Jüdische liberale Gemeinde
Alternative jüdische Gemeinde, die sich dem sogenannten progressiven Judentum verbunden fühlt und sich zumeist in der Tradition der bedeutenden liberalen Richtung des deutschen Judentums vor 1938 versteht. Am Namen häufig erkennbar durch Selbstbezeichnungen wie "Jüdische liberale Gemeinde" oder "Liberale jüdische Gemeinde". Andere Gemeinden, wo zuvor keine jüdische Gemeinde existierte, nennen sich oft nur jüdische Gemeinde.
Die erste liberale Gemeinde nach 1945 gründete sich 1978 in Zürich (Jüdische Liberale Gemeinde 'Or Chadasch'). 1990 etablierte sich in Wien eine Gemeinde 'Or Chadasch - Bewegung für progressives Judentum'. In Deutschland entstanden erst ab 1995 außerhalb der jüdischen Einheitsgemeinden neue liberale Gemeinden. Seit 1997 unterhalten sie einen gemeinsamen Dachverband, die Union progressiver Juden in Deutschland zu dem auch das 1999 gegründete Abraham Geiger Kolleg gehört. Seit der Aufnahme von zwei jüdischen Landesverbänden mit mehrheitlich liberalen Gemeinden aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen wird mehr als die Hälfte der 20 liberalen Gemeinden in der Union progressiver Juden heute auch durch den Zentralrat der Juden in Deutschland repräsentiert.
Mit über 500 Mitgliedern größte jüdische liberale Gemeinde im deutschsprachigen Raum ist gegenwärtig die Liberale Jüdische Gemeinde Hannover.
Literatur
- Gilbert S. Rosenthal / Walter Homolka: Das Judentum hat viele Gesichter. Die religiösen Strömungen der Gegenwart. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, ISBN-10: 3-404-60575-6 , ISBN-13: 978-3-404-60575-0
- Heinz-Peter Katlewski: "Judentum im Aufbruch. Von der neuen Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland, Österreich und der Schweiz." Jüdische Verlagsanstalt Berlin, Berlin 2002, ISBN 3-934658-38-5