Zum Inhalt springen

Nero

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Oktober 2004 um 14:45 Uhr durch 80.146.145.159 (Diskussion) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

und die entsprechende Diskussionsseite

Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem römischen Kaiser Nero. Für die gleichnamige Software, siehe bitte Nero (Software).


Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus Caesar (37 bis 68 n. Chr.)

Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus Caesar (* 15. Dezember 37 n.Chr.; † 6. Juni 68 n.Chr. durch Suizid) war von 54 bis 68 Kaiser des Römischen Reiches und Künstler. Er war der letzte Vertreter der julisch-claudischen Dynastie.

Biografie

Kindheit

Nero wurde als Lucius Domitius Ahenobarbus Sohn von Gnaeus Domitius Ahenobarbus und Julia Agrippina (Schwester von Kaiser Caligula) in Antium an der Küste Latiums geboren. Seine als sehr schön geltende Mutter war für ihren Ehrgeiz, Stolz, Mut, aber auch Machthunger bekannt und verfolgte stets das Ziel, ihren Sohn zum Imperator zu machen. Deshalb sorgte sie für eine hervorragende Ausbildung Neros in Literatur, Latein und Mathematik. Nach Vollendung seines zwölften Lebensjahres engagierte sie Seneca, einen damals sehr bekannten Philosophen, welcher das Leben des Lucius entscheidend prägte. Lucius jedoch interessierte sich vor allem für Kunst und flüchtete mehrmals ins Theater.

Aufstieg zum Herrscher

Nachdem ihr Mann an Wassersucht verstorben war, heiratete Aggrippina den Herrscher Claudius, welcher am 25. Februar 50 Lucius adoptierte. Dieser erhielt den Namen Nero und stand durch Einflussname seiner Mutter kurz darauf bereits an erster Stelle in der Thronfolge. Drei Jahre später fädelte Agrippina eine Ehe zwischen ihrem 16jährigen Sohn und der 12jährigen Octavia ein und ließ Claudius im Jahre 54 vergiften, damit Nero endlich die Herrschaft übernehmen konnte.

Regierungszeit

Nero, der sich wesentlich mehr für Kunst und Musik interessierte, war kein begabter Staatsmann und Politiker. Er, der in der Geschichte als grausamer, wahnsinner Tyrann beschrieben wurde, scheint Kriege und Gewalt verabscheut zu haben. Dadurch fehlte Kriegsbeute, die zuvor die Staatskasse gefüllt hatte. Die Steuerlast nahm enorm zu und die Legionen waren in einem desolaten Zustand, was Nero zahlreiche Gegner einbrachte. Von Nero stammt auch der berühmte Satz "Wenn ich doch bloß nicht schreiben könnte!", den er gesagt haben soll, als er sein erstes Todesurteil unterschreiben musste. Die meisten Verbrecher verurteilte er wahrscheinlich lieber zur Zwangsarbeit, während der Adel die Möglichkeit zum Selbstmord hatte. Nero förderte in seiner Regierungszeit die Naturwissenschaften, die Geografie und den Handel, ganz besonders aber Kunst und Kultur. Auch organisierte er eine Expedition zur Entdeckung der Nilquelle, welche jedoch scheiterte, und Ausgrabungen in Karthago. Er selbst hielt sich für einen talentierten Sänger, Dichter und Lyraspieler.

Verbrechen

Nero werden zahlreiche Verbrechen angelastet, so soll er seinen Stiefbruder Britannicus vergiftet haben. Da dieser jedoch schon seit seiner Kindheit an Fallsucht litt und körperlich schwächlich war, ist sich die Geschichtsschreibung über den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte nicht einig. Es ist also auch möglich, dass Britannicus an einem Anfall gestorben ist. Agrippina verlor nach und nach die Kontrolle über ihren Sohn. Sie versuchte deshalb durch Intrigen, Verschwörungen und Bestechungen Nero zu stürzen. Nero, der seine Mutter fürchtete, setzte deshalb eine Untersuchungskomission ein, der auch Seneca angehörte, welche Aggrippina jedoch nichts nachweisen konnte. Auf Drängen Senecas und unter Mithilfe eines seiner Lehrer versuchte er Agrippina mit einem Schiff versenken zu lassen, was jedoch scheiterte. Am 23. März 59 ließ er sie in ihrer Villa ermorden - angeblich litt er danach bis zu seinem Tod unter Gewissensbissen und Alpträumen. Nero verliebte sich in Poppaea Sabina, welche eine Verstoßung Octavias forderte. Darauf ließ der Kaiser seiner kinderlosen Frau ein Verhältnis mit einem Sklaven anhängen und verbannte sie, um zwölf Tage später seine Geliebte zu heiraten. Es kam daraufhin zu schweren Unruhen und Aufständen. Deshalb behauptete man, Octavia habe zusammen mit ihrem Geliebten versucht den Kaiser abzusetzen, und verbannte sie auf eine Insel. Nero gab den Auftrag, ihr die Pulsadern aufzuschneiden und sie im heißem Dampf zu ersticken, was wenige Tage später auch erfolgte. Nero und Poppaea hatten eine gemeinsame Tochter, Claudia, sie wurde am 21. Januar 63 geboren, starb jedoch vier Monate später. Zwei Jahre später war Poppaea wieder schwanger. Es wird behauptet, Nero hätte sie während dieser Zeit aus Verärgerung durch einen Fußtritt in den Unterleib getötet, diese Darstellung ist jedoch umstritten; sicher ist nur, dass Poppaea während ihrer Schwangerschaft im Jahre 65 gestorben ist. Im gleichen Jahr wurde Seneca durch Nero zum Selbstmord gezwungen.

Der große Brand Roms

In der Nacht vom 18. zum 19. Juli 64 brach in Rom ein Brand aus, der sich durch starken Wind, dichte und hohe Bebauung rasch ausbreitete und innerhalb von 9 Tagen einen großen Teil Roms vernichtete. Angeblich hat Nero das Feuer legen lassen, um ein schöneres und größeres Rom aufbauen zu lassen. Der Sage nach hat er den Brand vom Palatin aus beobachtet und besungen, während er sich selbst auf der Lyra begleitete. Tatsächlich befand sich Nero in seinem 50 Kilometer weit entfernten Geburtsort, während der Palatin in Flammen stand. Wahrscheinlich brach der Brand, wie viele andere auch, auf einem Marktplatz durch Unvorsichtigkeit aus. Dennoch ist Nero als Brandstifter Roms in die Geschichte eingegangen. Die damals noch junge Christengemeinde sah in Rom ein neues Sodom und Gomorra. Viele Christen glaubten, der Brand sei eine Strafe Gottes für das ausschweifende Leben der Römer. Einige zeigten vermutlich auch öffentlich ihre Freude über die Katastrophe, wodurch sie schnell in Verdacht gerieten, das Feuer gelegt zu haben. Auf den Rat seiner Berater hin ließ Nero etwa 200 bis 300 Christen verhaften und, nachdem sie unter Folter gestanden hatten, zu grausamen Todesstrafen verurteilen. Die meisten wurden verbrannt, einige gekreuzigt oder in der Arena den Tieren vorgeworfen. Diese Christen fanden unter Nero jedoch nicht wegen ihres Glaubens den Tod, sondern wegen angeblicher Brandstiftung. Die eigentlichen großen Christenverfolgungen fanden erst später unter Domitian, Hadrian und Marc Aurel statt, die tausende von Christen wegen ihres Glaubens umbringen ließen. Sicherlich wurde von diesen Kaisern die neronische Christenverfolgung auch als Rechtfertigung herangezogen.

Beim Wiederaufbau Roms ließ Nero breitere Straßen anlegen und beschränkte die maximale Höhe der Häuser, die nun alle eigene Mauern haben mussten, auf 25 Meter; überall sorgte er für Brandschutzmaßnahmen. Sich selbst ließ Nero ein riesiges, prunkvolles Anwesen mit großen Kunstschätzen und technischen Raffinessen errichten, die Domus Aurea (das Goldene Haus Neros). Dieses Anwesen wurde kurz nach Neros Tod geplündert und abgerissen.

Entfremdung und Tod

66 n. Chr. reiste Nero nach Griechenland, wo er an den olympischen Spielen teilnahm.

Nero als "Olympiasieger"

Als Verehrer der griechischen Kultur hielt er ich fast ein Jahr lang in Griechenland auf, bis er von seinen Beratern zur Rückkehr nach Rom gedrängt wurde, wo die Stimmung sich inzwischen sehr verschlechtert hatte. Zwar kehrte er im Januar 68 unter großem Jubel nach Rom zurück, er gab sich jedoch ganz seinen Vergnügungen hin, besuchte Theater und Konzerte und trat selbst als Künstler auf. Adlige Praetorianer und der Senat beschlossen den Kaiser, der inzwischen auch vom Volk verhöhnt wurde, zu stürzen. Nero, inzwischen von seiner dritten Frau Statilia Messalina verlassen, flüchtete aus der Stadt.

Seine Freunde rieten ihm zum Selbstmord, er glaubte jedoch noch nach Ägypten fliehen zu können. Der Senat erklärte Nero zum Staatsfeind. Als die Reiter sich seinem Zufluchtsort näherten, stieß sich Nero einen Dolch in die Kehle, um einer Verhaftung zu entgehen. Er starb im Alter von 30 Jahren. Der Überlieferung nach sollen seine letzten Worte Qualis artifex pereo gewesen sein - "Welch ein Künstler stirbt mit mir!".

Nero im Urteil der Nachwelt

Nero ist eine der umstrittensten Personen in der Weltgeschichte. An der Beurteilung seiner Person schieden sich schon in der Antike die Geister. Während einzelne antike Autoren ihm durchaus positive Seiten abgewannen, überwog doch schon bald nach seinem Tod die einhellige Ablehnung der Persönlichkeit und der Politik Neros. Insbesondere die römischen Historiker Sueton und Tacitus, deren Werke die wichtigsten Quellen zum Leben des Kaisers darstellen, gaben ihrer Verachtung offen Ausdruck. Diese Verachtung hatte ihren Grund teils in der Abneigung der Römer gegen Neros Vorliebe für alles Griechische, teils - etwa bei Tacitus - in der Ablehnung des Kaisertums überhaupt, als dessen Entartung Neros Herrschaft erschien. Christliche Autoren späterer Jahrhunderte, die Nero schon wegen der Hinrichtung ihrer Glaubenbrüder nach dem Brand von Rom verurteilten, prägten endgültig das Bild des Kaisers als größenwahnsinnigem Tyrannen. Im Mittelalter galt er geradezu als Verkörperung des Antichrist. Dieses negative Bild überwiegt bis heute, auch wenn einzelne Historiker immer wieder eine Ehrenrettung des Kaisers versuchen.

Siehe auch

Literatur

  • Fini, Massimo: Nero - 2000 Jahre Verleumdung : München 1994 (Achtung: Die Neutralität dieses Werkes ist umstritten)
  • Malitz, Jürgen: Nero: München 1999.



Vorgänger:
Claudius (41 - 54)

Römische Kaiser

Nachfolger:
Galba (68)