Horrem (Dormagen)
Horrem ist ein Stadtteil der Stadt Dormagen im Rhein-Kreis Neuss in NRW.
Geografische Lage
Der Stadtteil Horrem liegt geografisch gesehen zwischen Köln und Düsseldorf. Östlich von Horrem befindet sich Dormagen, südlich von Horrem das Werk Dormagen der Bayer AG, südwestlich von Dormagen folgt der Stadtteiel Delhoven. Die Autobahnanbindung (A57) und der Bahnhof "Dormagen" liegen in Horrem.
Geschichte
Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung Horrems ist datiert aus dem Jahr 1155. Dort ist nachzulesen:
"Kaiser Friedrich I. nimmt auf Bitten des Erzbischofs Arnold von Köln und des Albert, Propst zu Aachen und Domdekan zu Köln, das Kloster Beatae Mariae Virginis in Knechtsteden, die dortigen Brüder und deren Besitzungen in seinen besonderen Schutz und bestätigt ihnen gegenwärtigen Besitz: den Hof in Knechtsteden mit seinen Äckern, Wäldern, Wiesen, Weiden und einer Mühle, in Straberg zwei Höfe, in Nievenheim einen Hof, in Balghem, Panhusen, Diborgehoue, "Horheim", Turremagen, Pelkenhusen, Hackhusen, Bollenberg, Wencenrode, Beddinghusen, Capella, Louenichheim, Senstede und Anstela je einen Hof und weitere Höfe und Äcker."
In einer weiteren Urkunde von 1232 stand der Name "Horchheim". Die Schreibweise des Ortsnamens variierte über die Jahrzehnte.
Der jetzige Name Horrem wurde erstmals vom Abt Gottschalk von Knechtsteden beurkundet: 1239 überließ eine gewisse Alveradis der Abtei 12 Morgen Land bei Horrem mit der Verpflichtung, alljährlich ein feierliches Aniversar für sie und Ihren Mann Herman zu halten.
Horrem war im Mittelalter ein wichtiger Grenzort zwischen dem rheinischen Kurköln und dem rheinischen Herzogtum Jülich. Die Grenze verlief mitten durch Horrem, sogar mitten durch einen Bauernhof. Dies war darauf zurückzuführen, dass das ehemalige Gebiet des zum Klosters Knechtsteden gehörenden Fronhof an das kurkölnische Amt Zons gefallen war. Die andere Hälfte von Horrem gehörte zu Dormagen.
Neuzeit
Seit 1570-1580 mußte die Bevölkerung von Horrem in der Nähe ihres Ortes den Galgen des Gerichts Zons aufbauen. 1663 bestand der Zonser und Kurkölnische Teil Horrems, aus sieben bäuerlichen Wohnplätzen, dem adeligen Limburger Hof, der sich im Besitz der Herren von Mülheim befand und der Hof des Klosters Knechtsteden. Von dem adeligen Hof der Herren von Plittersdorf gehörte nur das Land zum Amte Zons, der Hof selber befand sich auf Dormagener Gebiet. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Verhältniss zwischen den Bewohnern von Horrem und Zons ziemlich gespannt. Immer wieder kamm es zu Klagen wegen zu hoher Einquatierungen insbesondere im Jahre 1671. Zum Schutze des Schlosses in Zons ließ das Domkapitel in Köln im Jahre 1674 sechs Soldaten abkommandieren. Zwei Soldaten mußten die Horrmer beköstigen und entlohnen. Als 1679 französische Soldaten Zons besetzen wurde auch Horrem nicht verschont und geplündert. 1753 verfügte Horrem über einen Dorfvorsteher. Im Oktober 1794 besetzten französische Revolutionstruppen das Dorf. Horrem kam zunächst an den Kanton Zons in der Munizipalität Zons, später an den Kanton Dormagen. Im Jahre 1815 wurde Horrem preußisch und ein Ort sowohl der Gemeinde als auch der Bürgermeisterei Dormagen im Landkreis Neuß. Die erste Schule wurde 1843 errichtet. Der Bahnhof Dormagen entstand 1855 an der Bahnstrecke Köln-Neuss gleich westlich neben der Ortschaft Horrem. 1905 erfolgte der Neubau einer einklassigen Volksschule in Horrem an der Knechtstedener Straße. Im März 1945 besetzten amerikanische Truppen Horrem. 1953 wurde in Horrem mit Josef Brüggen, der zehntausendste Einwohner Dormagens geboren. 1962 war Anita Fliege die 20.000 Bürgerin im Amtes Dormagen, als sie in Horrem das Licht der Welt erblickte. Im selben Jahre konnte ein neuer Kindergarten eröffnet werden. Im Jahre 1966 erfolgte die Freigabe des Bundesautobahnanschlußes Dormagen, nördlich der Ortschaft Horrems. Ein Jahr später war die Erweiterung der Volksschule Horrem abgeschlossen. 1972 wurde der Lindenhof abgerissen. An seiner Stelle entstand ein Mehrfamilienahus, eine Gaststätte, ein Lebensmittelmarkt und eine Tanzschule. Im selben Jahr wurden die Wirtschaftsgebäude des Coenenhof abgerissen, das Wohnhaus wird heute noch genutzt. Bis 1975 waren die Scheune und die Viehställe des ehemaligen Horremer Hof abgerissen worden. Das Wohnhaus des Hofes dient heute als Sitz der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Dormagen. Im Jahre 1992 erhielt Horrem mit erheblicher finanzieller Unterstützung der Bayer AG ein Bürgerhaus. Im Jahr 2005 feierte Horrem die 850-Jahr-Feier mit einen großen Fest vom 26. bis 28. August 2005. Am 31.12.2005 betrug der Ausländeranteil 28,3% und war nach Hackenbroich der höchste eines Stadtteils in Dormagen.
Bevölkerungsentwicklung
- 1939 712
- 1974 6.835
- 1980 6.829
- 1990 6.479
- 2000 6.112
- 2004 5.955
- 2006 6.034
Religion
Horrem ist überwiegend römisch-katholisch geprägt und die Katholiken gehören dem Erzbistum Köln. 1897 wurde an der Knechtstedener Straße in Horrem die Kapelle Zur Heiligen Familie durch den Ehrendomherr Dechant Heimbach benediziert. 1941 notierte der damalige katholische Pfarrer Gottfried Schmitz, dass in Horrem 665 Katholiken und 56 Nichtkatholiken wohnten. 1949 vermachten die Eheleute Breuer den Knechtstedender Hof der katholischen Kirchengemeinde Dormagen-Horrem. Das Pfarrhaus wurde 1953 anstelle der alten Scheune errichtet. 1957 konnte auf dem Grundstück der Grundstein für eine neue Kirche gelegt werden. Im Jahre 1958 wurde die neue Horremer Pfarrkirche Zur Heiligen Familie durch den Weihbischof Cleven konsekriert. Daraufhin wurde das erste Horremer katholische Gotteshaus 1969 abgerissen. Auch im 2006 stellten die Katholiken die größte Religionsgemeinschaft in Horrem:
- 2.404 Katholiken
- 1.285 Evangelisch
- 1 Reformiert
- 18 Lutherisch
- 18 Jüdisch
- 2.209 Sonstige
Kultur und Freizeit
Vereine
Das gemeinschaftliche Leben in Horrem ist auch geprägt durch das Vereinsleben. Die folgenden Vereine haben ihren Sitz und Vereinsmittelpunkt in Horrem:
- Die IG Horrem möchte das Wir-Gefühl des Stadtteils stärken. Mit Bürgerversammlungen und weiteren Aktivitäten setzt sich die IG Horrem parteineutral für die Horremer Bürger und Interessen ein.
- Rasensport Horrem 1919 e.V. Zur Zeit spielt die erste Mannschaft des Fußballvereins in der Kreisliga "A" und die zweite Mannschaft in der Kreisliga "C". Im Juniorenbereich sind alle Altersklassen vertreten.
- St. Hubertus Schützenbruderschaft Dormagen-Horrem e.V. 1920. Neben den vielfältigen Aktivitäten während des gesamten Jahres für die Schützenfamilie sticht insbesondere das jährliche Schützenfest (Anfang Juni) hervor. Es leistet einen wichtigen Beitrag für ein besseres Miteinander zwischen Jung und Alt und ist förderlich für die Integration der Neuzugezogenen.
- Tambourkorps "Germania" 1925 Dormagen-Horrem. Das Tambourkorps besteht aus musikbegeisterten Männern und spielt mit Marschmusik und Karnevalsliedern zu vielen Anlässen auf.
Wirtschaft und Infrastruktur
Horrem wurde lange geprägt durch die Landwirtschaft. Getreide wurde in Horrem exakt 100 Jahre lang bis 1971 gemahlen. Nach dem Krieg 1870/71 baute Peter Rosendahl eine mechanische Dampfmühle. Diese wurde dann stets modernisiert. Damit waren die Horremer nicht nur die Ersten, sondern auch jene, die am längsten hier zu Lande mahlen konnten. Erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, zur Zeit des Wirtschaftswunders, veränderte sich das Ortsbild maßgeblich. Die Bayer AG Dormagen benötigte dringend Arbeitskräfte und diese brauchten Wohnraum. Das damals ländliche Horrem bekam ein neues Gesicht. Aus dem bis in die Nachkriegszeit noch ländlichen Ort von fast 1000 Einwohnern wurde ein durch Hochhäusersiedlungen geprägter Stadtteil von (2005) etwa 7500 Einwohnern
In Horrem liegt das größte Gewerbegebiet der Stadt Dormagen: das TOP-West. Hier können sich die Bürger für die Bedürfnisse des gesamten Lebensbedarfes eindecken. Das derzeitige Angebot reicht von Einrichtungshäusern über Autohändler, Lebensmittelmarkt, TÜV, Dekra, technischem Amt, Zoohandel bis zur Szene-Kneipe(Tank-Stelle).
Verkehr
In Horrem befindet sich der Bahnhof Dormagen. Er ist sowohl Haltepunkt eines Regionalzuges, als auch der S 11. Gleichzeitig ist der Bahnhofvorplatz der Treffpunkt zahlreicher Buslinien des Stadtbus Dormagen und der Linie 873, Neuss-Reuschenberg-Helpenstein-Gohr-Nievenheim-Horrem-Dormagen und 875, Neuss-Grimlinghausen-Stürzelberg-Zons-Dormagen des BVR. Ebenfalls ist in Horrem die Anschlußstelle Dormagen der Bundesautobahn A 57.
Medien
- Neuss-Grevenbroicher-Zeitung - regionale Tageszeitung, Neusser Zeitungsverlag GmbH, zu Rheinische Post gehörig
- Schaufenster - lokales Anzeigenblatt (Dienstag & Samstag), Neusser Druckerei und Verlag GmbH
- Rheinischer Anzeiger - lokales Anzeigenblatt (Mittwoch), Neusser Druckerei und Verlag GmbH
Sonstiges
Da sich in der Nähe der Ortschaft Horrem der Galgen von Dormagen befand, wurden die Horremer lange Zeit als "Galgenwächter" tituliert. Die Horremer selber bezeichneten sich gerne als "Republikaner".
Literatur
- K.H. Engler: Dormagen, Skizzen aus einer jungen Stadt, Dormagen, 1969.
- K.H. Engler: Von einer Wirtschaft zur anderen, Dormagen, 1996.
- Aenne Hansmann: Geschichte von Stadt und Amt Zons. Düsseldorf 1973.
- Walter Lorenz: Gohr, Nievenheim, Straberg, Rheinland-Verlag, 1973.