Gemeinsame Armee
Die k. u. k. Armee (kaiserliche und königliche Armee) war das Heer Österreich-Ungarns.
Die k.u.k. Armee bestand als solche eigentlich nur aus den gemeinsamen Verbänden der beiden Reichshälften. Daneben existierte noch die jeweilige Landwehr, die die Bezeichnung k.k. (kaiserlich Österreichisch - königlich Böhmisch) für die nichtungarischen Landesteile bzw. k.U. (königlich Ungarisch - oder auch nur honvéd) für Ungarn und den bis 1918 zu Ungarn gehörenden Teilen von Kroatien, Serbien, Krain und Rumänien führte. Diese Truppenteile sind zwar de facto hier mit aufgeführt, gehören jedoch de jure nicht dazu.

Aufbau der k.u.k Armee
Nach dem Ausgleich von 1867 wurde die bisherige österreichische Armee in die neue k. u. k. Armee umgewandelt und unter Leitung eines gemeinsamen Kriegsministeriums gestellt.
Da die Armee eine Stütze der Doppelmonarchie bilden sollte, wurde auf nationale und religiöse Besonderheiten bei der Einberufung keine Rücksicht genommen.
Eine Besonderheit der österreichisch-ungarischen Armee waren die, in früheren Jahren häufigen Wechsel der Standorte. Die Bataillone der einzelnen Regimenter wurden sehr häufig zu anderen Standorten verlegt. (1914 waren nur drei Infanterieregimenter der k.u.k. Armee komplett in einer Garnison stationiert - das IR 14 in Linz, das IR 30 in Lemberg und das IR 41 in Czernowitz) So konnte sich einerseits kein traditionelles Verhältnis der Regimenter zu bestimmten Orten und deren Bevölkerung bilden (wie z. B. in der Preußischen Armee) und andererseits dienten die verlegten Soldaten oft am anderen Ende des Reiches. Hintergrund dieser Praxis war, daß die Armee durch eine nicht mögliche Fraternisierung der Soldaten mit Teilen der Bevölkerung im Falle innerer Unruhen ein zuverlässiges Instrument der Monarchie sein sollte.
Diese Praxis wurde jedoch in dem Jahren vor dem ersten Weltkrieg stark eingeschränkt.
Friedenspräsenz
- INFANTERIE
Ein Linien Infanterie-Regiment wies vor Kriegsbeginn 1914 die folgende Stellenbesetzung auf: ..
- Stab
Ein Oberst als Regimentskommandant / vier Bataillonskommandanten / ein Stabsoffizier und zwei Hauptleute z.b.V. / ein Regimentsadjutant (subaltern) / ein Pionieroffizier (subaltern) / ein Proviantoffizier (subaltern) / vier Bataillonsadjutanten (subaltern) / fünf Regiments- bzw. Oberärzte / ein Rechnungsführer (Oberoffizier) / zwei Rechnungshilfsarbeiter im Korporalsrang / (Regimentsmusik- ein Stabsführer, ein Regimentstambour, ein Feldwebel, vier Korporale, fünf Gefreite, 30 Infanteristen, zwei Eleven) ein Bataillonstambour / vier Bataillonshornisten / ein Büchsenmacher / 21 Offiziersdiener
Gesamt: 21 Offiziere / 73 Unteroffizier und Mannschaften
- Bei den Kompanien
16 Haupleute / 48 Subalternoffiziere / 16 Kadettoffiziersstellvertreter / 16 Feldwebel / 16 Rechnungsunteroffiziere / 32 Zugsführer / 96 Korporale / 96 Gefreite / 1.120 Infanteristen / 16 Kompaniehornisten / 16 Kompanietamboure / 64 Offiziersdiener
Sollbestand demnach: 64 Offiziere und 1.488 Unteroffiziere und Mannschaften
(Das gleiche galt für die vier Tiroler Jäger Regimenter (Kaiserjäger), jedoch mit nur 4 Regiments- Oberärzten und bei dem Kompanien statt der 16 Kompanietamboure weitere 16 Kompaniehornisten.)
- Ersatzbataillonskader
Ein Kommandant (Oberstleutnant oder Major) / zwei Ergänzungsbezirksoffiziere / ein Regiments- bzw. Oberarzt / ein Rechnungsführer (Oberoffizier) / 3 Hilfsarbeiter im Korporalsrang / 3 Rechnungshilfsarbeiter im Korporalsrang / ein Stabsführer / ein Büchsenmacher / 5 Offiziersdiener
Gesamt: 5 Offiziere, 13 Unteroffiziere und Mannschaften
Bei der Unterabteilung: ein Hauptmann / ein Subalternoffizier / 2 Rechnungsunteroffiziere / ein Korporal / 6 Infanteristen / 2 Offiziersdiener
Gesamt: 2 Offiziere, 11 Unteroffiziere und Mannschaften.
Dem Ersatzbataillonskader oblag die Führung der Evidenz der sich im nichtaktiven Stande befindlichen Personen des Regiments.
(Will heißen - Überwachung der Reservisten, der Beurlaubten und der aus sonstigen Gründen abwesenden Militärpersonen.)
Jedes Infanterie Regiment hatte 2 Korporale und 16 Soldaten mit Pionierausbildung (Regimentspioniere)
- KAVALLERIE
Die Kavallerie bestand aus Ulanen, Husaren und Dragonern.
Es gab keinen Unterschied zwischen schwerer (Ulanen) und leichter (Husaren,Dragoner) Kavallerie. Die Namen basierten auf rein traditionellen Gründen.
Ein Kavallerieregiment wird 1914 mit folgender Stellenbesetzung geführt:
- Stab -samt zwei Divisionsstäben (mit Division ist ein Verband in Bataillonsstärke gemeint, die Division als solche wird mit Truppen-Division bezeichnet.)
Ein Oberst als Regimentskommandant / ein Oberstleutnant und ein Major als Divisionskommandanten / ein Oberleutnant als Regimentsadjutant / ein Oberleutnant als Pionierzugskommandant / ein Oberleutnant als Proviantofffizier / 3 Regiments- bzw. Oberärzte / ein Hauptmann- oder Oberleutnantrechnungsführer / ein tierärztlicher Beamter / 2 Wachtmeister / 2 Zugsführer als Telegraphisten / 2 Sanitätsgehilfen / 2 Rechnungshilfsarbeiter (Korporale) / ein Stabsführer / ein Regimentstrompeter / 2 Divisionstrompeter / ein Büchsenmacher / 10 Offiziersdiener
Gesamt: 11 Offiziere (incl. ein Beamter, 23 Unteroffiziere und Mannschaften
- Bei den Eskadrons
6 Rittmeister 1. Klasse / 4 Rittmeister 2. Klasse / 8 Oberleutnants / 12 Leutnants. Berittene Unteroffiziere und Mannschaften: ein Kadettoffizierstellvertreter / 12 Wachtmeister / 24 Zugsführer / 72 Korporale / 6 Eskadronstrompeter / 24 Patrouilleführer / 732 Dragoner (Husaren,Ulanen) Unberittene Mannschaft: 6 Rechnungsunteroffiziere / 78 Dragoner (Husaren,Ulanen) 30 Offiziersdiener / 6 Kurschmiede / 6 Eskadronsriemer
Gesamt: 30 Offiziere, 997 Unteroffizier und Mannschaften
Sollbestand demnach: 41 Offiziere, 1.020 Unteroffiziere und Mannschaften
Ein Rittmeister 1. Klasse / ein Oberleutnant / zwei Leutnants / ein berittener Wachtmeister / ein berittener Zugsführer. Unberitten: ein Rechnungsunteroffizier / 3 Korporale / 2 Patrouilleführer / 11 Mannschaftsdienstgrade
Gesamt: 4 Offiziere, 23 Unteroffiziere und Mannschaften
Da die k. u. k. Monarchie ein Vielvölkerstaat war, wurde Deutsch als gemeinsame Kommandosprache festgesetzt. Nur ein kleiner Teil der Armeeverbände sprach ausschließlich Deutsch. Allerdings gab es daneben noch die "Dienstsprache", die zum Verkehr der Diensstellen untereinander benutzt wurde. Sie war beim k.u.k. Heer und der Flotte sowie der k.k. Landwehr Deutsch, bei der k.u. Honved jedoch Ungarisch. Zusätzlich existierte noch die "Regimentssprache". Das war die Sprache, die von der Mannschaft mehrheitlich gesprochen wurde. Sollte, wie bei dem Infanterie Regiment Nr. 100 in Krakau, die Mannschaft sich aus 27% Deutschen, 33% Tschechen und 37% Polen zusammensetzen, so gab es eben 3 Regimentssprachen. Jeder Offizier hatte die Regimentssprache(n) innerhalb 3 Jahren zu erlernen!
Rein deutschsprachige Infanterie Regimenter waren z.B. nur:
- Infanterie Regiment "Hoch- und Deutschmeister" Nr. 4
(Stab /II./III. Bataillon in Wien / I. Btl. Wöllersdorf / IV. Btl. Konjic)
Regimentskommandeur: Oberst Rudolf Sterz Edler von Ponteguerra
- Infanterie Regiment "Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein" Nr. 14 (Linz)
Regimentskommandeur: Oberst Friedrich Edler von Löw
- Infanterie Regiment "Albert I. König der Belgier" Nr. 27
(Stab / I./II./IV. Bataillon Laibach /III. Btl. Graz)
Regimentskommandeur: Oberst Carl Weber
- Infanterie Regiment "Freiher von Hess" Nr. 49
(Stab 7I. /II. Bataillon Brünn / III.´Btl. Sarajevo / IV. Btl. St.Pölten)
Regimentskommandeur: Oberst Eduard Hentke
- Infanterie Regiment "Erzherzog Rainer" Nr. 59
(Stab /I.Bataillon Bregenz /II.Btl. Innsbruck /III. Btl. Schwaz /IV. Btl.Salzburg)
Regimentskommandeur: Oberst Gustav Fischer
- Infanterie Regiment "Albrecht Herzog von Württemberg" Nr. 73
(Stab /I. /II. /III.Bataillon Prag / IV. Btl. Eger (Böhmen))
Regimentskommandeur: Oberst Adolf Brunswik von Korompa
Bild
Auf dem Bild sind die Orden eines Zugsführers (etwa Stabsunteroffizier) des 2. Regiments der Tiroler Kaiserjäger (wechselte irgendwann zur Hochgebirgskompanie Nr.30) zu sehen. (Die Einsatzorte sind handschriftlich aufgeführt!)
Es handelt sich um:
die große silberne Tapferkeitsmedaille (Kaiser Karl I. / verliehen nach Jänner 1917)
die kleine silberne Tapferkeitsmedaille (Kaiser Karl / verliehen nach Jänner 1917)
die bronzene Tapferkeitsmedaille (Kaiser Franz-Josef / verliehen vor Jänner 1917)
das Karl-Truppenkreuz (für mind. 12 Wochen Fronteinsatz und Teilnahme an mind. einer Schlacht)
die Verwundeten-Medaille (Blessierten-Medaille) für 1 malige Verwundung (nach Jänner 1917)
die Erinnerungsmedaille des Landes Tirol an seine Verteidiger
Dienstgrade
Infanterie | Kavallerie | Artillerie | Jäger |
---|---|---|---|
Infanterist | Dragoner / Husar / Ulan | Kanonier | Jäger |
Gefreiter | Gefreiter | Vormeister | Patrouillenführer |
Korporal | Korporal | Korporal | Unterjäger |
Zugsführer | Zugsführer | Zugsführer | Zugsführer |
Feldwebel | Wachtmeister | Feuerwerker | Oberjäger |
Einjährig Freiwilliger Feldwebel/Kadettfeldwebel | Einjährig Freiwilliger Wachtmeister/Kadettwachtmeister | Einjährig Freiwilliger Feuerwerker/Kadettfeuerwerker | Einjährig Freiwilliger Oberjäger/Kadettoberjäger |
Stabs-Feldwebel | Stabs-Wachtmeister | Stabs-Feuerwerker | Stabs-Oberjäger |
Offiziersstellvertreter | Offiziersstellvertreter | Offiziersstellvertreter | Offiziersstellvertreter |
Fähnrich | Fähnrich | Fähnrich | Fähnrich |
Leutnant | Leutnant | Leutnant | Leutnant |
Oberleutnant | Oberleutnant | Oberleutnant | Oberleutnant |
Hauptmann | Rittmeister | Hauptmann | Hauptmann |
Major | Major | Major | Major |
Oberstleutnant | Oberstleutnant | Oberstleutnant | Oberstleutnant |
Oberst | Oberst | Oberst | Oberst |
Generalmajor | Generalmajor | Generalmajor | Generalmajor |
Feldmarschallleutnant | Feldmarschallleutnant | Feldmarschallleutnant | Feldmarschallleutnant |
General der Infanterie | General der Kavallerie | Feldzeugmeister | General der Infanterie |
Generaloberst | Generaloberst | Generaloberst | Generaloberst |
Feldmarschall | Feldmarschall | Feldmarschall | Feldmarschall |
Die Armee zu Beginn des Ersten Weltkrieges
Unter den Armeen der europäischen Großmächte war die k.u.k. Armee die schwächste. Österreich-Ungarn besaß eine zu kleine industrielle Basis für die moderne Ausrüstung seiner Truppen, auch wenn punktuell Spitzenprodukte gefertigt wurden, etwa die Mörser von Škoda. So betrug die österreichische Produktion an Artilleriegranaten nie mehr als eine Million Stück pro Jahr, während die russischen Fabriken 1916 schon vier Millionen Stück fertigten. Moderne Technologien fanden nur schwer Einzug in die Streitkräfte. Die Logistik war unterentwickelt, so dass es oft zu Versorgungsproblemen kam. Die Aufmarschgeschwindigkeit der Truppen war durch die mangelhafte Infrastruktur gehemmt. Dabei hinkten die militärischen Spezialisten oft sogar der zivilen Bahngesellschaft hinterher. Während die staatliche Bahnlinie mit bis zu 100 Waggons pro Zug fuhr, erlaubte das Militär nur Zusammenschlüsse von bis zu 50 Waggons. Die militärische Bahnverbindung zwischen Wien und dem San brauchte dreimal solange wie die zivile Bahngesellschaft.
Beim Niveau der Truppen zeigten sich ernsthafte Schwächen, was auf den Charakter der Doppelmonarchie als Vielvölkerstaat zurückzuführen ist. So rekrutierten sich einerseits die meisten Offiziere aus dem deutschen und ungarischen Staatsvolk, die Mannschaften aber vorwiegend aus den slawischen Bevölkerungsteilen. Andererseits war Deutsch die Befehlssprache, doch der gemeine Soldat bekam davon nur einhundert Wörter beigebracht. Beides wirkte sich negativ auf den Zusammenhalt aus, insbesondere nach dem ersten Kriegsjahr, als immer mehr slawische Soldaten eingezogen wurden. Die mangelnde Kampfkraft der slawischen Soldaten wurde oft herangezogen um die anfänglichen Niederlagen der Donaumonarchie zu rechtfertigen. Als Begründung wurde oft der Einfluss des Panslawismus angeführt und der Mythos von massenhafter Fahnenflucht ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich allerdings eher um eine Rechtfertigungslegende, denn zu Kriegsbeginn hatte sich auch in den slawischen Provinzen ein nationales Hochgefühl geäußert. Vielmehr versagte die Integration dieses Bevölkerungsteils an den sprachlichen Barrieren und an der Geringschätzung dieser Soldaten durch das deutschösterreichische bzw. ungarische Offizierskorps. Ursache der geringen Schlagkraft der Armee war auch die dürftige militärische Vorausbildung der Bevölkerung. Zwar besaß Österreich-Ungarn seit 1866 eine allgemeine Wehrpflicht, doch wurde sie nie vollständig durchgesetzt. Die Armee hatte nicht die finanziellen Mittel, um einen ganzen Rekrutenjahrgang zu versorgen und zu besolden. Deshalb wurde eine Liste von Ausnahmen erlassen, so dass oft nur 20% eines Jahrgangs einer Militäreinheit angehört hatten.
Personalverluste bei Kriegshandlungen wurden durch die Marschbataillone ersetzt. (Das System der Reserve Regimenter wie bei der deutschen Armee gab es nicht.)
Bestand im August 1914
- Gemeinsame Armee (k.u.k. -kaiserlich und königlich ungarisch)
102 Infanterie Regimenter zu je vier Bataillonen
4 Bosnisch-Hercegowinische Infanterie Regimenter zu je vier Bataillonen
4 Tiroler Jäger Regimenter (Kaiserjäger) zu je vier Bataillonen
32 Feldjäger Bataillone
1 Bosnisch-Hercegowinisches Feldjäger Bataillon
42 Feldkanonen Regimenter
14 Feldhaubitz Regimenter
11 Reitende Artillerie Divisionen
14 schwere Haubitz Divisionen
11 Gebirgsartillerie Regimenter
6 Festungsartillerie Regimenter
8 selbst. Festungsartillerie Bataillone
15 Dragoner Regimenter
16 Husaren Regimenter
11 Ulanen Regimenter
16 Train Divisionen
14 Sappeur Bataillone
9 Pionier Bataillone
1 Brücken Bataillon
1 Eisenbahn Regiment
1 Telegraphen Regiment
- k.k. Landwehr (kaiserlich/königlich böhmisch)
37 Landwehr Infanterie Regimenter
2 Landwehr Gebirgsinfanterie Regimenter
3 Tiroler Landesschützen Regimenter
1 Reitende Tiroler Landesschützen Division (Btl)
1 Reitende Dalmatiner Landesschützen Division (Btl)
6 Landwehr Ulanen Regimenter
8 Landwehr Feldkanonen Divisionen
8 Landwehr Feldhaubitz Divisionen
- k.u. Honvèd (königlich ungarische Landwehr)
32 Honvèd Infanterie Regimenter
10 Honvèd Husaren Regimenter
8 Honvèd Feldkanonen Regimenter
1 Honvèd Reitende Artillerie Abteilung
Literatur
- Heinz von Lichem "Spielhahnstoß und Edelweiß" Stocker Verlag Graz 1977
- Graf Bossi Fedregotti "Kaiserjäger" Stocker Verlag Graz 1977
- Carl von Bardolff "Soldat im alten Österreich" Diederichs Verlag Jena 1938
- Allmeyer-Beck/Lessing "Die K.u.K. Armee 1848-1918" Bertelsmann München 1974
- Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien (Militärwissenschaftliches Institut) Band 10 "Das k.u.k. Heer 1895" Stocker Verlag Graz 1997