Zum Inhalt springen

De Volkskrant

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Februar 2007 um 22:19 Uhr durch Marcus Schätzle (Diskussion | Beiträge) (Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
de Volkskrant
Beschreibung: überregionale Tageszeitung
Verlag: PCM Uitgevers N.V.
Redaktionssitz: Amsterdam
Gründung: 1919 (als Tageszeitung seit 1921)
Erscheinungsweise: täglich (Mo-Sa)
Auflage: 260.923 Print, 17.652 E-Zeitung[1]
Chefredakteur: Pieter Broertjes (seit 1995)
Homepage: www.volkskrant.nl

de Volkskrant ist eine niederländische Tageszeitung.

Geschichte

Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg

Die Zeitung wurde im Oktober 1919 von einigen Gruppierungen der katholischen Gewerkschaftsbewegung gegründet und erschien zunächst als Wochenzeitung mit Sitz in 's-Hertogenbosch. Von Januar 1920 an erschien sie dreimal die Woche und erhielt mit Jan Vesters einen erfahrenen Journalisten, der seit 1889 Redakteur und seit 1898 Chefredakteur von Het Huisgezin, ebenfalls eine katholische Zeitung, war. Vesters gab seinen alten Posten für de Volkskrant nicht auf und führte Het Huisgezin parallel bis 1934 weiter. Im Oktober 1921 wurde de Volskrant eine Tageszeitung, deren formale Herausgeberschaft schließlich 1932 vom Rooms-katholieke Werkliedenverbond - RKWV (Römisch-Katholischer Arbeitnehmerverband) übernommen wurde. 1935 zog de Volkskrant nach Utrecht um. Zur landesweiten Ausgabe kamen nun Lokalausgaben für die Regionen Twente, Limburg und Nordbrabant (jeweils für den Westen und Osten) hinzu, einige Jahre später folgten weitere für Rotterdam, Den Haag, Gelderland und die nördlichen Provinzen.

Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg kam es im Oktober 1941 zur vorübergehenden Einstellung der Zeitung. Die Redakteure hatten nach der Absetzung von Vesters, der nun bereits 21 Jahre Chefredakteur war, durch die Besatzer keinen Nachfolger aus den Reihen der niederländischen Nationalsozialisten NSB akzeptieren wollen und im August jenes Jahres auf einen Schlag gekündigt. Das zwischenzeitliche Ende der Zeitung stand auch im Zusammenhang mit dem gleichzeitig erfolgten bischöflichen Verbot einer Mitgliedschaft in der nazifizierten katholischen Gewerkschaftsbewegung.

Neugründung und Etablierung in den Nachkriegsniederlanden

1944 wurde die Neugründung von einer Gruppe um Adrianus Cornelis de Bruijn, Vorkriegsvorsitzender des RKWV, und Carl Romme, 1937-39 Minister für Soziales, eingeleitet. Letzerer war zunächst als Chefredakteur vorgesehen, wollte diese Funktion jedoch nicht alleine ausüben. Nachdem Romme die Zeitung konzipiert hatte, entschied sich der Gründungskreis dazu Joop Lücker, vormals Auslandskorrespondent in London und Redakteur von De Telegraaf, als journalistischen Chefredakteur für das Organisatorische einzusetzen. Romme nahm die Funktion eines politischen Chefredakteurs ein und wurde mit seiner 1946 eingenommenen Position als Partei- und Fraktionschef der Katholieke Volkspartij (KVP) sowohl zum Informationslieferanten aus der Politik als auch zum Gewährleister einer Rückendeckung, die er sich als Chefredakteur auch in umgekehrter Richtung von der Zeitung für seine Ziele holte.

Die Zeitung konnte schließlich am Tag des Kriegsendes in Europa, dem 8. Mai 1945, vom neuen Redaktionssitz Amsterdam aus wieder erscheinen. Der Erscheinungstag war nicht etwa symbolisch gewählt, sondern lag an einem Stromausfall, die in der Anfangszeit zudem bestehende Papierknappkeit stand der in den ersten drei Jahren schnell steigenden Auflage letztendlich nicht im Wege. Begünstigt wurde der Aufstieg auch durch das bis 1949 bestehende Erscheinungsverbot für De Telegraaf, die als Kollaborationszeitung galt, wodurch de Volkskrant einige Jahre die einzige überregionale Zeitung war. Des weiteren konnte durch die Neugründung alter Ballast abgeworfen werden, die Zeitung sprach nun hauptsächlich die städtischen Mittelschichten an und kam so auf eine breitere Leserbasis. Die als Nachfolgerverband des RKWV gegründete Katholieke Arbeidersbeweging (KAB), deren Vorsitz 1946 wieder an de Bruijn vergeben wurde, übernahm die Herausgeberschaft der Zeitung.

Richtungsstreitigkeiten zwischen der KVP und dem KAB schlugen sich auf das Verhältnis von Romme und de Bruijn nieder. Nachdem die KVP die Parlamentswahlen nicht gewinnen und Romme dadurch kein Ministerpräsident werden konnte, schied dieser im Dezember 1952 aufgrund dieser Spannungen aus der Redaktion aus, blieb jedoch Kolumnist. Lücker setzte seinen Kurs fort, band weitere katholische Prominenz als Autoren ein, wie er auch kritische Stimmen zuließ. Meinungsverschiedenheiten über eine Vielzahl von Themen zwischen Lücker und der Geschäftsleitung und der letzterer gegenüber vorgebrachte Unmut seitens leitender Redakteure über ihren autoritären Chef führten im März 1964 zur erzwungenen Kündigung Lückers. Jan van der Pluijm, Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und Vorsitzender des Katholischen Journalistenrings, wurde zum Nachfolger bestellt, obwohl dieser zunächst nicht neuer Chefredakteur werden wollte.

Abwendung vom katholischen Hintergund

Die Ära van der Pluijm begann mit einer Reihe von Veränderungen. Die KAB erhielt im gleichen Jahr mit dem Nederlands Katholiek Vakverbond (NKV) einen von der Kirche autonomeren Nachfolger, der versuchte auf die redaktionelle Linie Einfluss zu nehmen und mit der (erfolgreichen) Abwehr dieses Versuchs den Einstand van der Pluijms bildete. Dem folgte der Umzug in ein neues Redaktionsgebäude und der eher als Marktanpassung zu verstehende Wegfall der Unterüberschrift "katholiek dagblad voor Nederland" von der Titelseite im September 1965 - de Volkskrant war die letzte Zeitung mit einer solchen Hervorhebung. Ein Ablassen vom katholischen Hintergrund hatte die Redaktion zunächst nicht im Sinn, vielmehr wurde versucht ein Bezug zu den sozialen, politischen und ökumenischen Bewegungen jener Zeit herzustellen.

In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre begann jedoch trotzdem die schrittweise Entfremdung sowohl von der Kirche als auch der KVP. Was die Kirche betraf lag dies u.a. an der Enttäuschung über den Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Einsetzung zweier konservativer Bischöfe im Jahr 1970. Die Entfremdung von der KVP hatte seinen Urspung in dem vom rechten Flügel der KVP herbeigeführten Ende der Koalition mit der Partij van de Arbeid (PvdA), was im Arbeitnehmerflügel der Partei auf großen Unmut stieß (die KVP hatte im Oktober 1966 zusammen mit der Opposition den Staatshaushalt abgelehnt und so ihren eigenen Ministerpräsidenten Jo Cals zum Rücktritt bewogen). Diese Entwicklung ging auch nicht an den beiden Führungspersonen der Zeitung vorbei. Der neue Direktor Theo Coppes wechselte in seinem Antrittsjahr 1966 von der KVP zur PvdA, van der Pluijm trat 1970 aus der Kirche aus. Anfang der Siebziger war die vollständige Loslösung von der Kirche und der KVP zur Realität geworden. Dies und die nun folgende Verschiebung der Ausrichtung zur Linken hin wurde indes nicht von allen Redakteuren und in den einzelnen Teilen der Zeitung mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vollzogen. Mit der Richtungsänderung ging ein Wechsel in der Leserschaft einher, dem allmählichen Wegbröckeln des alten katholischen Bollwerks stand ein größerer Zustrom neuer Bevölkerungsgruppen wie Studenten und Linke mit hohem Bildungsgrad entgegen.

Zusammenschluss mit Het Parool und Hinwendung zur politischen Linken

Finanzielle Engpässe, Anzeigenkonkurrenz durch Radio und Fernsehen und die Einsicht auf Dauer nicht alleine eine Zeitung herausbringen zu können führten 1968 nach langwierigen Verhandlungen zu einem Zusammenschluss mit dem sozialdemokratisch ausgerichteten Konkurrenten Het Parool, das neue Gemeinschaftsunternehmen hieß zunächst "Perscombinatie" und wurde von Het Parool in einem Eigentumsverhältnis von 60:40 dominiert.

Es kam zunächst zu jahrelangen Meinungsverschiedenheiten sowohl zwischen de Volkskrant und dem neuen Direktorium als auch mit Het Parool. Die von van der Plujm gestützte Demokratisierung der Redaktion wurde von dieser nun massiv eingefordert und führte Ende 1973 zur Einsetzung eines Redaktionsrats und des Inkrafttretens eines Redaktionsstatuts. Zu gleicher Zeit profilierte sich die Zeitung mit der Amtseinführung des Kabinetts de Uyl durch eine kritische Unterstützung der regierenden PvdA, die als Abspaltungen des linken Flügels ihrer alten Parteien entstandenen PPR (von der KVP) und Democraten 66 (von der VVD) erhielten kaum Beachtung. In diese Phase fällt neben dem 1975 erfolgten Beitritt der protestantischen Zeitung Trouw zur Perscombinatie auch eine Ausweitung eines persönlich gefärbten Betroffenheitsjournalismus, der jedoch durch die sich vom Ende der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre vollziehende Professionalisierung und einer stärkeren Trennung von Bericht und Meinung wieder zurückgedrängt wurde. Die Selbsteinschätzung als progressive Tageszeitung war im übrigen in der Redaktion selbst nicht überall sichtbar, so spielten Frauen bis Anfang der achtziger Jahre dort nur eine untergeordnete Rolle.

Konsoliderung, Expansion und das Internet als neues Medium

Im März 1982 löste Harry Lockefeer van der Pluijm als Chefredakteur ab. Dieser Vorgang hatte insofern eine außergewöhnliche Vorgeschichte, als Lockefeer noch 1975 seine Kandidatur als stellvertretender Chefredakteur aufgrund der Spaltung der Redaktion darüber zurückgezogen hatte und die Designation somit bedeutete, dass er über seinen damaligen Vorgesetzten, den nun auf seiner früher anvisierten Position amtierenden Jan Blokker, erhoben werden würde. Lockefeer war daher im Mai 1981 zunächst als Co-Vize neben Blokker eingesetzt worden, um ihn über eine Einarbeitungs-Übergangsphase an die neue Verantwortung heranzuführen. Die Zeitung kam nun zur Ruhe und wurde hinsichtlich der Anzahl der Auslandskorrespondenten und des Umfangs der Samstagsausgabe deutlich ausgebaut, in Lockefeers Zeit fält auch die Umstellung auf Computer und Farbdruck. Perscombinatie expandierte weiter mit dem im Juni 1994 erfolgten Kauf des Verlags Meulenhoff & Co, 1995 fusionierte Perscombinatie schließlich mit Dagblad Unie, Herausgeber des Algemeen Dagblad und NRC Handelsblad, zum neuen Konzern PCM Uitgevers N.V. Lockefeer wechselte im gleichen Jahr von de Volkskrant zur Rijksuniversiteit Groningen und wurde durch Pieter Broertjes, seit 1991 stellvertretender Chefredakteur, ersetzt.

Broertjes ist seit seinem Antritt mit der Ausweitung der Zeitung auf das Internet befasst, wie auch mit den durch dieses Medium verursachten Auflagenrückgängen. Kurz vor dem Einsetzen des Auflageneinbruchs hatte die Samstagsausgabe im September 1999 noch ein Magazin erhalten. Het Parool, die nach dem Zusammenschluss von 1968 noch die Dominierende von beiden Zeitungen war, wurde im Januar 2003 nach dem dortigen Einstieg des belgischen Medienkonzerns De Persgroep als Großaktionär aus PCM Uitgevers ausgegliedert, zu diesem Zeitpunkt lag die Auflage von de Volkskrant mehr als viermal über der von Het Parool.[1]

Der Eintritt ins neue Jahrtausend wird vor allem auch den Wegbruch von bisher geltenden Selbstverständlichkeiten markiert. Wie in anderen niederländischen Tageszeitungen galt in de Volkskrant jahrzehntelang das ungeschriebene Gesetz einer nicht allzu offensiven Berichterstattung über das niederländische Königshaus, das wiederum seinerseits versuchte auf eben diese Berichterstattung Einfluss zu nehmen. Zur Zeit des Jahrtausendwechsels ist diese Praxis, auch durch die Diversifikation der Berichterstattung durch das Internet, stark abgeschwächt worden.[2] Das in den Niederlanden zu diesem Zeitpunkt zunehmend aufgekommene Infragestellen des Konsenssystems, u.a. symbolisiert durch die Morde an Pim Fortuyn und Theo van Gogh, ging an der Zeitung gleichermaßen nicht spurlos vorbei.[3]

Im Februar 2007 zog de Volkskrant zusammen mit Trouw in den Bürokomplex INIT-gebouw ein, in dem sich bereits die vorgenannte ehemalige Schwesterzeitung befindet.

Internet

  • 1996 - die Zeitung geht online
  • 2004 - de Volkskrant erscheint auch als E-Zeitung
  • 2005 - der Weblog Volkskrantblog wird gegründet. Leser können ihre eigenen Blogs auf de Volkskrant betreiben
  • 2006 - Umstellung der Online-Ausgabe - RSS-Feeds, Podcasts, web-tv werden zum festen Bestandteil

Bisherige Chefredakteure

Jan Vesters   1920-1941    
Joop Lücker 1945-1964 & Carl Romme 1945-1952
Jan van der Pluijm 1964-1982
Harry Lockefeer 1982-1995
Pieter Broertjes 1995-

Bekannte und/oder die Zeitung prägende Redakteure und Mitarbeiter

  • Der einzige international bekannte Mitarbeiter von de Volkskrant war der Schriftsteller Cees Nooteboom, der in den Jahren 1961-68 für die Zeitung in seiner Tätigkeit als Freier Mitarbeiter Kolumen schrieb und Reportagen beisteuerte, seine Impressionen von den Pariser Studentenunruhen im Mai 1968 wurden 1969 mit dem Prijs voor de Dagbladjournalistiek ausgezeichnet.
  • In den Niederlanden selbst war der Schriftsteller Godfried Bomans der bei weitem bekannteste Redakteur und Mitarbeiter der Zeitung. Er war buchstäblich Mitarbeiter der ersten Stunde seit dem Wiedererscheinen 1945 (ein Artikel von ihm befand sich auf der ersten Seite der Startausgabe) und war zunächst Kunstredakteur, dann auch Texter für den populären Comic Strip "Pa Pinkelman". 1952 schied Bomans zugunsten der Schriftstellerei aus der Redaktion aus, blieb aber bis 1970 Kolumnist. Die kurze Zeit Ende der sechziger Jahre, in der er und Jan Blokker (s.u.) gleichzeitig Kolumnisten der Zeitung waren, markiert gewissermaßen eine Zeitenwende.
  • Henri Faas, langjähriger Redakteur der Parlamentsredaktion in Den Haag, hinterließ mit seinem 1957 erfolgten Konflikt mit dem Kabinett über die vorzeitige Veröffentlichung einer noch nicht gehaltenen Rede der Königin Spuren in der Medienlandschaft, da dieser Konflikt im Jahr 1960 zur Gründung des Raad voor de Journalistiek führte.[4] Er unterstützte die Linksabspaltung der KVP, die 1968 gegründete PPR, in seiner Berichterstattung, verließ dann 1970 jedoch die Zeitung. 1980 war Faas Kandidat für die Nachfolge von Chefredakteur van der Pluijm, wurde jedoch aufgrund von Differenzen mit der Auswahlkommission nicht berücksichtigt.
  • Gabriël Smit, 1952-75 Kunstredakteur und ein zu seiner Zeit sehr bekannter Verfasser religiöser Dichtung, berichtete vom Zweiten Vatikanischen Konzil, der einer der Gründe für die Loslösung der Zeitung vom Katholizismus war. Smits darauf folgende eigene Loslösung vom Katholizismus und seine Mitwirkung in der Zeit des Übergangs zur Zeitung der politischen Linken steht für eine Reihe anderer Redakteure.
  • Jan Blokker, seit 1951 Autor und ein Jahr später auch Journalist, wurde 1968 zunächst Kolumnist, 1979 dann stellvertretender Chefredakteur und trug anschließend entscheidend zur Professionalisierung und stilistischen Umorientierung der Zeitung bei. Harry Lockefeer, 1982 zum neuen Chefredakteur ernannt, stützte sich in seiner Anfangszeit sehr auf ihn. In der 38 Jahre lang währenden Mitarbeit schrieb Blokker 3.816 Kolumnen für die Zeitung. Am 1. Juli 2006 erschien seine letzte Kolumne, nachdem er zuvor aufgrund eines Konflikts mit der Redaktion der Literaturbeilage "Cicero" die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte.
  • Der Zeichner Opland (eigentlicher Name Rob Wout) prägte von 1948 bis zu seinem Tod im Jahr 2001 das Erscheinungsbild von de Volkskrant mit seinen politischen Cartoons mit.

(Quellen: die im Abschnitt "Literatur" angegebenen Bücher und volkskrant.nl, außer wo explizite Quellenangaben erfolgen)

Auflagenentwicklung

Bezahlte Auflage seit der Ermittlung
durch das "Het Oplage Instituut"
Jahr Print E-Zeitung
2000 320.844 -
2001 309.608 -
2002 299.739 -
2003 294.459 -
2004 285.048 -
2005 273.046 13.376

Am Vortag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs hatte de Volkskrant 27.238 Abonennten. Selbst während der seit 1940 bestehenden deutschen Besatzung, unter der stark in die Berichterstattung eingegriffen wurde, stieg die Zahl bis Juli 1941 sogar noch auf 28.525. Nachdem die Redaktion aufgrund der Absetzung des Chefredakteurs durch die deutschen Besatzer im August 1941 gekündigt hatte, machten es ihnen die Leser mit ihren Abonnements nach, die letzte Ausgabe erschien zwei Monate später folgerichtig mit einer Auflage von nur noch 4.000 Exemplaren.

De Volkskrant konnte sich nach der Neugründung sofort etablieren, zählte jedoch zunächst noch nicht zu den größten Tageszeitungen der Niederlande. Die Zeitung hatte Ende 1946 bereits 131.068 Abonennten, Anfang bis Mitte der sechziger Jahre pegelte die bezahlte Auflage um einen Wert von etwa 165.000. Von diesem Jahr an gab es, auch durch die Änderung der Ausrichtung der Zeitung, kontinuierliche Auflagenzuwäche, im Mai 1996 erreichte die Zeitung mit 368.400 Exemplaren einen Rekordwert und war nun hinter Algemeen Dagblad und De Telegraaf die drittgrößte Tageszeitung der Niederlande. Konkurrenzmedien wie das Internet und der im Juni 1999 erstmals erschienene Ableger der schwedischen Gratiszeitung Metro haben die Auflage von da an deutlich unter Druck gesetzt. Sie lag im 3. Quartal des Jahres 2006 bei 260.923 Print und 17.652 E-Zeitung.[1]

de Volkskrant heute

De Volkskrant hat mehr als 200 Redakteure sowie 4 Inlands- und 18 Auslandskorrespondenten. Für die Online- und Videobereiche gibt es eigene Redaktionen. Politisch vergleichbare überregionale Zeitungen in Europa mit einer Druckauflage von mindestens 100.000 sind beispielsweise The Guardian (Großbritannien), Frankfurter Rundschau (Deutschland), Le Monde (Frankreich), El Pais (Spanien) und La Repubblica (Italien).

Eigentümer der Zeitung ist der Pressekonzern PCM Uitgevers N.V., der zusätzlich die Zeitungen NRC Handelsblad, Trouw und in einem Joint-Venture zusammen mit Wegener N.V. AD (sie hieß bis August 2005 Algemeen Dagblad) herausbringt. De Volkskrant erscheint im Broadsheet-Format. Chefredakteur ist seit 1995 Pieter Broertjes.

Ableger

Seit April 2006 erscheint mit Volkskrant Banen eine Gratis-Wochenzeitung im Tabloid-Format, die auf Akademiker im Alter von bis zu 39 Jahren und auf die Thematik Beruf & Karriere fokussiert ist. Sie hat eine eigene Redaktion, die Auflage betrug im 2. Quartal 2006 109.779 Exemplare.[1]

Dies und Das

Das Fundament des neuen Redaktionsgebäudes wurde 1964 vom Bischof gesegnet[5], der zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht ahnen konnte, dass gerade zu diesem Zeitpunkt die Loslösung der Zeitung vom Katholizismus begann und diese 1970 einen aus der Kirche ausgetretenen Chefredakteur haben sollte.

Der am 23. August 2006 erschienenen 25.000 Ausgabe lag eine Jubiliäumsbeilage zur Vergangenheit und Zukunft der Zeitung bei, Chefredakteur Broertjes ließ sich aus diesem Anlass von vier Lesern interviewen.[3]

De Volkskrant richtete im September 1997 die Stelle eines Ombudsmanns ein, um besser auf Kritiken seitens der Leser eingehen zu können. Er hat eine samstägliche Kolumne in der Zeitung, in der er sich mit solchen Kritiken auseinandersetzt. 2006 kam es zwischen ihm und dem Chefredakteur zu einem Konflikt darüber, ob Marthijn Uittenbogaard, Vorsitzender der Partij voor Naastenliefde, Vrijheid en Diversiteit, seinen von der Redaktion zunächst nicht entdeckten eigenen Blog bei de Volkskrant weiterbetreiben darf. Uittenbogaards Partei tritt u.a. für die Legalisierung von Sex zwischen Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren, das Recht auf den Besitz von Kinderpornografie (bis 1998 legal) und einen weiterhin legalen Status der Zoophilie ein. Chefredakteur Broertjes bejahte die Akzeptanz mit seiner Überzeugung zur Notwendigkeit einer Redefreiheit, während sich Ombudsmann Thom Meens darüber beklagte, dass dieser Blog drei Monate unentdeckt blieb.[6] Der Blog wurde nicht entfernt und kann noch aufgerufen werden, Uittenbogaard beendete mit einer Rechtfertigung am 16. Oktober 2006 den Blog von sich aus.

Bei einer aus Anlass der Parlamentswahlen vom November 2006 abgehaltenen Wahl innerhalb der Redaktion, an der 176 Redakteure leilnahmen, erhielten linke bzw. sozialdemokratische Parteien zusammen 144 Stimmen (81,8%), davon PvdA 79, GroenLinks 50, SP 15, die liberalen Parteien 22 Stimmen (12,5%), davon Democraten 66 11, VVD 11, die Partij voor de Dieren 6 Stimmen (3,4%) und die christlich-demokratische CDA 3 Stimmen (1,7%). Darauf angesprochen verteidigte Chefredakteur Broertjes, seit der Regierungszeit de Uyls Mitglied der PvdA[3], die Objektivität der Zeitung und nannte als Beispiel dafür, dass die politische Richtung der Redakteure in der Zeitung nicht allzu stark durchscheine, die seiner Ansicht nach deutlich höhere Anzahl linker Kolumnisten des NRC Handelsblad.[7]

Quellen

  1. a b c d Het Oplage Instituut (HOI)
  2. Artikel der Jungle World über das Verhältnis zwischen Medien und Königshaus in den Niederlanden
  3. a b c Interview von vier Volkskrantlesern mit Chefredakteur Pieter Broertjes
  4. Artikel in "De Journalist" zum Raad voor de Journalistiek
  5. Artikel aus dem Dossier "25000 Volkskranten" von de Volkskrant
  6. Artikel im Blog der taz zum Blog des Vorsitzendnen der Partij voor Naastenliefde, Vrijheid en Diversiteit
  7. Artikel von elsevier.nl

Literatur

  • Joan Hemels: De emancipatie van een dagblad. Geschiedenis van de Volkskrant, Ambo (Baarn) 1981
  • Frank de Vree: Een joernalistieke geschiedenis van de Volkskrant, Meulenhoff (Amsterdam) 1996