Kiowa
Die Kiowa (Hauptleute) sind ein Indianer-Stamm der uto-aztekischen Sprachfamilie.
Geschichte
Gemäß den Überlieferungen der Kiowa lebten sie früher an der Quelle des Missouri Rivers und im südl. Kanada, in enger Beziehung zu den Sarsi. Vermutlich um 1700 migrierten die Kiowa, deren Stamm wahrscheinlich nie mehr als 4.000 Personen umfasste, in die Black Hills. Die Gründe dafür sind nicht genau bekannt, alte Kiowa-Erzählungen besagen, das der Stamm sich aufgrund eines Streits zweier Häuptlinge spaltete, und der größere Teil südöstlich abwanderte. In den Black Hills verbündeten die Kiowas sich mit den Absarokee, von denen sie den Lebensstil der Plains-Indianer übernahmen. Als Nomaden lebten sie von der Jagd zu Pferd auf Büffelfleisch und wohnten in Tipis. Die Kiowa waren berüchtigt dafür, dass sie bei Überfällen weite Distanzen zurücklegten, die sie bis nach Kanada oder tief in den Süden von Mexiko führten.
Nachdem die Lakota und Cheyenne von Osten in die Black Hills drängten, mussten die Kiowa nach Süden ausweichen. Über den North und den South Platte River gelangten sie um 1770 in den nördlichen Teil des heutigen US-Bundesstaates Texas und versuchten sich dort anzusiedeln. Die Comanche, in deren Gebiet sie dort eindrangen, bekämpften sie zunächst, schlossen jedoch um 1790 mit ihnen einen dauerhaften Friedensvertrag. Fortan kontrollierten beide Stämme zusammen erfolgreich das riesige Stammesgebiet, das sich auf die Bundesstaaten Kansas, Oklahoma, New Mexico und Texas verteilte. Das Gebiet wurde deshalb auch als Comancheria bezeichnet. Die Kiowa lebten oft in nächster Nachbarschaft zu den Comanchen, beide Stämme bewahrten jedoch ihre kulturellen Unterschiede. Bei den Kiowa lebte auch der Stamm der Kiowa-Apache , die kulturell zu den Kiowa zählen, sprachlich jedoch den Apachen zugerechnet werden. Diese eigentümliche Verbindung bewirkte, das die Kiowas gegenüber der Feindschaft zwischen Comanchen und Apachen Neutralität bewahren konnten. In den Jahren von 1800 bis 1850 kämpften die Kiowas (und Comanchen) vor allem gegen andere Stämme, die versuchten in die Comancheria einzudringen. So gab es Auseinandersetzungen mit den Cheyenne, Osagen, Ute, Diné und Pawnee, alles alte Feinde der Kiowa bzw. der Comanchen. Sogar Raubzüge bis zu den Lakotas im Norden und entlang des Missouri gegen die Kansa und Oto sind bekannt. 1840 wurde das Bündnis der beiden Stämme um die nach Süden drängenden (Southern) Arapaho und auch der (Southern) Cheyenne erweitert, mit denen nach jahrelangen Kämpfen ein Friedensvertrag geschlossen wurde.
Ab 1850 eskalierten die Kämpfe gegen die US-Armee, die einen 1837 mit den Kiowas vereinbarten Vertrag brachen, und Kiowa-Land zur Besiedlung freigaben. Kurzzeitig mussten einige Landstriche in Texas durch die Amerikaner aufgrund der Überfälle durch Kiowas und Comanchen wieder geräumt werden, aber um 1855 gelang es der US-Armee, das Gebiet wieder zu befrieden. Erst um 1865, nach Beendigung der amerikanischen Bürgerkriegs, nahm der Druck der US-Armee auf die Kiowas erneut zu, so dass es der US-Regierung bis zum Sommer 1875 gelang, die Kiowas in eine Reservation bei Fort Sill in Oklahoma umzusiedeln. 1878 lebten dort ca. 1.200 Kiowas. Am 6. August 1901 wurde das Land der Kiowa zur Besiedelung durch die Weißen freigegeben, de facto wurde damit die Reservation aufgelöst. Jedes Familienoberhaupt erhielt damals 80 acres. Bis 1990 wuchs die Zahl der Kiowas, die im Gebiet der ehemaligen Reservation leben, wieder auf ca. 5.000 an.
Siehe auch
Liste nordamerikanischer Indianerstämme
Literatur
- John R. Swanton: The Indian Tribes of North America. Smithsonian Institution, Bureau of American Ethnology, Bulletin 145, Smithsonian Press, Washington D.C., 1969