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Wattenmeer (Nordsee)

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Watt bei Niedrigwasser.
Datei:PIC00112.JPG
Wattenmeer bei Hochwasser, aufgenommen in Norddeich. Am Horizont ist die Insel Juist zu erkennen.

Das Wattenmeer der Nordsee ist eine im Wirkungsbereich der Gezeiten liegende, 450 Kilometer lange und bis zu 20 Kilometer breite, Landschaft zwischen Esbjerg, Dänemark im Norden und Den Helder, Niederlande im Westen. Den bei Ebbe freiliegenden Grund des Meeres bezeichnet man als Watt.

Das Watt wird zwei Mal am Tag während des Hochwassers überflutet und fällt bei Niedrigwasser wieder trocken, wobei das Wasser oft durch tiefe Furchen (Priele) abfließt. Der zeitliche Abstand zwischen einem Hochwasser und einem Niedrigwasser beträgt 6 Stunden und 12 Minuten.

Große Teile des Wattenmeers sind mittlerweile zum Nationalpark erklärt worden.

Entstehung

Das Wattenmeer verdankt seine Entstehung in erster Linie dem Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit. Immer wieder brach das Meer - insbesondere bei Sturmfluten - in das Land ein. So entstanden Flachwasserzonen, die bei Ebbe trockenfallen - das Watt. Das Watt ist von Tideströmen, den Prielen durchzogen, durch die das Wasser zweimal täglich aufläuft und wieder abläuft. Alte, an der ehemaligen Küstenlinie gelegene höhere Gebiete wurden zu Inseln:

An der Halbinsel Eiderstedt reicht das Festland noch fast bis an die ursprüngliche Küstenlinie.

Das Watt konnte an der deutschen Küste nur entstehen durch eine Kombination aus dem regelmäßigen Wechsel von Ebbe und Flut (Tide), der wellenbrechenden Wirkung der vorgelagerten Friesischen Inseln sowie dem flachen Abfall der Küste. Dadurch entstand ein vor starker Brandung relativ sicherer Lebensraum, der durch den regelmäßigen Wechsel von Überflutung und Trockenfallen charakterisiert ist. Bei normalen Witterungsbedingungen ist kaum ein Wellengang zu verzeichnen.

Der Naturraum Wattenmeer

Das Wattenmeer ist eine der letzten weitgehend naturbelassenen Großlandschaften in Mitteleuropa. Diese einmalige Küstenregion stellt die größte zusammenhängende Wattenlandschaft der Erde dar.

Abgesehen von den täglichen Überflutungen schwanken auch Temperatur und Salzgehalt sehr stark. Die Verhältnisse sind im Sediment viel konstanter, stellen jedoch immer noch einen extremen Lebensraum dar, an den sich nur wenige Arten angepasst haben, die dafür aber in großer Anzahl im Watt vorkommen.

Das Wattenmeer wurde zum Nationalpark ausgewiesen. Das schützenswerte Gebiet wurde in drei Zonen aufgeteilt. Gebiete der Zone I stehen unter besonderem Schutz. Diese Zone sollte weitgehend nutzungs- und störungsfrei sein. Die Definitionen der Zonen II und III sind entsprechend abgestuft. Die Grenzen des Nationalparks sind nicht einheitlich. So beginnt zum Beispiel in Schleswig-Holstein der Nationalpark in einem Abstand von 150 Metern von der Küstenlinie und den Inseln. In Niedersachsen hingegen sind die Küstenregion und die Salzwiesen mit eingeschlossen.

Nach Eindeichung und Entsalzung entstehen aus dem Watt Marschböden.

Das Watt

Man unterscheidet verschiedene Wattarten.

  • Schlickwatt
  • Mischwatt
  • Sandwatt

(Siehe dazu: Watt)

Flora und Fauna

Das Watt ist außerordentlich reich an Lebewesen. Die meisten Watttiere leben im Boden verborgen, da die Lebensbedingungen an der Oberfläche zu unwirtlich sind. Dazu gehören Krebse, Muscheln, Schnecken und Meereswürmer. Diese stellen die Nahrungsgrundlage für Vögel während der Ebbe und für viele Fische, zum Beispiel Flundern, während der überschwemmten Zeit dar.

Besonders auf den höher gelegenen, mehrere Stunden trockenfallenden Teilen gedeiht eine charakteristische Vegetation, zum Beispiel Queller, Schlickgras oder Salzwiesenpflanzen. Es gibt 250 Pflanzenarten, die ausschließlich im Wattenmeer leben. Sehr dicht ist auch die Besiedlung durch Meiofauna und pennate Kieselalgen, die sich kriechend fortbewegen können und sich beim Trockenfallen in die Sandlücken zurückziehen. Auf Muschelschalen (besonders der Herzmuschel) wächst häufig der Meersalat.

Das Watt stellt jedoch nur einen Teil des Lebensraumes Wattenmeer dar. Ein weiterer Lebensraum steht im Bereich Wattenmeer verschiedenen Landbewohnern zur Verfügung, vor allem einer sehr großen Anzahl von Vogelarten. Alle diese Tierarten sind an den speziellen Lebensraum angepasst und entsprechend kommt eine große Anzahl der Arten wirklich nur hier vor.

Die Salzwiesen, Sandstrände und Dünen der Küste bieten vor allem als Nist- und Versteckmöglichkeiten für Vögel. Nicht zu vergessen die Sandbänke, die als Ruheplätze für die wohl prominentesten Bewohner der Nordseeküste dienen, die Seehunde.

Auf diese Weise stellen alle diese Teilsysteme ein komplexes Ökosystem dar.

Nicht nur durch den Artenreichtum ist das Wattenmeer ökologisch bedeutsam, es stellt auch im weltweiten Vergleich einen der Biotope mit der höchsten Produktion dar. Nur der Tropische Regenwald übertrifft das Wattenmeer an lebendiger Biomasse. Das Wattenmeer ist zugleich eine wichtige Kinderstube für Fische.

Im Winter ist das Wattenmeer der Nordsee außerdem wichtiger Rastplatz für zahlreiche Vögel nordischer Länder. Schätzungsweise 10 bis 12 Millionen Watvögel, Gänse, Enten und Möwen legen in diesem Wattenmeer eine Flugpause ein, um sich die Fettreserven anzufressen, die sie für ihre Brutperiode benötigen.

Tourismus

Von vielen Gemeinden und Orten an der Küste werden geführte Wattwanderungen unter der Leitung kundiger Wattführer angeboten, um einerseits die Besucherströme zu lenken und andererseits die Besucher über die Vielfalt und Besonderheiten dieses einzigartigen Naturraums zu informieren.

Außerhalb der Ruhezonen der Kategorie 1 und besonders abgesperrter Bereiche ist dieser einmalige amphibische Lebensraum der Allgemeinheit zugänglich. Der Nationalpark Wattenmeer besitzt einerseits durch die Weite seiner Landschaft und andererseits durch die Ruhe und seiner sauberen jodhaltigen Luft einen großen Erholungswert. So kann es sehr entspannend sein und den Stressabbau fördern, in Zeiten der Ebbe barfuß über den Meeresboden zu laufen und sich die Fußsohlen vom Schlick massieren zu lassen. In zahlreich angebotenen geführten Wattwanderungen werden die Besonderheiten dieses geschützten Naturraums von erfahrenen Wattführern erläutert.

Auch Massagen mit Schlammpackungen aus dem Watt werden häufig im Nordseeraum angeboten.

Nationalparke Wattenmeer

Entsprechend der Einzigartigkeit des Wattenmeeres und der zunehmenden Bedrohung des Systems durch den Tourismus und die Industrie wurde das Wattenmeer zum größten Teil unter Schutz gestellt. Bereits 1985 erfolgte die Einstufung des Schleswig-Holsteinischen Wattenmeeres zum Nationalpark, ein Jahr später folgte auch das Niedersächsische Wattenmeer. Der kleinste Teil des Wattenmeeres, das Hamburger Wattenmeer, wurde diesem Schutzgebiet erst 1990 hinzugefügt. Durch diese Aktion stand also fast das gesamte Wattenmeer mit Ausnahme einiger Schifffahrtswege unter Naturschutz. Erhöht wurde die Bedeutung 1991. Seit diesem Jahr ist das gesamte norddeutsche Wattenmeer als Biosphärenreservat der UNESCO ausgeschrieben und steht somit unter internationalem Schutz.

Gefährdungen

Regelmäßig hört man Nachrichten über Ölunfälle oder Großverschmutzungen in der Nordsee, die auch den Küstenbereich nicht aussparen. Hinzu kommt eine Übernutzung der Küste durch den Fisch-, Muschel- und Krabbenfang sowie eine teilweise intensive landwirtschaftliche Nutzung des Umlandes. Nicht zuletzt auch der Tourismus gefährdet das System, wenn es zu einem weiteren Anstieg der Besucherzahlen kommt. Verschiedene Umweltschutzorganisation wie der World Wildlife Fund (WWF), der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern eine strengere Regelung für den Schutz dieses und anderer Naturschutzgebiete. Das Wattenmeer der Nordsee ist eine im Wirkungsbereich der Gezeiten liegende, 450 km lange und bis zu 20 Kilometer breite, Landschaft zwischen Esbjerg, Dänemark im Norden und Den Helder, Niederlande im Westen. Den bei Ebbe freiliegenden Grund des Meeres bezeichnet man als Watt.

Das Watt wird zwei Mal am Tag während des Hochwassers überflutet und fällt bei Niedrigwasser wieder trocken, wobei das Wasser oft durch tiefe Furchen (Priele) abfließt. Der zeitliche Abstand zwischen einem Hochwasser und einem Niedrigwasser beträgt 6 Stunden und 12 Minuten.

Siehe auch

Literatur

  • Umweltbundesamt und Nationalparkverwaltungen Niedersächsisches Wattenmeer/Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Hrsg.): Umweltatlas Wattenmeer. (2 Bände: Bd. 1, Nordfriesisches und Dithmarsches Wattenmeer; Bd. 2, Wattenmeer zwischen Elbmündung und Emsmündung). Eugen Ulmer, Stuttgart 1998/1999, ISBN 3800134918 + ISBN 3800134926
  • Ludwig Fischer, Thomas Steensen, Harm Tjalling Waterbolk: Das Wattenmeer. Theiss, 2005, ISBN 3806219842