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Tabak (Gattung)

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Tabakfeld
Tabakfeld
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Asternähnliche (Asteridae)
Vorlage:Ordo: Nachtschattenartige (Solanales)
Vorlage:Familia: Nachtschattengewächse
(Solanaceae)
Vorlage:Genus: Tabak
Wissenschaftlicher Name
Nicotiana
L.
Arten

Tabak (Nicotiana) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), zu der auch die Tomate, Kartoffel und Tollkirsche gehören. Heutzutage sind 65 Nicotiana-Arten bekannt. Gemeinsames Merkmal ist das spezifische Alkaloid Nikotin, das nur Tabakpflanzen in den Wurzeln produzieren und in den Blättern einlagern; dadurch ist Tabak eine relativ starke Droge.

Beschreibung

Tabak ist eine krautige Pflanze. Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig. Die fünf Kronblätter sind zu einer Röhre verwachsen. Es werden Kapselfrüchte gebildet, die zahlreiche Samen enthalten.

Nutzung

Als Nutzpflanze haben nur zwei Arten wirtschaftliche Bedeutung, die zahlreiche Varietäten bilden und aus denen viele Sorten gezüchtet wurden. Die verbreitetste Art ist der Virginische Tabak (Nicotiana tabacum), zu der nahezu alle heute angebauten Sorten gehören. Vereinzelt wird außerdem noch Bauern-Tabak (Nicotiana rustica) angebaut. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Ziertabak-Arten und -Sorten.

Tabakwaren

Drehtabak

Die getrockneten, kurierten und gerebelten Tabak-Blätter (Rauchkraut) können in Tabakspfeifen oder gedreht als Zigaretten, Zigarillos und Zigarren geraucht werden. Das giftige, suchtauslösende Nikotin wird dabei zu großen Teilen verbrannt; nur ein geringer Anteil verdampft und wird inhaliert. Bereits der Verzehr geringer Mengen kann wegen des hohen Nikotinanteils zum Tod durch Atemlähmung führen.

Weniger verbreitet ist der Konsum in Form von Snus, Kautabak und Schnupftabak.

Zigarettenimitate

Nikotinfreie Zigaretten gibt es in der Apotheke. Diese bestehen jedoch nicht aus dem Tabak, sondern aus einer Reihe von verschiedenen Pflanzenstoffen, welche den Geschmack einer Zigarette imitieren sollen.

Parfümerie

In Herrenparfüms werden Tabaknoten gerne eingesetzt. Für echte Effekte sind Absolues aus echten Tabakblättern unerlässlich. Absolues werden durch Extraktion über das Concrète gewonnen.

Arten

Datei:Tabakanbau.de-030819-1-28A-N tabacum Burley E.jpg
Typische Wuchsform des Virginischen Tabaks, der hier eine Wuchshöhe von zwei Metern erreicht hat.

Virginischer Tabak (Nicotiana tabacum)

Die wirtschaftlich bedeutendste Tabakart N. tabacum wird in einer Vielzahl von Sorten angebaut. Sie ist ursprünglich selbst aus der natürlichen Kreuzung zwischen Waldtabak (N. sylvestris) und filzigem Tabak (N. tomentosiformis) hervorgegangen. Genetisch ist N. tabacum tetraploid, er verfügt also über vier Chromosomensätze.

Virginischer Tabak hat rosarote Blüten mit fünf Blütenblättern, wobei sich die übrigen Formen zwischen zwei extremen Varietäten bewegen: Einerseits pyramidenförmig wachsende Pflanzen mit langen, gewinkelten und gewellten Blättern sowie langen Blütenkelchen, andererseits kugelförmig wachsende Varietäten mit breiten, ebenen Blättern und kurzen, glockigen Blütenkelchen. Die wichtigsten der heute über 600 angebauten Sorten können nach Verwendungsart im wesentlichen in folgende Grundtypen unterteilt werden:

  • Virginia: Hochwachsende, breitblättrige Tabaksorten. Überwiegend werden die stark zuckerhaltigen hellen Virginiasorten als Fülltabak für Zigaretten- und Pfeifentabak angebaut. Sie werden heißluftgetrocknet und können somit vier Tage nach der Ernte verarbeitet werden. Der mit Hilfe von Röhren (engl. „flue“) getrocknete Tabak wird auch als Flue-Cured Virgina (FCV) bezeichnet.
  • Burley: Brauner, pyramidenförmig wachsender Tabak mit vergrößerter Zellstruktur, die zu einer hohen Absorptionsfähigkeit für Aromastoffe führt. Diese Sorte wird vorwiegend für Zigaretten- und Pfeifentabak verwendet.
  • Orient-Sorten: Kleinwüchsige, zumeist sehr zuckerhaltige und nikotinarme Varietäten, die an die kargen, trockenen Böden des östlichen Mittelmeerraums angepasst sind. Wegen ihres hohen Anteils an aromatischen Ölen und Harzen werden diese Tabake als Würztabak für Zigaretten- und Pfeifenmischungen verwendet.
  • Dunkle luftgetrocknete Tabake (DLT): Alle Zigarrentabaksorten, die 2 bis 3 Monate in Trockenscheunen aufgehängt und anschließend fermentiert werden.
  • Weitere Typen wie Maryland, Sumatra und verschiedene andere zur Verarbeitung zu Zigarren bestimmte Sorten.
Datei:Tabakanbau.de-030511-DSCN0480-N Rustica Tabakblatt.jpg
Bauerntabak (Rundblatt-Tabak)

Bauerntabak (Nicotiana rustica)

Der gelbblühende, strauchartig wachsende Bauern-Tabak wird heute nur noch in Russland und in einigen osteuropäischen Staaten angebaut. Bekanntestes Rustica-Produkt ist die russische Machorkazigarette. Wegen seines Geruchs wird er auch Veilchentabak genannt, der früher in Deutschland angebaute Rusticatabak hieß wegen der Blattform Rundblatt-Tabak.

Besonderes Merkmal ist der äußerst hohe Nikotinanteil in den Blättern, weshalb entsprechende Tabakwaren in der EU nicht vertrieben werden dürfen. Der seit dem Dreißigjährigen Krieg in Europa angebaute Bauerntabak ist aus der natürlichen Kreuzung der Arten N. paniculata und N. undulata hervorgegangen und existiert heute in zahlreichen Sorten.

Ziertabak

Tabakarten und -sorten werden auch als Schmuckpflanzen angebaut. Unter diesen gibt es Wildarten wie den bis zu 1,7 m hohen, nachts stark duftenden Wald-Tabak (Nicotiana sylvestris) mit langen weißen Blütenröhren oder die vielen Sorten des Ziertabaks Nicotiana x sanderae, einer Kreuzung aus dem rotblühenden N. forgetiana und dem weißblühenden N. alata. Aus dieser Kreuzung entstanden Nachkommen in vielen Farbtönen und in unterschiedlichen Wuchshöhen, teils immerduftend, teils nachtduftend oder auch ohne Duft. Der „Scharlachkönig“ ist eine dunkel scharlachrot blühende, etwa 60 cm hohe Sorte.

Anbau

Staaten mit Rohtabakernten von über 100.000 Tonnen. Chinas Anteil an der Welttabakernte beträgt ca. 38 %.

Der Tabakanbau ist der landwirtschaftliche Anbau von Tabak als Nutzpflanze zur Gewinnung von Rohtabak aus den geernteten und getrockneten Blättern, teilweise auch aus den ganzen Pflanzen. Wegen der großen Anpassungsfähigkeit der subtropischen Pflanze wird Tabak bis in die gemäßigten Zonen von 38° südlicher Breite bis 56° nördlicher Breite angebaut. Die wichtigsten Anbaugebiete sind Nord-, Mittel- und Südamerika, China, Südostasien, Vorderasien/Balkan und Europa. In Deutschland wird Tabak unter anderem in der Vorderpfalz angebaut.

Der Tabakanbau führt in den afrikanischen Anbaugebieten zu verstärkter Abholzung von Wäldern, Auslaugung des Bodens und starker wirtschaftlichen Abhängigkeit der Tabakimporteure. [1]

Der Tabak unterscheidet sich von anderen Nutzpflanzen durch einen sehr hohen Arbeitsaufwand im Anbau. So wird nicht direkt auf das Feld gesät, sondern zunächst in gesonderten Saatbeeten zur Setzlingsanzucht. Dabei werden die Setzlinge nach etwa zwei Wochen pikiert und 6-8 Wochen nach Aussaat auf das Feld ausgepflanzt. Nach mehreren Pflegeschritten wie Hacken, Häufeln, Köpfen (Entfernen der Blütenstände) und Geizen (Entfernen der Seitentriebe) können drei Monate später die untersten 3-4 reifen Blätter geerntet werden. Dieser Vorgang wird über 4-6 Wochen wiederholt, bis alle verwendbaren Blätter abgeerntet sind.

Bis Ende der 60er Jahre war auch der private Tabakanbau in Deutschland recht gebräuchlich. Einige Jahrzehnte in Vergessenheit geraten wird dieser gerade mit steigenden Steuerlasten auf Tabakprodukte wieder aktuell. Dabei ist die Herstellung von rauchbarem Tabak arbeitsintensiv und eher als Liebhaberei (Hobby) attraktiv.

Der Tabakanbau in Europa wird von der EU mit Subventionen von 2 Milliarden Euro jährlich gefördert. Davon entfallen rund 150 Millionen Euro auf den Tabakanbau in Deutschland. Seit 2005 sollen jedoch 20 Prozent der bisher gewährten Subventionen gezielt dafür eingesetzt werden, die Tabakbauern zum Umsteigen auf andere Erzeugnisse zu ermuntern. In Österreich beispielsweise führte das dazu, dass laut einer Pressemeldung im Jahr 2005 alle etwa 70 verbliebenen Tabakbauern ihren Betrieb einstellten. Im Jahr 2010 soll die Subventionierung eingestellt werden.

Welternte von Rohtabak

Die weltweite Rohtabakernte beträgt rund 7 Millionen Tonnen, davon 2,55 Millionen Tonnen in der Volksrepublik China.

Weitere bedeutende Tabakanbaustaaten sind:

Hauptimporteure sind die USA, Deutschland, Großbritannien, Russland und die Niederlande.

Konsum

Quellen

  1. Regenwald Report 1.Quartal 2003 Seite 4, Südwind-magazin 09/2004 Seite 27 und 34 sowie ZEIT vom 6.6.2005

Siehe auch

Commons: Tabak – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tabak – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Tabak – Zitate