied Alle Vögel sind schon da. Als Marie Nathusius 1857 unerwartet früh verstarb, verarbeitete ihre Freundin Eleonore Fürstin von Reuß ihre Trauer in dem Gedicht Das Jahr geht still zu Ende. Nathusius' Mann Philipp verfasste ein dreibändiges Lebensbild der heimgegangenen Marie Nathusius (1867/68) für die postume fünfzehnbändige Werkausgabe der Gesammelten Schriften Marie Nathusius' (1858-1869).
Werke
- Vierzig Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben, Leipzig 1847
- (anonym ersch.:)Tagebuch eines armen Fräuleins. Abgedruckt zur Unterhaltung und Belehrung junger Mädchen, 1854
- Langenstein und Boblingen, 1855
- Rückerinnerungen aus einem Mädchenleben, 1855
- Die alte Jungfer, 1857
- Erzählungen einer Großmutter. Abdruck aus dem Töchter-Album, 1858
- Elisabeth. Eine Geschichte, die nicht mit der Heirat schließt, 1858
- Dorf- und Stadtgeschichten, 1858
- Gesammelte Schriften, 15 Bde., mit einem Lebensbild von Philipp Nathusius, Halle 1858-1869
- Hundert Lieder, geistlich und weltlich, ernsthaft und fröhlich ..., Halle 1865
Weblinks
- Vorlage:PND
- Marie Nathusius im Alphab. Katalog der Stabi Berlin
- Kurzes Porträt auf der Nathusius'schen Familien-Website
- Alle Vögel sind schon da in einer privaten Archiv-Website zum deutschen Volkslied
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Nathusius, Marie |
| KURZBESCHREIBUNG | deutsche Bestsellerautorin und Liedkomponistin des 19. Jahrhunderts |
| GEBURTSDATUM | 10. März 1817 |
| GEBURTSORT | Magdeburg |
| STERBEDATUM | 22. Dezember 1857 |
| STERBEORT | Neinstedt |