Sildenafil
Viagra mit dem Wirkstoff Sildenafil (CAS-Nummer: 139755-83-2) ist ursprünglich ein blutdrucksenkendes Medikament, das 1998 von der amerikanischen Firma Pfizer zur Behandlung der erektilen Dysfunktion auf den Markt gebracht wurde. Insbesondere können mit Viagra Erektionsstörungen beim Mann bekämpft werden.
Wirkungsweise
Wirkung beim Mann
Der Wirkstoff Sildenafil hemmt die Phosphodiesterase-5 und ist das erste Medikament, mit dem 69 % der männlichen Patienten eine Erektion erreichen können, die für die Dauer eines Geschlechtsverkehrs aufrechterhalten wird. Viagra hat im Gegensatz zu den bis dahin eingesetzten Potenzmitteln, die sich die Patienten z.B. mit der Nadel in den Penis spritzen mussten, den Vorteil, dass es nur dann wirkt, wenn der Patient auch sexuell erregt ist.
Ausmaß und Dauer einer Erektion hängen vom Blutzufluss und Blutabfluss in den Schwellkörpern des Penis ab. Die Blutzufuhr wird durch ringförmige Muskeln in der Arterienwand des Corpus cavernosum gesteuert. Im nicht erigierten Zustand sind diese angespannt und verschließen die Gefäße. Wird der Mann jedoch sexuell erregt, führt dies in den betreffenden Muskelzellen zur Bildung von cGMP (zyklischem Guanosinmonophosphat). Die Muskeln entspannen sich und der Gefäßquerschnitt wird vergrößert, was dazu führt, dass arterielles Blut in die Schwellkörper fließt und eine Erektion auslöst. Molekularer Gegenspieler des cGMP ist das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5), welches das cGMP spaltet. Viagra wirkt dadurch, dass es PDE-5 blockiert und dafür sorgt, dass auch geringe Mengen von cGMP zu einer Erektion führen.
Wirkung bei der Frau
Auch bei der Frau zeigt Viagra Wirkung. Eine Studie in den USA ergab, daß Sildenafil das Lustempfinden bei Frauen steigert und damit besonders auch bei Frauen mit Erregungsstörungen eingesetzt werden kann und gut vertragen wird. Eine Studie von Dr. Jennifer R. Berman von der Universität Kalifornien in Los Angeles und ihre Kollegen mit mehr als 200 Frauen mit sexuellen Erregungstörungen, die beim US-amerikanischen Urologenkongreß in Chicago im Jahr 2003 vorgestellt wurde, zeigte dieses Ergebnis.
In die Studie aufgenommen wurden Frauen, die in einer stabilen Partnerschaft lebten und schon seit mindestens sechs Monaten eine Erregungsstörung hatten. Einschlußkriterien waren außerdem etwa Hysterektomie mit oder ohne Adnektomie oder Postmenopause mit Hormonersatztherapie.
Die Frauen wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt. Sie erhielten entweder Sildenafil (Viagra®) 25 bis 100 mg oder Placebo, jeweils für sechs Monate.
Primäre Endpunkte waren eine verbesserte genitale Empfindung während des Geschlechtsverkehrs oder bei Stimulation und eine verbesserte Befriedigung durch Geschlechtsverkehr oder Vorspiel.
Frauen in der Verumgruppe hatten im Vergleich zur Placebogruppe etwa eine signifikant verbesserte Scheidenfeuchtigkeit und waren orgasmusfähiger. Ernste unerwünschte Effekte gab es nicht.
Sonstige Wirkungen und Einsatzbereiche
Außer den oben genannten Bereichen ist eine Wirkung und ein Einsatz von Viagra bei verschiedenen speziellen Krankheitsbildern beschrieben:
- pulmonale Hypertonie
- Sklerodermie
Risiken und Nebenwirkungen
Weil Viagra den Blutdruck senkt, darf das Mittel nicht gleichzeitig mit nitrathaltigen Medikamenten oder NO-Donatoren (dazu zählt auch das Szene-Medikament Poppers) eingenommen werden. Es droht ein plötzlicher und lebensgefährlicher Blutdruckabfall - es sollte UMGEHEND ein Notarzt alarmiert werden, der über die genommene Medikation in Kenntnis gesetzt werden sollte!
Abgesehen von dieser absoluten Kontraindikation stellt der Einsatz bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit nur dann ein Risiko dar, wenn der erfolgreiche Geschlechtsverkehr für den Kreislauf eine zu hohe Beanspruchung darstellt.
Auch einige AIDS-Medikamente werden durch Viagra negativ beeinflusst, so dass HIV-Infizierte das Mittel nur mit gewissen Risiken einnehmen können.
Bei der Einnahme auftretende Nebenwirkungen: Kopfschmerzen (16%), Gesichtsrötung (10%), Magenbeschwerden (7%), Rhinitis (4%), abnorme visuelle Wahrnehmungen (3%; z.B. blaue Schleier im Gesichtsfeld, erhöhte Lichtempfindlichkeit).
In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist Viagra rezeptpflichtig.
In der Vergangenheit wurde Viagra hin und wieder durch großaufgemachte Pressemitteilungen bekannt, in welchen von Todesfällen berichtet wurde. Diese traten aber in allen nachvollziehbaren Fällen durch Nichtbeachtung der Kontraindikationen auf. Ein hohes Risiko ist in diesem Zusammenhang natürlich, Viagra ohne die Verordnung eines Arztes, der diese Risiken abschätzen kann, einzunehmen.
Bedeutung des Namens
Die Bezeichnung Viagra ist ein rechtlich geschütztes Kunstwort. Angeblich setzt sie sich aus den Begriffen vigor (lateinisch für "Stärke") und Niagara zusammen.
Generika
Viagra ist sowohl als Markenname, als auch in seiner Zusammensetzung urheberrechtlich geschützt.
Indien ist Herkunftsland für eine Reihe von Viagra-/Sildenafil-Generika, da es (voraussichtlich bis 2005) kein den Anforderungen der WTO entsprechendes Patentrecht für Pharmazeutika besitzt.
Die Einfuhr von verschreibungspflichtigen Medikamenten ist in Deutschland zollrechtlich wie auch arzneimittelrechtlich verboten und unterliegt den VuB-Regeln.
Neben den oben erwähnten echten Generika gibt es im Handel auch Scherzartikel oder Produkte mit anderer Zusammensetzung, die lediglich den Namen und die ovale Form bzw. blaue Farbe der Originalpillen imitieren
Auswirkungen
Mit der Markteinführung von Viagra war die erektile Dysfunktion erstmals bei vielen Patienten ohne große Unannehmlichkeiten behandelbar. Dies hatte weitreichende Folgen auf das Sexleben in vielen Familien und Partnerschaften. Auf der einen Seite war vielen Patienten, die aufgrund von Erkrankungen wie Diabetes, KHK, etc. nicht mehr in der Lage waren, eine Erektion zu erlangen, wieder die Möglichkeit zu einem erfüllten Liebesleben gegeben.
Auf der anderen Seite klagten schon bald Ehefrauen/Partnerinnen, die sich an den sexarmen Zustand "gewöhnt" waren, daß ihr Partner für sie plötzlich anstrengender geworden sei, als sie es sich wünschen würden. Es stellte sich spätestens jetzt heraus, daß für den Einsatz von Viagra eine intensive Beratung nicht nur mit dem Arzt sondern auch mit der Partnerin sinnvoll ist.
Ein weiteres breites Einsatzfeld findet Viagra in der Pornoindustrie. Es gibt Gerüchte, nach denen der Gebrauch von Viagra bei männlichen Pornodarstellern weit verbreitet sei. Ob Viagra wirklich zur "Standardtherapie" gehört, oder nur als "Notnagel" zur Verfügung steht, ist nicht wirklich klar. Konnten Darsteller früher maximal 2 bis 3 Szenen am Tag drehen, so sind sie jetzt beim Einsatz von Viagra nur durch die Wirkdauer (ca. 4 Stunden) begrenzt. Sein Extrem findet diese Entwicklung im sogenannten Reverse-Gang-Bang, in welchem ein männlicher Darsteller in kurzer Zeit Sex mit bis zu 20 bis 30 Darstellerinnen hat. Diese Filme wurden erst durch Viagra möglich.