Seehund (U-Boot)


Geschichte
Der Seehund (Typ XXVII B, später "127") war eine Serie deutscher Kleinst-U-Boote mit zwei Mann Besatzung aus den letzten beiden Jahren des Zweiten Weltkriegs. Die ersten drei Prototypen wurden von den Howaldtswerken in Kiel im September 1944 ausgeliefert.
Aufgrund der schmalen Silhouette und der leisen E-Maschinen war es mit den damaligen Ortungsgeräten nur schwer zu entdecken. Die Boote operierten hauptsächlich in der Deutschen Bucht und im Ärmelkanal und erwiesen sich als durchaus leistungsfähiges Waffensystem (93.000 versenkte BRT ohne eigene Verluste, - u.a. den franz. Zerstörer Combattante).
Die Navigation erfolgte über zwei Kompanden, die Horcheinrichtung oder über das Sehrohr, welches allerdings nur drei Meter lang war. Die Einsatzfahrten dauerten, abgesehen von Ausnahmen, bis zu sieben Tagen. Bis zum Kriegsende wurden 285 Exemplare des Seehund fertig gestellt (93 lagen noch unfertig in den Produktionshallen), es kamen jedoch nur noch 70 Boote zum Einsatz, circa 30 Prozent der Besatzungen wurden bei ihren Einsätzen gefangen oder kamen ums Leben. Es wird berichtet, dass zahlreiche Besatzungen durch Kohlenmonoxid-Vergiftungen auf Grund der offenen Bauweise oder durch Lungenrisse umgekommen sind.
Beschreibung
Das U-Boot war zum Transport und zur Wartung in drei Sektionen zerlegbar.
Sektion 1
In der hintersten Sektion war die Maschinenanlage untergebracht, sowie die Tauchzelle 1.
Sektion 2
Die mittlere Sektion beinhaltete alle Einrichtungen zur Schiffsführung und bildet den Arbeitsplatz der Besatzung.
Hinten, direkt vor dem Dieselmotor war der Platz des Leitenden Ingenieurs. Er hatte die Mehrzahl der Anlagen zu bedienen. Über seinem Kopf das Ventil des Luftmastes, davor der Spiegel des Lichtbildkompasses. An der linken Seite oben der Fahrschalter der E-Maschine, links unten die Ventlie zum Fluten und Lenzen sowie der Präzisionstiefenmesser "Papenberg". Rechts befanden sich die Anzeigen der Bordelektrik, die Handlenzpumpe und die Ventile der Druckluft. Desweiteren befanden sich hier die Einrichtungen zum Steuern der Ruder, des Dieselmotors und die Abwurfhebel der Torpedos.
Vor dem Leitenden Ingenieur war der Platz des Kommandanten. Über seinem Arbeitsplatz war der Raum durch eine Art Turm höher, wodurch er in geduckter Haltung durch das Sehrohr blicken konnte. Beiderseits seines Sitzes waren Regelzellen zum ausbalancieren des Bootes. Links waren elektrische Schalt- und Sicherungskästen angebracht. Vor ihm war oben die Horchanlage montiert und unten wurden Atemkalkpatronen und andere Ausrüstung verstaut. An der rechten Seite war eine Handtrimmpumpe und die dazugehörigen Ventile.
Unter der Zentrale war eine kleinere druckfeste Röhre mit zwei der acht Akkutröge. An der Oberseite wurden bei späteren Booten beiderseits des Turmaufbaus zusätzliche Treiböltanks angeschweißt.
Sektion 3
Der Druckkörper der dritten Sektion war, bis auf die ersten 50 cm der der zweiten Sektion zugewandten Seite, durch ein gasdichtes Schott vom restlichen Inneraum abgetrennt und beherbergte sechs der insgesamt acht Akkutröge, die Trimmzelle und drei Druckluftflaschen zum Anblasen. Im ersten halben Meter waren zwei Sauerstoffflaschen zur Lufterneuerung sowie Ersatzteile untergebracht.
Unter dem Druckkörper befand sich der Kraftstoffbunker, davor die Tauchzelle 2.
Technische Daten
Baujahr: | ab 1944 |
Tauchtiefe: | 30 m |
Länge: | 11,865 m |
Breite: | 1,684 m |
Diesel-Motor: | 60 PS 6 Zylinder Lkw Motor, Büssing NAG |
E-Maschine: | 25 PS AEG E-Motor |
Batterie: | 5 Tröge 8 T 210 der Firma AFA |
Geschwindigkeit: | 7,7 Knoten (6 kn getaucht) / * 8 kn (6 kn getaucht) |
Reichweite: | 500 km bei 7,7 kn / * 930 km |
Bewaffnung: | 2x 53,3 cm G7e / Elektrotorpedo |
Wasserverdrängung: | 15 t |
Besatzung: | 2 Mann |
*andere Quelle
Literatur
- Klaus Mattes: Die Seehunde : Klein-U-Boote ; letzte deutsche Initiative im Seekrieg 1939 - 1945. Mittler, Hamburg/Berlin/Bonn 1995, ISBN 3813204847
- Werner Schulz: Im Kleinst-U-Boot : aus dem Nachlass eines "Seehund"-Fahrers. Brandenburgisches Verlag-Haus, Berlin 1995, ISBN 3894880856