Zum Inhalt springen

Haus Reuß

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Oktober 2004 um 20:23 Uhr durch Störfix (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Dieser Artikel behandelt die Fürstentümer Reuß, für den Fluss Reuss siehe: Reuss


Die Fürstentümer Reuß waren zwei Kleinstaaten im Osten des heutigen Landes Thüringen.


Geschichte

Die ersten Reuß

Der Name Reuß - früher Ruzze oder Reusse geschrieben, läßt zunächst eine östliche Herkunft des Geschlechtes vermuten. Er erscheint zuerst im 11.Jahrhundert beim Burggrafen Heinrich I. (1143-1163), der von seiner Grafschaft Plauen aus erfolgreich gegen die Ruthenen in Böhmen kämpfte, und sich den Beinamen "der Ruzze" als eine Art Siegeszeichen zulegte.

Ahnherr des Geschlechtes der Reuß war Heinrich der Fromme vom Gleißberg (gest. um 1120), der von Kaiser Heinrich IV. als Vogt mit Gera und Weida belehnt wurde. Sein Enkel Heinrich II. der Reiche (gest. 1200) erwarb Plauen. Die Erben teilten mehrfach, einige Besitztümer gingen auch an Kursachsen und an Nürnberg.

Die Vorfahren des reußischen Fürstenhauses waren im 12. Jahrhundert kaiserliche Vögte im Sorbenland (Vogtland) und wurden allmählich selbständig. Ihr Gebiet war einst erheblich größer und umfasste auch Plauen und Hof mit, während es sich später auf die Gebiete um Gera, Greiz und Schleiz beschränkte.

Der Deutsche Orden

Zwei Herren von Plauen sind bekannt geworden als tüchtige Streiter für den Deutschen Orden: Heinrich IV., der sich im 13.Jahrhundert Verdienste um die Kolonisierung Ostpreußens und Masurens erworben hatte, war von 1209-1237 Vogt, von 1241-1249 Ordens-Landmeister von Preußen. Heinrich XII. von Plauen, der Retter der Marienburg nach der Schlacht bei Tannenberg 1410, in der der Orden von den Polen vernichtend geschlagen worden war, war 1410-1413 Hochmeister von Preußen.

Die beiden Linien

1564 teilten die Reußen ihr Herrschaftsgebiet in die Linien Obergreiz ( Reuß mittlere Linie), Untergreiz (Reuß ältere Linie) und Gera (Reuß jüngere Linie). Im Jahre 1616 starb die mittlere Linie Reuß aus und deren Gebiet wurde auf die beiden anderen Linien aufgeteilt. Heinrich LXII. von Reuß-Schleiz fasste diese Äste 1648 zum Fürstentum Reuß jüngere Linie zusammen. Das Gebiet der jüngeren Linie wurde in die Staaten Reuß-Gera, Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf aufgeteilt und erst im 19. Jahrhundert wieder vereinigt.

Die ältere Linie erlangte 1637 Heinrich V. unicus den Grafentitel und 1778 erfolgte mit Heinrich XI. die Ernennung zum Reichsfürsten für Reuß ältere Linie und 1790 bzw. 1806 für die Vertreter von Reuß jüngere Linie. Die ältere Linie ist 1902 mit Fürst Heinrich XXII. praktisch erloschen, da Fürst Heinrich XXIV. wegen Schwachsinns dauernd regierungsunfähig war. So fiel die Regentschaft an Heinrich XIV. Reuß jüngere Linie. Ab 1908 regierte sein Sohn Heinrich XXVII. beide Fürstentümer in Personalunion bis 1918.

Nach der Novemberrevolution 1918 wurden die beiden Staaten zum Volksstaat Reuß mit der Hauptstadt Gera vereinigt, der 1920 im Land Thüringen aufging.

Alle Fürsten und Prinzen des Hauses Reuß führen den Namen Heinrich, wobei die ältere Linie alle hintereinander bis hundert, die jüngere bis zum Ende eines Jahrhunderts fortzählte und dann von vorne anfing. Diese seltsame Regelung wurde 1668 durch Hausgesetz festgesetzt, wurde aber bereits um 1200 eingeführt, um damit den Stauferkaiser Heinrich VI. zu ehren. Im Aussterben der einen Linie sollte das Land an die andere fallen. Die jüngere Linie blüht noch in mehreren Zweigen. Aus ihr ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts schon wieder eine erkleckliche Zahl von Heinrichen hervorgegangen.


Daten

Fürstentum Reuß jüngere Linie

  • Fläche: 826,7 km²
  • Bevölkerung: 139.210 1900
  • Städte: Gera, Schleiz, Lobenstein
  • Landratsamtbezirke: Gera, Schleiz (mit Lobenstein)


Siehe auch: Heinrich von Plauen, Vögte von Weida