Sechstagekrieg
Der Sechstagekrieg dauerte vom 5. Juni bis zum 10. Juni 1967. Kriegsgegner waren Israel und seine arabischen Nachbarn Ägypten, Jordanien und Syrien. Am Ende des Krieges hatte Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen und das Westjordanland erobert. Noch heute beeinflussen die Kriegsfolgen die Geopolitik in dieser Region.
Hintergrund
Nachdem im Jahr 1956 die Suez-Krise mit einer Niederlage Ägyptens endete, drängten die USA Israel, die Sinai-Halbinsel wieder an Ägypten zurückzugeben, was Ägypten dazu bringen sollte, auf Grund von beiderseitigem Einverständnis keine Guerillas mehr in das israelische Staatsgebiet zu schicken. Israel kam dieser Bitte nach.
Kein arabischer Staat hatte bis dahin Israels Unabhängigkeit anerkannt. Die Zusammenarbeit der arabischen Staaten Ägypten, Syrien und Jordanien bei ihrer angestrebten Vernichtung des Staates Israel war allerdings bestenfalls als mangelhaft anzusehen. So hatten zwar Ägypten und Syrien einen Verteidigungspakt, Syrien und Jordanien allerdings nicht einmal Botschaften im jeweils anderen Land.
Grenzstreitigkeiten
Syrien baute seine Grenzbefestigungen in den Golanhöhen aus, unterstützte den Terrorismus gegen Israel und beschoss israelische Zivilisten von seinen Grenzposten auf dem Golan aus. Hinzu kam ein Wasserkonflikt. Als Antwort auf den Bau des israelischen Wassersystems arbeitete Syrien daran, den Dan/Baniyas Strom umzuleiten, so dass das Wasser nicht Israel und den See Genezareth erreichen konnte. Die Anlagen wurden 1964 durch Israel zerstört. Dennoch war die Grenze zwischen Israel und Syrien ein dauernder Konfliktherd. Hierzu trug allerdings auch Israel seinen Teil bei, indem es Grenzzwischenfälle provozierte.
Im Frühjahr 1966 war es offensichtlich, dass Israels Nachbarstaaten ihre anti-israelischen Aktivitäten verstärkten. Immer mehr israelische Zivilisten wurden an der syrischen und jordanischen Grenze getötet. Die Syrer bombardierten von den Golanhöhen aus rücksichtslos israelische Siedlungen.
Am 7. April 1967 eskalierte ein kleinerer Grenzzwischenfall zu einem Luftkampf über den Golanhöhen: Die israelische Luftwaffe schoss über dem Golan sieben syrische Mig 21 ab und flog demonstrativ über Damaskus. Die Grenzzwischenfälle häuften sich daraufhin und mehrere arabische politische und militärische Führer forderten Vergeltungen gegen Israel. Ägypten, das unter Nasser eine Führungsrolle in der arabischen Welt anstrebte, verband diese Stellungnahmen mit Plänen den Sinai zu remilitarisieren. Die Sowjetunion unterstützte die arabische Position und war durch falsche Geheimdienstinformationen schließlich für eine weitere Eskalation der Ereignisse verantwortlich. Denn sie behauptete, Israel würde Truppen an der Syrischen Grenze zusammenziehen.
Am 15. Mai 1967 drangen ägyptische Streitkraefte in die Halbinsel Sinai ein. Am 17. Mai reagierte Nasser darauf, indem er den Abzug der UNEF (United Nations Emergency Force, die nach der Suez-Krise in Ägypten zur Friedenssicherung stationiert wurde) von der Sinaihalbinsel verlangte. Dem stimmte der damalige UNO-Generalsekretär Sithu U Thant ohne Widerspruch sofort zu. Israel wiederum akzeptierte keine Stationierung der UN-Truppen auf seinem Gebiet. Nassers Remilitarisierung der Sinaihalbinsel folgte am 22. Mai die Schließung der Straße von Tiran (dem einzigen Zugang Israels zum Roten Meer - über den ein Großteil des Erdölimports abgewickelt wurde) für israelische Schiffe und Schiffe mit "strategischer" Ladung für Israel (worunter auch Öl gefallen wäre). Damit verstieß er gegen internationale Vereinbarungen betreffend der Freiheit der Meere. Von Ägypten wurde angeführt, der Zustand der Feindschaft mit Israel erlaube diese Blockade. Ein Vermittlungsversuch Englands kam gar nicht erst zustande. Israel hatte eine Schließung der Straße von Tiran wiederholt als casus belli bezeichnet.
Am 20. Mai 1967 verkündete Hafiz al-Assad (syrischer Verteidigungsminister):
- „Unsere Streitkräfte sind nun voll bereit(...) dem Akt der Befreiung den Anstoß zu geben und die zionistische Anwesenheit im arabischen Heimatland in die Luft zu jagen. Ich als Militär glaube, dass die Zeit gekommen ist, den Vernichtungskrieg zu führen.“
Die tatsächliche Situation sah allerdings ganz anders aus. Nach vielen Militärputschen war die syrische Armee durch die politischen Ambitionen einzelner Offiziere mehr ein Mittel zur Erlangung der politischen Macht als ein kriegsfähige Streitmacht.
Am 25. Mai wurden Syrien, Jordanien, der Irak und Saudi Arabien durch Ägypten aufgefordert und ermutigt, ihre Truppen an Israels Grenzen zu stationieren. Der ägyptische Staatspraesident Nasser erklärte am 26. Mai 1967: "Unser Ziel ist die Zerstörung Israels. Das arabische Volk ist bereit, zu kämpfen. ... Sharm El Sheik ist eine Konfrontation mit Israel."
Militärische Lage
Nach dem Vorbild des im November 1966 zwischen Ägypten und Syrien unterzeichneten "Verteidigungspaktes" unterzeichnete Ägypten am 30. Mai und am 4. Juni weitere Verteidigungspakte mit Jordanien und dem Irak und vollendete damit die Einkreisung Israels. Ungefähr 250´000 Soldaten, 2000 Panzer und 700 Kampfflugzeuge umzingelten Israel.
Trotzdem sah keine der drei Großmächte USA, Frankreich und Großbritannien Israel ernsthaft in Gefahr. Die militärischen Analytiker der drei Nationen waren sich nur darin uneinig, ob Israel eine oder zwei Wochen brauchen würde, die arabischen Armeen zu besiegen. Grund für diese Einschätzung war die hohe Professionalität der Israelischen Streitkräfte, ihre Ausrüstung mit modernen Waffen und ihre höhere Kampferfahrung. Ägypten war zudem seit einigen Jahren in den Bürgerkrieg im Yemen involviert, der nicht nur einen hohen Verschleiß an Material forderte, sondern auch einige der besten Truppen bandt und sich schlecht auf die Moral der Truppe auswirkte.
Kriegsverlauf
5. Juni
Der Krieg begann am 5. Juni mit einem gutgeplanten und erfolgreichen Angriff der israelischen Luftwaffe auf die ägyptischen Flugfelder. Die meisten der 385 modernen, von der Sowjetunion gelieferten Flugzeuge, wurden am Boden vernichtet, die Rollbahnen der Flugplätze zerstört. Somit hatten die ägyptischen Truppen im Sinai keine Luftunterstützung mehr und standen damit praktisch schon am ersten Tag des Krieges am Rande einer Niederlage.
Gleichzeitig rückten Bodenstreitkräfte der israelischen Armee gegen die ägyptischen Positionen vor.
Während in den ersten Stunden von israelischer Seite kam Informationen über den Kriegsverlauf herausgegeben wurden, verkehrte die ägyptische Propaganda den Kriegsverlauf ins Gegenteil und berichtete von den angeblichen Siegen der arabischen Truppen. So kam es in der übrigen Welt zu dem Eindruck, nicht Israel sondern Ägypten habe den Krieg begonnen.
In einem Aufruf wurde Jordanien aufgefordert, sich aus dem Krieg heraus zu halten. Jordanien lehnte ab und beschoss Westjerusalem und das Gebiet um Tel Aviv mit Artillerie. Israel antwortete mit Gegenangriffen. Auch die weniger starken und modernen syrischen und jordanischen Luftstreitkräfte wurden stark dezimiert. Dadurch hatte Israel für den Rest des Krieges die totale Luftüberlegenheit.
6. und 7. Juni
Am 6. und 7. Juni rückten die israelischen Truppen durch den Sinai auf die strategisch wichtigen Pässe Mitla und Gidi vor. Durch kombinierten Einsatz von Fallschirmspringern, Luftangriffen, Artillerie und Panzer konnten sie den zahlenmäßig überlegenen Truppen eine vernichtende Niederlage bereiten - auch, weil der ägyptische Verteidigungsminister Abdel Hakim Amer nach ersten Berichten von Niederlagen in Panik geriet und den Rückzug hinter den Suezkanal befahl.
Gleichzeitig rückten die Israelis in Ostjerusalem und auf der West Bank (Judäa und Samaria) vor. Auch die jordanischen Truppen konnten keinen entscheidenden Widerstand leisten. Die Golanhöhen wurden währenddessen heftig von der Artillerie und der israelischen Luftwaffe beschossen.
8. Juni
Am 8. Juni erreichten die israelischen Panzer den Suezkanal. Am 9. Juni griff Israel die syrischen Stellungen auf den Golanhöhen an, von wo aus Syrien 205 Häuser, 175 Morgen Obstgaerten und 75 Morgen Ackerland bombardiert und zerstört hatte. Durch die massive Unterstützung aus der Luft, die sich auf genaue Kenntnis der syrischen Stellungen durch Agenten des Mossad stützen konnte, gelang dies trotz des schwierigen Geländes. Die meisten syrischen Truppen flohen, so dass die Berge am 10. Juni völlig in israelische Hand gerieten. Nach nur sechs Tagen, hatten die Israelis die feindlichen Linien durchbrochen und waren in einer Position in Kairo, Amman und Damaskus einzumarschieren.
Friedensverhandlungen
Am 11. Juni wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet.
Kriegsfolgen
Israel konnte große Gebiete unter seine Kontrolle bringen: Die Sinai-Halbinsel, den Gazastreifen, die Westbank (Judäa und Samaria) mit der historischen Altstadt von Jerusalem sowie die Golanhöhen. Strategisch waren vor allem die Golanhöhen interessant, da das raue Gelände gut zu verteidigen war. Die von Israel faktisch annektierten Gebiete Gaza-Streifen, Westjordanland und Ost-Jerusalem sind bis heute ein ständiger Unruheherd und ein Nährboden für Terroristen.
Noch 1967 erließ die UNO die Resolution 242, in der Israel zum Rückzug "aus besetzten Gebieten" aufgefordert wurde. Im Gegensatz zum Sinaifeldzug zog sich Israel jedoch nicht hinter die Waffenstillstandslinien von 1949 zurück. Israel begann schon bald mit dem Bau von staatlich geförderten Wehrdörfern und Siedlungen. Wenn auch nur der Golan und Ostjerusalem offiziell annektiert wurden, deutete dies auf den Willen, die Gebiete langfristig zu kontrollieren oder gar zu behalten. Die Sinai-Halbinsel wurde 1982 nach dem Friedensvertrag mit Ägypten zurückgegeben.
Die Waffenstillstandslinien von 1967, blieben bis 1973 die israelischen Grenzen. Die ägyptischen Terroranschlaege hörten auf, die jordanischen und syrischen verringerten sich erheblich. Obwohl die israelischen Streitkräfte in der Lage waren, viele Terrorakte zu verhindern, war es den Terroristen doch möglich, Sicherheitsbasen in Jordanien und im Libanon zu halten, die zu internen Konflikten in diesen beiden Ländern führten.
Die PLO bekam reichlich Zulauf und verstärkte ihren militärischen Druck u.a. auch in Form von Terroranschlägen gegen Zivilisten, was 1968 zur Schlacht von Karame führte, und dann die Widersprüche zwischen PLO und König Hussein von Jordanien auf die Spitze trieb und dies im Schwarzen September zur Vertreibung der PLO aus Jordanien führte.
Opfer
Die Opferzahl bei den Ägyptischen Streitkräften wird mit mindestens 10.000 Soldaten und 1.500 Offizieren angegeben. Achtzig Prozent der Ausrüstung wurden zerstört. Die Opferzahlen auf israelischer Seite werden mit 777 Toten und 2.586 Verletzte angegeben. Davon fielen allein 115 Israelis bei der Eroberung der Golanhöhen. Obwohl die israelische Luftwaffe große Erfolge erzielte, verlor sie 46 ihrer 200 Piloten. Hätte Israel auf einen Präventivschlag verzichtet, wären die Verluste (die auf die Bevölkerungszahl hochgerechnet nicht gering sind) sicherlich höher gewesen.
Nicht nur Angehörige der Streitkräfte der beteiligten Staaten sondern auch ungezählte Zivilisten, meist Frauen und Kinder, gehörten zu den Opfern. Sie kamen zumeist nicht durch die Kampfhandlungen selbst sondern auf der Flucht (Wassermangel, Erschöpfung) oder in den Flüchtlingslagern ums Leben (mangelnde Hygiene)
Kriegsverbrechen
Es gibt Berichte über die Exekution von Kriegsgefangenen und palästinensischen Männern durch isralische Soldaten. Zudem wurden acht indische Blauhelmsoldaten durch Beschuss der israelischen Armee getötet. Auch die Besetzung des Hauptquatieres der Uno in Jerusalem durch jordanische und anschließend durch israelische Soldaten ist als unrechtmäßig einzustufen. Aus den von Israel eroberten Gebieten, insbesondere aus dem Gaza-Streifen und dem Westjordanland, aber auch aus Ost-Jerusalem, flohen ca. 325.000 Palästinenser oder wurden vertrieben. Ebenso kam es zu Plünderungen.
Das amerikanisches Spionageschiff USS Liberty wurde in internationalen Gewässern von der israelischen Luftwaffe und Marine angegriffen, obwohl es zuvor einmal identifiziert worden war und unter amerikanischer Flagge fuhr. Die [USA]] hatten wenige Tage vor dem Zwischenfall mitgeteilt, dass sie innerhalb einer 100-Meilen-Zone um die Kampfhandlungen keine Seestreitkräfte stationiert hätten. Dennoch kreuzte die USS Liberty aufgrund eines Fehlers in der Befehlskette 14 Meilen vor der Sinaiküste. Die israelische Armeeführung hatte befohlen, jedes unidentifizierte Schiff in Küstennähe anzugreifen. Bei dem Angriff kam es zu 34 Todesopfern. Über die Gründe des Angriffs gibt es bis heute trotz vielfacher offizieller Untersuchungen des Vorfalls durch die amerikanische Seite und dreimaliger Prüfung durch Israel keine absolute Sicherheit. Eine Erklärung ziehlt auf die relative Unerfahrenheit der Torpedoboot-besatzungen ab. Die andere Position spricht von einem gezielten Angriff auf das Schiff mit dem vermutlichen Ziel, die Amerikaner vom Abhören des israelischen Funkverkehrs abzuhalten. Allerdings konnten die Israelis kein Interesse daran haben die USA als potentiellen Verbündeten vor den Kopf zu stoßen.
Wichtige Personen
- Jassir Arafat - Vorsitzender der PLO
- Mosche Dajan - Verteidigungsminister Israels
- Levi Eschkol - Premierminister Israels
- Yitzhak Rabin - Stabschef Israels
- Ariel Sharon - Kommandeur einer Panzerdivision
- Hafiz al-Assad - Verteidigungsminister Syriens
- Gamal Abdel Nasser - Ägyptischer Präsident