Hannes Wader

Hannes Wader (* 23. Juni 1942 in Hoberge-Uerentrup/Bielefeld, Nordrhein-Westfalen als Hans Eckard Wader) ist ein Musiker und Liedermacher.
Er gilt neben Reinhard Mey, Konstantin Wecker, Franz Josef Degenhardt u. a. als einer der letzten Liedermacher der „alten Schule“. Zunächst als sozialkritischer Chansonnier bekannt geworden, der großen Einfluss auf die antiautoritäre Bewegung um 1970 ausübte, wandte sich Wader anschließend dem traditionellen, deutschen Liedgut zu. Seit Ende der 1970er begann er sich verstärkt als DKP-Mitglied zu engagieren und trat auf zahlreichen politischen Veranstaltungen auf. Arbeiterlieder und sozialistische Hymnen, die damals einen wichtigen Teil seines Repertoires ausmachten, trägt er heute allerdings kaum noch vor. In den 1990ern und der Gegenwart singt Wader neben seinen eigenen Liedern Vertonungen der Werke großer Dichter wie Eichendorff und interpretiert Lieder bekannter Komponisten, u. a. von Schubert.
Musikalisch anfangs stark beeinflusst vom französischen Chansonnier Georges Brassens und Bob Dylan, wurde sein Werk in den 1970ern und der Folgezeit inspiriert von den Meistern des traditionellen, speziell anglo-amerikanischen Folk Blues. Seine eigenen lyrischen Texte sind zumeist auch mit eigenen Kompositionen unterlegt und oft autobiographisch geprägt. Einige Vertonungen Waders wurden Volkslieder und finden sich in einschlägigen Publikationen wie der Mundorgel. Als sein wohl bekanntestes Lied gilt Heute hier, morgen dort.
Leben und Werk
Kindheit und Jugend
1942 wurde Hannes Wader in einem kleinen Ort bei Bielefeld, mitten im Teutoburger Wald, geboren. Er wuchs in ärmlichen, aber sauberen Verhältnissen mit zwei 8 und 9 Jahre älteren Schwestern auf. Im Alter von 3 Jahren sammelte er bei Familienfesten erste Auftrittserfahrungen. 1948 wurde er eingeschult. Wie Wader von sich selbst sagt, hatte er während der 8 Jahre Volksschule nie etwas anderes gekonnt als Singen und Zeichnen.
Nach dem Schulabschluss begann Wader eine dreijährige Lehre als Dekorateur in einem Schuhgeschäft und arbeitete anschließend noch drei Jahre in diesem Beruf. Während dieser Zeit lernte er Mandoline und Gitarre. 1957 starb sein Vater im 55. Lebensjahr. Nach eigenen Angaben hatte Wader nie Freude an seinem Beruf. Er wurde mit der Zeit immer nachlässiger und 1962 entließ ihn sein Chef schließlich wegen Unfähigkeit, Streitsucht und Musizierens während der Arbeitszeit. Wader hatte ihm im Streit „ein paar Schuhe vor den Wanst” geworfen.
Beginn der Liedermacherkarriere
Noch während seiner Lehrzeit machte Hannes Wader die ersten Schritte als Musiker. Er begann sich für Jazz zu interessieren, spielte Klarinette und Saxophon. Wader trat in eine Amateurband ein und wurde dort, im kleinen Kreis, als musikalisches Wunderkind gefeiert. Nach seiner Kündigung 1962 spielte Hannes Wader in verschiedenen Jazzkapellen und trat als Klarinettist und Saxophonist in Bars und Lokalen auf. Noch im selben Jahr lernte er eine Modegrafik-Studentin kennen, die ihn dazu animierte, ein Grafik-Studium an der „Werkkunstschule” in Bielefeld zu beginnen. Wader begann wieder zu zeichnen, bewarb sich für ein Studium und wurde angenommen.
Er studierte drei Semester, bekam Ärger mit Dozenten und entschloss sich, Bielefeld zu verlassen. Mit einer Mappe unter dem Arm trampte er nach Berlin, um sich an der „Akademie für Graphik, Druck und Werbung”, der heutigen „Hochschule der Künste” anzumelden, wo er auch angenommen wurde. Während dieser Zeit (1962/63) hörte Wader zum ersten Mal Georges Brassens und war „ungeheuer fasziniert”. An dessen Bandbreite von Zynismus bis Zärtlichkeit - musikalisch nur sparsam unterlegt, aber ausgefeilt bis ins Detail - orientierte sich Hannes Wader vornehmlich in seinen ersten Gehversuchen als Liedermacher. Der Kontakt mit der Musik des französischen Chansonniers kann wohl als „Initialzündung” und erste Inspirationsquelle für Waders Werk bezeichnet werden. Er begann, selbst zu singen, Gitarre zu spielen und eigene Lieder zu schreiben. „Das Loch unterm Dach” war seine erste Komposition.
Wader führte vorerst sein Studium fort, weiterhin in der Absicht, Grafiker zu werden. Er hörte zum ersten Mal vom Folk- und Songfestival auf der Burg Waldeck. Dort, wo auch die in der Berliner Folkszene aktiven Reinhard Mey, Katja Ebstein, Schobert und Black und Ingo Insterburg ihre Karriere begannen, hatte er Pfingsten 1966 selbst seinen ersten Auftritt, welcher als musikalischer Durchbruch bezeichnet werden kann und Wader zu einer Art Geheimtipp machte.
Schnell begann er in der bereits lebendigen Liedermacherszene Berlins Fuß zu fassen. Wader stand jeden Abend auf bis zu fünf Bühnen und kassierte eine Spitzengage. Anfang 1967 brach er sein Studium ab. In der Folgezeit tourte Wader mit Reinhard Mey durch Kneipen und Clubs - ihre Auftritte waren gefragt, doch ihr Repertoire an Liedern war noch relativ klein, so dass sie einige ins Französische übersetzten und jeweils zweimal vortrugen, um den Abend füllen zu können. Beruflich arbeitete Wader als Grafiker bei Hans A. Nikel, dem Herausgeber der Pardon. Weil diesem seine Lieder gefielen, wurde er eingestellt und durfte dort ein dreiviertel Jahr arbeiten. Er lernte mit Hans Traxler, Kurt Halbritter, Robert Gernhardt, Fritz Weigle (F.W. Bernstein) und F. K. Waechter alle Zeichner und Satiriker kennen, die er bis dahin geschätzt hatte.
Erstes Album
Das Einstiegsjahr in seine Karriere war eigentlich 1968. Er war 27 Jahre alt und ein Bestandteil der sich in Berlin entwickelnden Folkszene. Alle Versuche, ein Band mit seinen Liedern zu verkaufen, scheiterten. Er blitzte auch bei dem mäßig erfolgreichen Schlagerproduzenten Walter Richter ab, den er durch eine Vermittlung Reinhard Meys kennenlernte.
Bei einem Auftritt im Südwestfunk in Baden-Baden traf Wader Knut Kiesewetter, der Gefallen an seinen Liedern fand. Nach einigem Hin und Her kam es 1969 zu der Plattenproduktion Hannes Wader singt … im Studio Windrose in Hamburg. Auf dieser Platte befanden sich ausschließlich eigene Kompositionen. Wader legte bei dieser Aufnahme zeitweise einen Biss und eine Sozialkritik an den Tag, die auf den folgenden Platten, aber auch späteren Texten regelmäßig wiederkehrten und sicherlich einen großen Teil seiner musikalischen Identität definierten und das auch noch heute tun. Zunächst gelang es Kiesewetter nicht, eine Veröffentlichung zu erreichen. Schließlich brachte er die Produktion bei Philips, wo er zuvor eine erfolgreiche Witzplatte produziert hatte, unter. Die Androhung, es würde keine zweite Witzplatte geben, wenn Wader nicht genommen würde, machte schließlich den Verhandelnen weich. Innerhalb weniger Monate gelang es mehrere zehntausend Alben zu verkaufen, was für einen Plattenneuling damals absolut ungewöhnlich war. Wader erhielt dank dieses Erfolges einen langfristigen Vertrag. Jetzt bekam seine Karriere erst richtig Auftrieb.
Die 70er Jahre: Wader und die Politik
Wader kam Anfang der 1970er nach Hamburg. 1972 überließ er seine Wohnung für einige Monate Hella Utesch, einer vermeintlichen NDR-Reporterin. Während dieser Zeit reiste Wader zum letzten Mal per Anhalter durch Europa, um anschließend mit seiner gerade fertiggestellten und sehr erfolgversprechenden LP „7 Lieder” auf Tournee zu gehen. Nach seiner Rückkehr fand er seine Wohnung jedoch völlig verwüstet vor. „Hella Utesch” war der Deckname von Gudrun Ensslin, Mitglied der RAF (Rote Armee Fraktion), die sich Waders Behausung als Hauptquartier einrichteten und dort Experimente mit Sprengstoff durchführten. Bei einem Konzert wurde Wader quasi von der Bühne herunter verhaftet. Die Staatsanwaltschaft strengte gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen „Unterstützung einer kriminellen Vereinigung” an. Er und seine Freunde wurden in der Folgezeit observiert und abgehört. Die Medien reagierten - und sie tun das bis heute - mit Boykott, dennoch zeichneten sich seine Sängerkollegen Reinhard Mey & Co. in dieser Zeit durch eine Solidarität aus, ohne die Wader als Liedermacher erledigt gewesen wäre: Bei einem geplanten gemeinsamen Rundfunkauftritt hieß es: „Herr Wader, Sie nicht!” Seine Kollegen drohten damit, den Auftritt platzen zu lassen, und so kam Wader doch zu seiner Performance. Erst nach Jahren wurde das Verfahren eingestellt.
Den Plan, nach Hamburg zu ziehen, betrachtete Wader als gescheitert. Er zog 1973 nach Struckum in Nordfriesland in eine Windmühle, wo auch einige der späteren Alben entstanden und aufgenommen wurden.
In den 1970er Jahren wurde Hannes Wader durch seine provokanten Texte einer der Stars der links-alternativen Szene. 1977 trat er in die Deutsche Kommunistische Partei ein. Die Medien reagierten mit noch intensiveren Boykott auf seinen Parteieintritt. Die Wirkung war, dass mit dem Namen des Liedermachers bei der jungen Generation nichts mehr verbunden wurde. Trotzdem trat Wader bei politischen Veranstaltungen, in bestreikten Betrieben auf und wurde aktiv in der Friedensbewegung.
Die 80er und 90er Jahre
Von Mitte der 80er Jahre an bis Anfang der 90er wurde Detlef Petersen sein Produzent, der auch Musik für Wader schrieb.
Mit dem Erscheinen von Gorbatschow in der Politik bröckelte Waders politische Überzeugung, die laut eigener Auskunft bis dahin „felsenfest“ gewesen ist. Das Ende des Kommunismus, der zwölf Jahre seine politische Heimat war, setzte dem Liedermacher schwer zu. Seine stark ausgeprägte Leidenschaft zur politischen Aktivität nahm zusehends ab. Seine sozialistische Grundüberzeugung aber blieb erhalten, weil er der Meinung ist, dass sich seit der Wende, die Verhältnisse nicht entscheidend verändert haben. Er stürzte sich in die Arbeit für sein Hamburg-Lieder-Zyklus, der schließlich 1989 auf dem Album Nach Hamburg publiziert wurde. 1991 trat er schließlich aus der DKP aus.
1998 Umzug auf einen Resthof im Kreis Steinburg.
Zusammenarbeit mit anderen Künstlern
Hannes Wader hat oft mit anderen Künstlern zusammengearbeitet. Unter anderem entstanden daraus 1978 und 1980 zwei Produktionen Folk Friends mit Interpreten aus England, Irland, Schottland und den USA. Sehr intensiv arbeite er mit Konstantin Wecker und Reinhard Mey zusammen.
Zu Beginn der 1980er bis etwa 1985 tourte Wader im Ensemble mit Lydie Auvray (Akkordeon), Hans Hartmann (Bass) und Reinhard Bärenz (Gitarre), mit denen er auch im Studio arbeitete.
Seine Vielseitigkeit bewies er auch bei der Übersetzung und Interpretation von Liedern des schwedischen Volkssängers Bellman (CD Liebe, Schnaps, Tod - Wader singt Bellmann). Auch hier gab es eine Zusammenarbeit mit Reinhard Mey und Klaus Hoffmann. Bemerkenswert sind auch heute noch seine immer wieder aktuellen, sozialkritische Themen aufgreifenden Lieder. Seine überragendes, gesangliches Können bewies Hannes Wader vor allem mit dem Album An dich hab’ ich gedacht - Wader singt Schubert (1997), auf dem er auf das Gitarre spielen verzichtete und durch schönen lyrischen Gesang überzeugte. Er hatte für dieses Album extra Gesangsunterricht genommen, um die Lieder überzeugend interpretieren zu können.
2000 und 2001 gab es Sommertourneen mit Konstantin Wecker. Zum Abschluss dieser Tourneen gab es dazu das Live-Album Was für eine Nacht, das die gemeinsamen Konzerte dokumentiert. Zum 60. Geburtstag Waders gab es in seiner Heimatstadt Bielefeld gemeinsam mit Reinhard Mey und Konstantin Wecker ein Konzert, das in eine Doppel-CD Mey Wader Wecker - das Konzert mündete.
2002 trat er beim UZ-Pressefest in Dortmund auf.
Familienverhältnisse
Hannes Wader ist seit 1986 in zweiter Ehe verheiratet mit Cordula Finck, einer Psychologin, und hat zwei Kinder, Johann, der 1987 geboren wurde, und Dorothea Louise, geboren 1995. In seiner ersten Ehe war er ab 1974 verheiratet mit Susanne Tremper, einer Schauspielerin aus Berlin. Nach der Heirat ging sie an das Basler Stadttheater. Das Paar sah sich kaum noch. Die Ehe wurde sechs Jahre später geschieden.
Bedeutung Waders in der Liedermacherszene
Seine Lieder wurden auf zahlreichen Alben veröffentlicht. Zahlreiche Tourneen führen ihn immer noch kreuz und quer durch Deutschland. Er gehört zu den wenigen Liedermachern der „alten Schule”, die auch heute noch große Hallen zu füllen vermögen. Ebenso tritt er bei Freiluftkonzerten und in Clubs auf.
Hannes Wader und seine Lieder
Eine kleine Einführung
Der Rebell
Hannes Wader hat sich gerade in den 70er Jahren, in denen er politisch sehr aktiv war, den Ruf eines Rebells erworben. Schon auf seinem ersten Album "Hannes Wader singt …" tauchten gesellschaftskritische Titel wie "Frau Klotzke", "Die gute Tat" und "Strenge Gesellen" auf.
Auf seinem zweiten Album "Ich hatte mir noch soviel vorgenommen" sind Titel wie "Charley", "Steh doch auf, du armer Hund" und "Ich hatte mir noch so viel vorgenommen" zu finden, die sich mit Außenseitern auseinandersetzen, deren Stellung in der Gesellschaft analysieren, sich aber auch kritisch mit dem Verhalten dieser Leute auseinandersetzen. Wader vertritt nämlich die These, dass das System so ist wie es ist, weil die Leute sich entsprechend verhalten und nicht dass die Leute Opfer des Systems seien. Dies wird auch bei vielen anderen Titeln des Liedermachers deutlich, z. B. bei der Arschkriecher-Ballade, die ebenfalls auf "Ich hatte mir noch soviel vorgenommen" zu finden ist.
Legendär sind seine Talking- Blues Titel wie z. B. "Langeweile" auf "7 Lieder" (1972) und der "Talking-Böser-Traum Blues" auf dem Album "Der Rattenfänger" (1974). Das legendärste und bekannteste Lied dieser Kategoreie ist "Der Tankerkönig", der ebenfalls auf dem Album "7 Lieder" zu finden ist. Er fand in "Der Putsch" auf dem Album "Kleines Testament" noch eine Fortsetzung. Auch diese Titel sind als politisch und gesellschaftskritisch zu betrachten. Leider schloss Wader die Talking-Blues-Tradition mit "Der Putsch" ab. Nur auf den Alben "Nicht nur ich allein"(1983) mit den Titeln "Erfülltes Leben" und "Der Büffel" sowie "10 Lieder" (1995) knüpfte er mit "Der Unsichtbare" noch einmal daran an.
Wader sieht aber nicht nur schwarz und erhält die Hoffnung, wie es z. B. in den Titeln "Schon so lang" und in "Talking-Boser-Traum-Blues" deutlich wird.
In dem Titel "Wir werden sehn", das auf "Glut am Horizont" (1985) zu finden ist, setzt sich Wader mit der Vertreibung und Vernichtung der Indianer auseinander und bringt eine bearbeitete Rede des Häuptlings Saettle.
Weitere wichtige Titeln in dieser Kategorie sind Der Rattenfänger, das sich auf dem gleichnammigen Album von 1974 befindet und sein Lied Es ist an der Zeit, das sich regelrecht zur Hymne der Friedensbewegung entwickelt hat und auf Demonstrationen von Millionen von Menschen gesungen wird.
Der Poet
Hannes Wader beherrscht neben dem deutschen Liedgut und den politisch-gesellschaftskritischen Liedern auch die zarten Töne.
Der Liedermacher fällt schon auf seinem Debütalbum "Hannes Wader singt …" mit derartigen Titel angenehm auf. Als herausragend auf diesem Album kann man die Titel "Blumen des Armen", "Ich hatte lange schon gespart" und "Das Loch unterm Dach", bei dem es sich um seinen ersten selbstgeschriebenen Titel handelt, den Wader laut eigener Auskunft 1962 geschrieben hat, betrachten. Man kann hier noch sehr viele Titel erwähnen. "Wieder eine Nacht" aus dem Album "Der Rattenfänger" von 1974 und das schöne bildhafte, poetische "Schon morgen" vom Album "Kleines Testament" von 1976. Der Titel "Schlaf Liebste", der auf den Alben "Wieder unterwegs" von 1979 und auf "Liebeslieder" von 1986 zu finden ist, kann ebenfalls als herausragend betrachtet werden.
Es darf auch nicht der Titel "Am Fluß" vergessen werden, der auf den Alben "Glut am Horizont" von 1985 und "Bis jetzt" von 1986 zu finden ist. Mit "Au board de la reviere" auf dem ALbum von 1998 Auftritt: Hannes Wader wurde der Titel von ihm sogar in französisch gesungen. Der Titel wurde in den 80er Jahren auch durch zahlreiche Fernsehauftitte bekannt, die er aufgrund seines 20-jährigen Bühnenjubiläums absolvierte.
Der Volkssänger
Spätestens seit dem Album Hannes Wader: Volkssänger von 1975 hat sich der Liedermacher auch auf diesem Gebiet bekannt gemacht. Sein bekanntes Lied als Volkssänger ist ohne Zweifel der Titel Heute hier, morgen dort, der bald bekannter ist als der Liedermacher selbst. Er hat eigentlich das deutsche Volkslied wieder salonfähig gemacht, den Deutschen ihr eigenes Lied wiedergegeben. Es galt in den 70er Jahren fast als verpönt Volkslieder zu singen, die in die rechte Ecke abgeschoben wurden, auch weil sie zu vielen Situationen und Anlässen von den Nationalsozialisten missbraucht wurden. Trotz aller Kritik daran, dass gerade der linksorientierte Hannes Wader jetzt auch Volkslieder singen würde, ließ er sich nicht beirren. Das Resultat war überwältigend und in der Liedermacherszene und Folkbewegung gab es immer mehr Gruppen und Interpreten, die den Mut hat die Kultur des Volksliedes zu frönen.
Schon 1974 hatte er mit dem Album "Plattdeutsche Lieder" mit den Liedern des Volkes auseinandergesetzt. Neben Tradionals wie "Dat du min Leevsten büst" und "Lütt Matten" gibt es auch zwei Gedichtvertonungen von Klaus Groth "He sä mi so vel" und "Min Jehann".
Die Auseinandersetzung mit derartigen Liedgut betrieb er konsequent z. B. auch mit dem Album "Hannes Wader singt Arbeiterlieder" von 1976, wo neben Titeln wie "Bella ciao", "Solidaritätslied", "Die Internationale" und "Die Moorsoldaten" auch eine aktualisierte Version mit eigenen Text von "Trotz alledem" zu finden ist. Überwiegend in Plattdeutsch setzt sich Hannes Wader auch mit Shantys auseinander. Resultat ist das Album "Hannes Wader singt Shanties" von 1978. Das Album "Hannes Wader singt Volkslieder" von 1990 war noch einmal ein letztes Anknüpfen an seine Tätigkeit als Volkssänger, die überwiegend in den 70er Jahren stattfand.
Zu dieser Kategorie gehören natürlich auch seine Interpretationen von internationalen Folksongs, u. a. von Collin Wilkie und Bob Dylan. Von Collin Wilkie sang er Lieder wie "Manche Stadt", das gleich auf drei Alben zu finden ist, nämlich erstmals auf "Der Rattenfänger" (1974), des Weiteren auf "Liebeslieder" (1976) und dem Live- Album "Hannes Wader: Auftritt" (1998). Von Wilkie stammt auch "Im Garten", das auf dem Album "Wieder unterwegs" (1979) zu finden ist. Von Bob Dylan, einer seiner großen Vorbilder, singt er in eigener Übersetzung den Titel "Nachtfahrt", der auf dem Album "10 Lieder" (1995) zu finden ist.
Heute singt er bis auf "Bella ciao", "Min Jehann" und "Ade zu guten Nacht" kaum noch Titel aus diesem Repertoire. Seine Aktivitäten als Volkssänger können daher eigentlich als abgeschlossen betrachtet werden.
Autobiographische Titel
Hannes Wader hat immer wieder auch persönliche Erfahrungen und Erlebnisse in seine Lieder einfließen lassen, auch bestimmt, um diese besser verarbeiten und bewältigen zu können.
Als Erstes seien die Titel "Erinnerung", das sich mit seinen frühesten Kindheitserinnerungen während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg auseinandersetzt, und "Ballade vom Fisch" genannt, die auf dem Album "Es ist an der Zeit" zu finden sind. Auf "Nie mehr zurück" (1991) sind die Lieder "Schön ist die Jugend" und "Erste Liebe" zu finden, die sich mit Erlebnissen und Erfahrungen in der Jugendzeit auseinandersetzen. Erwähnenswert sind noch "Wenn Du meine Lieder hörst", indem er sich mit der Kritik an seiner Musik und seinen Liedern, vor allem von Bekannten auseinandersetzt.
In "Vaters Land" setzt sich Wader sehr kritisch mit seinem Verhältnis zu seinen Heimatland Deutschland auseinander.
Auf seinem 2006 veröffentlichten Album "Mal angenommen" befindet sich das Lied "Familienerbe", der von seiner Familie und deren politischen Schwierigkeiten vom Kaiserreich bis zur Nazizeit handelt.
Die autobiographischen Titel beweisen, dass man Wader selbst und seine Lieder nicht getrennt, sondern als Symbiose betrachten muss. Der Liedermacher bringt in allen seinen Titel immer wieder persönliche Erfahrungen ein und das nicht nur in den eindeutig biographischen Titeln.
Diskografie
- 1969 Hannes Wader singt … (Philips)
- 1971 Ich hatte mir noch so viel vorgenommen (Philips)
- 1972 7 Lieder
- 1974 Der Rattenfänger (Philips)
- 1974 Plattdeutsche Lieder (Philips)
- 1975 Hannes Wader: Volkssänger (Philips)
- 1976 Kleines Testament (Philips)
- 1977 Hannes Wader singt Arbeiterlieder (Philips)
- 1978 Hannes Wader singt Shanties (Philips)
- 1979 Wieder unterwegs (Pläne - ARIS)
- 1980 Es ist an der Zeit (Pläne - ARIS)
- 1982 Dass nichts bleibt wie es war (Pläne - ARIS)
- 1983 Nicht nur ich allein (Pläne - ARIS)
- 1985 Glut am Horizont (Pläne - ARIS)
- 1986 Liebeslieder (Pläne - ARIS)
- 1987 Bis jetzt (Mercury)
- 1989 Nach Hamburg (Mercury)
- 1990 Hannes Wader singt Volkslieder (Mercury)
- 1991 Nie mehr zurück (Mercury)
- 1992 Schon so lang „'62 – '92“ (Compilation) (Mercury)
- 1992 Blick zurück – Das Beste aus den 80er Jahren (Compilation) (Pläne - ARIS)
- 1995 10 Lieder (Pläne - ARIS)
- 1996 Liebe, Schnaps, Tod – Wader singt Bellman (Pläne - ARIS)
- 1997 An dich hab ich gedacht – Wader singt Schubert (Pläne - ARIS)
- 1998 Auftritt: Hannes Wader (Pläne - ARIS)
- 1999 Der Poet (Compilation / 2 CD) (Mercury)
- 1999 Der Rebell (Compilation / 2 CD) (Mercury)
- 1999 Der Volkssänger (Compilation / 2 CD) (Mercury)
- 2001 Was für eine Nacht
- 2001 Wünsche (Pläne)
- 2003 Mey Wader Wecker - das Konzert
- 2004 ... und es wechseln die Zeiten (Pläne)
- 2004 Wein auf Lebenszeit - Hannes Wader liest Kurt Kusenberg (Hörbuch) (Pläne)
- 2005 Jahr für Jahr (Pläne)
- 2006 Mal angenommen (Pläne)
Literatur
- Thomas Rothschild: Liedermacher. 23 Porträts. Fischer, Frankfurt 1980.
- Ulrich Maske: Daß nichts bleibt wie es war – Hannes Wader und seine Lieder. Pläne, Dortmund 1984
- Matthias Henke: Hermes Handlexikon. Die großen Chansonniers und Liedermacher. Düsseldorf 1987.
- Beate Dapper (Hrsg.): Hannes Wader – Liederbuch. Bund-Verlag, Frankfurt 1999.
- Reginald Rudorf: Schach der Show : über Lach- und Liedermacher in Deutschland. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1974.
- Hannes Wader: Lieder. Zweitausendeins, Frankfurt 1977.
- Hannes Wader: Lieder 2000 - 2005. Noten und Texte. Pläne, Dortmund, 2006.
- Hannes Wader: Booklet zu „An dich hab ich gedacht - Wader singt Schubert“, 1997
- Hannes Wader: Booklet zu „Hannes Wader singt“, Neuauflage 2000
Auszeichnungen
- 1974 - Deutscher Kleinkunstpreis in der Kategorie Chanson
- 1975 - Deutscher Schallplattenpreis
Weblinks
- http://www.hanneswader.de
- http://www.geocities.com/Athens/Forum/9962/wader2.html
- http://www.liedermacher-forum.de
- http://www.plaene-records.de
Personendaten | |
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NAME | Wader, Hannes |
ALTERNATIVNAMEN | Wader, Hans Eckard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Liedermacher, Sänger und Gitarrist |
GEBURTSDATUM | 23. Juni 1942 |
GEBURTSORT | Bethel, Ostwestfalen, Deutschland |