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Heiligstes Buch

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Kitab-i-Aqdas (arab./pers.: das Heiligste Buch) ist die heilige Schrift der Religionsgemeinschaft der Baha'i.

Das um 1873 von Baha'u'llah, dem Stifter der Baha'i-Religion (vgl. Baha'i) verfasste Buch zählt zu den wichtigsten Offenbarungswerken des Glaubens. Es stellt das religiöse Gesetzbuch der Baha’i dar, die darin die Charta einer künftigen Weltkultur sehen, die zu errichten Baha'u'llah als Bote Gottes gekommen ist. Es liegt im originalen Wortlaut vor und beansprucht die gleiche Bedeutung wie z.B. die Schari'a im Islam.

Das Kitab-i-Aqdas enthält die Grundgesetze der Weltordnung Baha'ullahs, überträgt seinem Nachfolger Abdu'l Baha die Aufgabe der Auslegung und gibt Anweisungen für den Ausbau der Institutionen, die diese Grundgesetze anwenden und nötigenfalls erweitern sollen. Baha'u'llah verordnet im Kitab-i-Aqdas die Pflichtgebete, legt die Zeit für das Fasten fest, verbietet - das Totengebet ausgenommen - das Gemeinschaftsgebet, bestimmt die Gebetsrichtung und die Abgaben, formuliert das Erbrecht, verfügt das Neunzehntagefestes, die Baha'i-Feiertage, die eingeschobenen Tage im Baha'i-Kalender und das Mashriqu'l-Adhkar. Hiermit sind Häuser der Andacht gemeint, die im Laufe der Zeit zu Zentren ausgebaut werden sollen, um die herum Einrichtungen wie Altersheime, Waisenhäuser, Schulen und Krankenhäuser angeordenet sein werden. Er schafft den Stand der Geistlichen ab, verbietet Sklavenhandel, Asketentum, Bettelei, Mönchtum, die Beichte, den Gebrauch von Kanzeln und den Handkuss, schreibt die Einehe vor, verurteilt Tierquälerei, Müßiggang und Faulheit, üble Nachrede und Verleumdung, missbilligt die Scheidung, verbietet das Glücksspiel, den Genuss von Opium, Wein und anderen berauschenden Getränken. Er bestimmt die Strafen für die vorsätzliche Tötung eines Menschen, für Brandstiftung, Ehebruch und Diebstahl in einer zukünftigen Gesellschaft. Er betont die Bedeutung der Ehe und regelt deren Rechtsgrundlagen. Er verpflichtet jedermann, einem Gewerbe oder sonstigen Beruf nachzugehen und erhebt solche Arbeit in den Rang des Gottesdienstes. Er betont die Notwendigkeit, die erforderlichen Mittel für die Kindererziehung aufzubringen, und gebietet jedermann, ein Testament zu machen und der Obrigkeit strikten Gehorsam zu leisten.

Darüber hinaus ermahnt Baha'u'llah seine Anhänger, mit den Gläubigen aller Religionen unterschiedslos herzliche und einträchtige Gemeinschaft zu pflegen. Er warnt sie vor Fanatismus, Aufruhr, Stolz, Wortstreit und Rechthaberei und verlangt von ihnen makellose Reinheit, unbedingte Wahrhaftigkeit, fleckenlose Keuschheit, Vertrauenswürdigkeit, Gastfreundschaft, Treue, Höflichkeit, Langmut und Gerechtigkeit. Im Kitab-i-Aqdas warnt Baha'u'llah außerdem die wichtigsten Könige und Herrscher seiner Zeit (Napoleon III., König Wilhelm I. (Deutsches Reich), Kaiser Franz Joseph von Österreich und die Regierungen Amerikas, …) vor Hochmut und Tyrannei und fordert sie dazu auf, "auf die Stimme Gottes zu hören" und seinem Ruf Beachtung zu schenken. Er spricht von Krieg und dem Untergang ihrer Reiche, so sie seiner Ermahnung nicht folgen sollten und prophezeit, dass die „Zügel der Macht in die Hände des Volkes übergehen“ werden. Die geistlichen Führer der Weltreligionen ruft er auf, seine Offenbarung nicht nach ihren selbsterdachten Maßstäben zu prüfen und die Menschen nicht durch selbstgerechtes Verhalten von ihr auszusperren.

Literatur

  • Baha'u'llah: The Kitab-i-Aqdas. The Most Holy Book. Haifa 1992, 296 S.
  • Baha'u'llah: Kitab-i-Aqdas. Das Heiligste Buch. Hofheim 2000, 357 S.
  • Schäfer, Udo, Die Freiheit und ihre Schranken. Zum Begriff der Freiheit in Baha'u'llahs Kitab-i-Aqdas, Hofheim 1994.


Hinweis zu allen Baha'i Themen: Die korrekten Rechtschreibformen sind "Bahá'í", "Bahá'ís", "Báb" und "Bahá'u'lláh". Aufgrund der technischen Begrenzungen werden die Formen "Baha'i", "Baha'is", "Bab", und "Baha'u'llah" häufig verwendet, die auch eine Erleichterung für den Leser darstellen."