Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger
Hier der konkrete Grund, warum dieser Artikel auf den QS-Seiten eingetragen wurde: Muss bearbeitet werden --Dinah 13:56, 20. Apr 2006 (CEST) Geschichte und Entwicklung
Mitte der 70er begannen Siemens-Mitarbeiter in Erlangen, sich mit der Unterstützung der Chefetage, insbesondere des damaligen Personalchefs Eberhard Koffka, unter der Führung ihres Spitzenkandidaten Dietrich Ummelmann zur späteren Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) zusammenzuschließen. Wie ein Großteil ihrer Anhänger kamen sie überwiegend aus den Reihen außer- bzw. übertariflicher Angestellter, schon damals mit dem Ziel, vor allem die Interessen hochqualifizierter Mitarbeiter im Einvernehmen mit dem Management zu vertreten. Aggressive Ablehnung der angeblich ideologisch „verblendeten“ und „ferngesteuerten“ IG Metall und das erklärte Ziel, die Harmonie mit dem Arbeitgeber anzustreben, kamen der Geschäftsführung wie gerufen. Von oben unterstützt und protegiert, wurde Ummelmann 1978 Betriebsratsvorsitzender bei Siemens Erlangen und zog zudem in den Aufsichtsrat ein. 1984 wurde er Leitender Angestellter und musste seinen Sitz im BR räumen. Damit schlug die Stunde seines bereits in den Startlöchern stehenden Nachfolgers: Wilhelm Schelsky.
Unter Schelsky erweiterte die AUB ihren Einflussbereich auf andere Unternehmen. Neben unbestreitbaren Erfolgen in der Betriebsratsarbeit ist dies vor allem auf die konsequent arbeitgeberfreundliche Richtung der AUB zurückzuführen. Schon 1986 machte Schelsky dies in einer Rede vor dem CDU-Parteitag in Mainz unmissverständlich klar. Die Arbeit der traditionellen Gewerkschaften könne den Fortbestand der wirtschaftlichen Entwicklung gefährden, so seine Rede. Sie endete mit einem kuriosen Appell des Arbeitnehmervertreters: „Stärken Sie bitte den Unternehmern den Rücken.“
1985 wurde die AUB eingetragener Verein, 1986 erfolgte die Anerkennung als Berufsverband, hinzu kommt eine offizielle Eintragung als Lobbyorganisation im Deutschen Bundestag. 1989 entstand die Bundesgeschäftsstelle Nürnberg, gefolgt von einem Verbindungsbüro in Bonn, und sukzessive eingerichteten Landesgeschäftstellen in Dresden, Greifswald, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Neustadt/Weinstraße. Bundesweit zählt die AUB heute nach eigenen Angaben rund 28.000 Mitglieder, unabhängige Schätzungen gehen allerdings von deutlich niedrigeren Zahlen aus.
Das Selbstverständnis der AUB beruht seit ihren Anfangstagen vor allem auf einem bei jedem Anlass lautstark vorgetragenen Credo: Gewerkschaften betrieben eine „ferngesteuerte, oft auch parteipolitische Machtpolitik, die unseren Wünschen am Arbeitsplatz, im Betrieb und Unternehmen nicht gerecht wird“ - so steht es in der Satzung. Das Schlagwort von der „ideologiebestimmten Fernsteuerung“ aus fernen „Funktionärszentralen“ ist die Allzweckwaffe der AUB, sei es als Abgrenzung gegen die Gewerkschaften, als Selbstlegitimation oder als Begründung für das kritiklose Abnicken von Arbeitgebervorschlägen.
In der Erklärung „Wer wir sind - was wir wollen“ wurden den Gewerkschaften „verkrustete Funktionärsapparate“, Bürokratie, Bevormundung, „kollektive Gleichmacherei“, „parteipolitischer Gesinnungsdruck“ und die Ausgrenzung Andersdenkender vorgeworfen. Dagegen setzte die AUB stets ihre Konzentration auf die betriebliche Arbeit vor Ort, ohne übergreifende Organisationsstrukturen. Ihr Dilemma dabei ist allerdings, dass sie in jüngerer Vergangenheit zunehmend eben die Strukturen aufgebaut hat, die sie bis dato als fundamentalen Fehler angeprangert hatte. So führte sie beispielsweise allein in den letzten zehn Jahren die Landesbeauftragten und sämtliche Landesgeschäftsstellen ein, statt sich wie zuvor auf Betriebsgruppen zu beschränken. Heute gibt es in der AUB alles, was eine zentral strukturierte Organisation ausmacht und ursprünglich verteufelt wurde - Bundeszentrale, Landeszentralen, Verwaltungsrat, Vorstand, Mitgliedsbeiträge und zentrale Öffentlichkeitsarbeit, inklusive Internetseite.
Im Zusammenhang mit der SIEMENS-Bestechungsaffaire wurde im Februar 2007 bekannt, dass 14,4 Milliarden Euro Schmiergeldzahlungen an den AUB-Vorsitzenden Schelsky für noch ungeklärte Gegenleistungen geflossen sind. Schelsky wurde in Untersuchungshaft genommen. [1], [2]