Guernsey
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Amtssprache | Englisch | ||||
Hauptstadt | St. Peter Port | ||||
Staatsform | crown dependency direkt der britischen Krone unterstellter Kronbesitz | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Elisabeth II. | ||||
Fläche | 78 km² | ||||
Einwohnerzahl | 65.228 (Stand 2005) | ||||
Bevölkerungsdichte | 836 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Pfund Sterling | ||||
Zeitzone | GMT | ||||
Kfz-Kennzeichen | GBG | ||||
Internet-TLD | .gg | ||||
Telefonvorwahl | +44-1481 | ||||
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Guernsey [engl. Bailiwick of Guernsey, frz. Guernesey) ist die zweitgrößte der britischen Kanalinseln. Die Kanalinseln sind weder ein Teil des Vereinigten Königreiches noch eine Kronkolonie, sondern sind als Kronbesitz (engl. crown dependency) direkt der britischen Krone unterstellt.
] (amtlich Vogtei Guernsey;Geografie
Zur Vogtei gehören neben der Hauptinsel Guernsey zusätzlich noch die Inseln Alderney, Sark, Herm, Jethou, Brecqhou, Burhou sowie weitere kleine Eilande.
Die Insel ist ein Hügelland mit Steilküsten (besonders im Süden). Betrieben werden vor allem Viehzucht und Gartenbau. Guernsey ist wichtiges Touristenziel für Natur- und Vogelliebhaber.
Geschichte
Vorgeschichte
Guernsey wurde durch den eustatischen Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit um 4000 v. Chr. vom französischen Festland getrennt. Eine Besiedlung ist bereits seit dem Mesolithikum (Jehou) nachgewiesen, altsteinzeitliche Funde, wie auf Jersey fehlen bisher. Die Insel besitzt keine eigenen Feuersteinvorkommen, jedoch wurden scheinbar angespülte Kiesel aus submarinen Vorkommen nördlich von Alderney genutzt. Die bisher älteste neolithische Fundstelle ist Les Fouaillages im Norden der Insel, in den 1790ern durch Ian Kinnes vom British Museum ausgegraben. Die Insel weist zahlreiche Gang- und Galeriegräber aus der Jungsteinzeit, sowie teilweise anthropomorphe Menhire auf. Der bedeutendste steht heute im Friedhof der Kirche von Câtel. Auch zahlreiche Funde der Glockenbecherkultur sind bekannt. Trotz der schwierigen Navigationsbedingungen durch einen Tidenhub von fast 12 m war der Hafen von St. Peter Port bereits im römischer Zeit ein wichtiges Handelszentrum, wie unter anderem ein Wrack aus dem 2. Jahrhundert in der Hafeneinfahrt belegt.
Mittelalter
Die Inseln wurden durch den Heiligen Sampson von Dol (Bretagne) christianisiert und waren ursprünglich Teil des Herzogtums Bretagne, fielen dann aber an den Herzog der Normandie. Im Jahre 1066 eroberte Herzog Wilhelm der Eroberer England und wurde englischer König. Die Kanalinseln blieben in königlichem Besitz, wurden aber nie Teil des Vereinigten Königreiches.
Neuzeit
Im 17. Jahrhundert fanden auf der Insel zahlreiche Hexenprozesse statt. So gestand 1617 Collette du Mond, an einem Sabbath bei dem Chateau de Rocquaine teilgenommen zu haben. Im frühen 18. Jahrhundert wurden zahlreiche Küstenbefestigungen gegen die Gefahr eines französischen Angriffs errichtet (Martello-Türme). Außerdem ließ Sir John Doyle, Lieutenant-Governor von Guernsey den Kanal, der die beiden Inseln, die Guernsey bildeten, trennte, zuschütten. Auf ihn geht auch Fort Grey zurück, in dem heute ein Schiffswrack-Museum untergebracht ist.
Im Jahre 1815 gab es auf der Insel Guernsey ein Freigeldexperiment, das in unserer heutigen Zeit fast in Vergessenheit geraten ist und von der Welt oft verschwiegen wird. Die Folgen des napoleonischen Krieges machte sich in ganz Europa bemerkbar, besonders auf dieser Britischen Insel. Die Inselbewohner produzierten Lebensmittel weit über den Inselbedarf hinaus, doch wegen eines „unerklärlichen“ Geldmangels ist die Produktion zusammengebrochen. Die eingetriebenen Steuern und Zinszahlungen an Londoner Banken haben den Zahlungsverkehr schließlich ganz zum Erliegen gebracht. Der in dieser Zeit amtierende Gouverneur von Guernsey, Daniel de Lisle Brock sah einen Ausweg, nämlich den Bau einer Markthalle, für 4000 Pfund Sterling, die der Wirtschaft neuen Auftrieb geben würde. Bei einer Versammlung machte er den Vorschlag diese 4000 Pfund einfach selber zu drucken und als eine Art Zweitwährung im Umlauf zu bringen. Wenn die Markthalle sich durch die Mieteinnahmen amortisiert hätte, würden die 4000 Pfund wieder verbrannt. Gegen diesen Vorschlag wurde natürlich viel Kritik ausgesprochen, doch tatsächlich, nach fünf Jahren hat sich die Halle voll amortisiert. Der Gouverneur verstand es mit dem Geld umzugehen, so hat er stets die Geldmenge auf 60.000 Pfund gehalten und die Inflation zu vermindern. Nach diesem Prinzip wurden so nacheinander mehrere Bauvorhaben mit selbstgedrucktem Geld verwirklicht und später wieder vernichtet. So hat sich Guernsey innerhalb von zehn Jahren in eine blühende Insel verwandelt und ist dadurch in das Visier von gierigen Banken geraten. Den Inselbewohnern ging es so gut wie nie zuvor, doch die Banken versprachen ein besseres Geld, und die Bewohner fielen auf die Banken herein, obwohl der Gouverneur dagegen gekämpft hat. Die betrügerischen Bankiers haben bei einer gesetzgebenden Versammlung die Geldmenge von 60.000 Pfund Sterling auf 40.000 Pfund Sterling reduziert. Der sofort einsetzende Geldmangel ließ die Bewohner Bankkredite aufnehmen und im Zins versinken. 1835 hatten die Banken das Ziel erreicht Guernsey wurde im Zins ertränkt.
Der französische Dichter Victor Hugo wurde 1851 in Frankreich inhaftiert und musste ins Exil. Er ließ sich erst auf der Kanalinsel Jersey und dann auf Guernsey nieder, wo er bis 1871 in St. Peter Port im Hauteville House, das heute als Museum dient und besichtigt werden kann, lebte.
Im Zweiten Weltkrieg, nach der Eroberung Frankreichs, befürchtete man einen deutschen Angriff. Die auf Guernsey ansässigen Deutschen und Österreicher wurden interniert. Am 20. Mai 1940 verließ die SS Biarritz mit 1000 Soldaten, dem Lieutenant Governor und seiner Familie sowie französischen Soldaten und britischem Verwaltungspersonal die Insel, die damit vollständig demilitarisiert war. Zahlreiche Kinder wurden nach England evakuiert. Am 30. Mai 1940 landeten fünf Junkers-Truppentransporter und die Insel wurde von der Wehrmacht besetzt. Die nicht auf Guernsey geborenen britischen Staatsangehörigen wurden im Lager Lindele in Biberach an der Riß interniert. Zu Biberach an der Riß besteht heute eine freundschaftliche Partnerschaft. Die Insel wurde von der deutschen Besatzungsmacht mit Befestigungsanlagen versehen und sollte als Ausgangspunkt für die Angriffe gegen England dienen. Auf Alderney wurde als Außenstelle von Neuengamme das Konzentrationslager Aurigny („Lager Sylt“) gebaut, in dem vor allem osteuropäische Zwangsarbeiter gefangen gehalten wurden. Der Befreiungstag am 9. Mai wird jedes Jahr feierlich begangen. Es existiert auch ein Besatzungsmuseum in Les Houards, Forest, das 1966 durch Richard Heaume gegründet wurde.
Politische Gliederung
Politisch zum Bailliwick von Guernsey gehören Alderney, Sark, Brecqhou, Herm und andere noch kleinere Inseln. Der Bailiwick prägt eigene Münzen und gehört weder zum Vereinigten Königreich noch zur EU. Es besteht jedoch eine Zollunion.
Weitere Themen
Literatur
- Heather Sebire, The Archaeology & Early History of the Channel Islands (Stroud, Temus 2005).
- Mark Patton, Neolithic communities of the Channel Islands (Oxford: Tempus Reparatum, 1995. BAR British series 240.
- Ian Kinnes/J.A. Grant, Les Fouaillages and the megalithic monuments of Guernsey (Alderney, Ampersand Press in association with the States of Guernsey Ancient Monuments Committee 1983).
Weblinks
- Wikimedia-Atlas: Guernsey – geographische und historische Karten
- Commons: Guernsey – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- States of Guernsey
- This is Guernsey
- Guernsey Touristboard
- Quellen zum "Lager Lindele"
- Beschreibung eines interessanten Geldexperimentes, das im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts auf Guernsey durchgeführt wurde
- Guernsey in historischen Postkarten
- Zur deutschen Besatzung
- Besatzungsmuseum
- Revierinformationen zu Guernsey auf SkipperGuide.de