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Ibn Fadlān

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Ahmed Ibn Fadlan (Aḥmad ibn Faḍlān أحمد ابن فضلان) war ein arabischer Abgesandter des Kalifen von Bagdad, der im 10. Jahrhundert an der Wolga Kontakt zu den Wolgabulgaren und den nordischen Völkern der Kiewer Rus aufnahm.

Die islamische Welt unterhielt einen regen Tauschhandel mit den Rus, die ihre Waren wie z.B. Pelze für Silber verkauften.

Die risala

922 verfasste Ibn Fadlan ein umfangreiches Manuskript ("Ar-Risala") über die Lebensgewohnheiten, Kultur und Religion der warägischen Rus. Dieses Schriftstück stellt bis heute eine der wichtigsten Quellen zu den frühen Rus dar. Eine der bekanntesten Begebenheiten, die Ibn Fadlan darin beschreibt, ist das Begräbnis eines Schiffsführers, der mit seinem Schiff, einem großen Teil seiner Waren und einer rituell getöteten Sklavin verbrannt wird.

Zuerst wird der Leichnam in seine Grabkammer, seinen Sarg oder auf eine Bahre gelegt, worüber anschließend ein provisorisches kleines Dach zum Schutze vor Regen, Schnee etc. errichtet wird.

All das geschieht binnen 9-10 Tagen, wobei neben den Arbeiten an dem Schiff auch an der Bekleidung des Toten gearbeitet wird. Man sucht alle wichtigen Dinge zusammen, die der Tote jemals besaß und die er im Jenseits wieder verwenden kann, so zum Beispiel weitere Kleidungsstücke, Trinkhörner und Schmuck.

Die wichtigsten Gegenstände des Verstorbenen sind sicherlich seine Waffen, Wein und Met und letztendlich das Menschenopfer in Form einer schönen jungen Frau, einer Sklavin oder Gefährtin des Verstorbenen, welche rituell von dem sogenannten "Engel des Todes", einer meist alten Schamanin, wie sie jeder Stamm besitzt, geopfert wird, um ihrem verstorbenen Herren im Jenseits weiter zu dienen. Während der Opferung werden rituelle "Gebete" gesprochen und Grüße entsandt, um den Göttern zu schmeicheln, damit sie die Tore Walhallas öffnen und den Verstorbenen einlassen.

Nachdem die Opferung vollzogen ist und sich die Schamanin zurückgezogen hat, wird das Schiff in Brand gesetzt und auf das offene Wasser gestoßen (in diesem Fall die Wolga).

Ibn Fadlan in der Literatur

Der amerikanische Schriftsteller Michael Crichton ließ sich von Ibn Fadlans Manuskript zu seinem Abenteuerroman "Schwarze Nebel" inspirieren, der unter dem Titel "Der 13. Krieger" verfilmt wurde. 1976 verarbeitete Michael Crichton dieses Manuskript zu seinem Werk "Die ihre Toten essen" (Eaters of the Dead), bei denen er fast ausschließlich nur Kommentare zu dem Reisebericht gibt.

Siehe auch: Ibn Chordadhbeh, Saqaliba