Oskar Sala
Oskar Sala (* 18. Juli 1910 in Greiz, † 27. Februar 2002 in Berlin) studierte Komposition bei Paul Hindemith an der Berliner Musikhochschule, dort ab 1930 Entwicklung des Trautoniums zusammen mit Friedrich Trautwein; 1932 bis 1936 Studium der Naturwissenschaften in Berlin; 1938 Konstruktion eines Konzerttrautoniums, Konzertreisen durch Europa; von 1949 bis 1952 Entwicklung des Mixturtrautoniums; ab 1958 eigenes Studio in Berlin/Charlottenburg: Arbeiten für Kultur-, Industrie- und Spielfilme; zahlreiche Auszeichnungen (u.a. 1987 Filmband in Gold).
Biographie:
Der 1910 im ostthüringischen Greiz geborene Sala war einer der Musikpioniere des 20. Jahrhunderts. Am Anfang sah es nach einer Karriere Salas als Pianist aus. Das Musikstudium, welches er nach dem Abitur in Berlin aufnahm, führte zu einer Wende seiner Laufbahn - und der modernen Musik. Der legendäre Paul Hindemith, Salas Lehrer in Kompositionslehre, machte seinen Schüler 1930 mit dem Ingenieur Friedrich Trautwein bekannt. Gemeinsam entwickelten sie das »Trautonium«, eines der ersten elektronischen Instrumente, Vorläufer von Synthesizer und Keyboard - ein bahnbrechendes Gerät, mit dem man nicht nur herkömmliche Musikinstrumente nachahmen, sondern Vokale, Tierstimmen und synthetische Klänge erzeugen kann.
Als Physiker und Komponist widmete Sala sein Leben dem Trautonium, ging mit dem unförmigen Gerät auf Tournee, hatte eigene Rundfunksendungen, »begleitete« herkömmliche Konzerte, und komponierte eigens für sein neues Instrument. Berühmte zeitgenössische Komponisten wie Hindemith, Arnold Schönberg, Richard Strauss und Arthur Honegger komponierten für das Trautonium, bezogen es in Konzerte ein oder förderten seine Entwicklung. Mit Hindemiths »Triostück für drei Trautonien« wurde das Instrument 1930 der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach dem Krieg schrieb Sala Kompositionen für den Film, vor allem für preisgekrönte Dokumentar- und Industriefilme. Über 300 Musiken und Filmkulissen entstanden. Die legendärste davon produzierte Sala 1961 für den Film »Die Vögel« von Alfred Hitchcock: Die angsterregenden Vogelschreie entstanden nicht in Hollywood sondern in einem Berliner Hinterhof an Oskar Salas Trautonium.
Doch der Ruhm Salas reduzierte sich nicht auf Vergangenes: Bis ins hohe Alter arbeitete er als Komponist in Berlin, lud gerne Musikprofessoren und andere Gäste zu sich nach Hause ein und durfte noch die Nachwirkungen seiner Sound-Erfindung erleben: moderne Musiker wie die Gruppe Kraftwerk, deren Chef Florian Schneider das Vorwort zu einem 2000 erschienenen Bildband über Oskar Sala schrieb (Autor: Peter Badge), berufen sich auf Oskar Sala als Wegbereiter einer Musikrichtung, die von der Avantgarde den Weg in die Popularität fand; sogar die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2004 in Athen wurde durchgängig von Technomusik begleitet - kein direkter Verdienst von Sala, aber ohne seinen Einfluss so auch nicht denkbar. Noch 1999 spielte er in Karlsruhe seine Musik auf einem Konzerttrautonium live während der Sonnenfinsternis.
Sala verstarb hoch geachtet 2002 in Berlin im Alter von 91 Jahren. Anläßlich seines Todes änderte 'Radio Jena', das lokale Hörfunkprogramm für Ost-Thüringen, am 27. Februar 2002 sein Programm und sendete einen zuvor aufgezeichneten zwei-Stündigen Werkstattbericht, in dem Sala am Mixtur-Trautonium noch einmal seíne besten Kompositionen zu Gehör gab. Seither wird diese Sendung in Salas Geburtsland jedes Jahr an seinem Todestag wiederholt.
Discographie
- Gassmann, Remi & Sala, Oskar: „Electronics“ (Remi Gassmann: Electronic Music for the Ballet & Oskar Sala: Five Improvisations for Magnetic Tape), 1962
- Sala, Oskar: „Electronic Virtuosity For Selected Sound“, 1969.
- Sala, Oskar: „Resonanzen“ (Suite Für Elektronisches Schlagwerk), 1970.
- Sala, Oskar: „Elektronische Filmmusik von Oskar Sala“, 1971.
- Sala, Oskar: „Musique stéréo pour orchestre électronique en 5 Parties“, 1972.
- Genzmer, Harald & Sala, Oskar: „Electronique et Stereophonie“, 1979.
- Sala, Oskar: „Elektronische Impressionen“ (œuvres de Paul Hindemith : 7 Triostücke für 3 Trautonium, Konzertstücke für Trautonium und Streicher + Oskar Sala : Elektronische Impressionen), 1979.
- Sala, Oskar: “Hindemiths Trautoniumkompositionen“, 1980.
- Sala, Oskar: Paul Hindemith „Konzert für Orge1 + 7 Stücke fur 3 Trautonien + Konzertstück für Trautonium“, 1980
- Sala, Oskar: „Electronic Kaleidoscope“, 1983.
- Sala, Oskar: Harald Genzmer „Konzerte mit Orchester für Trautonium und Mixturtrautonium“, 1984.
- Sala, Oskar: „Die dreißiger Jahre“ (inkl. Paul Hindemith: „Langsames Stück“, 1989
- Sala, Oskar & Harald Genzmer: „Trautonium-Konzerte“, 1991
- Becker, Matthias & Sala, Oskar: „Synthesizer von Gestern“, 1992.
- Becker, Matthias & Bruse, Claudius & Sala, Oskar: „Synthesizer von Gestern - Vol 2 und 3“, 1994.
- Sala, Oskar: „Resonanzen“ (Ré-édition auf Vinyl u.a. mit: Tanzstück mit Schlagwerk-Solo, Agitato, In leichtem Marsch-Rhythmus , Meditation, Interludium mit kleinen Schlagwerkeffekten, Echo-Strukturen, Improvisation für elektronisches Schlagwerk, Resonanzen), 1995.
- Sala, Oskar: „My Fascinating Instrument“ (u.a. mit: Fantasie-Suite in drei Sätzen für Mixturtrautonium solo, Largo, Fanfare, Impression électronique und Elektronische Tanzsuite), 1995.
- Sala, Oskar: „Subharmonische Mixturen “ (u.a. mit: Langsames Stück für Orchester, Rondo für Trautonium, Sechs Capricen, Chaconne Electronique und Ausschnitte aus: Der Würger von Schloss Blackmore), 1997.
- Sala, Oskar: „Der Trautonium-Spieler Oskar Sala“ (Dokumentation/MDR Kultur), 1997.
- Sala, Oskar: Paul Hindemith „7 Triostücke für 3 Trautonium, Konzertstück für Trautonium +Oskar Sala: Elektronische Impressionen“, 1998
- Sala, Oskar: „Ohne Jahresangabe / Without year“ (Elektronische Filmmusik), 1998.
- Sala, Oskar: „Concertando Rubato“ (Ausschnitte einer elektronischen Tanzsuite inner halb einer Schallplattenserie: „The early gurus of electronic music / 1948-1980“, 2000.
- Sala. Oskar: „Ein Werkstattbesuch“ (Dokumentation/Radio Jena), 2002.
Filmmusik
- „Dein Horoskop - Dein Schicksal“ (Dokumentarfilm/BR Deutschland/1955)
- „Schneeweißchen und Rosenrot“ (BR Deutschland/1955)
- „Forschung und Leben Schöpfung ohne Ende“ (Dokumentarfilm/BR Deutschland/1956)
- „Die Vögel [Orginaltitel: THE BIRDS]“ (USA/1963)
- „Der Würger von Schloß Blackmore“ (BR Deutschland/1963)
- „Geheimnisse auf Schloß Blackmore“ (BR Deutschland/1963)
- „Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse [Orginaltitel: I RAGGI MORTALI DEL DR. MABUSE]“ (BR Deutschland+Frankreich+Italien/1964)
- „Make Love Not War - Die Liebesgeschichte unserer Zeit [Orginaltitel: MAKE LOVE NOT WAR]“ (BR Deutschland/1967)
- „Unterwegs nach Kathmandu“ (Roadmovie/BR Deutschland/1970/71)
- „Gestern war heute noch morgen - Planet Erde“ (Dokumentarfilm/BR Deutschland/1991)
- „Das letzte U-Boot“ (BR Deutschland/1992)