Aurangzeb
Aurangzeb (Muhammad Aurangzeb Bahadur) war als Sohn Schah Jahans der Großmogul von Indien zwischen seiner Machtergreifung 1658 und seinem Tod am 21. Februar 1707.
Aurangzeb war in seinem Vorgehen sehr mutig und entschlossen, er galt auch als verschlagen. Deswegen setzte er sich in einem Bruderkrieg 1658/59 gegen seine Brüder durch, als Schah Jahan 1657 schwer erkrankt war. Der Hauptrivale, sein atheistischer und zudem hindufreundlicher Bruder Dara Schikoh wurde hingerichtet, der Vater bis zu seinem Tod 1666 als Gefangener gehalten.
Der Kaiser war aber ein orthodoxer Muslim, der sich in seinem Handeln in erster Linie vom Koran leiten ließ. Daraus resultierte eine gewisse Einfallslosigkeit und Beschränktheit, die ihm bei der Verwaltung seines Riesenreiches schwer schadete. In späteren Jahren trat er rein äußerlich wie ein Heiliger auf (weißes Gewand, die Augen ständig auf dem Koran). Zudem war er unfähig im Umgang mit seiner Familie, sodass drei Söhne rebellierten oder ihr Leben im Gefängnis verbrachten.
Aurangzeb brach mit dem Konzept der annähernden Gleichberechtigung von Moslems und Hindus, auch wenn es schon sein Vater vernachlässigt hatte. Er ließ 1669 im ganzen Land Hindutempel zerstören und stattdessen Moscheen bauen, beendete das politische "Bündnis" mit den Rajputen, entfernte die Hindus aus der Verwaltung und ließ ab 1679 die religiösen Steuern wieder eintreiben. In jedem Fall förderte seine Regierungsweise eine zunehmende Kluft zwischen Hindus und Moslems.
Zu guter Letzt verbrachte er seine Regierungszeit ab 1681 auf kostspieligen Feldzügen gegen die Hindu- und Moslemkönigreiche in Aurangabad/ Südindien und ließ den Norden ohne seine natürliche Verwaltungsspitze zurück. Das Ergebnis waren Korruption und allgemeine Auflösung der Verwaltungsstrukturen, sodass es sich Räuber sogar leisten konnten, Karawanen in der Nähe der Hauptstadt zu plündern. Die Bauern hatten seine Steuereintreiber so satt, daß sie ihre Feuerwaffen (ja, diese wurden in den indischen Dörfern eifrig nachgebaut) gegen sie einsetzten.
Im Grünen Gewölbe von Dresden ist ein "Empfang bei Aurangzeb" als Meisterwerk der Goldschmiedekunst mit zahlreichen Figuren zu sehen.