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Rosalind Franklin

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Rosalind Elsie Franklin (* 25. Juli 1920 in London; † 16. April 1958 ebenda) war eine Biochemikerin und Spezialistin für die Röntgenstrukturanalyse von kristallisierten Makromolekülen.

Rosalind Franklin begann im Jahre 1938 am Newnham College (engl.) in Cambridge Naturwissenschaften zu studieren und schloss dort 1942 ihr Chemiestudium ab. Nachdem sie sich einige Jahre lang mit den physikalisch-chemischen Eigenschaften der Kohle beschäftigt hatte, ging sie 1947 nach Paris und wurde dort zur Spezialistin für die Röntgenkristallographie. 1950 kehrte sie nach London zurück. Dort arbeitet sie mit Maurice Wilkins am Londoner King's College an der Aufklärung der Struktur der Desoxyribonukleinsäure.

Franklin fühlt sich am King's College nicht wohl. An diesem traditionellen College sind weibliche Wissenschaftler nicht als ebenbürtige Kollegen akzeptiert. So sind Frauen zum Beispiel vom Speisesaal ausgeschlossen. Wilkins nimmt zunächst an, dass Franklin seine Assistentin sei. Doch auch nachdem dieses Missverständnis aufgeklärt ist, hat Wilkins Mühe, Franklin zu akzeptieren und bald reden die beiden kaum noch miteinander. Trotzdem kommt ihre Arbeit gut voran. Sie findet heraus, dass DNA Moleküle in zwei Formen, A und B, vorkommen, die sich durch ihren Wassergehalt unterscheiden. Sie entwickelt ein Verfahren, die zwei Formen in Reinform zu erhalten und so gelingt es ihr, Röntgenbilder von höchster Qualität aufzunehmen. Mit Hilfe dieser Bilder stellt sie fest, dass die Zucker- und Phosphatanteile der DNA auf der Außenseite des Moleküls liegen und dass DNA die Form einer Helix hat.

Geichzeitig versuchen viele andere Wissenschaftler, die Struktur der DNA zu entschlüsseln, unter anderem zwei junge Chemiker in Cambridge, James Watson und Francis Crick. Als die beiden Franklin und Wilkins Ende 1952 nach Cambridge einladen, um ihnen ihr Modell der DNA vorzustellen, weiß Franklin nicht, dass die beiden auf Umwegen Zugang zu ihren Daten gehabt haben. 1953 erscheinen in der wissenschaftlichen Zeitschrift Nature drei Artikel zur Struktur der DNA: Im ersten stellen Watson und Crick ihr Modell vor. In den nächsten beiden veröffentlichen Wilkins, Franklin und deren Mitarbeiter und ihre experimentellen Daten, die das Doppelhelix-Modell von Watson und Crick bestätigen. Zunachst insistieren Watson und Crick, dass sie die Daten von Franklin zuvor nicht kannten. Watson veröffentlicht jedoch 1968 sein Buch Die Doppelhelix, in dem er seine Erinnerungen an dieses Projekt beschreibt. In dem Buch nennt er Franklin zumeist herablassend "Rosy" und gibt zu, ihre Daten gesehen zu haben, ohne dass irgendjemand am King's College davon wusste. Crick, der später gut mit Franklin befreundet ist, bestätigt, dass die Entwicklung des Modells ohne Franklin's Daten nicht zustande gekommen wäre.

Franklin wechselt 1953 zum Birkbeck College. Am King's College lässt man sie unter der Bedingung gehen, nicht mehr an der DNA zu arbeiten. Franklin leitet am Birkbeck College ein Team von Wissenschaftlern und veröffentlicht zahlreiche Artikel zur Struktur des Tabakmosaikvirus.

Wäre sie nicht in jungen Jahren an Eierstockkrebs gestorben, wäre sie wegen ihrer wissenschaftlichen Leistungen eine Anwärterin für den Nobelpreis für Medizin gewesen, der 1962 an Wilkins, Watson und Crick vergeben wurde.


Literatur

  • Watson JD, Crick FH: Molecular structure of nucleic acids; a structure for deoxyribose nucleic acid. Nature. 1953 Apr 25;171:737-8
  • Wilkins MH, Stokes AR, Wilson HR: Molecular structure of deoxypentose nucleic acids. Nature. 1953 Apr25, 171: 738 - 740
  • Franklin RE, Gosling RG: Molecular configuration in sodium thymonucleate. Nature. 1953 Apr 25; 171: 740 - 741
  • Watson JD: The Double Helix: A personal account of the discovery of the structure of DNA. Atheneum, New York, 1968
  • Sayre A: Rosalind Franklin and DNA. W.W. Norton & Co., New York, 1975
  • Maddox B: Rosalind Franklin: The dark lady of DNA. HarperCollins, 2002