Fürstenberg/Havel
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Fürstenberg/Havel ist eine Stadt im Landkreis Oberhavel im Norden des Landes Brandenburg.
Geographie
Die Stadt liegt am südlichen Rand der Mecklenburgischen Seenplatte und wird vom Baalensee, Röblinsee und Schwedtsee umschlossen. Die Havel durchfließt die Stadt in vier (früher drei) Läufen. Der südliche Schifffahrtskanal und der Iserdiek genannte nördliche Havellauf begrenzen das Große Werder, eine zentrale Insel, auf der die ursprüngliche Stadtsiedlung entstand.
Fürstenberg besteht aus dem eigentlichen Stadtgebiet und acht Ortsteilen:
- Altthymen – ein Straßendorf mit etwa 120 Einwohnern (2006). Der Name kommt vermutlich vom nahe gelegenen Thymen-See, dessen Name wiederum aus dem Slawischen stammt und Sumpf oder Morast bedeutet. Sehenswert ist die Backsteinkirche und das Waldschloss Dahmshöhe. [1]
- Barsdorf
- Blumenow
- Bredereiche
- Himmelpfort
- Steinförde
- Tornow
- Zootzen
Geschichte
Slawische Funde im Stadtgebiet sowie südöstlich der Stadt auf dem Siggelkamp verweisen auf eine vordeutsche, slawische Besiedlung dieses siedlungstopographisch außerordentlich günstigen Geländes. Fürstenberg selbst wurde 1278 erstmals in Zusammenhang mit einer Stiftung für die Kirche und 1318 als Stadt erwähnt. Der askanischen Markgrafen von Brandenburg nahm in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Fürstenberger Gebiet in Besitz. Er ließ eine Burg, die 1333 zum ersten Mal erwähnt wurde, als vorgeschobenen Stützpunkt errichten. In deren Schutz entstand eine deutsche Ansiedlung, die 1305 den Namen Vorstenberge und 1318 Vorstenberch erhielt. Die mittelniederdeutsche Form vörste/vürste bedeutet nicht nur Fürst im heutigen Sinne, sondern allgemein Herrscher, aber auch vorderste. Insofern ist der vorgeschobene Stützpunkt die vorderste Burg.
Mit dieser siedlungsgeographisch günstig am schiffbaren Oberlauf der Havel gelegenen Siedlung schlossen die askanischen Markgrafen zum einen die geographische Lücke zwischen ihren am Anfang des 12. Jh. erworbenen Ländern Stargard und Barnim, die sie gleichzeitig mit einer Nord-Süd gerichteten Straße verbanden und fassten dabei zum anderen im ursprünglich slawisch besiedelten Fürstenberg Fuß. Die Entstehungszeit der Burg mit Grenzschutzfunktion ist bis dato ebenso wenig geklärt wie die Entstehungszeit der Stadt oder die Anlage der Stadtbefestigung. Die Stadtbefestigung umschließt dabei die Siedlung am Fuß der am Nordausgang der Stadt gelegenen Burg und zieht mit kreisförmigem Grundriss – etwa 400 m Durchmesser – entlang einer Nord-Süd gerichteten Hauptstraße; das übliche Gitterschema der Kolonisationsstädte ist dabei nicht streng eingehalten. Die Lage der im 19. Jahrhundert beräumten Stadtmauer ist dabei noch in den Flurbezeichnungen In den Wällen, Wallstraße und Wallgasse bezeugt. Die ursprünglichen zwei Stadteingänge, das Strelitzer Tor im Norden und das Zehdenicker oder Berliner Tor im Süden sind nicht mehr erhalten. Die militärtopographisch günstige Lage der Stadt – an drei Seiten von Seen und der Havel umgeben – erlaubte die Absicherung im Westen lediglich über einen Zaun (Palisade), der in Höhe der Bahnhofstraße mit einem Schlagbaum – Mühlentor – versehen war. Gesicherte archäologische Erkenntnisse zur Stadtbefestigung wie deren Bebauungsumfeld liegen bisher nicht vor. Bei den beiden Toren – dem Strelitzer und dem Zehdenicker Tor - handelt es sich um in Fachwerkbauweise mit Überhaus gefertigte Tore, die u.a. als Zollstation dienten.
Im Jahr 1938 wurde im Ortsteil Ravensbrück von der SS ein Frauen-Konzentrationslager (KZ Ravensbrück) errichtet. Später kamen ein Mädchenlager (KZ Uckermark) und ein Männerlager hinzu. Bis zur Befreiung am 30. April 1945 kamen hier etwa 20.000 bis 30.000 Menschen ums Leben. 1945 wurde Fürstenberg von der Roten Armee eingenommen und gehörte fortan zur sowjetischen Besatzungszone und wurde 1949 Teil der Deutschen Demokratische Republik.
1950 wurden Fürstenberg und einige umliegende Dörfer im Zuge einer Gebietsbereinigung zugunsten des Landes Brandenburg von Mecklenburg abgetrennt. Seit der Verwaltungsreform von 1952 gehörte die Stadt zum Kreis Gransee im Bezirk Potsdam. Fürstenberg war Standort der 2. Garde-Panzerarmee der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. 1958 stationierte die Sowjetunion hier für kurze Zeit zwei Abschussrampen mit sechs nuklearen Mittelstreckenraketen des Typs R-5. Seit der Neubildung der Länder in der DDR 1990 gehört Fürstenberg wieder zum Land Brandenburg und ist seit 1993 Teil des neugebildeten Landkreises Oberhavel. Die nunmehr russischen Militäreinheiten wurden 1994 in ihre Heimat abgezogen. 2003 wurde das Amt Fürstenberg aufgelöst und die acht umliegenden Gemeinden Altthymen, Barsdorf, Blumenow, Bredereiche, Himmelpfort, Steinförde, Tornow und Zootzen in die Stadt eingemeindet.
Politik

Die Stadtverordnetenversammlung hat 18 Mitglieder (Stand: Kommunalwahl am 26. Oktober 2003):
- CDU 4 Sitze
- SPD 3 Sitze
- FDP 1 Sitz
- RB 6 Sitze
- Einzelbewerber 3 Sitze
- Linkspartei 1 Sitz
Kultur und Sehenswürdigkeiten

- Mahn- und Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ Ravensbrück
- Ruine des Klosters Himmelpfort mit Dorfkirche und Brauhaus
- Evangelische Stadtkirche am Marktplatz, 1845 von Friedrich Wilhelm Buttel erbaut
- Schloss Fürstenberg, ein dreiflügeliger Barockbau mit Rokokodekor, wurde von 1741 bis 1752 nach Plänen des Baumeisters Christoph Julius Löwe erbaut und diente der mecklenburgischen Herzogin Dorothea Sophia als Witwensitz. Gebäude und Grundstück wurden 2006 an einen privatn Investor verkauft und sind Baustelle. Das Schloss soll zu einem Hotel um- und ausgebaut werden.
- Wasserburg Fürstenberg, ältestes Bauwerk der Stadt. Ursprünglich an allen Seiten von Wasser umgeben war. Von den alten Gebäuden sind nur noch der Ostflügel, der Südflügel und teilweise der Westflügel erhalten. Das Gebäude steht leer und ist baulich in einem schlechten Zustand. Eine Besichtung durch Touristen ist nicht zu empfehlen und nicht realistisch.
- Brandenburgisches Forstmuseum Fürstenberg
- Sowjetisches Ehrenmal im Park am Bahnhof
Regelmäßige Veranstaltungen
- Großes Schützenfest der Schützenzunft zu Fürstenberg (zwei Wochen nach Pfingsten)
- Brandenburgisches Wasserfest (Juli)
- Martinsfest (November)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Durch Fürstenberg führt die Bundesstraße 96. Damit ist die Erreichbarkeit der Stadt gut gewährleistet. Der Bau einer Ortsumfahrung ist jedoch dringend geboten, um die Aufenthaltsqualität in der schönen Landstadt zu erhöhen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Kleinstadt rechtzeitig eine selbsttragende wirtschaftliche Entwicklung erlebt, die sich vor allem auf den Tourismus stützen muss. Diese Maßnahme wird vom Bund deshalb auch zum vordringlichen Bedarf im Bundesverlehrswegeplan gezählt. Das Land Brandenburg gibt aber bisher nicht einmal die Planungsmittel frei. So droht der Maßnahme die Verschiebung um eine weitere Dekade. Die Stadt liegt an der Oberen-Havel-Wasserstraße; sie ist naturräumlich das "Tor zur Mecklenburger Seenplatte" und bietet zahlreiche Ausflugmöglichkeiten auf der Havelwasserstraße durch zahlreiche Seen. Die Stadt verfügt über einen Regionalbahnhof an der Hauptstrecke Berlin–Stralsund und Rostock (Preußische Nordbahn). Der Regionalexpress der Linie RE 5 verkehrt hier im Stundentakt ganztägig von und nach Berlin. Die Fahrzeit wurde seit Eröffnung des neuen Hauptbahnhofes der Hauptstadt Berlin 2006 auf etwa eine Stunde verkürzt. Auf der 1996 stillgelegten Nebenstrecke nach Templin verkehren als touristisches Angebot Fahrraddraisinen. Der Radfernweg Berlin-Kopenhagen durchquert die Stadt auf der Strecke Bredereiche–Himmelpfort–Ravensbrück–Fürstenberg–Steinförde.
Tourismus

In Fürstenberg und Umgebung spielt der Tourismus seit über 100 Jahren eine wichtige Rolle. Die Stadt bezeichnet sich selbst als Tor zur Mecklenburgischen Seenplatte und wirbt unter der Bezeichnung Wasserstadt mit ihrer seen- und waldreichen Umgebung. Die Entwicklung des Tourismus setzte vor allem durch den Bau der Preußischen Nordbahn Ende des 19. Jahrhunderts ein, wodurch viele Berliner Sommerfrischler den Weg in die Gegend fanden. Heute erreicht man die Wasserstadt von Berlin aus im Stundentakt in einer Stunde Fahrtzeit ohne umzusteigen. Damit sind die Chancen dieses regionalen Naherholungs- und Urlaubszentrums gestiegen, an die Traditionen als Luftkurort anzuknüpfen. Fürstenbergs Popularität ist noch steigerungsfähig; sie steht in dieser Hinsicht im Schatten der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Eine konstruktive Verbindung zwischen beiden Reisezielen kann durch die Jugendbegegnungsstätte und Jugendherberge gefördert werden. Sie wurde in den Gebäuden eingerichtet, die während des NS-Regimes von den KZ-Aufseherinnen bewohnt worden waren. In Fürstenberg stehen heute alle Angebote der Naherholung und aktiven Urlaubsgestaltung zur Verfügung. Alle Arten des Wassersports werden flankiert von landseitigen Aktivitäten wie Reiten, Fahrradfahren, Wandern, Ballonfahrten etc. Wellnessangebot sind entwicklungsfähig, aber existent: Solarium, Sauna, Massagen etc stehen im Angebot. Die nahegelegene Naturtherme in Templin bietet die gesamte Palette moderner Wellnesspraktiken.
Vereine
- Schützenzunft zu Fürstenberg von 1765 e.V.
- Fürstenberger Yachtclub e.V.
- RSV 94 Fürstenberg/Havel e.V. (Radsportverein)
- Tourismusverein Fürstenberger Seenland e.V.
- Gewerbeverein Fürstenberg e.V.
Persönlichkeiten
- Der spätere Archäologe Heinrich Schliemann begann 1836 in Fürstenberg eine Lehre als Kaufmannslehrling in einem Krämerladen, die er jedoch auf Grund einer Lungenentzündung abbrechen musste.
- Die Landschafts- und Blumenmalerin Louise Pagenkopf (1856–1922), eine Schülerin von R. Warthmüller, Walter Leistikow und Walter Moras, wurde in Fürstenberg geboren.
Literatur
- Wolfgang Jacobeit, Wolfgang Stegemann: Fürstenberg/Havel, Ravensbrück. Hentrich & Hentrich. 2004. ISBN 3933471427
- Birgit Haupt, Waltraut Meinow (Hrsg.): Fürstenberg an der Havel – Wasserstadt mit Geschichte(n): Von der besetzten Garnisonstadt zur Touristenidylle. Regia, o.J. ISBN 3937899510
- Kurt Neis: Fürstenberg/Havel. Eine Perle ohne Glanz? Erinnerungen und Betrachtungen aus
der Zeit von 1946 bis zur Gegenwart 2007, Text- und Bildband, 776 Seiten, 4. Auflage 2007. Selbstverlag: Kurt Neis, Zootzener Straße 19, 16798 Fürstenberg/Havel, Tel. 033093-32762. e-mail: neis-k@t-online.de
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Märkische Oderzeitung, 21. Juli 2006, S. 9