Bomberjacke

Als Bomberjacke (auch Fliegerjacke) wird eine winddichte Blousonjacke zumeist aus Nylon bezeichnet, wie sie ursprünglich von Kampfflugzeugbesatzungen getragen wurde und heute auch von Zivilisten getragen wird.
Geschichte
Die ersten Jacken, die in Deutschland als Bomberjacken bezeichnet wurden, waren die, die von britischen und US-Bomberbesatzungen im Zweiten Weltkrieg getragen wurden. Die Royal Air Force verwendete Irvin Flying Jackets der Firma Irvin Airchute Company.
Schaffelllederjacke / Lederjacken
Diese Schaffelllederjacken wurden vom amerikanischen Luftakrobaten und Fallschirmspringerpionier Leslie Irvin entwickelt und in der von ihm 1926 aufgebauten Manufaktur in England produziert. Sie waren nicht gefüttert, sondern bestanden aus Schaffell, wobei die nach innen getragene bräunliche Wolle als Isolationsschicht diente. Diese Jacken waren sehr warm, aber auch schwer und schränkten die Bewegungsfreiheit ein. Die Irvin Flying Jackets besaßen keine Taschen und dienten als Vorlage für die Jacken der US Army Air Corps: Ab dem 8. Mai 1934 wurden diese mit den Lammfelllederjacken B-3 ausgestattet, die auch im Englischen bomber jacket genannt wurden. Die kurz darauf für Jäger entwickelte B-6 Flight Jacket' war kürzer geschnitten und besaßen ein dünneres Schaffell. Die D-1 für Bodenpersonal wurde von Fliegern als Sommerjacke getragen und war noch dünner geschoren als die B-3. Wenn die Lederjacken durch Regen oder Schweiß feucht wurden und das Flugzeug in größere Höhen aufstieg, gefror das Wasser und der Wärmeschutz war eingeschränkt. Die Standard Bekleidung beim fliegenden Personal der USAAF im Zweiten Weltkrieg war die 1931 erstmals eingeführte Lederjacke vom Typ A-2. Diese sehr funktionelle Jacke hatte einen klaren und schnörkellosen Schnitt mit zwei aufgesetzten Außentaschen an der Frontseite und Epauletten für die Rangabzeichen. Für damalige Zeiten revolutionär war der Reißverschluss vom Typ Talon. Gefertigt wurden diese Jacken aus dunkelbraunem ("seal brown") Pferdeleder, anfänglich auch mit rötlicher Färbung ("russet"), später auch aus Ziegenleder und Rinderleder. Das Gegenstück in der US-Navy hieß G-1 und war von ähnlichem Zuschnitt, hatte jedoch u.a. Bewegungsfalten am Rücken und einen Fellkragen. Alle diese Jacken wurden von Zivilfirmen, den so genannten Contractors, die über die ganzen USA verteilt waren, nach genauen Vorgaben gefertigt, hatten aber je nach Hersteller kleine spezifische Besonderheiten in den Detailausführungen, (Herstellerfirmen: Aero Beacon N.Y., Rough Wear, Bronco, Poughskeepie, usw...). Sammler zahlen Spitzenpreise für diese Originale und verehren sie als wahre Kultobjekte. Nachfertigungen gibt es heute in großer Zahl und in unterschiedlichsten Qualitäten bis hin zur historisch exakten Replika mit und ohne Patina. Die Fliegerjacke A-2 wurde 1988 bei der US Air Force in ähnlicher Form als Bekleidung wiedereingeführt, um die Traditionsverbundenheit dieser Einheit zu bekräftigen. Die Spezifikation wurde jedoch auf Ziegenleder geändert, da dieses langsamer Patina entwickelt und somit länger den Uniformcharakter behält. Die G-1 Lederjacke war in verschiedenen Evolutionsstufen und Derivaten (ANJ-4, M422A,usw.) immer ein Teil der Fliegerbekleidung bei Navy und Marines, bis zum heutigen Tag.
Fliegerjacke aus Nylon
Die erste Fliegerjacke aus Nylon wurde 1942 entwickelt und am 22. Juli 1943 in die Truppe eingeführt, die "Type B-15". Sie war der Nachfolger der "B-10", die noch aus Stoff gefertigt wurde. Die "B-15", die anfangs ebenfalls noch aus Stoff gefertigt wurde, gab es in verschiedenen Varianten (A,B,C & D). Der Schnitt und alle militärischen Spezifikationen wurden von Dobbs Industries zusammen mit dem US-Verteidigungsministerium entwickelt. Es wurde eine Alternative zu den teuren Jacken aus Leder gesucht, die genauso robust und wärmend war. Erstmalig wurde hochwertiges Nylon als Material für Fliegerjacken eingesetzt (wasserabweisendes Dupont Typ 6-6 Nylon Fliegersatin). Zu Beginn ausschließlich in oliv-grün. Die neuen Jacken stellten sich sogar als Verbesserung gegenüber den Lederjacken heraus. Die "B-15" war nicht nur genauso widerstandsfähig und warm, sie war auch wesentlich leichter als eine Lederjacke und bot den Piloten mehr Bewegungsfreiraum. Außerdem war Nylon der Sicherheit zuträglich: Die glatte Oberfläche verhinderte das Hängenbleiben an Schaltern und Knöpfen beim Ein- und Ausstieg aus den immer enger und voller werdenden Cockpits. Nylon wurde am 28. Februar 1935 von Dr. Wallace Hume Carothers bei E. I. du Pont de Nemours in Wilmington (Delaware, USA) patentiert, jedoch nicht sofort für Fliegerbekleidung verwendet, weil der Bedarf für andere militärische Produkte wie Fallschirme die erhältlichen Mengen während des Krieges überstieg. Heute ist die Standardjacke der US-Luftwaffe die CWU-36 bzw. CWU-45 für niedrige Temperaturen mit ihren verschiedenen Versionen. Diese besteht jedoch nicht mehr aus Nylon, sondern aus der feuerfesten Kunstfaser "Nomex".
MA-1
Bei den heute weitläufig als Bomberjacken bezeichneten Kunstfaserjacken handelt es sich um das Modell MA-1 (MIL-J-8279). Diese unterscheidet sich etwas von der B-15, die sie ersetzte. Die MA-1 hat einen Strickkragen statt eines Kunstfellkragens, was wegen des Konflikts mit den Fallschirmgurten geschah. 1949 oder 1950 wurden die ersten Jacken an US Air Force und Navy Piloten und Flugzeugbesatzungen ausgegeben. Wenige Exemplare wurden auch an Flugpersonal der US Army ausgegeben. Zu dieser Zeit wurden die Jacken für das Militär nur in Midnight-Blue gefertigt. Bald wurde diese durch die Farbe Sage-Green ersetzt, wahrscheinlich um den Piloten eine bessere Tarnung bieten zu können.
Während des Koreakrieges (1950–1953) war eine gemischte Fliegerbekleidung aus verschiedenen Zeitabschnitten und Farben nicht ungewöhnlich. Die Auslieferung der ersten MA-1-Jacken von Alpha Industries begannen nach dem 1958 abgeschlossenen Vertrag mit der US-Regierung (MIL-J-1958B). Auch wenn der Nutzungsbereich von -18 bis +15 Grad Celsius geht, wurde die MA-1 für Temperaturen von -10 bis +10 Grad Celsius (Komfortbereich) entwickelt.
Insgesamt hat Alpha Industries über eine Million Exemplare der MA-1 an das US-Verteidigungsministerium geliefert (Quelle: [1]). Die echte Fliegerjacke hat ein schwarzes, gesticktes Firmenlogo in der linken Außentasche und am linken Ärmel sowie ein weißes Spezifikationsetikett mit der militärischen Typennummer in der linken Außentasche. Diese Nummer zeigt die Veränderungen , die an der Jacke vorgenommen wurden anhand der angehängten Buchstaben auf. Die ersten Änderungen waren die J-8279A, J-8279B, J-8279C. Sie betrafen das Ersetzen der Wollsteppung durch eine (8 oz Dacron) Polyesterfasersteppung, was die Jacke leichter machte. Den Druckknopf im Vorderbereich, an dem der Pilot seine Sauerstoffmaske befestigen konnte wenn er sie nicht benutzte, machten Veränderungen im Flugzeugdesign und bei Pilotenhelm-Sauerstoffsystemen Überflüssig. Ebenso hatten die ersten Modelle eine genähte Schlaufe um die Verkabelung vom Funkgerät zum Pilotenhelm zu halten. Die Entwicklung der Funkgeräte machte dies entbehrlich. Die Veränderung (MIL-J8279D) fand Mitte der 1960er statt als die MA-1 zu einer Wendejacke umgeändert wurde. Das Orange Innenfutter sollte abgestürzte Piloten für Rettungstrupps leichter erkennbar machen. Die frühen MA-1 für die Air Force hatten ein United States Air Force Emblem auf den Armel gedruckt. Dies entfiel bei späteren Modellen zu Gunsten eines Aufnähers der unterschiedlichen Militäreinheiten.
Nachfolgermodelle
Weitere leichtere und dickere Fliegerjacken wurden später für andere Temperaturbereiche entwickelt z.B der N3-B Parka. Mit Einführung der CWU-36/P für den Sommer und CWU-45/P mit Isoliersteppung für den Winter (MIL-J-83388)wurde eine neue Jackengeneration geschaffen. Die Jacken der CWU-Reihe sind mit einem Kragen ausgerüstet und werden komplett aus der feuerfesten Faser Nomex gefertigt. Daher werden keine Polyesterjacken mehr bei den US-Forces mehr eingesetzt.
Zivile Nutzung
Im zivilen Bereich hat sich die Bomberjacke als zeitloses und praktisches Kleidungsstück etabliert und wird unter anderem in der Skinhead-, Punk-, Hooligan- und Gabber-Szene getragen. Unbedruckte Bomberjacken ohne Fell und große Taschen (MA-1?), meist in einheitlich schwarzer Farbe und gelbem Innenfutter oder grüner Farbe sowie orangem Innenfutter werden oftmals auch als ein Zeichen rechtsradikaler oder neonazistischer Gesinnung interpretiert, wobei gerade diese Jacken auch von eher links orientierten Punks getragen werden. Diese Jacken werden auch von ganz normalen Menschen getragen. Somit ist eine Zuordnung zu einer politischen Gesinnung nicht möglich. Die ersten MA-1-Jacken wurden in Europa gegen Ende der 1950er-Jahre in sehr kleinen Stückzahlen angeboten, entweder auf dem Schwarzmarkt oder bei Regierungsverkäufen. In den frühen 1960ern gelangten mehr Jacken nach Europa, als die Firma Alpha Industries die Militärbekleidung für die europäischen Luftstreitkräfte und zivile Kunden exportierte. Zu dieser Zeit bürgerte sich in England der Name Scooter jacket ein, da die Jacke fast ausschließlich von Rollerfahrern getragen wurde.