Fliegersprache
Erscheinungsbild
Die Fliegersprache ist eine Spezialsprache aus dem Bereich des Flugwesens und der Luftfahrt.
Zu Fachausdrücken der Fliegersprache zählen:
A
- Ameisenkniehöhe - Überlandflug bei sehr geringer Höhe im Segelflug.
- A-Prüfung - erste drei Alleinflüge von Segelflugschülern, anschließend folgt stets ein länderspezifisch variierendes Ritual.
- Adrenalinis - Fallschirmspringer
- alter Adler - fliegender Rentner.
- Ausrollen - veraltet für das Beenden des Kurvenfluges.
- Außenlandung - Landung eines Segelflugzeug außerhalb eines Flugplatzes wegen Thermikmangels (dies gilt nicht als Notlandung).
- AVGAS - Flugbenzin für Kolbenmotoren, von Aviation Gasoline.
B
- Bart - siehe Steigen.
- Basis - (engl. cloud base) Unterkante der Wolken, hier endet die Nutzbarkeit thermischer Aufwinde für Segelflugzeuge.
- BfL - Beauftragter für Luftaufsicht. Flugleiter, der Piloten im Auftrag des Landes kontrollieren darf.
- BfU - Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung: http://www.bfu-web.de
- Bleiarsch Segelflugpilot mit besonders geringem Körpergewicht. Wenn der Pilot zu leicht ist, ist es nötig, die Pilotenkanzel zusätzlich zu beschweren, um den Schwerpunkt nach vorne zu verschieben. Dazu verwendet man ein mit Stoff überzogenenes Stück Blei.
C
- Cessnafahrer - Ausdruck für einen Privatpiloten der nur die gesetzlich geforderte Mindeststundenzahl für den Lizenzerhalt fliegt und durch Trainingsmangel sich und andere gefährdet - auch im Segelflug für unfähige Segelflieger verwendet. Analoger Begriff etwa zum Sonntagsfahrer im Straßenverkehr.
D
- Deppenwerfen - Bezeichnung für das Absetzen von Fallschirmspringern.
- Drainen - Ablassen des angesammelten Kondenswassers aus speziellen Ventilen des Kraftstofftanks.
- Dreipunkt-Landung - Aufsetzen aller Räder bei der Landung gleichzeitig.
E
- Echo-Klasse - in Deutschland einmotorige Flugzeuge von 472,5 bis 2000 kg MTOW
- Einpunkt-Landung - senkrechter Absturz eines Flugzeugs, von Zweipunkt- und Dreipunkt-Landung. Auch Stecklandung genannt.
- Endteil - falsche, aber in 99% verwendete Bezeichnung für den Endanflug der Platzrunde
F
- Finanz-Schlepp - Bezeichnung für den kostenintensiven Flugzeugschleppstart, Wortspiel von F-Schlepp.
- Flightlevel - Flugfläche oder kurz FL - Flughöhe über der Standarddruckfläche von 1013,2 HPa in Fuss geteilt durch 100. FL 100 entspricht also 10000ft, also 3050m über dem Meeresspiegel unter Normalbedingungen.
- Flugleiter - bedient den Funk an unkontrollierten Flugplätzen, gibt dort Landerichtung vor und informiert über Windrichtung und -stärke zu Start und Landung.
- Franzen - sehr grobe Koppelnavigation mit Flugkarte, Daumen, Uhr und Kompass. Herkunft vermutlich aus der Sprechgruppe "Franz" im deutschen Flugfunk, die für den Navigator verwendet wurde.
- Fräsen - Fliegen dicht oberhalb der (Schicht-)Wolken.
- Fuel-Noise-Konverter - sehr lautes Flugzeug ohne große Leistung.
- Fußgänger - jeder ohne fliegerische Ausbildung.
G
- Geier - Greifvogel, der Thermik markiert.
- GST-ler - ostdeutsch für einen rangordnungsfanatischen, militärverliebten Wichtigtuer auf dem Flugplatz - Funktion egal. Das GST steht für die ehemalige Gesellschaft für Sport und Technik der DDR, in der auch Flugsport betrieben wurde.
H
- Heavy-Metal-Flieger - Privatpilot aus der Sicht von Ultraleichtfliegern.
- Herrenflieger - egomanisches Kameradenschwein.
- Hütchenpflicht - Die Pflicht, auf dem Segelfluggelände und im Segelflugzeug ein weißes Stoffhütchen zu tragen, um gefährliche Sonnenstiche zu vermeiden.
I
- ICAO - Zivilluftfahrtorganisation der UN
- ICAO-Karte - Sichtflug Flugkarte.
- Infocontroller - Flugleiter, der sich an einem unkontrollierten Flugplatz (Rufzeichen Info) wie ein Fluglotse (also Controller) benimmt.
J
- Jet-A1 - Flugtreibstoff, Kerosin, Kerosen oder Paraffin Öl, für turbinengetriebene Flugzeuge oder Flugzeuge mit Dieselmotoren.
K
- Kackstuhl - minderwertiges Fluggerät. Böse Zungen behaupten, es käme vom D-K... in der Motorsegler-Luftfahrzeug-Kennung.
- Kaltluftadvektion - An ausgeprägten Nord-Ost-Wetterlagen wird kalte, kühle, kontinentale Luft herangeführt. Dadurch kann bereits eine geringe Erwärmung des Bodens durch die Sonne Thermik auslösen. An diesen Tagen wird meist gute bis sehr gute Thermik erreicht und eignet sich zur Durchführung von Streckenflügen.
- Kavallierstart - im Segelflug Windenstart, in dem der Pilot vor erreichen einer sicheren Flughöhe die Steigfluglage einnimmt. Bringt einige Meter im Start mehr, kann aber bei Windenproblemen oder Seilriss durch einen Strömungsabriss den sicheren Tod bedeuten.
- Knüppelthermik - Wird bei der Thermiksuche zu sehr der Knüppel gezogen, wird kurzfristig dem Piloten laut Variometer steigen suggeriert, obwohl dies mit der angeblich gefundener Thermik nichts zu tun hat. Ein nicht kompensiertes Variometer zeigt dem Piloten steigen an, da das Ziehen des Knüppels lediglich die Fahrt reduziert und den Flieger steigen läßt. Dies ist jedoch nicht auf Thermik zurückzuführen.
- Kuller - Heckkuller oder Hallenkuller. Vorrichtungen, mit denen man Segelflugzeuge am Boden einfacher in jede gewünschte Richtung bewegen kann, bestehend aus Halterung mit frei beweglichem Rad.
- Kullerbier - Kasten Bier, den ein Segelflieger spendieren muss, wenn er trotz Startcheck vergessen hat, den Kuller vor dem beabsichtigten Start zu entfernen.
L
- Lenticularis - Wolkenform, die bei Welle entsteht.
- LBA - Luftfahrtbundesamt
- Leanen - einstellen des Gemisches des Flugmotors beim Motorflug.
- Lepo - Seilrückholfahrzeug im Segelflug.
- Lötlampe - Bezeichnung für ein Strahltriebwerk oder Turbofantriebwerk.
- LTA - Lufttüchtigkeitsanweisung. Mitteilungen über auszuführende außerplanmässige Reparaturen oder Wartungen am Luftfahrzeug des LBA
- LTB - Luftfahrttechnischer Betrieb.
- Lufthansa-Landung - harte Dreipunktlandung, wie sie die Lufthansa vorschreibt, auch Frachtlandung genannt.
M
- MOGAS - Bezeichnung für bleifreies Superbenzin - von Motor Gasoline.
- Mickeymausklasse - Ultraleichtflugzeuge, vom D-M... in der Luftfahrzeug-Kennung.
N
- NfL Nachrichten für Luftfahrer.
- Nicken - Bewegung des Flugzeugs um die Querachse.
O
- One-hundred-Dollar-Hamburger - Bezeichnung für ein Mittagessen an einem fremden Flugplatz, da man die Flugkosten des Spassfluges hinzurechnet.
P
- Pirol - Sprechgruppe für BGS-Hubschrauber
- Pitti - ostdeutsch für Lepo
- Platzgeier - Pilot, der die Platzrunde nicht oder nur kaum verläßt.
- Pömpel - Stahlrohr mit mittig angebrachten Haken, um zu dritt die Flugzeugnase anheben zu können, um das Hauptrad des Segelflugzeugs auf den Hallenkuller (siehe Kuller) zu stellen.
- Putzlappen - Hängegleiter
- Putzlappenparade - Hängegleiterschlepp mit Trike
Q
- Q - Beginn von Flugfunk-Abkürzungen, wie QDM, QFE, oder QNH
- Quax - Ein Bruchpilot - nach dem gleichnamigen Film mit Heinz Rühmann.
- Quirlflieger - ein Motorflieger aus Segelfliegersicht.
R
- Radlandung - Landung mit erstem Aufsetzen nur auf dem Hauptfahrwerk, auch Zweipunktlandung genannt.
- Reichweitenverlängerer ist ein kleiner Plastikbehälter, der geruchsfrei und flüssigkeitsdicht Urin aufnimmt. Er dient in kleinen Flugzeugen ohne Bordtoilette dazu, dem Piloten die Zurücklegung weiterer Entfernungen ohne Zwischenstopp zu ermöglichen.
- Rennstrecke - Gebiet mit guter, zuverlässiger Thermik, in dem stets viele Segelflugzeuge unterwegs sind, weshalb es, auch wegen der hohen Fluggeschwindigkeiten und ähnlichen Höhen (gleiche Wolkenbasis) zu gefährlichen Annäherungen kommen kann.
- Rockefellerschlepp - So wird im Segelflug oft ein F-Schlepp bezeichnet, der deutlich über eine Höhe von 1000 m hinaus geht.
- Rollen - Bewegung des Flugzeugs um die Längsachse durch steuern mit dem Querruder.
- Rollmoment - nicht primär gesteuerte Bewegung des Flugzeugs um die Längsachse, das positive Rollmoment ist ein Nebeneffekt der Bedienung des Seitenruders.
- Rückholer - holt den Ballonfahrer oder den außengelandeten Segelflieger zurück, auch als Sprechgruppe im Flugfunk definiert, beim Ballonfahren ist eher das Wort Verfolger gebräuchlich. Im Segelflug bekommen die Rückholer vom Rückgeholten eine Pizza ausgegeben.
S
- Saufen - absinkende Luftschichten der Thermik.
- Schädelspalter - Das aus den Anfängen der Segelfliegerei bekannte Segelflugzeug SG38 wurde auch oft als Schädelspalter bezeichnet.
- Scheininhaber - Gegensatz zum Flugschüler.
- Schein-Pilot - je nach Betonung siehe Scheininhaber oder Cessnafahrer
- Schieben - Bezeichnung für einen Seitengleitflug - ob gewollt oder ungewollt.
- Segelflugsektor - spezieller Luftraum der temporär aktiviert und deaktiviert werden kann, in dem sich aktviert nur Segelflugzeuge aufhalten dürfen. Meist im abgesenkten, kontrollierten LR-Charly um große Flughäfen. Es gibt öffentliche und nichtöffentliche Segelflugsektoren.
- Spornlandung - Landung, bei der zuerst das Heck aufsetzt.
- Squawk - Setzen eines Transpondercodes
- Stecklandung - senkrechter Aufschlag beim Absturz eines Flugzeugs, siehe Einpunktlandung
- Steigen - Aufsteigende Luftschichten der Thermik, auch Bart genannt. Im Motorflug der Steigflug.
- Stinkeflieger - ein Motorflieger aus Segelfliegersicht.
T
- Thermik - Aufsteigende Luft, die durch Temperaturunterschiede am Boden nach oben steigt. Durch die einstrahlende Sonne wird zunächst der Boden erwärmt und dann die Wärme an die darüberliegende Luft abgegeben. Da sich dunkle Flächen schneller erhitzen, kommt es an diesen Stellen zu Ablösungen. Da von der Umgebung kühlere Luft nachströmt, wird dieser Vorgang irgendwann zum erliegen kommen. Thermik entsteht sehr gut über Ackerflächen, Städte oder generell Flächen, die die Wärme schnell annehmen und weniger über Wälder und Seen.
- Thermiksensor - Hintern eines Segelfliegers.
- Touch-and-go - (tatsch-änd-goo) - deutsch Aufsetzen und Durchstarten, um die Platzrunde und Landung mehrfach hintereinander zu üben.
- Trimmen - Zur Einhaltung einer konstanten Geschwindigkeit ohne Kraftanstrengung am Höhenruder wird die Trimmung benutzt. Sie dient auch zum Ausgleich des Pilotengewichts. Schwere Piloten trimmen daher schwanzlastig, leichte Piloten kopflastig.
- Türmer - Bezeichnung für einen Flugleiter, Beauftragten für Luftfahrt (BfL) oder Fluglotsen, also einfach die, die auf dem Tower sitzen.
- Turbulenz - hiermit geben Motorflieger die Stärke der für sie störenden Thermik an. 1200ft/min Turbulenz entspricht einem Steigen und Fallen von jeweils 3 m/s.
- Turnen - Kunstflug
- Tweety - ADAC-Rettungshubschrauber (Sprechgruppe: Christoph), wegen der gelben Farbe nach dem Vogel im Käfig aus dem Comic mit der Katze Sylvester benannt.
U
V
- Verfolger - Kraftfahrzeug, das beim Ballonfahren dem Ballon folgt und Funkkontakt mit ihm hält, siehe Rückholer.
- verfranzen - sich verirren, siehe oben, Franzen.
- Vorseil - Seil nach der Sollbruchstelle des Schleppseils beim Segelflug, ummantelt um Flugzeug nicht zu zerkratzen.
W
- Welle - Die Welle entsteht im Gebirge bei höheren Windgeschwindigkeiten. Dabei wird der auftreffende Wind am Berg nach oben abgelenkt, welcher sich wellenartig verstärken kann. Merkmal einer Welle ist die Lenticularis-Wolke (Lenti), sie zeigt sich in einer linsenförmigen Form. Höhenflüge bis über 14 km sind möglich.
- Wendemoment - nicht primär gesteuerte Bewegung des Flugzeugs um die Hochachse, das negative Wendemoment ist ein Nebeneffekt der Bedienung des Querruders.
- Wochenend-Landung - pro Aufsetzen und wieder Abfedern wird von Montag an ein Wochentag weiter gezählt, ab 6 "Dotzern" hat man eine Wochenend-Landung. Ebenso gibt es Dienstags-, Mittwochs-Landungen usw.
X
- X - Kürzel meist für Experimental
Y
Z
- Zelle - alle tragenden Teile des Flugzeugs.
- Zweipunkt-Landung - Aufsetzen bei der Landung mit dem Hauptfahrwerk zuerst, auch Radlandung genannt.