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Phreaking

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Phreaking (im Kontext der Zeitschrift 2600 aus engl. phone freak = Telefonfreak entstandenes Kofferwort) bezeichnet das in der Regel illegale Manipulieren von Telefonsystemen.

Dabei ging es normalerweise um die kostenlose Benutzung analoger Telefonleitungen (Bluebox), das Nutzen spezieller kostenfreier Rufnummern für Telefontechniker, über die Verbindungen zu beliebigen Gegenstellen hergestellt werden konnten, und Ähnliches.

Entstehung

Grundlage war ein Entwurfsfehler im analogen Telefonnetz der USA, der ab den 60er Jahren zunehmend bekannt wurde: Viele Funktionen des Netzes wurden ohne Authentifizierung über Signaltöne gesteuert, die mittels einfacher selbstgebastelter elektronischer Schaltungen von jedermann eingespeist werden konnten. Dazu wurde mittels der imitierten Ton-Steuersignale ein kostenloser Anruf (z.B. ein Ortsgespräch) beendet, um nach dieser besonderen Art der Gesprächsbeendigung eine neue Nummer (z.B. ein teures Ferngespräch) zum alten (kostenlosen) Tarif zu wählen. Viele Phreaks vermieden so die damals hohen Telefonkosten für ihre langandauernden Modem- oder Akustikkoppler- und DFÜ-Verbindungen.

Prägung des Begriffs

Das Wort und die Methode brachte vor allem der Telefonhacker John T. Draper (Aliasname Captain Crunch, nach einer US-amerikanischen Cornflakes-Marke) in den späten 60er Jahren in Umlauf und prägte auch den Namen Aquabox. AT&T war jahrelang machtlos, da zum Unterbinden des Phreaking ein großer Teil der Netzinfrastruktur im ganzen Land ersetzt werden musste.

Phreaker und die (R)Evolution des Internets

Vorworte zu damaligen Internet-Verhältnissen: Das MILNET (MILitary NETwork) ist ein militärisches IT-Kommunikationsnetz der USA. Es entstand 1983 aus dem ARPANET. ARPANET war ursprünglich als ein gemeinsames Projekt von wissenschaftlichen und militärischen Einrichtungen der Amerikaner. Aus Sicherheitsgründen wurde das MILNET zweigeteilt in das militärische MILNET und das nun wissenschaftliche ARPANET, aus dem sich später das Internet entwickelte.

Hauptteil: Einen der größten Grundsteine für die gegenwärtige Phreaker-Szene legte John Draper. Wer War John Draper? Draper studierte Ingenieurwesen und beschäftigte sich in seiner Freizeit mit Funkgeräten. In den 60er Jahren arbeitete er als Techniker für die US-Luftwaffe. Im Jahre 1970 arbeitete John bereits für die Firma Apple, die mittlerweile millionenschwere Aufträge weltweit bearbeitet und fest im IT-Markt verankert ist. Durch einen dummen Zufall fand John heraus, dass die Pfeife aus seiner Cornflakes-Packung, die als Geschenk beilag auch andere Dienste erfüllte als nur zu pfeifen. Als er eines Tages die Pfeife am Telfon benutze merkte er, dass etwas anders war, da er gleich verbunden wurde mit einer TVS(Telefonvermittlungsstelle). So fand er schnell heraus das er die Telefonvermittlungsstellen beeinflussen konnte mit dem Ton den er erzeugte.

Telefon-Vermittlungs-Stellen kommunizierten damals untereinander mit einer Frequenz von 2600Hertz. Mit dem Ton aus der Pfeife war es nun möglich sich selber als Telefonvermittlungsstelle auszugeben. Schnell wurde ihm klar, was er da eigentlich für eine große Lücke gefunden hatte. Er konnte kostenlos Telefonieren, sich als Vermittlungsstelle ausgeben und mit anderen Telefonen direkt Verbinden. 1 Jahr nach dem finden des Sicherheitsproblems haben Abbie Hoffmann und Al Bell in ihrem neuen Untergrundmagazin mit dem Namen “YIPL”(Young International Party Line) alles an Berichten von ihm veröffentlicht. YIPL war sehr bekannt in der Phreaker/Hacker Szene und viele andere Sachen wurden dort ebenfalls veröffentlicht wie z.B. die Redbox. Die Redbox simulierte an öffentlichen Telefonen den Münzeinwurf und somit war es möglich ohne kosten zu telefonieren. Die Pläne der Redbox und auch der Blackbox wurden in YIPL veröffentlicht. In rasender Geschwindigkeit entstanden Gruppierungen, die sich auf spezifische Bereiche spezialisierten im Oberbegriff “Phreaking”. Den Nicknamen Captain Crunch gab sich Draper nach einer in den USA bekannten Frühstücksflocken-Marke namens Cap’n Crunch.(Inhalt: Plastik-Pfeife)

Die Phreaker waren fasziniert als Anfang der 80er Jahre die ersten Akustikkoppler auf den Internationalen Märkten für jeden erschwinglich eintrafen. Mit Hilfe der Akustikkoppler standen wieder ganz neue Wege der Manipulation für Phreaker an Telefonnetzen offen. Kurze Zeit darauf ist es für gute “Phreaker” schon fast zu einfach über ihren Computer auf Server der Telefongesellschaften zu gelangen. Direkte Manipulationen der Vermittlungsstellen über den eigenen PC von zu Hause aus waren von damaligem Zeitpunkt an kein Problem mehr.

Bis in die Mitte der 80er Jahre war es in Deutschland verboten, andere Modems als die von der Post an die Telefonleitung anzuschließen. Ein angeschlossenes Modem zählte damals als Netzabschluss, der staatlich Deutschen Bundespost. Als dann aber immer mehr Benutzer einfach andere und teilweise schnellere Modems verwendeten, war die Evolution nicht mehr aufzuhalten. Die Modem-Hersteller der Post konnten dem nicht entgegensetzen und gaben das Modem-Monopol frei. Kurz darauf folgte die offizielle Markteinführung des Modems.

Nach der öffentlichen Produktion des Modems stieg die Population der Phreaker-Szene ins unermessliche und es entstanden beträchtliche Aufwand-Schäden in verschiedenen TGS (Telefongesellschaften). Die führenden Telefongesellschaften (AT&T;Sprint;MCI) arbeiteten Konzepte zur Sicherung des Telefonnetzes aus. Kurz darauf kamen die ersten handfesten Gesetze damit man gegen das Phreaking vorgehen kann. Zwar war es bis zum bisherigen Zeitpunkt illegal Telefonnetze zu verändern/sabotieren, nicht aber Funktionen zu nutzen wie Frequenzen.

Die Phreaker Szene hat sich über die Jahre hinweg prächtig entwickelt. Man kann mit gutem Gewissen sagen das die Szene eine Art “Evolution” mitgemacht hat, die auf den Grundsteinen von damals basiert. Gesetzlich bewegt sich ein Phreaker heute in DEuropa auf sehr glattem Eis. Die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland sind erdrückend für Informationsfreiheit und somit auch für Telefon „Phreaker“. Dennoch gehören die „Phreaker“ zu einer Gruppe abspaltender Netzkulturen, die tiefste Anerkennung im Internet hat.

Phreaking heute

Geschichte (short)

Seit den frühen 70er Jahren erschienen illegale Untergrund-Magazine wie die YIPL, mit denen eine Vielzahl von Phreaks erreicht werden konnten. Die erst später von den Phreaks illegal betriebenen Mailboxen erleichterten eine Informationsverbreitung deutlich.

In Deutschland bediente man sich dieser Möglichkeit über die Nutzung von kostenfreien 0130 Nummern (heute 0800). Man ließ sich mit Übersee-Gegenstellen verbinden und schickte erst nach Verbindung über den Satelliten die bekannten BlueBox-Töne über die Leitung. Gegen 1991/1992 nahm das kostenlose Telefonieren in der Masse (wohl auch durch die illegalen Computer-Szenen auf dem Commodore Amiga und C64 verstärkt) über BlueBoxes derartig zu, dass Gegenmaßnahmen getroffen wurden. Am Anfang kam es zu kleinen Änderungen der Frequenzreihenfolge/Länge.

Erste Versionen von Telefonkarten (bzw. der Kartentelefone) ließen sich ebenfalls manipulieren, um kostenlos zu telefonieren.

Phreaking wurde oft zum Zwecke des Hackens bzw. Crackens betrieben, also dem Eindringen in fremde Computer. In diesem Zusammenhang dienten diese technischen Schaltungen auch dazu, die Rückverfolgung solcher illegalen Aktivitäten zu erschweren (Aquabox).

Alternative Verwendung des Begriffs

Als Van-Eck-Phreaking bezeichnet man eine Form der elektronischen Spionage. Die von elektrischen Geräten (z. B. Computermonitoren) abgestrahlten elektromagnetischen Wellen werden über größere Entfernungen hinweg aufgefangen und die übertragenen Daten daraus rekonstruiert.

Zeitschriften