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Geflügeltes Wort

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Georg Büchmann, Geflügelte Worte, 19. Auflage, 1898

Als Geflügeltes Wort wird ein literarisches Zitat bezeichnet, das als Redewendung Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat. Darunter sind oft knappe Formulierungen komplizierter Sachverhalte oder von Lebenserfahrungen, die treffend "auf den Punkt gebracht" werden.

Quelle sind oft lateinische oder griechische Redewendungen, wie es mit „Geflügelte Worte“ (griechisch: ἔπεα πτερόεντα – épea pteróenta) selber der Fall ist, die in der Ilias und der Odyssee des Dichters der griechischen Antike Homer mehrfach vorkommen.


Georg Büchmanns Geflügelte Worte

Unter dem Titel „Geflügelte Worte - der Citatenschatz des deutschen Volkes“ veröffentlichte der Berliner Oberlehrer Georg Büchmann 1864 eine Zitatensammlung. Diese etablierte sich als Standardwerk und ihr Titel ist seitdem mit dem in ihr behandelten Stoff verbunden.

Bis dahin hiess "geflügelte Worte" nur, was es bei Homer heisst, nämlich "schnell von den Lippen des Redenden enteilende, zum Ohre des Hörenden fliegende Worte". (Aus dem Vorwort zur 19. vermehrten und verbesserte Auflage, 1898)

Büchmanns Sammlung führte neben deutschen Quellen auch Bibelzitate, griechische und römische Zitate der Klassischen Antike und Werke aus der europäischen und amerikanischen Literatur auf, soweit sie Einfluss auf die deutsche Gymnasialbildung und auf die literarische Kultur gehabt hatten. Neben dem Wortlaut (und ggf. einer deutschen Übersetzung) führt er die genaue Quelle und eine Erläuterung der Bedeutung auf. Redewendungen, deren Ursprung unklar ist, wurden und werden nicht berücksichtigt.

Parallel zu der umfangreichen Gesamtausgabe erschien im gleichen Verlag (Haude & Spener) eine stark gekürzte „Volksausgabe“. Für Festreden wurden beide gerne herangezogen. „Der weiß alles nur aus dem Büchmann“ wurde alsbald zum beliebten Vorwurf, wenn man jemanden der Halbbildung zieh.

Auch nach Büchmanns Tod 1884 wurden die „Geflügelten Worte“ weiter aufgelegt, und dabei von wechselnden Lektoren um ‚Veraltetes‘ gekürzt und durch zeitgenössische Zitate erweitert, auch um Modisches und Kurzlebiges. Dabei schwanden mehr und mehr die Sorgfalt und qualitative Verlässlichkeit des Büchmannschen Werkes, welche seinen Erfolg begründet hatten. Seit Ablauf des Urheberrechts 1954 existieren mittlerweile mehrere auseinander gehende Ausgaben, unter anderem von Ullstein, Drömer & Knaur und Reclam. Büchmann gliederte seine Zitatensammlung hauptsächlich nach Ländern. Diese Gliederung wurde auch in späteren Auflagen beibehalten und nur wenig erweitert.

Aus der Bibel

Büchmann lässt seine Zitatensammlung mit Zitaten aus der Bibel beginnen und begründet dies folgendermaßen:

"Kein Werk der Literatur hat unsere Sprache so nachhaltig beeinflußt wie die Heilige Schrift. Das ist namentlich das Verdienst eines Mannes: Martin Luther, der seine Bibelübersetzung 1521 auf der Wartburg begann und 1534 abschloß."

Er weist allerdings auch darauf hin, dass nicht alle dieser Redewendungen wörtlich in der Lutherbibel finden, denn oft sind sie scherzhafte Weiterbildungen.

Adamsapfel

Die Bezeichnung Adamsapfel beruht darauf, dass im Hebräischen jede Erhabenheit des menschlichen Körpers „Apfel" heißt. Der Name ist seit dem 15. Jahrhundert auf romanischem Boden bezeugt und hat sich über ganz Europa verbreitet.

Lass mein Volk ziehen

Moses und Aaron verlangen im Namen Gottes vom Pharao: „Lass mein Volk ziehen“ (Ex 5,1), was die in den USA um ihre Gleichberechtigung kämpfenden Farbigen englisch „Let my people go” zitieren. Besonders bekannt ist der GospelWhen Israel was in Egypt's Land: Let my people go“.

In die Wüste schicken

Auf Levitikus 16 beruhen die Ausdrücke Sündenhock und "In die Wüste schicken". Es heißt dort:

Dann soll Aaron seine beiden Hände auf dessen Kopf legen und über ihm bekennen alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben, und soll sie dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der bereit steht, in die Wüste bringen lassen, daß also der Bock alle ihre Missetat auf sich nehme und in die Wildnis trage."

Jubel

Woher kommt das deutsche Wort Jubel? Büchmann verweist auf die alttestamentarischen Wurzeln des Wortes:

"Lev. Kapitel 25 ist überschrieben „Sabbatjahr und Erlaßjahr", im unrevidierten Text „Feier- und Jubeljahr". Den Kindern Israel wird darin befohlen, jedes fünfzigste Jahr mit dem Schall der Posaune (hebräisch: jobel) als ein Erlaßjahr anzukündigen, in dem ein jeder „zu seiner Habe und zu seiner Sippe kommen" soll."

Lückenbüßer

Der Ausdruck vom Lückenbüßer ist geprägt vom Buch Nehemia (4,7), wo es heißt:

Da aber Saneballat und Tobia und die Araber und Ammoniter und Asdoditer hörten, daß die Mauern zu Jerusalem zugemacht waren, und daß sie die Lücken angefangen hatten zu büßen (veraltet für: verschließen, ausbessern), wurden sie sehr zornig."

In der revidierte Fassung heißt es „schließen" statt „büßen".

Schwerter zu Pflugscharen

Das Buch Jesaja (2,4) ist die Quelle für das in der Friedensbewegung viel zitierte Wort:

Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen."

Menetekel

Menetekel für „Warnungsruf" stammt aus dem Buch Daniel, in dem geschildert wird, wie König Belsazar ein Festmahl gibt, bei dem er und seine Gäste aus den heiligen Gefäßen trinken, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt hatte. Plötzlich sieht er an der Wand Finger die folgenden Worte schreiben:

Mene mene tekel u-parsin."

Da niemand ihm den Text deuten kann, lässt er Daniel herbeigerufen, der ihm den Untergang seines Reiches prophezeit:

Man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden."

Denkzettel

Das im Buch Maleachi (3,16) und Matthäus (23,5) in der Lutherübersetzung vorkommende Wort Denkzettel (im revidierten Text „Gebetsriemen") erklärt sich aus Numeri (15,38), wo der Herr befiehlt,

daß sie und ihre Nachkommen sich Quasten machen an den Zipfeln ihrer Kleider und blaue Schnüre an die Quasten der Zipfel", bei deren Anblick sie „an alle Gebote des Herrn denken" sollen.

Gott mit uns

Gott mit uns." war die Losung, die Gustav Adolf vor der Schlacht von Breitenfeld 1631 ausgab. Der Entwurf zur Landwehrordnung stammt vom Generalquartiermeister des preußischen Heeres. In dieser Handschrift stand ursprünglich als Devise: „Heilige Pflicht oder Gott mit uns." Diese Worte sind durchgestrichen und an den Rand statt dessen die Worte gesetzt: „ehrlos wehrlos" mit einer ihre Umstellung bezweckenden Bezeichnung.

Tüpfelchen auf dem i

Die Wendung „kein Tüpfelchen“ beruht auf Matthäus (5): „Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen (unrevidiert: Titel; …) vom Gesetz, bis daß es alles geschehe." Der Sinn ist, weder der kleinste Buchstabe noch auch das kleinste Teilchen eines solchen. Danach bedeutet das „Tüpfelchen auf dem i“, ein hoher Grad von Genauigkeit.

Das tägliche Brot

Bei Matthäus (6,9-13; Lukas 11,2-4) steht das Vaterunser, dessen vierte Bitte um das tägliche Brot ausgesprochen wird. Das tägliche Brod lautet der Titel eines Romans von Clara Viebig.

Perlen vor die Säue werfen

Perlen vor die Säue werfen“ ist entnommen aus Matthäus (7,6): „Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen." In der byzantinischen Tradition bezeichnet „Krumen“ des eucharistischen Brotes sowohl Perle als auch Brotkrume. Danach wäre zu übersetzen:

Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und das geheiligte Brot sollt ihr nicht vor die Säue werfen."

Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich.

Bei Matthäus (12,30) heißt es:

Wer nicht mit mir ist, der ist wider (gegen) mich.

Umgekehrt sagt Christus bei Markus (9,40) und Lukas (9,50):

Wer nicht wider uns ist, der ist für uns."

Ebenso dachte Caesar nach Cicero:

Te enim Meere audiebamus nos omnes adversarios innere, nisi qui nobiseum essent, te omnes, qui contra te non essent, tuos".
(„Denn wir hören dich sagen, wir hielten alle für Gegner außer denen, die mit uns seien, du alle die für deine Anhänger, die nicht gegen dich seien.")

Talent

Auf Matthäus (25,15-28) beruht der Ausdruck Talent. Das zugrunde liegende Wort, eigentlich die Waagschale, später eine auf der Waagschale gewogene Gold-, Silber- oder sonstige Münzwertsumme bedeutend, in der Vulgata mit „talentum" wiedergegeben, ist zu einem allen westeuropäischen Völkern gemeinsamen Ausdruck für besondere Begabungen geworden.

Die Frau schweige in der Gemeinde.

Die Frau schweige in der Gemeinde (Mulier taceat in ecclesia.) stammt zwar vom Apostel Paulus ist aber einer Gnome des griechischen Dichters Menander nachgebildet, bei dem es heißt:

Webstühle und nicht Gemeindeversammlungen sind Frauenwerk."

Goethe schreibt im 7. Buch seiner Zahmen Xenien:

Was waren das für schöne Zeiten! In ecclesia titulier taceat!
Jetzt, da eine jegliche Stimme hat, Was will Ecclesia bedeuten.

Aus volkstümlicher Überlieferung

Eine reiche Quelle waren für Büchmann auch Sagen, Märchen, Legenden, Schwänke und die Lieder, denn oft sind deren Themen literarisch verarbeitet worden.

Zankapfel

Bei Homer findet sich der erste Hinweis auf das Urteil des Paris, ein seit der Antike zahllose Male dargestelltes Thema. Die zur Hochzeitsfeier von Peleus und Thetis nicht geladene Eris (Göttin der Zwietracht) wirft einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Der Schönsten!" unter die Gäste. Der zum Schiedsrichter berufene Paris entscheidet den daraufhin entbrennenden Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite zu Gunsten von Aphrodite, die im die schönste Frau verspricht. Ausgehend von dieser Erzählung heißt ein Streitobjekt auch Zankapfel.

Sirene

Circe warnt Odysseus vor den Sirenen, Fabelwesen, die mit ihrem Gesang die Seeleute anlockten, um sie dann zu töten.

Krokodilstränen

Die Redensart Krokodilstränen weinen für geheucheltes Mitgefühl, geht auf die mittelalterliche Naturlehre zurück, nach der das Krokodil wie ein Kind weine, um seine Opfer anzulocken und zu verschlingen. Die übertragene Bedeutung „Crocodili lachrymae" fand erst Verbreitung durch Erasmus von Rotterdam und ist in ganz Europa bekannt (engl. crocodile tears, Frz. larmes de crocodile).

Die Gelegenheit beim Schopf fassen

„Die Gelegenheit beim Schopf fassen“ geht auf den griechischen Mythos vom Gott Kairos (= günstige Gelegenheit) mit lockigem Vorhaupt und kahlem Nacken, der im Davonfliegen geschildert wurde, weil man die gute Gelegenheit erst, wenn sie entschwunden, zu spät zu ergreifen sucht.

Blaubart

Die Bezeichnung Blaubart für einen Frauenmörder (französisch Barbe-bleue) ist der Titel eines Märchens, das Charles Perrault 1697 erzählt. Der Ritter Blaubart verbietet seiner jungen Frau, ein bestimmtes Zimmer zu betreten. Als sie es dennoch tut, muss sie die Leichen von sechs Vorgängerinnen sehen.

Aus deutschsprachigen Schriftstellern

Etwa 30 Prozent der Sammlung - und damit den größten Teil - nehmen Zitate aus den Werken deutschsprachigen Schriftstellern ein.

Das Sprichwort Wer zuerst kommt, mahlt zuerst stammt aus dem Sachsenspiegel des Eike von Repgow und ist somit schon um die 700 Jahre alt.

Aus nordischen Schriftstellern

Die Zitate aus den Werken nordischer Schriftsteller beschränken sich im Wesentlichen auf die Titel einiger Märchen von Hans Christian Andersen und Zitate aus den Dramen Henrik Ibsens:

"Für ausgeprägte Empfindlichkeit steht Die Prinzessin auf der Erbse, für entlarvte Eitelkeit Des Kaisers neue Kleider... Die Stützen der Gesellschaft ist der deutsche Titel von IBSENS 1877 erschienenem Schauspiel »Samfundets Støtler«."

Aus französischen Schriftstellern

Durch Abwesenheit glänzen

Durch Abwesenheit glänzen“ (Briller par son absence) geht auf Tacitus zurück, der in seinen Annalen (III, 76) erzählt, wie die Frau des Cassius und Schwester des Brutus, bestattet wurde. Nach römischer Sitte wurden dem Leichenzug die Bilder der Verwandten voran getragen, „aber Cassius und Brutus leuchteten gerade dadurch hervor, daß man ihre Bildnisse nicht sah", denn es war verboten, in der Öffentlichkeit die Bilder der Mörder Cäsars zu zeigen. Auf dieser Quelle fußend, schreibt Marie Joseph de Clunier in seiner Tragödie „Tibére“:

“Brutus et Cassius brillaient par leur absence.“ („Brutus und Cassius glänzten durch ihre Abwesenheit.“)

Eigentum ist Diebstahl

Eigentum ist Diebstahl“ („La proprieté c' est le vol.“) sagt Pierre Joseph Proudhon 1844 in seiner Schrift »Was heißt Eigentum? Oder: Untersuchungen über die Grundlagen von Recht und Staatsmacht«. Er weist in seiner „Warnung an die Besitzenden“ 1868 das Wort fälschlich Denis Diderot zu, Aber Jacques Pierre Brissot de Warville äußert bereits den Gedanken, dass der Besitz aus dem Bedürfnis entstanden, also nur so weit gerechtfertigt sei, als das Bedürfnis dazu auch vorhanden ist; und „wenn 40 Taler ausreichen, um unseren Lebensunterhalt zu sichern, dann ist der Besitz von 200 000 Talern ein offenbarer Diebstahl, eine Ungerechtigkeit". Aber viel früher noch findet sich in den „Constitutiones monasticae“ in Bezug auf das Privateigentum der Mönche das Wort: „denn eigener Besitz ist Diebstahl."

Kastanien aus dem Feuer holen

Die Kastanien aus dem Feuer holen (Tirer les marrons du feu) stammt aus der Fabel Jean de la Fontaines »Le singe et la chat« (deutsch: »Der Affe und die Katze«), in der der Affe Bertrand die Katze Raton überredet, für ihn geröstete Kastanien aus dem Feuer zu holen. Die Fabel wurde übrigens schon vor La Fontaine im 16. Jahrhundert erzählt.

Zurück zur Natur!

Die berühmte Aufforderung Zurück zur Natur! (Retour à la nature!) findet sich bei Jean-Jacques Rousseau nicht wörtlich, wurde aber als der Sinn seiner gesellschaftskritischen Werke, besonders seines Erziehungsromans Emil oder über die Erziehung »Emile, ou de l'education« angesehen.

Elfenbeinturm

Der Begriff Elfenbeinturm, der eine selbstgewählte Isolation von Künstlern und Wissenschaftlern bezeichnet, wird auf den Literaturkritiker und Schriftsteller Charles-Augustin Sainte-Beuve, der unter Anlehnung an das Hohelied Salomos 7, 5 („Dein Hals ist wie ein Turm von Elfenbein") in seinem Gedicht »À. M. Villemain« über Alfred de Vigny schrieb:

"et Vigny plus secret / Comme en sa tour d'ivoire, avant midi, se rentrait"
("und Vigny hat sich ganz heimlich vor Mittag, gleichsam wie in seinen Elfenbeinturm, zurückgezogen".)

Halbwelt

Die HalbweltLe Demi-Monde«) ist der Titel eines 1855 veröffentlichten Lustspiels Dumas. Doch hat er dieses Wort nicht in dem jetzigen Sinn gebraucht. Im Stück wird der Unterschied zwischen den „Damen der Gesellschaft“, und denen der „Halbwelt“ an zwei Körben Pfirsichen erklärt, von denen die einen 30, die anderen, obgleich scheinbar ebenso groß, schön, reif und lecker, nur 15 Sous kosten. Jene aber sind tadellos, diese haben einen kleinen schwarzen Punkt, der ihre Minderwertigkeit ausmacht.

Aus englischsprachigen Schriftstellern

Etwa den gleichen Raum wie die französischen Schriftsteller nehmen die englischen Schriftsteller ein, was vor allem den viel zitierten Werken William Shakespeares zuzuschreiben ist.

Die Bezeichnung Utopie für einen nur erdachten Zustand stammt aus dem Griechischen Outopia (= Nirgendreich; aus griechisch ou = nicht und topos = Ort) wurde geprägt von Thomas Morus in seiner Schrift »De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia« (»Über den besten Zustand des Staates und über die neue Insel Utopia«).


Der oft verwendete Spruch My home is my castle (Mein Haus ist meine Burg.) ist die Umformung eines Rechtsspruches von Sir Edward Coke, der zu der Problematik „Gegen das Bewaffnetgehen" Folgendes feststellt:

Es darf jemand Freunde und Nachbarn versammeln, um sein Haus gegen diejenigen zu verteidigen, welche ihn berauben oder töten oder ihm darin Gewalt antun wollen"

Seine Feststellung schließt er mit den Worten:

For a man's house is his castle.
Denn eines Mannes Haus ist seine Burg.


Shakespeare lässt Hamlet in seinem Monolog die berühmten Worte sagen:

To be, or not to be, that is the question.
(Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.)

Der Monolog endet aber nicht mit diesen Worten. Weiter heißt es:

It is a consummation / Devoutly to be wished.
(Es ist ein Ziel / Aufs innigste zu wünschen.)

Die Rede ist hier vom Todesschlaf.

Aus italienischen Schriftstellern

Aus Dante Alighieris »Divina Commedia« (Die göttliche Komödie stammen einige geflügelte Worte. Das bekannteste ist der Spruch, der über dem Eingang zum Inferno, der Hölle, steht:

Lasciate ogni speranza, voi ch' entrate!
(Laßt jede Hoffnung, wenn ihr eingetreten!)

Dieser Spruch steht heute noch über dem Eingang zu italienischen Fußballstadien und soll die Gastmannschaft abschrecken.

Aus spanischen Schriftstellern

Der Ritter von der traurigen Gestalt ist die deutsche Übersetzung von El caballero de la triste figura, Don Quijote, des Helden in Miguel de Cervantes' Roman El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha "Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha"). Aus diesem Roman stammt auch der Ausdruck für einen unsinnigen Kampf "mit Windmühlen kämpfen" (aeometer molinos de viento).

Aus russischen Schriftstellern

Der Begriff Nihilismus (von lateinisch nihil = nichts) stammt von dem Schriftsteller Iwan Turgenjew, der 1884 über den Helden seines Romans Väter und Söhne schrieb:

Die Figur des Basarow ist das Ebenbild eines jungen, kurz vor dein Jahre 1860 verstorbenen, in der Provinz lebenden Arztes, den ich kennengelernt hatte und in dem mir das verkörpert zu sein schien, was man später Nihilismus nannte."

Aus polnischen Schriftstellern

Zum geflügelten Wort wurde der Titel des Romans von Henryk Sienkiewicz Quo Vadis ("Wohin gehst du?"). Dieser geht auf eine Legende zurück, der zu Folge Petrus während der Christenverfolgungen im Jahr 67 oder 68 n. Chr., aus Rom floh und vor der Stadt Christus begegnete. Petrus fragte ihn: „Domine, quo vadis?" („Herr, wohin gehst du?"). Als Christus antwortete, er gehe hin, um sich noch einmal kreuzigen zu lassen, sagte Petrus beschämt: „Herr, ich werde zurückkehren und dir folgen."

Aus orientalischen Schriftstellern

"Wenn der Berg nicht zum Propheten kommen will, muß der Prophet zum Berge gehen" stammt aus einer im Jahr 1631 abgefassten arabischen Rezension der Anekdoten des Nasreddin einer Weisen-, Narren-, Meister-, Bettler-, Richter-, Lehrer- und Arztfigur im arabischen Raum. Danach fragte man Nasreddin, der für einen Heiligen gehalten werden wollte, welches Wunder er denn vollbringen könne. Er antwortete, er werde einem Baum befehlen, zu ihm zu kommen. Als dies misslang, erhob er sich und sagte:

Die Propheten und die Heiligen sind nicht hochmütig und verblendet. Kommt der Palmbaum nicht zu mir, so gehe ich zu ihm."

Aus griechischen Schriftstellern

Das Homerzitat von den Geflügelten Worten wurde der Titel der Zitatensammlung des Philologen Georg Büchmann. Bei Homer bedeuteten geflügelte Worte (Vorlage:Polytonisch epea pteroenta) allerdings „schnell von den Lippen des Redenden enteilende, zum Ohr des Hörenden fliegende Worte“. Diese Wendung kommt an vielen Stellen der Ilias und der Odyssee vor.

Im 15. Gesang der Ilias heißt es zum Beispiel „...und sprach die geflügelten Worte: ...

Im 16. Gesang der Odysse heißt es: (Telemach) „Wandte sich schnell zu Eumäos, und sprach die geflügelten Worte: ...

Aus lateinischen Schriftstellern

Neben den deutschen nehmen die lateinischen Schriftsteller den größten Raum in Büchmanns Zitatensammlung ein. Viele davon sind Rechtsprüche, die heute noch verwendet werden. Cui bono? ("Wem zum Vorteil?") stammt von dem Konsuln Lucius Cassius, einem Mann von äußerster Strenge, der den Richtern einschärfte bei Kriminalfällen, nachzuforschen, zu wessen Nutzen die Tat geschah.

Aus der Geschichte: Hellas

Aus der Geschichte: Das alte Rom

"Sein Schwert in die Waagschale werfen" geht auf einen Bericht des Livius über den Gallierkönig Brennus zurück, der, als sich die besiegten Römer sträubten, die auferlegten Kriegskontribution nach den zu schweren Gewichten der Feinde abzuwiegen, höhnend auch noch sein Schwert in die Waagschale warf und dabei ausrief: „Wehe den Besiegten!" ("Vae victis!").

Aus der Geschichte: Das päpstliche Rom

Das kanonische Alter bezeichnet eine festgesetzte Anzahl von Lebensjahren, die die Kanoniker erreicht haben mussten, um bestimmte geistliche Würden zu erlangen. Als Grund für diese Beschränkung wurde angeführt, dass auch Christus erst im Alter von 30 Jahren zu lehren begonnen habe. Für die Wahl des Priesters wurde das 30. Jahr als Bedingung gesetzt, für die Diakone das vollendete 25. Lebensjahr. Heute wird der Begriff in übertragenem Sinn von Menschen gebraucht, die infolge ihres Alters ein gewisses Maß an Vernunft besitzen.

Aus der Geschichte: Italien

Im Oktober 1914 prägte der Ministerpräsident Antonio Salandra bei der Vorstellung der Beamten des Ministeriums des Äußeren, das er vorübergehend übernahm, das Wort vom sacro egoismo (geheiligten Egoismus), indem er sagte:

Die obersten Richtlinien unserer internationalen Politik werden morgen dieselben sein, wie sie gestern waren. Um sie zu befolgen, bedarf es einer unerschütterlichen Festigkeit der Seele, einer klaren Auffassung von den wahren Interessen des Landes, einer Reife der Überlegung, die, wenn nötig, die Bereitschaft zur Tat nicht ausschließt; es bedarf der Wärme nicht des Wortes, sondern der Tat, es bedarf eines Geistes, frei von Vorurteilen, von jeder vorgefaßten Meinung, von jedweder Empfindung außer der unbegrenzten und ausschließlichen Hingabe an das Vaterland, des geheiligten Egoismus für Italien."

Aus der Geschichte: Spanien

Als der spanische General Emilio Mola im Jahr 1936 die Franco-Truppen in vier Kolonnen gegen das von den Kommunisten besetzte Madrid führte, nannte er in einer Rundfunkansprache die vielen Anhänger Francos in Madrid Die fünfte Kolonne (La quinta columna). Der Ausdruck wird seitdem für Agenten gebraucht, die im Land des Gegners Aufträge ausführen sollen.

Aus der Geschichte: Frankreich

Der berühmte Ausspruch Der Staat bin ich (L'Etat c'est moi.) ist unverbürgt und wurde jedenfalls nicht, 1655 vor dem Parlament gesprochen. Da soll Ludwig XIV. im Jagdrock, eine Peitsche in der Hand, im Parlament im Parlament erschienen sein und auf die Bemerkung des ersten Präsidenten, der das Interesse des Staates "Ich bin der Staat" betonte, geantwortet haben. Zuverlässige Urkunden berichten, dass der König allerdings dem Parlament Schweigen gebot, aber ohne Hochmut. Es wird allerdings an anderer Stelle berichtet, dass Ludwig einen Richter unterbrach, der in einer Rede die Worte "der König und der Staat" gebrauchte, indem er ausrief: "L'Etat c'est moi."

Aus der Geschichte: Rußland

Potemkinsche Dörfer (Потёмкинские деревни) ist der Ausdruck für nur Vorgespiegeltes. Angeblich hat Fürst Gregor Alexandrowitsch Potemkin, der Günstling der Zarin Katharina II. nach der Eroberung der Krim, die Zarin, die das neuerworbene Gebiet bereiste, durch schnell aufgebaute Dörfer über dessen wahren Zustand getäuscht. Vermutlich geht aber diese Erzählung Klatsch verärgerter Höflinge zurück.

Aus der Geschichte: Polen

Der Ausdruck Ein Veto einlegen wurde wahrscheinlich erst geflügelt durch das liberum veto (das freie: ich verbiete) im polnischen Reichstag, mit dem jedes Mitglied das Recht hatte, durch seinen Einspruch Beschlüsse nichtig zu machen (Nie pozwalam = Ich erlaube es nicht).

Aus der Geschichte: Holland

Das Wort von der Freiheit der Meere geht zurück auf die 1609 in Leiden erschienene Schrift »Mare liberum« des Rechtsgelehrten Hugo Grotius. Es geht hier um das Beuterecht. Grotius verfocht in seiner Schrift die Ansprüche der Holländer auf freie Schiffahrt und freien Handel in Indien gegen die Portugiesen, die ihn seit Vasco da Gamas Entdeckungsfahrt als Alleinrecht beanspruchten. Im Jahr 1635 erschien auf Veranlassung König Karls I. von England eine Gegenschrift des Engländers John Selden unter dem Titel »Mare clausum« (Das verschlossene Meer).

Aus der Geschichte: England

Nach Polydor Vergils »Englischer Geschichte« geht die Stiftung des Hosenbandordens, des höchsten britischen Ordens, und sein Wahlspruch Honi soit qui mal y pense (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt) auf König Eduard III. zurück. Vergil erzählt, dass die Gemahlin des Königs oder eine Hofdame beim Tanzen ihr Strumpfband verloren habe. Der König hob es auf und als er einige Hofleute lächeln sah, habe er den Ausspruch getan und hinzugefügt, das Strumpfband werde bald so in Ehren kommen, dass mancher sich glücklich preisen würde, es tragen zu dürfen.

Aus der Geschichte: Amerika

Benjamin Franklin antwortete, wenn man sich während seines Pariser Aufenthaltes bei ihm nach den Fortschritten der Revolution in Amerika erkundigte: Ca ira! ('s wird schon gehen!).

Aus der Geschichte: Deutschland und Österreich

Ob der Canossa-Gang Kaiser Heinrichs IV., mit dem er den Papst Gregor VII. nötigte, ihn von dem Bann zu lösen, ein Bußgang oder ein geschickter Schachzug war, ist nicht zu klären. Heute bezeichnet man damit jedoch ein erniedrigendes Nachgeben. 1872 sagte Bismarck im Deutschen Reichstag: "Nach Canossa gehen wir nicht."

Aus dem Zeitgeschehen

Bei den zahlreichen Neuauflage erwies es sich als notwendig, einen Anhang „Aus dem Zeitgeschehen" anzugliedern, denn viele der neu aufgenommenen geflügelten Worte fügen sich nur schwer in den Aufbau des Buchs ein. Viele sind auch nicht mehr einem einzigen Lande zuzuordnen. Andere lassen sich nicht unter die Rubriken Literatur oder Geschichte fassen, so die Beispiele aus den Massenmedien oder der Werbung. Diese modernen geflügelten Worte wurden in einem eigenen Anhang zusammengefasst.

Der Begriff Dritte Welt (Tiers Monde) ist französischen Ursprungs und wurde seit den 1950er Jahren gebräuchlich zur Bezeichnung für die Länder, die weder der ersten Welt der Industrieländer noch der zweiten der Staatshandelsländer angehörten. Da der Begriff bald auf Ablehnung stieß wurde er allmählich zurückgedrängt durch die aus unterschiedlichen Überlegungen geprägte Bezeichnung Eine Welt.

Verwandte Begriffe

Das Apophthegma (pl. Apophthegmata) ist die griechische und heute literaturwissenschaftliche Bezeichnung für einen treffend formulierten Ausspruch oder Denkspruch. Darunter fallen u.a. Aphorismen, Sentenzen, Sprichwörter, Sinnsprüche, geflügelte Worte und Gnomen.

Ein Aphorismus gilt als philosophischer Gedankensplitter, der üblicherweise als kurzer, rhetorisch reizvoller Sinnspruch, als Sentenz oder Bonmot formuliert und als Einzeltext konzipiert wurde.

Literatur

  • Der große Büchmann. Geflügelte Worte. Knaur, 2003. ISBN 3426667517
  • Geflügelte Worte. Das Standardwerk. Droemer Knaur, 2001. ISBN 3426075024
  • Der Neue Büchmann - Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz. Ullstein, 2007. ISBN 3548369537

Siehe auch