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Srivijaya

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Sri Vijaya war ein einflussreiches Handelsreich in Indonesien, das in der heutigen Geschichtsschreibung oftmals zu Unrecht übergangen wird. Seine Vorherrschaft in der Region dauerte vom Ende des 7. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Die Hauptstadt setzt man mit dem heutigen Palembang auf Sumatra gleich.

Gegründet wurde Sri Vijaya wohl um 500. Ein Jahrhundert später sprachen chinesische Quellen von zwei Königreichen auf Sumatra: eines in Jambi und eines in Palembang, wobei Jambi vielleicht das bedeutendere Königreich war, aber 686 von Sri Vijaya übernommen wurde. Der Aufstieg des Staates war in der günstigen Lage Palembangs als Hafen bzw. Warenumschlagsplatz (Stoffe, Juwelen, Elfenbein, Elefanten, Rohsilber, Ambra, Kampfer, Gewürze, Edelhölzer) zwischen der Straße von Malakka und der Sundastraße begründet. Mit dem Monsun kamen Schiffe aus China, Indien und Arabien, so dass man hier von der Seidenstraße des Meeres spricht.

Bald dehnte Sri Vijaya seinen Machtbereich aus - 650 und nochmal 683-86 unter König Jayanasa machte es seinen Einfluss an der Sundastraße und in West-Java geltend. Von großer Bedeutung war dabei die Unterstützung der indonesischen Urbevölkerung, die unter dem Namen Orang Laut (Seefahrer) Piraterie betrieb, aber bei entsprechender Behandlung auch das Rückgrat der Flotte stellte.

Fast hundert Jahre später -775- hatte Sri Vijaya sein Herrschaftsgebiet auf die malaiische Halbinsel ausgedehnt und dabei 14 Stadtstaaten besetzt. Zu dem Zeitpunkt hätte es sowohl die Malakka- als auch die Sundastraße kontrollieren können. Aber die Javaner waren mit dem Piratenkönig Sanjaya (um 730) an der Spitze gefährliche Gegner. Erst 775 kam es zum Frieden. Man legte die gegenseitigen Beziehungen zu den gerade an die Macht gekommenen Sailendra-Königen Javas fest und festigte sie durch eine Heirat. Um 850 konnte sogar ein Sailendra-Prinz namens Balaputra die Regierung in Sri Vijaya übernehmen.

Da Sri Vijaya seinen Reichtum dem Handel verdankte, arrangierte es sich mit China und erkannte dessen Kaiser formell als Oberherren an. So suchte sein Maharaja/König Chulamanivarmadeva 992 erfolglos chinesische Unterstützung gegen die Javaner, als beide Staaten wegen Religions- und Handelsfragen wieder in einen Kriegszustand gerieten (990-1006). Sri Vijaya siegte und 1030 festigte König Sangrama Vijayottungavarman den Frieden mit einer Heirat.

Kulturell war das Königreich vom Buddhismus dominiert, auch noch, als der in Indien und im benachbarten Java bereits vom Hinduismus verdrängt wurde. Ein chinesischer Pilgermönch namens Yijing (I-Tsing) besuchte es auf seiner Reise nach/von Indien (671/95). Er fand dort nicht weniger als 1000 Gelehrte internationaler Herkunft und eine ausgezeichnete Bibliothek vor bzw. ein buddhistisches Zentrum, das in ständigem Kontakt mit Nalanda stand. Die Verkehrsprache (lingua franca) war wahrscheinlich Malaiisch, mit eingestreutem Sanskrit.

Neben dem Handel und den damit verbundenen Handelssteuern stützte sich Sri Vijaya auch auf eine Industrie für Luxus- und Bedarfsgüter, speziell Nipamatten, Schildpatt, Bienenwachs, aromatische Hölzer und Kampfer. Beim Sammeln der Naturprodukte nahm man ebenfalls die Dienste der hier Orang Asli (Waldbewohner) genannten indonesischen Urbevölkerung in Anspruch.

Das indische Erbe prägte die Gesetze, die Politik und die Religion des Staates Sri Vijaya, auch wenn er im Zuge des Handels ebenfalls chinesischen und später islamischen Einflüssen ausgesetzt war. Der Staatsaufbau ähnelte wie in Indien einer Fürstenpyramide mit einem System von Abhängigkeiten bzw. Treueverhältnissen. Das erwies sich als Nachteil, als im 11. Jahrhundert mit den Chola-Königen auch Eroberer aus (Süd-)Indien kamen. Die Chola-Könige attackierten Sri Vijaya 1017, 1025 und 1068 mit ihrer neugeschaffenen Flotte und konnten einige Gebiete an sich binden, obwohl ihnen nie an einer dauerhaften Herrschaft gelegen schien.

Von da an begann der Abstieg Sri Vijayas, das unter dem Einfluß von Unabhängigkeitsbestrebungen und Piraterie zerfiel. Im 12. Jahrhundert stellten die Könige von Jambi auf Sumatra die Herren Sri Vijayas dar. Ein weiterer Abstiegs-Faktor war anscheinend die Zunahme des chinesischen Schiffsverkehrs zur Song-Zeit, der dem malaiischen Zwischenhandel bzw. Sri Vijaya Konkurrenz machte.

Der König von Kediri auf Java, Kertanagra (reg. 1268-1293) eroberte um 1275-90 einen großen Teil des heutigen Indonesiens und beendete damit die Vormachtstellung Sri Vijayas. Das Königreich endete allerdings erst 1377 endgültig, als die Truppen von Majapahit Palembang eroberten. Vielleicht hat es auch noch etwas länger fortbestanden, denn ein rebellischer Prinz aus Sri Vijaya nahm 1414 den Islam an und gründete Malakka.