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Fernsehen

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Technik

Als Fernsehen bezeichnet man im Allgemeinen eine Technik zur Aufnahme, d.h. Abtastung und Zerlegung von Bildern an einem Ort, deren Übertragung über einen Übertragungsweg an einen anderen Ort, sowie ihrer dortigen Wiedergabe, d.h. Zusammensetzung mit Hilfe eines Fernsehgerätes.

Erfolgt Aufnahme und Wiedergabe mechanisch, so spricht man von mechanischem Fernsehen, erfolgt Aufnahme und Wiedergabe elektronisch, so spricht man von elektronischem Fernsehen. Mechanisches Fernsehen wurde sowohl bei der Aufnahme, als auch bei der Wiedergabe mit der Nipkow-Scheibe realisiert, elektronisches Fernsehen wurde erstmals mit der Ikonoskop-Röhre bei der Aufnahme und der Kathodenstrahlröhre bei der Wiedergabe realisiert.

Werden lediglich Helligkeitsunterschiede bei Aufnahme und Wiedergabe der Bilder berücksichtigt, so spricht man von Schwarz-Weiß-Fernsehen, werden hingegen auch Farbinformationen aufgenommen und wiedergegeben, so spricht man von Farbfernsehen.

Im Speziellen bezeichnet Fernsehen heute eine Technik, bei der die Bilder bewegt sind und zusätzlich passender Ton (mit Mikrofonen aufgenommen und Lautsprechern wiedergegeben) übertragen wird.

Falls die Bilder und Töne zusätzlich auf einem Speichermedium aufgezeichnet werden, können sie auch zu einem späteren Zeitpunkt (ggf. auch erst nach einer Bearbeitung) über einen Übertragungsweg gesendet werden. Werden die aufgenommen Daten jedoch sofort gesendet, so spricht man vom Live-Fernsehen.

Das direkte Wiedergeben der Daten vom Speichermedium an einem Fernseher ohne Übertragung über einen Übertragungsweg bezeichnet man im Allgemeinen nicht als Fernsehen.

Für das Fernsehen übliche Übertragungswege sind elektromagnetische Wellen und Kabel (Kabelfernsehen). Die Übertragung über elektromagnetischen Wellen kann dabei terrestrisch (terrestrisches Fernsehen bzw. Antennen-Fernsehen) über terrestrische Frequenzen oder aber mit Hilfe von Satelliten nicht-terrestrisch (Satelliten-Fernsehen) über Satellitenfrequenzen erfolgen.

Bis heute ist die analoge Übertragung der Informationen üblich (analoges Fernsehen), obwohl die Aufnahme und Bearbeitung der Bilder und Töne schon seit einigen Jahren digital erfolgt. Die Umstellung auf digitale Übertragung (digitales Fernsehen bzw. Digitalfernsehen) der Daten ist aber bereits im Gange. Die vollständige Umstellung soll in Deutschland bis 2010 abgeschlossen sein. Zum Empfang wird dann ein zusätzlicher Digital-Decoder (eine so genannte D-Box) oder ein geeigneter Fernseher (in dem der Decoder schon integriert ist) benötigt.

Auf welche Weise die Bild- und Tondaten bei der Übertragung kodiert werden, wird von der Fernsehnorm festgelegt. Sie ist nötig, damit Sender und Empfänger "die gleiche Sprache sprechen". Die gebräuchlichsten Fernsehnormen sind in Europa PAL und SECAM sowie in Nordamerika NTSC.


Gesellschaftliche Struktur des Fernsehens

Aufgrund der anfangs begrenzten Anzahl von Übertragungskanälen und der teuren Aufzeichnungstechnik, sowie den bis heute ständig steigenden Ansprüchen an die Bild- und Tonqualität der Fernsehdaten und den damit einhergehenden Kosten der Produktion von Inhalten für das Fernsehen hat sich eine gesellschaftliche Struktur entwickelt, bei der wenige Programmanbieter einem Massenpublikum von bis zu mehreren Millionen Zuschauern gegenüberstehen. Daher ist Fernsehen ein Massenmedium.

Die Kosten zur Produktion der Inhalte werden seitens der Programmanbieter auf verschiedenen Wegen eingenommen. Die so genannten öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten, die einen staatlich festgelegten Programmauftrag haben, an dem sich die Inhalte zu orientieren haben, finanzieren sich in Deutschland zu einem großen Teil aus staatlich festgelegten Fernseh- und Rundfunkgebühren (siehe hierzu auch Gebühreneinzugszentrale, abgekürzt GEZ) und Werbung. Einige weitere Einnahmequellen bestehen im Weiterverkauf oder in der Lizenzierung eigener Fernsehproduktionen.

Die so genannten privaten Fernsehsender finanzieren sich dagegen fast nur durch Werbung. Fernsehproduktionen werden in der Regel nur in Auftrag gegeben und ein Großteil der Programminhalte gekauft oder lizenziert. Bei den gekauften oder lizenzierten Produktionen der deutschen privaten Fernsehsender handelt es sich in der Regel um umsatzträchtige US-amerikanische Serien oder Filme, teilweise ganze Fernsehformate.

Neben den öffentlich-rechtlichen und den privaten Fernsehsendern gibt es noch so genannte Pay-TV-Sender, die vom Zuschauer direkt bezahlt werden. Diese verschlüsseln ihre Sendungen, die so nur mit speziellen Dekodern betrachtet werden können. Der Zuschauer bezahlt dann je nach System entweder pro Programm bzw. Programmpaket oder pro Sendung. Für die Zukunft ist auch eine Bezahlung auf Bestellung geplant. Da Werbung vom Zuschauer meist als störend empfunden wird, verzichten Pay-TV Sender in der Regel auf Werbung zur Finanzierung. Dies gilt auch oft als Hauptargument sich für das Pay-TV zu entscheiden.


Nutzung

Genutzt wird das Fernsehen seitens der Zuschauer hauptsächlich zur Unterhaltung und Feierabendgestaltung. Daneben dient es auch oft zur Informationsbeschaffung oder Bildung. Entsprechend unterteilt man die Fernsehsendungen auch in Unterhaltungssendungen, Nachrichtensendungen und Bildungsfernsehen. Letzteres wird in Deutschland, mit Ausnahme von Dokumentationen, gemäß ihres Bildungsauftrages fast nur von öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten angeboten. Zunehmend werden Bildung und Nachrichten mit Unterhaltung zum so genannten Infotainment vermischt. Diese Art von Sendungen wird auch zunehmend von privaten und Pay-TV-Sendern angeboten.

Das Spektrum der Unterhaltungssendungen ist äußerst vielfältig und umfasst unter anderem Filme, Serien und Unterhaltungssendungen, die sich in weitere Sparten unterteilen lassen. Zur Rubrik Bildungsfernsehen gehören Dokumentationen, Politik-, Ratgeber- und Wissenschaftssendungen.

Seitens der Wirtschaft wird das Fernsehen zur Werbung benutzt. In kurzen Werbespots werden einzelne Produkte und/oder Marken präsentiert und deren Kauf empfohlen. Neben den Werbespots gibt es auch so genannte Verkaufsshows. Einige spezialisierte Sender, so genannte Home-Shopping-Sender zeigen den ganzen Tag nichts anderes als solche Verkaufsshows.

Für die Werbeindustrie ist das Fernsehen eines der wichtigsten Medien, denn fernsehen stellt eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigung dar. Im Schnitt sieht der Bundesbürger mehrere Stunden am Tag fern, sodass auf diesem Weg viele Menschen erreicht werden können.

In Deutschland regeln gesetzliche Auflagen Dauer und Häufigkeit der Werbung pro Sendung bzw. Sendezeit. Die Rechte zur Ausstrahlung von Werbung in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind stärker eingeschränkt. Sie dürfen beispielsweise nach 20 Uhr keine Werbung mehr ausstrahlen.

Staat und Politik benutzen das Fernsehen hauptsächlich zur Information der Bevölkerung und Meinungsbildung. Das Spektrum der Inhalte reicht dabei von Hinweisen auf wichtige Ereignisse bis zu Katastrophenwarnungen. Politiker versuchen oft über das Fernsehen die Bevölkerung von ihren eigenen Ansichten zu überzeugen oder ihre Arbeit zu rechtfertigen. In totalitären Staaten wird Fernsehen auch häufig zur Propaganda und Gleichschaltung des Volkes eingesetzt.


Soziologische Betrachtung

Fernsehen ist ein Massenmedium und hat sich seit den 1950er Jahren in den Industriestaaten sogar zum Leitmedium entwickelt. Für viele Menschen ist es Teil des Alltags geworden und strukturiert oft sogar den Tagesablauf. Es erfährt eine Zuwendung durch alle Schichten und Altersgruppen und tritt mit einer zuvor nicht gekannten Wirksamkeit an die Stelle aller Institutionen mit publizistischem Anspruch, ohne diese aber vollständig zu ersetzen.

Fernsehen wirkt orientierend und nivellierend. Wichtiges Instrument dafür ist die ständige Wiederholung. Dadurch wird es zur Grundlage der allgemeinen Geschmacks- und Stilbildung und dient der gesellschaftlichen Kommunikation. Durch das verstärkte Aufkommen von Spartenkanälen verbunden mit der wachsenden Rolle des Internets im gesellschaftlichen Leben geht die stilbildende Funktion des Fernsehens allerdings wieder zurück. Jedermann kann in gewissen Grenzen sein eigener Programmdirektor werden. Dies bewirkt eine zunehmende Zersplitterung und Fragmentierung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Kommunikation. Damit sachgemäß umzugehen ist Aufgabe der Medienpädagogik.

Fernsehsender erheben oft den Anspruch, dem Zuschauer einen Blick auf die komplexe Gesellschaft zu präsentieren. Immer mehr und unterschiedlichere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erfahren eine breiter werdende mediale Beachtung. Aber der darzustellende Lebensbereich muss interessant, verständlich und optisch umsetzbar sein. Damit geht von vornherein eine Selektion einher, verbunden mit einer Reduktion der vielfältigen kommunikativen Codes und Zeichensysteme, sowie einer Spezialisierung und Perfektionierung akustisch-visueller Signale. Tatsächlich ist es in vielen Fällen sogar so, dass Fernsehen erst die Themen, über die Verständigung lohnenswert scheint schafft. Auf der Suche nach neuen Themen, die die Zuschauer binden durchbrechen die Fernsehmacher oft Grenzen, die in den Augen vieler oft bis zum Tabubruch führen.

siehe auch: Grimme-Preis für Fernsehsendungen in Deutschland


Geschichte

Im Jahr 1883 erfand Paul Nipkow das 'Elektrische Teleskop', welches mit Hilfe einer rotierenden Scheibe ('Nipkow-Scheibe'), die mit spiralförmig angeordneten Löchern versehen war, Bilder in Hell-Dunkel-Signale zerlegte bzw. wieder zusammensetzte. Damit gelang ihm die erste elektrische Bildübertragung. Dieses Ereignis wird heute als Beginn des Fernsehens angesehen und Paul Nipkow als sein Erfinder bezeichnet. Die Technik zur Bildzerlegung und -wiedergabe war aber mechanisch und damit nicht besonders leistungsfähig.

Das erste elektronische Fernsehen basierte auf der im Jahr 1897 von Ferdinand Braun zusammen mit Jonathan Zenneck entwickelten Kathodenstrahlröhre (auch Braunsche Röhre genannt). Diese ist die Grundlage für die bis heute am weitesten verbreitete Methode Bilder für das Fernsehen darzustellen. Die ersten Anwendungen fand sie aber in Messapparaturen. Die für das Fernsehen entscheidenden Weiterentwicklungen der Kathodenstrahlröhre steuerte W. K. Zworykin bei, der 1923 den ersten brauchbaren elektronischen Bildabtaster, die Ikonoskop-Röhre erfand, welche ab 1934 in Serie hergestellt wurde, heute aber keine Verwendung mehr findet. 1929 erfand Zworykin die Kineskop-Röhre zur Bildwiedergabe. Diese ist bis heute Vorbild in allen Fernsehgeräten, die auf der Kathodenstrahlröhre basieren. Damit ebnete Zworykin den Weg zum vollständig elektronischen Fernsehen.

Zwischen 1936 bis 1952 wurde, (in Europa unterbrochen vom 2. Weltkrieg) in mehreren Schritten das Schwarz-Weiß-Fernsehen eingeführt. Einer der Pioniere des Farbfernsehens war Jahn L. Baird, dem es 1941 gelang, erste farbige Fernsehbilder zu übertragen. Aber erst 1954 wurde in Nordamerika die NTSC-Norm für Farbfernsehen eingeführt. Damit waren die Amerikaner den Europäern weit voraus. Diese führten erst 12 bis 13 Jahre später mit der PAL-Norm von Walter Bruch das Farbfernsehen ein. Der Vorsprung der Nordamerikaner hatte aber auch seinen Preis. Die NTSC-Norm besitzt einige Schwächen, so dass es häufig zu Farbfehlern bei der Darstellung kommt.

Das Zeitalter des Satellitenfernsehens begann am 12. August 1960. An diesem Tag wurde mit Echo 1 der erste passive Kommunikationssatellit in eine Umlaufbahn um die Erde gebracht. Die Qualität der übertragenen Fernsehbilder war allerdings sehr mäßig. Der erste aktive Fernmeldesatellit Telstar wurde am 10. Juli 1962 in seine Umlaufbahn gebracht. Mit seiner Hilfe wurde am 23. Juli die erste Live-Sendung für die Eurovision aus den USA gesendet. Am 26. Juli 1963 wurde mit Syncom 2 erstmals ein Kommunikationssatellit in eine geostationäre Umlaufbahn gebracht. Dies ermöglichte es, von einem festen Punkt auf der Erde ununterbrochen Signale an einen Satelliten zu senden, bzw. von diesem zu empfangen.

Eine ausführlichere Darstellung findet man im Artikel Geschichte des Fernsehens.


Ausblick

Die Zukunft des Fernsehens ist äußerst ungewiss. Viele Bestrebungen die Qualität zu verbessern, sind mangels Kooperation verschiedenster Interessengruppen gescheitert. Wahrscheinlich ist in naher Zukunft die Ablösung des analogen durch das digitale Fernsehen. Viele Länder der Welt, inklusive Deutschland haben sich das Ziel gesetzt, bis 2010 auf die digitale Ausstrahlung der Fernsehprogramme umzustellen. Erst in der Folge wird es wohl auch zu einer Verbesserung der Fernsehqualität, insbesondere bei der Auflösung der Bilder (HDTV) kommen, da mit der fortschreitenden Weiterentwicklung der Computertechnik Anpassungen an zukünftige Fernsehnormen auch softwareseitig möglich werden und dies den Zwang zum Kauf neuer Geräte vermeiden helfen könnte.

Die heute überwiegend auf Kathodenstrahlröhren basierenden Fernsehgeräte werden bei sinkenden Preisen wohl langsam von den flachen und damit platzsparenden Plasma-Bildschirmen oder Flüssigkristall-Bildschirmen abgelöst.

Mit dem Internet entsteht eine völlig neue Verbreitungsmöglichkeit von bewegten Bildern und Ton, die in Konkurrenz zur klassischen Nutzungs- und Verbreitungsform des Fernsehens (siehe oben) treten könnte, aber deutlich weitergehende Möglichkeiten und Vorteile bietet. Dies könnte der klassichen Verbreitungsform von Fernsehen zunehmend das Publikum entziehen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob und wie die Contentproduzenten dabei ihre Produktionskosten einfahren können und wie das klassische Fernsehen darauf reagieren wird.

siehe auch: Digitales Fernsehen

in anderen Ländern

  • ORF - Österreich
  • ATV - Österreich
  • DRS - Schweiz

Siehe auch: Fernsehserie - Fernsehshow