Hermann Behrends
Hermann (Johann Heinrich) Behrends (* 11. Mai 1907 in Rüstringen, heute Wilhelmshaven, † 4. Dezember 1948 (+) in Belgrad)) ) war Generalleutnant der Polizei und SS-Gruppenführer der Waffen-SS und Höherer SS- und Polizeifüher (HSPF) in Serbien, Montenegro und Sandschak.
Als Sohn von Gastwirts Johann Behrends und seiner Ehefrau Annchen studierte er Jura in Marburg und bestand dort im Februar 1931 sein 1. Staatsexamen und promovierte am 17. Juli 1932 zum Dr. jur. Am 1. Februar 1932 tritt er in die NSDAP (Mitglied Nr. 981 960) und die SS (Nr. 35 815) ein.
Vom 20. April 1933 bis 13. Januar 1934 leitet er in Wilhelmshaven den SS - Sturm 3 IV/24 (3.Sturm / IV.Sturmbann / 24. SS-Standarte "Ostfriesland" (Oldenburg). 1933 legt er sein 2. juristisches Staatsexamen ab. Vom 17. März bis 31. Dezember 1933 ist er Ratsherr in Rüstringen und leistete am Ort seinen juristischen Ausbildungsdienst ab. Am 20. April 1933 wird er zum SS-Untersturmführer befördert.
Als ihn Reinhard Heydrich für den Sicherheitsdienst-SD nach Berlin anfordert, gab es vom SS-Oberabschnitt Nordwest zuerst Widerstände, da eine Versetzung "aus Mangel an an geeigneten Führern augenblicklich nicht möglich" sei und Behrends "als aktiver Führer der SS erhalten" bleiben müsse. Als Heinrich Himmler darauf hin persönlich interveniert, tritt Behrends am 13. Januar 1934 in das SD-Hauptamt als erster Leiter ein und Leitet die Zentralabteilung "Weltanschauliche Auswertung" (II 1). In diesem Arbeitsbereich befanden sich die Abteilungen für "Weltanschuungen", d.h. die der Freimaurer (II 111), des Judentums (II 112), für "konfessionell-politische Strömungen" (II 113), für "politische Gegner" - die "Linksbewegung" (II 121), die "Mittelbewegung" (II 122) und die "Rechtsbewegung" (II 123) mit den jeweiligen Referatsgliederungen. Am 1. Febuar 1934 erfolgt die Beförderung zum SS-Obersturmführer, am 20. April schon zum SS-Hauptsturmführer.
Am 14. April 1934 heiratet er Hertha Hörger (* 12. Februar 1909 in Rüstringen). Aus dieser Ehe gehen 3 Söhne und 1 Tochter hervor.
Im Zuge des Rhöm-Putsches spielte er eine entscheidende Rolle bei den Vorbereitungen: nach Aussage von Franz von Papen erstellte Behrends die Listen der zu ermordenden SA-Leute und anderer Gegner und Mitläufer von Adolf Hitler und NS-Regimes(1). Weiterhin wird Behrends damit beauftragt, innerhalb eines besonders gebildeten Sonderdezernats II 1 S (im Geschäftsverteilungsplan wurde dieses Sonderdezernat aus Geheimhaltungsgründen nicht aufgeführt) die Nacharbeiten der Mordaktionen abzuwickeln. Kurz vor dieser Aktion wurde er am 15. Juni 1934 zum SS-Sturmbannführer und wenige Tage nach der Aktion schon am 4. Juli zum Obersturmbannführer ernannt. Ein Jahr später, am 20. April 1934 erfolgt dann die Beförderung zum SS-Standartenführer.
Vom 28. September 1936 bis 21. November 1936 nimmt er an mehreren Kursen zur Flugabwewehr (Flak) an der Küsten-Artillerieschule in Wilhelmshaven teil. Am 24. Oktober 1936 wurde zum Regierungsassesors im preußischen Landesdienst (Gestapa) ernannt.
Im Jahr 1937 inszeniert Heydrich eine große Fälschungsaktion, die zur Folge hat, daß Unterlagen aus der Zeit der Zusammenarbeit der Reichswehr in Rußland den sowjetischen Marschall Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski diskreditieren, so daß dieser unter Verdacht des Verrats gerät und hingerichtet wird. Behrends hat an dieser Aktion mitgewirkt, wie er später preisgegeben hat.
Am 27. Januar 1937 wird er Stabsleiter der "Volksdeutschen Mittelstelle" (VOMI), und diese Positionn bekleidet er bis zum 15. April 1943. Die VOMI koordinierte die Aktivitäten der verschiedenen "volskdeutschen" Bewegungen in Grenzländern wie Polen, Slowakei, Luxemburg und dem Elsaß, organisierte Mord- und Terroraktionen, erstellte "Volkslisten" und beaufsichtigete Ein- und Umwanderzentralen. Am 8. Februar 1940 erschien im SS-Organ Das Schwarze Korps der lobende Artikel "SS-Männer, darauf sind wir stolz":
"Der (VOMI-) Einsatzstab Lodsch arbeitet mit sage und schreibe vier SS-Führern. Für seine 47 Lager stehen ihm 28 SS-Führer und Unterführer zur Verfügung. Ein einziges Beispiel: Das Lager Waldhorst, das täglich 6000 - 8000 Menschen beherbergt und betreut, wurde von einem SS-Führer und einem SS-Unterführer buchstäblich aus der Erde gestampft".
Neben dieser Tätigkeit nimmt er noch weitere Posten ein. So ist er seit März 1939 Mitglied des Reichstages, in der Reichssportführung Reichsfachamtsleiter für Fechten und Schwimmen und Geschäftführender Vizepräsident des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland. Am 20. April 1937 erfolgt die Beförderung zum SS-Oberführer und gleichzeitig zum SS-Untersturmführer der Reserve der Waffen-SS. Vom 1. Juni 1940 bis zum 15. Juni 1940 nimmt er als Reserve-Offizie der Waffen-SS am Krieg gegen Frankreich in der I. Abteilung des SS-Artillerie-Regiments der SS-Verfügungs-Division teil. Am 1. Januar 1941 wird er zum SS-Brigadeführer befördert. Weiterhin war er zeitweise Mitglied im Freundeskreis Reichsführer-SS.
Am 1. April 1943 erfolgt die Ernennung zum SS-Obersturmführer der Reserve der Waffen-SS. Am 15. April 1943 bis zum 5. Mai 1943 wird er im Rahmen der Waffen-SS zur Kraftfahrtechnischen - Lehranstalt in Wien kommandiert. Vom 5. Mai 1943 bis 18. Juni war bei der SS-Panzer-Grenadier-Divison "Das Reich", wo er auch vom 10. Mai bis 5. Juni einen Führerlehrgang an der Panzertzruppenbschule Wunstorf absolvierte.
Vom 18. Juni 1943 bis zum 1. Oktober 1943 wird er zur 10. SS-Panzer- Grenadier- Division "Karl der Große" (später in "Frundsberg" umbennant) kommandiert. Vom 15. September 1943 bis 30. September erfüllt er die Position als Stabsführer beim Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums.
Vom 1. Oktober bis 13. Oktober dient er beim V. SS-GebirgsjägerKorps. Ab dem 13. Oktober wird er Abteilungsführer bei der 13. SS-Freiwilligen Division in Kroatien, wo er bis zum 9. November bleibt, womit er zum SS-Hauptsturmführer der Reserve (Waffen-SS) befördert wird. Zum V. SS-Gebirgsjägerkorps kehrt zum 9. November bis 12. Januar 1944 zurück, um dann wieder bis zum 15. April (März ?) zur 13. SS-Gebirgsjäger-Division zurückzukehren, die jetzt den Namen "Handschar" trägt. Zum SS-Sturmbannführer der Reserve (Waffen-SS) erfolgt für ihn die Beförderung am 12. Januar 1944.
Am 15. März 1944 wird er zum Generalmajor der Polizei befördert und zum Höheren SS- und Polizeiführer für Serbien, Montenegro und den Sandschak mit dem Hauptquartier in Belgrad ernannt, am 1. August 1944 zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei. Diese Funktion, wo er an zahlreichen Aktionen gegen den jugoslawischen Widerstand beteiligt war, hatte er bis zum Oktober 1944 inne, um dann in die SS-Führerreserve zurückzukehren. Vom 30. Januar 1945 wurde er bis Mai 1945 zum Höheren SS- und Polizeifüherer von "Ostland und Rußland-Nord" ernannt.
Am 5. Juli 1945 stellt er sich den britischen Dienststellen in Flensburg und wird in Südwales, Bridgend im Island Farm Special Camp 11 unter der Nummer 560 294 interniert. Am 16. April 1946 erfolgt seine Auslieferung an Jugoslawien. Dort wird er am 4. Dezember 1948 in Belgrad gehängt.
(+) Da seine Familie als Todesdatum eine andere Version veröffenttlicht hat, wird deren inkorrektes Datum oft angegeben.
Literatur
(1) Rupert Butler, Illustrierte Geschichte der Gestapo, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-163-5 (hier wird die inkorrekte Schreibweise "Behrens" angegeben, die sich aus alliierten Dokumenten ergeben hat).