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Mia (Musikgruppe)

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MIA.
Sängerin Mieze Katz
Sängerin Mieze Katz

Sängerin Mieze Katz

Gründung 1997
Genre Pop
Website http://www.miarockt.de/
Aktuelle Bandmitglieder
Gesang Mieze Katz (Künstlername;
vor 2006 nur „Mieze“)
Gitarre Andy Penn (vor 2004 als Andi Ross)
Gitarre, Horn,
Keyboard
Ingo Puls
Schlagzeug Gunnar Spies (seit 2001)
Bass Robert „Bob“ Schütze
Ehemalige Bandmitglieder
Schlagzeug Hannes Schulze (1997 - 2001)

MIA. (mit Punkt; auch Mia. geschrieben) ist eine deutsche Elektropop-Musikgruppe.

Bandgeschichte

MIA. haben sich 1997 in Berlin als Schülerband gegründet. Mieze und Andi Ross (später Andy Penn), die gemeinsam das John-Lennon-Gymnasium in Berlin besuchten, wurden von ihrer Mitschülerin Sarah Kuttner an Robert Schütze und Ingo Puls vermittelt. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Hannes Schulze gründete man eine Musikgruppe und durchlief mehrere Namensänderungen. Der heutige Name MIA. leitet sich vom früheren Bandnamen Me In Affairs ab, heute assoziiert die Gruppe das Kürzel mit anderen Dingen, darunter Musik ist Alles. Eine „korrekte“ Übersetzung des Bandnamens gibt es nicht. Seit 1998 arbeiten MIA. mit dem damals neu gegründeten Musiklabel R.O.T. zusammen, das auch ihr Management stellt.

1999 schaffte die Band über das Major-Label BMG die Veröffentlichung der Single Sugar My Skin, die zum offiziellen Lied zur YOU-Jugendmesse (ebenfalls 1999) wurde. Die grundsätzlich unterschiedlichen Vorstellungen führten aber zur schnellen Trennung vom BMG.

Die Band tourte intensiv und brachte 2001 die Single Factory City raus. Der Elektropunk-Remix von Produzent Nhoah wurde ein großer Erfolg in der Clubszene und so werden MIA. seit Anfang 2002 von ihrem neuen Major-Label Sony Music als Teil einer Generation neuer Berliner Popmusik-Gruppen als Elektropunk-Band vermarktet. Im Vorfeld verließ Schulze die Band (mittlerweile spielt er bei Engerling und Mitch Ryder) und per Zeitungsannonce wurde später Gunnar Spies als neuer Schlagzeuger entdeckt. Auf dem ersten Album, Hieb und StichFEST spielte aber teilweise Staab, der Manager der Gruppe und Mitbesitzer des Labels R.O.T., das Schlagzeug ein. Die Videoclips zu den folgenden Veröffentlichungen werden bei MTV und VIVA gespielt, ein Bericht über die Gruppe lief sogar in den Tagesthemen. Die Reaktionen schwanken zwischen vollkommener Begeisterung für die Live-Talente der Band und totaler Ablehnung wegen der als zu schrill und zu übertrieben empfundenen Selbstdarstellung gerade von Frontfrau Mieze.

Am 19. März 2004 nahmen MIA. an der Deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2004 mit dem Titel Hungriges Herz teil, sie konnten sich jedoch nicht für das Finale qualifizieren. Im gleichen Jahr erhielt die Gruppe die Goldene Stimmgabel als beste Shootingstar Gruppe weiblich.

Im Oktober 2005 wurde auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm die Dokumentation MIA. - Keine Zeit zu verlieren von den Filmemachern Gerd Breiter und Piet Schmelz alias die Dokuboys vorgestellt. Der 50-minütige Film, der mit Zustimmung und Unterstützung der Gruppe entstand, begleitet MIA. von frühen Proben und dem Vertragsabschluss mit Sony Music über erste Krisen und die Nationalismuskontroverse (siehe unten) bis zur Teilnahme an der Deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2004. Der Film erschien auch als DVD.

Im Mai 2006 veröffentlichten sie mit Tanz der Moleküle die erste Single aus ihrem am 21. Juli 2006 erschienenen Album Zirkus. Die Single stieg in die Top 20 der deutschen Charts ein und ist somit die bis dahin erfolgreichste Single in der Bandgeschichte, während das Album auf Anhieb Platz 2 der deutschen Albumcharts erreichte.

Am 9. Februar 2007 haben MIA. das Gastgeberland Berlin beim Bundesvision Song Contest mit ihrem Lied Zirkus vertreten und den vierten Platz erreicht.

In einem Faninterview am gleichen Tag gab Ingo Puls an, dass parallel zu Festivalauftritten im Sommer die Aufnahmen für ein viertes Album geplant sind.

Stil und Textinhalte

Zu Beginn ihrer Karriere bezeichnete die Gruppe ihren Stil als „Mellow-Listining-Sound-Scapes, zerbrechliche Melodien und gesungene Loops bis zur absoluten Power in Ergänzung mit roughen Gitarrensounds und emotionalen Texten“. Seit dem Erfolg des Elektropunk-Remixes des Songs Factory City nannten sie ihre Musik Elektropunk, womit sie einen teilweise härteren Sound mit Elementen des Punks meinten, den sie mit elektronischer Musik verbinden. Punkfans bemängelten hingegen, dass die Lieder häufig nicht aggressiv genug seien, um als Punk zu gelten. Die Texte aus dieser Zeit sind teilweise fragmenthaft und kryptisch und mischen deutsche und englische Zeilen.

Viele Kritiker weisen darauf hin, dass sich insbesondere das erste Album, Hieb und StichFEST, sehr an die frühe Phase der Neuen Deutschen Welle anzulehnen scheint, dabei insbesondere an die Musik der Gruppe Ideal. MIA. bestreiten, vorher überhaupt Musik von Ideal gehört zu haben und erklären, sich erst nach Veröffentlichung ihres Albums, als die Vergleiche auftauchten, damit auseinandergesetzt zu haben.

Mit dem zweiten Album, Stille Post, verlor die Musik noch einmal deutlich an Aggressivität, die Texte wurden stärker ausformuliert und verwenden weniger Englisch. Dennoch distanzierte man sich erst zwei Jahre später im offiziellen Albuminfo zum dritten Album Zirkus ausdrücklich vom Elektropunk als Stilrichtung. Die Gruppe beansprucht weiterhin eine Punk-Attitüde für sich, die jedoch mehr in der Herangehensweise denn in der Musik selbst zum Ausdruck komme.

Auch Zirkus zeigt stilistisch deutliche Unterschiede zu beiden Vorgängern. Nicht nur wird (mit einigen Ausnahmen) weitgehend auf synthetische Instrumente verzichtet, MIA. versuchen sich auch an mehr verschiedenen Instrumenten als zuvor (die meisten gespielt von Ingo Puls). Die Melodien sind weniger hektisch, teilweise sehr verspielt. Manche diagnostizieren einen Einfluss der Gruppe Rosenstolz, mit der MIA. eine Art professionelle Freundschaft verbindet (gemeinsame Auftritte und Touren).

Die Melodien schreibt die Gruppe zum größten Teil selbst, Mieze ist stets für die Texte verantwortlich. Die Ausarbeitung der Songs erfolgt in enger Zusammenarbeit mit MIA.s Produzenten Nhoah, den die Gruppe daher auch scherzhaft als ihr „stilles, sechstes Mitglied“ bezeichnet. Als einziges nicht direktes Bandmitglied schreibt Nhoah unter dem Pseudonym H.Flug manchmal auch eigene Melodien für die Band, gewöhnlich gemeinsam mit Mieze, und kooperiert mit ihr bei einigen Texten.

Inhaltlich haben MIA.s Texte teilweise politische Ansätze, was in Titeln wie Ökostrom, Alles neu oder Machtspiele zum Ausdruck kommt, in denen sie sich für Umweltschutz, sozialen Umbruch oder Frieden einsetzen; mal werden Gefühle und immer wieder Liebe und Beziehung thematisiert.

Kontroverse um Nationalismusvorwurf

Kritik aus dem linken Spektrum erntete die Gruppe seit September 2003 für Zeilen im Stück Was es ist, in denen unter symbolischer Nennung der Farben Schwarz, Rot und Gelb ein neuer Umgang mit der deutschen Identität besungen wird, für Promotionfotos, auf denen die Farben Schwarz, Rot und Gelb bewusst verwendet wurden, sowie für die nachträgliche Begründung, „die schwere Bedeutung der deutschen Farben neu zu belegen“ (Andy Penn).

Hintergrund von Was es ist war das Kunstprojekt ANGEFANGEN, ausgehend von Respect or Tolerate (R.O.T.), dem Label der Gruppe. Produzent und Labelmitbesitzer Nhoah gab an, damit Anreize geben zu wollen, die „positive Energie“, die während der Demonstrationen gegen den Irak-Krieg zum Ausdruck kamen, in einen selbst- und wertebewussten Umgang mit deutscher Politik und Gesellschaft weiterzutragen. Das Projekt ANGEFANGEN hatte das Hauptziel, die Werte Respekt, Toleranz, Liebe und Mut zu diskutieren und zu etablieren, machte dies aber zunächst an einer Neupositionierung einer deutschen Identität fest. (Deutschland beziehe hierbei alle Menschen, die sich Deutschland zuzählen, also etwa auch Migranten, mit ein. Diesen Stellungnahmen zufolge widerspräche ihre Vision einer kollektiven deutschen Identität also einem ethnisch gefassten Nationsbegriff.)

Die Inhalte des Liedtextes und des Projektes wurden von manchen Kritikern aber als nationalistisch interpretiert. Speziell wurden der Band und Label ein zu unbefangener Umgang mit deutscher Identität vorgeworfen, bei dem die spezifisch deutsche Geschichte außen vor bleibe. Diese Vorwürfe trafen immer wieder insbesondere die Gruppe MIA. als Zugpferd des Projektes ANGEFANGEN. In der Folge wurde mehrfach und zum Teil mit Gewalt versucht, Auftritte der Band zu verhindern. Andererseits wurde der Song von der extremen Rechten - z.B. in einem lobenden Artikel der NPD-Zeitschrift „Deutsche Stimme“ - für sich vereinnahmt.

MIA. und R.O.T. selbst dementieren eine rechte Gesinnung und lehnen in Onlinediskussionen auch den Begriff „Nationalismus“ für sich ab, da sie nie versucht hätten, Deutschland gegenüber anderen Ländern hervorzuheben, und auch nicht den deutschen Staat gemeint haben wollen (siehe oben). Die Bandmitglieder beanspruchen eine grundsätzlich linkspolitische Haltung für sich.

Das Projekt ANGEFANGEN gab als Konsequenz, dass nur dieser Teil der Inhalte öffentlich wahrgenommen und besprochen wurde, die auf die deutsche Identität bezogenen Inhalte weitestgehend auf. Das Projekt existiert nach offiziellen Angaben noch immer, obwohl es lange keine Aktionen gab.

Soziales und musikalisches Engagement

2002 unterstützten MIA. die Entstehung des gegen rechts gerichteten Films Führer Ex, für dessen Vorspann sie die DDR-Nationalhymne, „Auferstanden aus Ruinen“, als Punkversion neu aufnahmen, zwei weitere Titel vom damals aktuellen Album für den Soundtrack zur Verfügung stellten. Mehrere Bandmitglieder traten im Film als Statisten auf.

2003 gaben sie ein Gratiskonzert zum revolutionären 1. Mai auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin und eröffneten im Juli mit einem Auftritt die Abschlusskundgebung der Loveparade.

Im Januar 2004 gaben sie in Berlin am Anhalter Bahnhof einen Gratisauftritt zugunsten der Studentenproteste, wurden dabei aber nach dem Aufruf antinationaler Gruppen, das Konzert aufgrund der Nationalismuskontroverse (siehe oben) zu stören, von Studenten mit Eiern und Tomaten beworfen.

Mit der Single Ökostrom unterstützten sie Solar Generation, die Greenpeace-Jugendgruppe für erneuerbare Energien. Vertreter dieser Gruppe waren während der Tour der Band im Winter 2004/2005 auch auf vielen Konzerten mit Informationsständen zugegen.

Ferner stellte die Band eine unveröffentlichte Version des Songs Komm mein Mädchen für den Sampler On the Run der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl zur Verfügung, und der Verein Brothers Keepers wurde von der Gruppe auf dem Brother-Keepers-Album Am I My Brother's Keeper? unterstützt. Auch amnesty international wird von MIA. unterstützt. Für das ai-Projekt Make Some Noise nahmen sie eine eigene Version des John Lennon-Songs Mind Games auf und amnesty ist auch mit Informationsständen auf Konzerten der aktuellen Tour vertreten.

Außerdem übernahmen MIA. eine Patenschaft im Rahmen des Projektes Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage.

Diskografie

Alben

Jahr Titel Chart-Positionen
DE AT CH
2002 "Hieb & StichFEST" 43 - -
2004 "Stille Post" 13 19 -
2006 "Zirkus" 2 8 68

Alle Alben erschienen sowohl auf CD als auch auf Vinyl (jeweils im selben Jahr etwas später).

Das Album „Stille Post“ erschien 2004 auch als „Limited DVD/CD Touredition“ mit zusätzlichen Fremdsprachenversionen von drei Liedern des Albums und einer Live-DVD.

Singles & EPs

Jahr Titel Chart-Positionen Anmerkung
DE AT
1999 Sugar my skin
/
/
Erstveröffentlichung: /
2000 Factory City
/
/
Erstveröffentlichung: Februar 2001
2002 Alles Neu
Hieb und Stichfest
78
/
Erstveröffentlichung: 21. Mai 2002
2002 Verrückt
Hieb und Stichfest
/
/
Erstveröffentlichung: 26. August 2002
2003 Kreisel
Hieb und Stichfest
/
/
Erstveröffentlichung: 24. Februar 2003
2003 Was es ist (EP)
50
/
Erstveröffentlichung: 29. September 2003
2004 Hungriges Herz
Stille Post
24
58
Erstveröffentlichung: 2. Februar 2004
2004 Ökostrom
Stille Post
71
/
Erstveröffentlichung: 14. Juni 2004
2004 Sonne
Stille Post
89
/
Erstveröffentlichung: 27. September 2004
2006 Tanz der Moleküle
Zirkus
19
32
Erstveröffentlichung: 19. Mai 2006
2006 Uhlala (Damit du fühlst)
Zirkus
86
/
Erstveröffentlichung: 22. September 2006
2007 Zirkus
Zirkus
52
-
Erstveröffentlichung: 12. Januar 2007

Sonderveröffentlichungen auf Vinyl

  • 2002: Machtspiele (10")
  • 2002: Aufmisch (12")
  • 2003: Kreisel/Auferstanden aus Ruinen (7")
  • 2003: Was es ist (12")

Soloaktivitäten & Features

Mieze Katz

  • singt im Song Annabel sagt auf der Demo-CD 2 von Virginia Jetzt!
  • singt in den Songs Das beste für Alle und Dreifach schön auf dem Album Wer hat Angst vor Virginia Jetzt!? von Virginia Jetzt!
  • singt das Intro des Songs Mel + eiz air! mit Eizi Eiz auf dem Album Rappers Delight von Melbeatz
  • singt im Song Liebestropfen auf dem Album David vs Goliath von Flexevil
  • singt das Gedicht Du machst mich traurig - Hör von Else Lasker-Schüler für das Album Ich träume so leise von dir des Else-Lasker-Schüler-Projekts
  • tritt mit Andy Penn im Video zu Hungriges Herz (ein MIA.-Cover) von Scala & Kolacny Brothers auf
  • liest gemeinsam mit Nikolai Kinski den Text Selbstbezichtigung von Peter Handke als Hörbuch

Andy Penn

Ingo Puls

Gunnar Spies

  • war von 1990–1993 Teil der Band Syksy deren Album Tek (Le coq / Buschfunk) 1993 erschien
  • spielte von 1996–2000 bei der Noise-Rockband Desmond q Hirnch, während dieser Zeit entstanden die Alben Music (Nois-o-lution/ EFA, 1998) und La voix de la revolution (Amateur Records / Eigenvertrieb, 1999), tourte mit der Band in Deutschland und Österreich
  • spielte 2000 Schlagzeug im Song Paul Panzers Blues auf dem Album Keine Macht für Niemand von Die Erben der Scherben (Big Pop / Virgin)
  • spielt Schlagzeug bei der Cover-Liveband Bad Saalschlacht