Selm
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Selm ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Sie liegt im südlichen Münsterland an der Lippe. Seit 1975 gehört Selm zum Kreis Unna.
Geografie
Geografische Lage
Selm liegt innerhalb der Großlandschaft der Westfälischen Bucht in der naturräumlichen Haupteinheit des Münsterlands an der südwestlichen Grenze. Die Stadt grenzt an die Lippe.
Geologie
Unter kreidezeitlichen Mergelschichten liegt in Selm kohleführendes Karbon. In der Beschreibung der Nordwanderung des Ruhrbergbaus wird das Gebiet Selms der Lippezone zugerechnet. Heute erfolgt Kohleabbau ausschließlich in dieser bis in das Münsterland hineinreichenden Zone. Der Abbau unter Selm erfolgt durch das Bergwerk Ost der Deutschen Steinkohle AG.
Regionalplanung
Selm gehört über den Kreis Unna dem Regionalverband Ruhr an, der die Regionalplanung in Masterplänen festlegt. Die Ministerkonferenz für Raumordnung legte fest, dass Selm innerhalb der Metropolregion Rhein-Ruhr liegt. Dem städtischen Verdichtungsraum des Ruhrgebiets wird es dabei nicht zugerechnet[1].
Stadtgliederung
Die kreisangehörige Stadt Selm gliedert sich in vier Stadtteile. Dem im Norden des Stadtgebiets gelegenen namensgebenden Selm fügt sich südlich Beifang an. Im Südwesten des Stadtgebiets liegt der Verwaltungssitz Bork, östlich von diesem Cappenberg.
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden von Selm sind im Uhrzeigersinn (im Norden beginnend) Lüdinghausen, Nordkirchen (beide Kreis Coesfeld), Werne, Lünen (beide Kreis Unna), Waltrop, Datteln (beide Kreis Recklinghausen) und Olfen (Kreis Coesfeld).
Geschichte
Erste Siedlungsspuren stammen aus der Jungsteinzeit nach Ausgrabungen in der Bauerschaft Ternsche.
Urkundlich erwähnt wurde die Stadt erstmals im Jahre 858 als zinspflichtig dem Benediktiner-Kloster Herford mit dem Namen „Seliheim“. Daraus entwickelte sich später über „Selheim“ und „Selhem“ der heutige Name „Selm“.
Verwaltet wurde Selm historisch von der Grafschaft Cappenberg, dann vom Fürstbischof von Münster, seit Anfang des 19. Jh. bis 1946 war Selm preußisch und damit der Provinz Westfalen zugehörig. Nach 1815 wurde aus den Kirchspielen Bork, Selm und Altlünen die Bürgermeisterei Bork gebildet. 1843 wurde mit Einführung der Westfälischen Landgemeindeordnung die Bürgermeisterei zum Amt Bork mit den Gemeinden Bork, Selm und Altlünen. Das Amt gehörte bis Ende 1974 dem Kreis Lüdinghausen an.
1906 wurde mit dem Abteufen der Zeche Hermann in Beifang begonnen. Die Industrialisierung brachte ein Anwachsen der Einwohnerzahl der Gemeinde Selm von 2.000 auf 10.000 mit sich. Die Zeche beschäftigte bis zu 3.500 Arbeitnehmer. Die hohe Zahl der Arbeitslosen durch die Stilllegung des Bergwerks im Jahr 1926 brachte die Gemeinde in eine wirtschaftliche Notlage.
Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte Selm sich langsam zur Wohnstadt für viele Menschen, die im Ruhrgebiet arbeiten.
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1975 wurden die ehemals zum Amt Bork gehörenden Gemeinden Selm (mit dem Ortsteil Beifang) und Bork (mit dem Ortsteil Cappenberg) im Zuge einer Gebietsreform zur neuen Gemeinde Selm zusammengeschlossen. Seit dem 27. September 1977 hat Selm das Stadtrecht.
Einwohnerentwicklung
Jeweils zum 31. Dezember hatte die Stadt Selm die folgende Anzahl an Einwohnern:
|
Politik
Ergebnisse der Kommunalwahlen ab 1975
In der Liste[2] werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens 2,95 % der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben:
| Jahr | CDU | SPD | FDP | UWG |
|---|---|---|---|---|
| 1975 | 52,0 | 44,5 | 3,5 | |
| 1979 | 49,6 | 46,7 | 3,7 | |
| 1984 | 45,7 | 43,8 | 10,4 | |
| 1989 | 41,4 | 42,8 | 15,8 | |
| 1994 | 46,2 | 43,5 | 10,4 | |
| 1999 | 56,6 | 33,1 | 10,4 | |
| 2004 | 47,2 | 31,4 | 4,0 | 17,4 |
Wappen
Das Wappen zeigt in Rot eine goldene Linde, im Schildhaupt darüber in Gold drei rote Rosen mit goldenen Butzen und grünen Kelchblättern. Dieses Wappen wurde der Stadt 1977 von der Bezirksregierung in Arnsberg genehmigt.
Die Linde, Symbol der Vemlinde in Selm, stammt aus dem alten Selmer Wappen. Das Bild war bereits Bestandteil eines 1966 geschaffenen Wappens der Gemeinde Selm. Darunter befand sich die Toreinfahrt und Dorfzufahrt zur heutigen Altstadt. Die Vemestätte in der Bauerschaft Ondrup in Selm ist der älteste Nachweis gemeindlicher Rechtstätigkeit vor Ort. Von den 23 Blättern im heutigen Wappen sind acht im äußeren Blattkranz nur mit der Spitze zu sehen, dreizehn sind in zwei seitlichen Fünfergruppen und in einer Dreiergruppe darüber voll zu sehen. Im unteren Blattbereich sind zwei halb zu sehen. Diese beiden unteren Blätter sind erst im heutigen Wappen der Sommerlinde links wie rechts zugefügt. Die Farbe der Linde wurde für das heutige Stadtwappen Selms verändert.
Die drei Rosen stammen aus dem Wappen der Adelsfamilie vom Stein. Die heraldische Rose belegt seit dem 12. Jh. ein in ganz Deutschland verwendetes Wappensymbol. Die Farbe rot entstammt der Grundfarbe des Westfälischen Wappens. Das Gelb wurde seit der kirchlichen Herrschaft zugefügt. So entsprechen die Farben den historischen Farben des Fürstbischofs von Münster, der im Gebiet des heutigen Selm bis zu seiner Absetzung (1803) die Herrschaftsrechte ausübte. Gleichzeitig sind es die historischen Farben des Wappens von Cappenberg, das auf die Grafen von Cappenberg zurückgeht.
Städtepartnerschaften
- Workington (Großbritannien, seit dem 30. April 1994)
- Walincourt-Selvigny (Frankreich, seit dem 29. März 1992)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
- Schlosstheater Cappenberg
Museen
- Feuerwehrmuseum Cappenberg
- Schloss Cappenberg; Als Museum werden einige Räume im Hauptflügel und Seitenflügel, die anderen Räume werden privat genutzt. Das Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt eine Dauerausstellung zur Geschichte Cappenbergs und des Freiherrn vom Stein im Seitenflügel. Der Kreis Unna präsentiert wechselnde Kunstausstellungen im Hauptgebäude des Schlosses.
Bauwerke
- Burg Botzlar, Selm-Beifang (13. Jh.)
- Fährenkamp-Siedlung
- Freiherr vom Stein-Denkmal, Selm-Cappenberg (20. Jh.)
- Friedenskirche, ehem. Dorfkirche St. Fabian und Sebastian, Selm-Altstadt (11. Jh.)
- Ludgerikirche, Selm-Altstadt (20. Jh.)
- Schloss Cappenberg und Stiftskirche des 12. Jh., Selm-Cappenberg
- Stephanuskirche, Selm-Bork (18. Jh.)
- Synagoge, Selm-Bork
- Windmühlenturm, Selm-Altstadt, Efeubewachsene Ruine (16. Jh.)
- ehem. Zechenanlage Hermann und Hermann-Siedlung, Selm-Beifang
Historische Stätten
- Veme in der Bauerschaft Westerfelde
- Hügelgräber in der Bauerschaft Ternsche
Landschaftsgebiete
- Ternscher See
- Naturschutzgebiet Netteberge
Sport
- Selmer Freibad
- Hallenbad des Instituts für Aus- und Fortbildung der Polizei Nordrhein-Westfalens, Selm-Bork
- Waldstrandbad am Ternscher See mit ausgezeichneter Wasserqualität
- 4-Elements Sportstudio mit Physiotherapeutischen Anwendungen, Sauna und Schwimmbad
Heimatverein
- Gründung des Heimatvereins Selm am 13. November 1925 von Dr. H. Pennekamp (Direktor der Rektoratsschule Selm)
- Vorsitzender: Albert Kohl
- Anschrift des Heimathauses: Kreisstraße 4, 59379 Selm; Tel.: 02592/917050
Regelmäßige Veranstaltungen
- Selmer Woche: Informations- und Verkaufsschau örtlicher Betriebe und Vereine rund um das Selmer Bürgerhaus.
- Borker Sonntag
- Adventsmarkt am ersten Dezemberwochenende in der Altstadt – rund um die Friedenskirche
- Schützenfeste der Schützenvereine in regelmäßigen Abständen
- Karnevalsumzug am Karnevalssamstag: Start in der Altstadt an der Realschule, Ende in Beifang am Bürgerhaus
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildung
Grundschulen
- Freiherr-vom-Stein-Schule (Gemeinschafts-Grundschule), Selm-Cappenberg
- Grundschule "Auf den Äckern" (Gemeinschafts-Grundschule), Selm-Bork
- Ludgerischule (Katholische Grundschule), Selm-Altstadt
- Lutherschule (Gemeinschafts-Grundschule), Selm-Beifang
- Overbergschule (Gemeinschafts-Grundschule), Selm-Beifang
Weiterführende Schulen
- Erich Kästner-Schule (Gemeinschafts-Hauptschule), Selm-Bork
- Otto-Hahn-Realschule (OHR), Selm-Altstadt
- Pestalozzischule (Förderschule für Lernbehinderte), Selm-Beifang
- Städtisches Gymnasium Selm (SGS), Selm-Beifang
Sonstige Bildungseinrichtungen
- FoKuS Selm AöR, städtischer Fortbildungs-, Kultur- und Sportbetrieb, Selm
- Familienbildungsstätte, Selm-Altstadt
- Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW, Selm-Bork
- Musikschule
- Volkshochschule, Selm
- Waldschule, Selm-Cappenberg
Touristik
Fahrradstation im Bahnhof Selm-Beifang (Eisenbahnstrecke Dortmund - Gronau), Einstiegspunkt zwischen Ruhrgebiet und Münsterland sowie Anbindung an die attraktiven Radwanderrouten 100-Schlösser-Route und Römerroute. Die Stadt ist beliebtes Ziel für Tages- und Wochenendausflüge. Zwei Campingplätze sind vorhanden.
Bekannte Selmer
- Josef Annegarn (* 1794, † 1843), katholischer Priester und Theologe (Professor für Kirchengeschichte), von 1830 bis 1836 Pfarrer in Selm; Namensgeber für die Annegarnstraße
- Heinz Cymontkowski (* 1954 in Selm), Kunstpreisträger der Stadt Selm und des Heinrich-Bußmann-Preises Lünen
- Karl Kertelge (* 28. April 1926 in Selm), emeritierter Professor für Exegese des Neuen Testamentes an der Universität Münster und emeritierter Domkapitular zu Münster.
- Wolfgang Rademacher (* 29. Oktober 1949 in Kamen), Schriftsteller und Sachbuchautor
- Werner Sanß (* 27. April 1913 in Münster (Westfalen); † 5. Mai 2004 in Selm), Theologe, Friedensaktivist und erster Träger des Aachener Friedenspreises
- Eric Schildkraut (* 6. November 1906 in Fröndenberg; 1908 -1933 in Selm; † in Hamburg), Schauspieler; Emigration 1933-1945, danach am Thalia Theater Hamburg
- Augustin Upmann (* 1955 in Selm), Kabarettist der "Bullemänner"
- Heinz Weißenberg (* 1955 in Selm), Kabarettist der "Bullemänner"
Preise der Stadt Selm
Kunstpreis der Stadt Selm, Preisträger:
- 1988: Heinz Cymontkowski
Kulturförderpreis der Stadt Selm, Preisträger:
- 1985 - vier Flötistinnen des Musikschulkreises, 1. Platz Landeswettbewerb Jugend musiziert, Christiane Fechte, Hildegard Schattenberg, Annette Murlowski, Simone Kück
- 1986 - Michael Kuhlmann, Pianist
- 1987 - Hans Piene, Maler
- 1988 - Theo Bleckmann, Jazz-Sänger und -pianist
- 1991 - Markus Mußinghoff, Bildhauer
- 1992 - Michael Steinbrecher, Journalist, geb. 1965 in Dortmund, Moderator der Sendung "das aktuelle sportstudio" , Autor und Filmemacher
- 1993 - Kinderchor Selm
- 1994 - Doris Cymontkowski für ihre Arbeit zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Selm, Bork und Cappenberg
- 1996 - Silke A. Schuemmer, geb. 1973 in Aachen/NRW, lebt und arbeitet in Berlin
- 1998 - Verena Volkmer, Harfinistin, geb. 1978 in Lüdinghausen, studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, wechselte an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler" Berlin zu Maria Graf. Verena Volkmer war mehrfach Preisträgerin des Wettbewerbs „Jugend musiziert". Sie spielte u. a. in dem RIAS-Jugendorchester, der Jungen Deutschen Philharmonie und dem Symphonieorchester der Stadt Münster.
Literatur
- Cymontkowski, Heinz: Juden in Selm-Bork-Cappenberg in 3 Teilen, Eigenverlag Ateliergruppe Lünen-Selm, 1990
- Cymontkowski, Heinz: Seher - Sucher - Wächter mit 18 Tuscheabbildungen des Verfassers und Gedichten von Evelyn Bernhagen, Berlin, (Verlag der Buchhandlung Möller GmbH) Gebunden, Großformat, 30 cm × 22 cm
- Didon, Christian: Chronic des Amtes Bork, 103 Seiten, - 21 × 20 cm; Nachdruck, Hrsg.: Archiv der Stadt Selm, Selm 1995
- Grund, Winfried: Kiwi und Terrakotta - ein Streifzug durch Selm- (Verlag der Buchhandlung Möller GmbH) Gebunden - 172 Seiten, 2004
- Hoff, Siegfried: Das singende Kalb in der Wiege und die Rettung einer historischen Kirche : Baugeschichte und Deckenmalereien der ehemaligen Pfarrkirche St. Fabian und Sebastian zu Selm , Lindenberg i.Allgäu, Kunstverl. Fink, 2002 ISBN 3-89870-001-1
- Hopf, Hans-Peter: Auf den Spuren unserer Väter: Selm 1815 - 1975. Heimatbuch Selm 1995, Heimatverein Selm 1995
- Kaiser, Udo (bearb.): Daten zur Geschichte der Stadt Selm von 858 - 1997 Schriftenreihe des Stadtarchivs Selm, Stadtdirektor, 1997
- Kertelge, Michael: Die Bergarbeitergemeinde St. Josef in Selm-Beifang: ein lokales katholisches Milieu 1933 - 1945; ein Beitrag zur Geschichte des Nationalsozialismus in Selm, Schriftenreihe des Stadtarchivs Selm, Selm 1995
- Sanß, Werner: (Hrsg. Wolfgang Möller) Der Heilige Frieden (Verlag der Buchhandlung Möller GmbH) Gebunden - 204 Seiten - Großformat, 30 cm × 22 cm
- Schwieters, Julius: Geschichtliche Nachrichten. Über den westlichen Theil des Kreises Lüdinghausen: die Pfarrgemeinden Venne, Ottmarsbocholt, Senden, Lüdinghausen, Seppenrade, Olfen, Selm, Bork, Kappenberg und Altlünen umfassend 3., unveränd. Nachdr. [d. Ausg.] Münster, Aschendorff, 1891, Erscheinungsjahr: 1988, ISBN 3-402-05707-7
- Stadt Selm (Hrsg.): Baudenkmäler in der Stadt Selm. Ein fotografisches Bekenntnis, Selm, September 1997
- Tecklenborg, Hubert (Hg.): Münsterland. Magazin für Freizeit, Kultur und Wirtschaft, Heft 4/2003: Selm, Stadt mit Freiraum u. a., Steinfurt 2003
- Voss, Peter: Gruss aus dem Südmünsterland. Ansichtskarten der Jahrhundertwende aus Ascheberg - Drensteinfurt - Lüdinghausen - Nordkirchen - Olfen - Selm - Senden - Werne, Werne (Regio-Vlg), 1993 ISBN 3-929158-02-7 Gebunden 120 Seiten, 105 Abbildung(en) - 21 × 20 cm
- Weißenberg, Rita [Hrsg.]:Uns wurde nichts geschenkt. Selm Beifang 1906 - 1933, Stadt Selm 1985, 203 S. : zahlr. Ill., Kt. ISBN 3-9801211-0-0
Quellen
- ↑ Landschaftssteckbrief: Ruhrgebiet (BfN)
- ↑ Verzeichnisse der Kommunalwahlergebnisse des Landes Nordrhein-Westfalen (LDS NRW) von 1975 bis 2004