Napalm

Napalm ist eine von der UNO geächtete Brandwaffe. Es besteht im Wesentlichen aus Benzin, das durch Zusatzstoffe geliert wurde. Dadurch wird erreicht, dass Napalm als zähflüssige, klebrige Masse am Ziel haftet und eine starke Brandwirkung entwickelt. Bereits kleine Spritzer verursachen sehr starke, schlecht heilende Verbrennungen auf der Haut. Wegen seiner hydrophoben Eigenschaften kann Napalm nur schlecht mit Wasser gelöscht oder von der Haut abgewaschen werden. Jedoch ist Napalm nicht nur wegen der enormen Hitzeentwicklung und den giftigen Verbrennungsgasen gefährlich, sondern auch wegen der Tatsache, dass der Umgebung auf Grund der hohen Flammendichte grosse Mengen Sauerstoff entzogen werden und Menschen, die nicht durch Flammen oder Gase umkommen einfach ersticken.[1]
Die als Bomben eingesetzten Kanister haben an beiden Enden Zünder, die beim Aufschlag kleine Explosivladungen auslösen. Dadurch werden das Napalm und weißer Phosphor als Zündmittel über eine große Fläche verteilt. Auch bei einem nicht direkten Treffer kann Napalm sehr zerstörerisch gegen Personen und hitzeempfindliche Ausrüstung sein. Je nach Rezeptur erreicht Napalm eine Verbrennungstemperatur von 800 °C bis 1200 °C.Napalm kann auch mit Hilfe von Flammenwerfern eingesetzt werden.
Zusammensetzung
Napalm gehört zu den Brandstoffen auf Ölbasis. Es gibt drei Sorten:
- Herkömmliches Napalm: ölbasierter Brandsatz auf Basis von Aluminiumseifen (Oil-based incendiary agents of the Al-soap type)
- Napalm-B: ölbasierter Brandsatz auf Basis von Kunststoffen (Oil-based incendiary agents of the polymer type)
- Hausgemachtes Napalm: Auf Basis von Benzin und handelsüblicher Seife.
Herkömmliches Napalm besteht zum Großteil aus Benzin. Durch Beimischung eines Verdickungsmittels, meist Aluminiumseifen ( Al(OH)(OOCR)(OOCR') ) der Naphthensäure und Palmitinsäure, entsteht eine transparente, zähflüssige und klebrige Substanz, das so genannte Napalm-Gel. Die Konzentration des Pulvers im Benzin beeinflusst die Viskosität und Brenneigenschaften. Napalm in Flammenwerfern oder Bomben enthalten deshalb Verdickungsmittel in unterschiedlicher Menge.
Die Aluminiumseifen können durch gemeinsame Abscheidung von Aluminiumhydroxid, Naphthensäure und Palmitinsäure hergestellt werden. Sie sind häufig durch freie Säure, Wasser und anorganische Stoffe verunreinigt. Naphthensäuren sind ein technisches Gemisch aus alkylierten Cyclopentan- und Cyclohexansäuren, die durch alkalische Extraktion von Erdöl und Ansäuern der erhaltenen Lösung gewonnen werden. Palmitinsäure kann durch Verseifung von zum Beispiel Kokosöl erzeugt werden und ist als Natriumsalz ein Bestandteil von Seifen im Waschmittelbereich.
Die Verdickungsmittel tragen in den US-amerikanischen Streitkräften die Codebezeichnung M1, M2 und M4 und sind durch folgende Standards charakterisiert:
- M1 Thickener, Incendiary Oil, MIL-T-589A, 26 Aug. 53
M1 Thickener ist ein Gemisch aus Aluminiumseifen, in welchen etwa 50 % der organischen Säuren aus den Fettsäuren von Kokosnussöl, 25 % aus Naphthensäuren und 25 % aus Ölsäure bestehen. M1 Thickener wurde in Fässer mit 45,4 kg (100 Pfund) oder Kanister mit 2,4 kg (5 1/4 Pfund) abgepackt und ist ein weißes bis hellbraunes Pulver.
- M2 Thickener, Incendiary Oil, MIL-T-0903025B, 13 Apr. 54
M2 Thickener ist ein weißes Pulver von ähnlicher Zusammensetzung wie M1, jedoch enthält es Kieselgel als Trennmittel (Antiagglomerant), um das Zusammenbacken des Pulvers zu verhindern.
- M4 Thickener, Incendiary Oil, MIL-T-50009A, 22 May 59
M4 Thickener ist ein feines Pulver aus Aluminiumoktoat (Octal; Hydroxylaluminium-bis(2-ethylhexanoat)) und einem Trennmittel. Aluminiumoktoat ist das Aluminiumsalz der Isooctansäure, welche durch Oxidation von Petroleum über Isooctylalkohol und Isooctylaldehyd hergestellt wurde. Als Trennmittel diente ein Zusatz von 2% Santocel C oder Attzorb clay.
- Napalm-B, eine später entwickelte Variante des Napalm, besteht aus Polystyrol, Benzol und niederoktanigem Benzin. Bei Napalm-B wirkt Polystyrol als Verdickungsmittel. Napalm-B bietet längere Brennzeiten von bis zu zehn Minuten (konventionelles Napalm nur 15 bis 30 Sekunden), verbesserte Zerstörungswirkung und ist weniger leicht entzündlich, was die Unfallgefahr durch rauchende Soldaten reduziert. Napalm B ist zähflüssiger als andere Gelbrandstoffe, wodurch die Haftwirkung an Zieloberflächen verbessert und der Feuerballeffekt reduziert wird. Es brennt heißer als herkömmliches Napalm und entwickelt einen charakteristischen Geruch bei der Verbrennung.
Nach einem neueren U.S.-Patent wurde Kerosin auch mit Hydroxylaluminium-bis(2-ethylhexanoat) [30745-55-2] und einem nichtionischen Tensid oder Wasser geliert.
Geschichte
Das Prinzip einer anhaftenden, langsambrennenden Brandmasse wurde das erste Mal im frühen Mittelalter in Form des Griechischen Feuers verwirklicht.
Die ersten Versuche wurden zu Beginn des 2. Weltkrieges mit einer Mischung aus Benzin und Schmierseife durchgeführt. Die eigentliche Rezeptur für Napalm wurde 1942 an der Harvard-Universität entwickelt. Der erste belegte Einsatz war die Bombardierung von Tinian Town (heute San Jose) auf der Pazifikinsel Tinian am 23.07.1944 durch die USA. Danach wurde Napalm massiv im Koreakrieg sowie im Vietnamkrieg eingesetzt.

Ächtung durch die UN
Da Napalm extrem schlecht heilende Brandwunden und große Schmerzen verursacht, fällt es ja nach Interpretation unter die übermäßiges Leid verursachenden geächteten Waffen des Artikels 23 der Haager Landkriegsordnung. Die Haager Landkriegsordnung wurde von den USA am 26. Januar 1910 ratifiziert.
Der Gebrauch von Napalm und anderen Brandwaffen gegen die Zivilbevölkerung wurde durch Protokoll III der Konvention der Vereinten Nationen zur Ächtung unmenschlicher Waffen im Jahre 1980 verboten. Die USA traten dem Vertrag nicht bei, haben allerdings nach eigenen Angaben ihr Arsenal im Jahr 2001 zerstört.
Dies wurde bezweifelt, als die USA während des Irakkrieges 2003 die Brandbombe Mk-77 einsetzten, welche ein dem Napalm ähnliches Gemisch enthält. Das Pentagon verteidigte den Einsatz dieser Brandbomben damit, dass Mk-77 ein Gemisch mit Kerosin enthalte und nicht als Napalm zu klassifizieren sei. Die verwendeten Substanzen seien zwar "bemerkenswert ähnlich", jedoch verursache die auf Kerosin basierende Substanz weniger Umweltschäden. Ähnliche Brandbomben basieren auch auf Phosphor-Brandsätzen, die ebenfalls im Irak getestet wurden.
Im Napalm eingesetzte Verdickungsmittel wurden noch im Mai 2005 auf einer Internetseite im Tausend-Tonnen-Maßstab zur zivilen Wiederverwertung offen angeboten, was für die Ausmusterung des konventionellen Napalms spricht.
Literatur
- L.F. Fieser et al.: Ind. Eng. Chem. 38, 768 (1946)
- Leo Finkelstein: J. Phys. & Colloid Chem. 52, 1460-70 (1948) (Rheological properties of incendiary gels)
- K.J.Mysels: Ind. Eng. Chem. 41, 1435 (1949)
- Anonymus: Chem. Eng 58, No. 11, 162-3 (1951) (Description of the Cleveland plant of Ferro Chem. Co for production of napalm)
- A.P. 2,763,621 (12/7/1951 ; 9/18/1956) to Pfister Chemical Works Inc.
Siehe auch
Weblinks
- Informationen über verschiedene Brandmittel
- Napalm im Koreakrieg
- Andrew Buncombe: US admits it used napalm bombs in Iraq. The Independent. August 10, 2003