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Aufzugsanlage

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Eine Aufzugsanlage, kurz Aufzug oder Lift genannt, ist eine Anlage, mit der Personen oder Lasten in einer beweglichen Kabine, einem Fahrkorb oder auf einer Plattform in vertikaler oder schräger Richtung zwischen zwei oder mehreren Ebenen transportiert werden können.

  • Die eigentliche Definition für einen Aufzug ist:
    • Förderhöhe mind. 180cm
    • teilweise geführte Aufzugskabine
    • feste Zugangsstellen

Daher ist ein Personentransportkorb an einem Kran kein Aufzug, da er vorangestellte Anforderungen nicht erfüllt. Irrtümlicherweise wird ein Aufzug auch als Fahrstuhl bezeichnet, dies ist im eigentlichen Sinne ein Rollstuhl.

Datei:240 Sparks Elevators.jpg
Außenaufzüge in Ottawa, Kanada
Datei:Hospital Elevator.jpg
Liftkabine in einem Krankenhaus
Zeil-Galerie, Frankfurt/Main
Elevador de Lacerda, Salvador da Bahia

Antriebsarten

Seilaufzug

Beim Seilaufzug hängt die Kabine an Tragseilen. Die älteste Form des Seilaufzugs war der Trommelaufzug, bei dem die Seile auf einer Trommel aufgewickelt wurden, ähnlich einer Angelschnur. Die Seile sind mit dem einen Ende fest an der Trommel befestigt. Die ersten Trommelaufzüge wurden Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut und von Dampfmaschinen angetrieben. Da die Länge der Seile durch die Größe der Trommel begrenzt ist, und sich der Trommelaufzug daher nicht für große Förderhöhen eignet, wurde er zunehmend vom Treibscheibenaufzug verdrängt.

Beim Treibscheibenaufzug werden die Tragseile, die am einen Ende die Kabine und am anderen Ende ein Gegengewicht tragen, über eine angetriebene Rolle (Treibscheibe) geführt. Die Seile sind nicht an der Treibscheibe befestigt, sondern werden durch die Reibung gehalten und bewegt. Zur Unterstützung besitzt die Treibscheibe Rillen, z.B. V-förmig, in die die Seile durch die Zugspannung gepresst werden. Der Vorteil des Treibscheibenaufzugs besteht darin, dass nahezu beliebig lange Tragseile verwendet werden können (durch das Eigengewicht der Seile gibt es eine materialabhängige Obergrenze) und dieser energetisch wirtschaftlicher arbeitet als ein Trommelaufzug. Dieser Aufzugstyp eignet sich für Hochhäuser.

Das Treibscheibenprinzip wurde von dem deutschen Bergbauingenieur Carl Friedrich Koepe erfunden, der erstmals 1878 eine Schachtförderanlage der Zeche Hannover damit ausrüstete.

Man unterscheidet verschiedene Aufhängungsarten:

Bei der 1:1-Aufhängung ist die Kabine direkt an den Seilenden befestigt. Bei der 2:1-Aufhängung sind die Seilenden an der Decke (Schachtkopf) des Aufzugsschachts befestigt, während Kabine und Gegengewicht je mittels Umlenkrollen an den Seilen hängen. So wird ein einfacher Flaschenzug erzeugt, mit dem die doppelte Nutzlast (bei halber Geschwindigkeit) gehoben werden kann.

Hydraulischer Aufzug

Bei hydraulischen Aufzügen wird die Kabine durch einen oder mehrere Hydraulikkolben bewegt, die gewöhnlich am Boden des Aufzugsschachts vertikal eingebaut sind. Im Gegensatz zu Seilaufzügen eignen sie sich nur für kleinere Förderhöhen. Der Vorteil eines hydraulischen Aufzugs ist, dass der Antrieb (Aggregat mit Motor und Pumpe) nicht zwingend am Aufzugsschacht anliegend sein muss, sondern bei problematischen Platzverhältnissen weiter entfernt sein kann. Es reicht eine Hydraulik-Leitung vom Kolben zum Aggregat. Ist die Kabine fest mit dem Kolben verbunden, spricht man von einem direkt hydraulischen Aufzug. Wird die Kraft über Tragseile und Rollen übertragen, wird er als indirekt hydraulischer Aufzug bezeichnet. Beim indirekt hydraulischen Aufzug handelt es sich im Prinzip um einen umgekehrt betriebenen Flaschenzug, bei dem die lose Rolle durch die Hydraulik bewegt wird.

Zahnstangenaufzug

Bei einem Zahnstangenaufzug ist die Aufzugskabine mit einem eigenem Antrieb ausgestattet. Der Antrieb kann durch einen Elektromotor oder einen Verbrennungsmotor nach dem Zahnstangen/Ritzelprinzip erfolgen.

Zahnstangenaufzüge werden u.A. als Bauaufzüge, Kranführeraufzüge, Rettungsaufzüge oder Wartungsaufzüge eingesetzt um Material und Personen zu transportieren. Sie werden auch in abgespannten Sendemasten oder ähnlichen Konstruktionen installiert, um die Flugsicherheitslampen oder andere Anlagenteile leichter warten zu können. Beispiele für installierte Zahnstangenaufzüge im Wartungsbereich sind die Tragmasten der Elbekreuzung 2 oder der Sendemast des WDR in Velbert-Langenberg mit Benzinmotor. Als Kranführeraufzüge beim Erzumschlager Hansaport in Hamburg oder als Rettungsauzüge für die Feuerwehr beim Eisenbahntunnel Zürich - Thalwil. Vielen ist er auch bekannt aus Rundgängen und Exkursionen als Auffahrtmöglichkeit zum Dachstuhl des Kölner Domes.

Sicherheit

Technische Regeln für Aufzüge sind durch die europäische Richtlinie 95/16/EG geregelt. Diese Richtlinie wurde in Deutschland durch die Aufzugsverordnung (12. GPSGV) in nationales Recht umgesetzt. Außerdem sind Aufzugsanlagen überwachungsbedürftige Anlagen im Sinne der Betriebssicherheitsverordnung und sind spätestens alle 2 Jahre durch eine zugelassene Überwachungsstelle zu prüfen. Die allgemein als Hauptprüfung bezeichnete wiederkehrende Prüfung findet spätestens alle 2 Jahre statt; zwischen zwei Hauptprüfungen ist aber nach wie vor eine Zwischenprüfung Vorschrift. Insofern beträgt der Prüfzyklus ca. 12 Monate.

Bauarten von Aufzügen

Es wird zwischen folgenden Aufzügen unterschieden:

Lastenaufzug

Ein Lastenaufzug ist eine Aufzugsanlage zum vorrangigen Transport von Lasten und ggf. Begleitpersonen. Die Nutzung ist nur dem Betreiber der Aufzugsanlage sowie dessen Beschäftigten erlaubt.

Für Lastenaufzüge gab es vereinfachte Ausführungen hinsichtlich der Bauweise, auf Anregung der Industrie. Industriebauten sind häufig nicht frei zugängliche Einrichtungen mit einem festen Personenkreis welcher regelmäßig geschult wird. So durfte in der Vergangenheit auf die Fahrkorbtüren verzichtet werden. Nach vielen schweren Unfällen mit teilweise tödlichem Ausgang mussten die Lastenaufzüge oftmals zumindest mit Lichtvorhängen als Sicherung nachgerüstet werden. Neue Lastenaufzüge benötigen nach der DIN EN 81 jetzt grundsätzlich Kabinenabschlusstüren.

Güteraufzug

Ein Güteraufzug ist nach der bisherigen deutschen Aufzugsverordnung eine Aufzugsanlage, die ausschließlich zum Transport von Gütern ohne die Begleitung von Personen gedacht ist.

Aus diesem Grund dürfen die Güteraufzüge nur von außen herbeigeholt oder bedient werden. In der Kabine darf sich kein Bedientableau befinden. Zu dieser Gruppe gehören Speiseaufzüge in Restaurants, Kantinen, Laboraufzüge, Kleinlastenaufzüge.

Personenaufzug

Siehe jedoch

Bauaufzug

Ein Bauaufzug ist eine Form einer Aufzugsanlage und wird an hohen Gebäuden zum Transport von Personen und Lasten während der Bauphase installiert wird.

Viele Bauaufzüge funktionieren nach dem Zahnstangen/Ritzel Prinzip (Aufzüge in dieser Ausführung dürfen nur von speziell eingewiesenen Personen genutzt werden, da sich diese im Störungsfalle selber aus der Kabine befreien müssen). Dies bedeutet, dass meist an Gittermasten, welche übereinandergeschraubt werden, die Zahnstangen befestigt sind. An diesen Gittermasten werden die Aufzugskabinen, meist mit Hilfe von Elektromotoren, mit Ritzeln angetrieben. Die Fördergeschwindigkeiten sind sehr unterschiedlich. Je nach Transportkapazität und Förderhöhe liegen sie im allgemeinen zwischen 24 und 100m/Minute. Die Tragfähigkeit von Bauaufzügen beginnt bei ca. 100 kg und geht in Sonderfällen bis zu 10.000 kg. Wobei die Antriebsausführung des/der Elektromotors/Elektromotoren mit unterstützenden Maßnahmen versehen wird (Hydraulikunterstützung/Frequenzumformer) um insbesondere die hohen Anlaufströme während des Anfahrens mit hoher Last zu vermindern. Förderhöhen von mindestens 75 m Höhe sind die Regel, Höhen bis zu 450 m Höhe sind mit speziellen Gittermasten erreichbar. Bei Bauaufzügen unterscheidet man auch zwischen einer Einzelfahrkorbanlage und einer Doppelfahrkorbanlage. Dies gibt die Anzahl der Fahrkörbe an, welche an einem Mast hochfahren können. Bei Doppelfahrkorbanlagen werden an zwei gegenüberliegenden Seiten der Gittermasten Zahnstangen angebracht. Diese ermöglichen das unabhängige Fahren eines jedes Fahrkorbes. Meist wird diese Variante zur Kostenersparnis bei höheren Gebäuden genutzt, da nur ein Gittermast vorgehalten und montiert werden muss. Beispiele: Enka, Moskau City Projekt, Messeturm Frankfurt

Aufzüge als Verkehrsmittel

Allgemein gelten Aufzüge als die sichersten und am häufigsten frequentierten Verkehrsmittel der Welt. Im statistischen Mittel benutzt jeder Mensch alle drei Tage einen Aufzug. In einigen Städten dienen Aufzüge auch als Verkehrsmittel.

Beispiele

  • Hammetschwand-Lift (Schweiz)
  • Monaco In Monte Carlo kann man mit dem Aufzug von einem Stadtteil in den anderen fahren.
  • Marburg Vier Anlagen (eine davon privat, der Rest öffentlich) mit zusammen acht Aufzügen verbinden die oberen mit den unteren Stadtteilen.
  • Lissabon Elevador do Carmo verbindet die Unterstadt mit der Oberstadt (1901, 32m)
  • Personenaufzug Bad Schandau
  • Auf Helgoland verbindet ein Aufzug als einziges öffentliches Verkehrsmittel das Oberland mit dem Unterland

Steuerungskonzepte

Zweiknopfsteuerung

Handsteuerung

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts hinein waren Aufzüge überwiegend handgesteuert (Hebelsteuerung). Ein Aufzugführer wurde mit einer Rufanlage auf Fahrgäste aufmerksam, öffnete und schloss die Türen, bediente einen Fahrschalter und fuhr die Stockwerke auf mündlichen Wunsch an.

Sammelsteuerung

Die Steuerung speichert Außenrufe und Innenkommandos. Diese werden, sofern sie in der aktuellen Fahrtrichtung der Kabine liegen, auf dem Weg nacheinander abgearbeitet.

Man unterscheidet zwischen Abwärts- bzw. Aufwärtssammelsteuerung und Vollsammelsteuerung. Letztere setzt 2 Druckknöpfe voraus (Auf- und Absammelnd). Nach Eingabe eines Fahrtwunsches über die Außentableaus (Ruf) oder vom Kabinentableau (Kommando) wird in der Steuerung die Richtungsauswahl bestimmt (Ruf ober- oder unterhalb des jeweiligen Kabinenstandortes). Bei Aufzugsgruppen können Gruppensammelsteuerungen eingesetzt werden, die ebenfalls als Abwärts-, Aufwärts- oder Vollsammelsteuerung ausgeführt sind.

Druckknopfsteuerung

Im Gegensatz zur Sammelsteuerung wird jeweils nur ein Kommando oder Ruf gespeichert, wobei Kabinenkommandos Vorrang vor Außenrufen haben. Nach Eingabe eines Kommandos oder Rufes wird dieser gespeichert und blockiert bis zum Ende der Fahrt alle weiteren Eingaben. Die Druckknopfsteuerung war bis Anfang der 60er Jahre Standard in Wohnhausaufzügen und kommt heute nur noch auf besonderen Kundenwunsch zum Einsatz, meist bei Lastenaufzügen.

Zielauswahlsteuerung

Bei der Zielauswahlsteuerung muss beim Rufen des Aufzugs bereits das Zielstockwerk eingegeben werden. Dies erlaubt der Steuerung ein gezieltes Disponieren und steigert die Kapazität erheblich. Ein System mit Express- und Nahaufzügen kann so flexibler betrieben werden: Der Fahrgast braucht gar nicht mehr zu wissen, welcher Aufzug der Expressaufzug ist, und Einschränkungen wie „Halt nur an jedem 10. Stockwerk“ sind nicht nötig. Zielauswahlsteuerungen ergeben eher in nichtöffentlichen Gebäuden Sinn, in denen mehrere Aufzüge zu einer sogenannten „Gruppe“ zusammengefasst sind und die Fahrgäste mit der Bedienung vertraut sind, da die Bedienung von der konventionellen Art abweicht. Jeder Aufzug der Gruppe ist mit einer festen Bezeichnung (durchnummeriert oder mit Buchstaben von A-...) versehen. Beim Eingeben des Zielstockwerks in das zentrale Terminal wird dem Fahrgast der entsprechende Aufzug an diesem zentralen Terminal angezeigt. Der Fahrgast begibt sich zu diesem Aufzug. Beim nächsten Öffnen der Türen betritt er den Fahrkorb und wird an sein Zielstockwerk gefahren. In der Kabine befinden sich keine Stockwerktaster. Das Bedientableau besteht lediglich aus einem Notrufknopf, einem Tür-Auf-, sowie gegebenenfalls aus einem Tür-Zu-Taster. Sollte der Fahrgast seinen Fahrtwunsch ändern wollen, muss er erst den bestehenden Fahrtwunsch abfahren und an seinem Ziel einen erneuten Fahrtwunsch an dem zentralen Terminal eingeben. Intelligente Zielauswahlsteuerungen verfügen über eine Rollstuhloption, damit die Steuerung den erhöhten Platzbedarf eines Rollstuhls berücksichtigt und weniger Personen als üblich der nächsten freien Kabine zuteilt.

Hauptbestandteile eines Aufzuges

Bestandteile eines Seilaufzuges

  • Kabine
    • Kabinenabschlusstür
    • Türsteuergerät
    • Lichtschranke
    • Innentableau
    • Notrufgerät
    • Fang
    • Inspektionssteuerung
    • Notlicht
    • Kabinenlüfter
  • Gegengewicht
  • Führungsschienen
Datei:Aufzugsschacht bp306 CANopen 5 Haltestellen.png
  • Antrieb
    • Motor
    • Getriebe
    • Treibscheiben
    • Frequenzumrichter
    • Stromumrichter mit Phasenanschnittssteuerung
    • Feststellbremsen
  • Steuerung
  • Schleppkabel
  • Positionssensor
  • Geschwindigkeitsbegrenzer
  • Außentableaus
  • Fahrtrichtungsgong
  • Digitalanzeigen
  • Sprachansage
  • Maschinenraumsprechstelle
  • Schachtbeleuchtung
  • Schachtgrubensprechstelle
  • Schachtgrubensicherheitsendschalter

Bestandteile eines direkt hydraulischen Aufzuges

  • Kabine
    • Kabinenabschlusstür
    • Türsteuergerät
    • Lichtschranke
    • Innentableau
    • Notrufgerät
    • Rohrbruchsicherung
  • Steuerung
  • Schleppkabel
  • Sicherheitsschaltung
  • Positionssensor
  • Geschwindigkeitsregler
  • Außentableaus
  • Digitalanzeigen
  • Fahrtrichtungsgong
  • Sprachansage
  • Maschinenraumsprechstelle
  • Schachtbeleuchtung
  • Schachtgrubensprechstelle

Sicherheitskonzept

Aufzüge sind aufgrund hoher Sicherheitsanforderungen heute allgemein mit einem Sicherheitssystem versehen, das Abweichungen vom Normalbetrieb, wie z. B. zu hohe Geschwindigkeiten oder gar ein Abstürzen der Aufzugkabine, selbst dann verhindert, wenn alle Tragseile reißen sollten.

Zudem sind die Aufzugkabinen in seilaufgehängten Konstruktionen durch mehrere, üblicherweise drei bis zehn, parallel laufende Seile aufgehängt, die derart dimensioniert sind, dass der Bruch von einem oder gar mehreren Seilen nicht gleich zu einem Bruch des gesamten Seil-Sets führt. Jedes Seil verfügt über eine 14 fache Sicherheit bis 1999 und eine 12 fache seit dem 1. Juli 1999. Das heißt, dass ein Aufzug ohne weiteres mit nur einem Seil kurzzeitig sicher betrieben werden könnte.

Eine zu schnelle Fahrt bis hin zum Auf- oder Absturz der Kabine wird über einen Geschwindigkeitsbegrenzer verhindert. Bei Überschreitung eines Grenzwertes wird elektronisch der Antrieb abgeschaltet und mechanisch die Kabine zum Stillstand gebremst. Diese Sicherheitsvorrichtung ist unabhängig von den anderen Betriebsteilen des Aufzugs und funktioniert mechanisch, also selbst bei einem Stromausfall.

Die Vorrichtung besteht meistens aus einer Seilschlinge, die zwischen je einer Umlenkrolle am unteren und oberen Schachtende verläuft und einer Fangvorrichtung, die an der Aufzugkabine befestigt ist. Die Fangvorrichtung besteht üblicherweise aus Backen, die die Aufzugführungsschienen umgreifen und im Falle der Auslösung festklemmen. Mit einer Bewegung der Aufzugkabine werden über die Seilschlinge die Umlenkrollen am oberen und unteren Ende des Schachtes in Drehung versetzt. Eine der Umlenkrollen ist mit einer fliehkraftgesteuerten Anordnung versehen, die auslöst, wenn sich die Umlenkrolle zu schnell dreht. Bei Auslösung wird der Aufzugmotor abgeschaltet. Unabhängig davon blockiert sich die Umlenkrolle in ihrer Drehung und stoppt damit den Seillauf. Bewegt sich die Kabine dann noch weiter, zieht das nun unbewegliche Seil die Bremsbacken an der Kabine zusammen bis der Aufzug steht.

Bei hydraulischen Aufzügen, die direkt angelenkt sind, bei denen also keine Seile nötig sind, wird direkt an den Anschluss des Zylinders eine Rohrbruchsicherung eingebaut. Diese verhindert mit einem vorgespannten Rückschlagventil, dass sich die Kabine zu schnell nach unten bewegt.

Sonderbauformen

Mehrkabinenaufzüge (Twin-System)

Seit kurzem gibt es Aufzüge in ansonsten konventioneller Treibscheibentechnik, bei denen zwei Kabinen im selben Schacht verkehren. Die untere Kabine wird dabei von Tragseilen, die seitlich an der oberen Kabine vorbeilaufen, getragen. Durch eine Zielauswahlsteuerung sind dem Leitrechner Start und Ziel jeder Fahrt schon vor Fahrtbeginn bekannt; Kollisionen werden in der Steuerung ausgeschlossen. Im Vergleich zu zwei Aufzugsanlagen übereinander im selben Schacht hat das System den Vorteil, dass es keine starre Grenze gibt, die von den Kabinen nicht überquert werden kann. Mangels Kreuzungsmöglichkeiten ist es jedoch immer nötig, noch einen konventionellen Aufzug für weite Fahrten zu installieren.

Theoretisch sind nach diesem Prinzip Anlagen auch mit drei oder mehr Kabinen in einem Schacht denkbar.

Doppelstockaufzüge

Doppelstockaufzüge haben zwei fest miteinander verbundene Kabinen und fahren damit immer zwei benachbarte Stockwerke gleichzeitig an. Dabei ist eine flexible Steuerung möglich, aber auch eine paarweise Gruppierung, so dass einer der Aufzüge die ungeraden, ein anderer die geraden Stockwerke verbindet. An Halten mit hohem Fahrgastaufkommen (Eingangshalle oder Sky-Lobbys) kann man die Decke aufbrechen und z. B. über Rolltreppen beide Decks des Aufzugs zugänglich machen.

Um den Einsatz von Doppelstockaufzügen in Gebäuden mit unterschiedlichen Stockwerkshöhen zu ermöglichen, gibt es Konstruktionen, bei denen die beiden Kabinen über Schraubenspindeltriebe verbunden sind. Die Steuerung passt dann während der Fahrt den Kabinenabstand an.

Doppelstockaufzüge werden z. B. ab 2008 im Burj Dubai, dem dann höchsten Bauwerk der Welt, zum Einsatz kommen.[1]

Weitere Sonderbauformen

Geschichte

Kleinere Warenlifte wurden schon sehr früh dazu benutzt, Waren aus der Küche in die Speisesäle zu transportieren. Erst später wurden auch Personenlifte gebaut.

Maßgebend für den Durchbruch war die Erfindung des absturzsicheren Aufzugs im Jahre 1853 durch den US-Amerikaner und Gründer der Otis Elevator Company Elisha Graves Otis. Bei einer Demonstration vor großem Publikum befand Otis sich in einem Aufzug und ließ von einem Assistenten dessen einziges Tragseil durchschneiden. Der Aufzug bremste sich von selbst, und die Sicherheit war damit eindrucksvoll vorgeführt. Mit der nun geschaffenen Möglichkeit, sichere Personenaufzüge einzusetzen, begann der Siegeszug der Wolkenkratzer, deren obere Stockwerke erst durch Aufzüge bequem zu erreichen waren. Um 1891 beginnend wurde der Leonardsatz des US-amerikanischen Elektroingenieurs Harry Ward Leonard, insbesondere auch in industriellen Aufzugseinrichtungen, zur Drehzahl-Steuerung eingesetzt. Diese Art der Motorensteuerung wurde erst mit der industriereifen Einführung des Thyristorsatzes verdrängt.

In Europa setzten sich Aufzüge erst in den 1870er Jahren durch, nachdem auf der Weltausstellung 1867 in Paris erstmals ein Hydraulikaufzug präsentiert worden war. 1880 wurde von Werner von Siemens der erste elektrische Aufzug in Mannheim vorgestellt. Die Otis Elevator Company lieferte 1903 die ersten getriebelosen Aufzüge für das Beaver Building in New York und das Majestic Building in Chicago.

In der Folge änderte sich die architektonische Gestaltung großer Wohn- und Bürokomplexe. Galten zuvor mehr als vier Etagen als geradezu gesundheitsgefährdend, konnte nun mit dem Aufzug nahezu unbegrenzt in die Höhe gebaut und die oberen Etagen dennoch bequem erreicht werden. Die Wertigkeit der verschiedenen Ebenen kehrte sich ebenfalls um: „der Aufzug beendet die Ära der Bel Etage und begründet die des Penthouse“ (Andreas Bernard).

Der Aufzug ist das sicherste Massentransportmittel. In 72 Stunden fährt, statistisch gesehen, jeder Mensch auf der Erde einmal Aufzug. Heute wird der Aufzugbau weiterentwickelt, und spezielle Anlagen wie Aufzüge ohne Triebwerkraum oder frequenzgeregelte Anlagen verbreiten sich immer mehr.

Die schnellsten und längsten Aufzüge

Name Geschwindigkeit Länge Lage Konstrukteur Baujahr Kommentar
Hammetschwand-Lift 3,15 m/s 152,81 m Schweiz, Bürgenstock Schindler 1905/1990 Höchster öffentlicher Aussenlift Europas
Fernmeldeturm Nürnberg 6,3 m/s 193 m Deutschland, Nürnberg Schindler
Taipei 101 16,8 m/s 509 m Taiwan, Taipeh Kone Gebaut von Otis
Jin-Mao-Gebäude 9 m/s 340 m China, Shanghai Mitsubishi Electric Elevator

Die größten Aufzugshersteller der Welt

Gegen fünf große Hersteller verhängte die EU-Kommission 2006 eine Strafe in Höhe von 992 Millionen Euro. Die Unternehmen hatten Preisabsprachen getroffen und damit gegen das Kartellrecht verstoßen. ThyssenKrupp musste 479,7 Millionen Euro, Otis 225 Millionen, Kone 142 Millionen, Schindler 143,7 Millionen und eine Mitsubishi-Tochter 1,8 Millionen Euro. Dies war die bis dahin höchste Strafe welche die EU-Kommission verhängt hatte.[2]

Testanlagen

Es gibt Türme zum Testen von Aufzügen wie der Expressliftturm in Northampton.

Der längste Testschacht der Welt (ca. 350m) liegt unterirdisch. Die Firma KONE betreibt ihn in einem aufgelassenen Bergwerk in Finnland und führt dort – unter anderem – die Tests der aktuell schnellsten Aufzüge der Welt mit bis zu 17 m/sec (ca. 62 km/h) durch.

Andere Anlagen zur Personenbeförderung

Siehe auch

Quellenangaben

  1. Projektvorstellung der Firma OTIS, zuletzt abgerufen am 2007-02-21
  2. http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6437622_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html

Literatur

  • Oliver Bachmann: Aufzüge und Fahrtreppen. Technik, Planung, Design. Die Bibliothek der Technik. Bd 66. Moderne Industrie, Landsberg 1992, ISBN 3-478-93081-2
  • Andreas Bernard: Die Geschichte des Fahrstuhls. Über einen beweglichen Ort der Moderne. Diss. Bauhaus-Universität Weimar 2005. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-17348-5
  • Kerstin Englert (Text), Alfred Englert (Fotos): Fahrstühle in Berlin. Eine 100jährige Geschichte. Jovis, Berlin 1998, ISBN 3-931321-96-7
  • Vittorio Magnago Lampugnani u. a. (Hrsg.): Vertikal. Aufzug, Fahrtreppe, Paternoster. Eine Kulturgeschichte vom Vertikal-Transport. Ernst, Berlin 1984, ISBN 3-433-02480-4
  • Jeannot Simmen, Uwe Drepper: Der Fahrstuhl. Die Geschichte der vertikalen Eroberung. Prestel, München 1984, ISBN 3-7913-0692-8
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