Zum Inhalt springen

Cighid

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Oktober 2004 um 02:18 Uhr durch 145.254.64.169 (Diskussion) (Das neue Leben der Kinder von Cighid). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Cighid ist eines der bekanntesten Kinderheime in Rumänien, das kurz nach dem Sturz des Diktators Nicolae Ceauşescu traurige Berühmtheit erlangte. Das Heim liegt an der ungarisch-rumänischen Grenze nahe der Stadt Oradea (dt. Großwardein). Bis 1990 waren dort über 100 körperlich und geistig behinderte Babys und Kinder unter schlimmsten Bedingungen untergebracht.


Hintergründe

In den Jahren nach 1970 wollte der rumänische Diktator Nicolae Ceauşescu sein Volk vergrößern. Daher erließ er ein Gesetz, dass die Anzahl der Kinder pro Familie auf mindestens fünf festlegte. Verhütung und Abtreibung wurden verboten und mit Gefängnis bedroht. Selbst Not leidende oder kranke Mütter mussten ihren Nachwuchs gegen ihren Willen zur Welt bringen. Viele versuchten, die Föten mit Drähten oder Medikamenten abzutreiben.

Massenhaft wurden behinderte oder überzählige Kinder geboren und in Sozialwaisenhäuser abgeschoben. Im Alter von drei Jahren wurden sie von einer Ärztekomission begutachtet. Die Stärksten ("Sterne unserer Zukunft" genannt) griff sich das Ehepaar Ceauşescu und rekrutierte sie für seine Präsidentengarde (so genannte "Falken des Vaterlandes"). Die Kinder mit den Geburtsschäden, mit den chronischen Krankheiten und den Entwicklungsverzögerungen wurden als "Unwiederbringliche" bezeichnet und in Heime abgeschoben. Ganz Rumänien war mit solchen Ärztekommissionen und Kinderheimen durchzogen. Viele Kinder starben bereits nach wenigen Wochen an Hunger, Kälte, an Krankheiten und am Dreck.

Das neue Leben der Kinder von Cighid

Im Frühjahr 1990 wurde das Kinderheim Cighid (sowie die Anstalt in Badacin und noch weitere Heime) von westlichen Reportern entdeckt; die Bilder erschienen in allen Zeitungen und im Fernsehen. Spendengelder wurden gesammelt und ehrenamtliche Helfer gingen nach Rumänien und renovierten das Heim. Inzwischen wurde auf dem Gelände des Kinderheimes Cighid eine Thermalquelle entdeckt, die für das Heizungssystem und für ein Therapiebecken genutzt wird. Vor etlichen Jahren wurde mit dem Bau des Internates Cighid begonnen. In Bukarest entstand das größte Ambulatorium Ost-Europas. In Oradea, zu dessen Einzugsbereich auch Cighid gehört, entstand eine Einrichtung für behinderte Erwachsene mit betreuten Wohnmöglichkeiten. Damit die Kinder aus den Kinderheimen später nicht in die rumänische Psychiatrie müssen, wurde das Projekt 18 plus gegründet. Auch in anderen rumänischen Städten sollen die psychiatrischen Anstalten, die Kinderheime und Krankenhäuser renoviert werden.

Aber das Kinderheim Cighid (und die weiteren Einrichtungen) ist noch weit davon entfernt, ohne ausländische Hilfe auskommen zu können.

Siehe auch

Hospitalismus, Deprivation, Deprivationssyndrom, Jaktation, jactatio capitis, jactatio corporis, Vernachlässigung, Bindung (Psychologie), geistige Behinderung, Schwachsinn, Retardierung, Rumänien, Rumänische Geschichte, Nicolae Ceausescu