Paul Löwinger
Paul Löwinger (* 10. November 1904 in Tulln; † 17. Dezember 1988 in Wien) war ein österreichischer Volksschauspieler.
Als Spross einer berühmten österreichischen Wanderbühne, der Löwinger Bühne, sammelte er schon als Kind schauspielerische Erfahrung. Mit seinen Eltern, den Theaterprinzipalen Josef und Cilli Löwinger, sowie seinen Geschwistern Heinz und Gretl zog er mit wechselnden Programmen durch die Lande. Sie spielten vor einfachem Publikum und erhielten als Gegenleistung oft nur Naturalien. Ein weiterer Bruder, Karl, verstarb in jungen Jahren. 1922 gesellte sich der 1900 geborene Josef Grabmaier zur Truppe, nahm später den Künstlernamen Sepp Löwinger an und blieb ein Leben lang bei der Löwinger-Bühne.
Während der 1930er Jahre ließ sich die Bühne erstmals an einem festen Ort nieder, und zwar in der Landgutgasse im Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Während der Weltausstellung 1938 in Wien traten die Löwingers als wahrscheinlich erste Theatergruppe der Welt vor Fernsehkameras auf.
Im gleichen Jahr heiratete Paul Liesl Meinhard, mit der er drei Kinder hatte: Sissy Löwinger, Guggi Löwinger und Paul Löwinger jr. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Bühne als Fronttheater zu den Soldatenstützpunkten in Russland, Polen, in die Balkanländer und nach Griechenland beordert. Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Wien zurück; das Theater in der Landgutgasse war mittlerweile völlig zerstört, weshalb sich Paul nach einer neuen Bleibe umsah. Er fand sie im Renaissance-Theater in der Neubaugasse, das der Bühne für mehr als 20 Jahre als Heimstatt diente. Nach dem Tod der Mutter übernahm Paul 1949 die Theaterintendanz.
Fast alle Geschwister blieben dem Ensemble bis in die späten 80er Jahre erhalten und wurden nach dem Start des Österreichischen Fernsehens 1956 mit ihren Darbietungen bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Jahrzehntelang wurden die Lustspiele der Löwinger Bühne, die vor allem im ländlichen Milieu angesiedelt waren, im Hauptabendprogramm des ORF ausgestrahlt. Auch im ZDF liefen mehrere Aufführungen mit beachtlichem Erfolg. Viele Nachahmer, wie der Komödienstadel des Bayerischen Rundfunks, lehnten sich an das Konzept der Traditionsbühne an.
Paul war dank seines überragenden komödiantischen Talents, das nicht frei von Skurrilität war, eine der beliebtesten Persönlichkeiten des österreichischen Unterhaltungsgenres. Bis zu seinem Tod 1988 war die Löwinger-Bühne eine feste Institution im Medienleben. Danach wurde sie von seiner Tochter Sissy in kleinerem Rahmen weitergeführt.
Paul Löwinger wirkte auch in vielen deutschen Heimat- und Schlagerfilmen mit und erreichte mit ihnen überregionale Bekanntheit. Viele der Schwänke und Possen, die die Löwinger-Bühne im Laufe der Jahre aufführte, stammten aus seiner Feder. Auch als Sänger von Couplets ist er noch manchem in Erinnerung. Die Grabstelle von Paul und Liesl Löwinger befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Fernsehaufzeichnungen
- Der verlorene Bräutigam (1981) mit Paul, Sissy, sowie Hilde Rom, Walter Scheuer, Hans Peter Winkov
- Alles, nur keine Schwestern (1975) mit Paul, Sissy, Sepp sowie Hilde Rom, Walter Scheuer, Tilla Hohenfels (auf DVD Die Löwinger-Bühne)
- Die falsche Annonce (1973) mit Paul, Sissy, Sepp sowie Walter Scheuer, Hilde Rom, Ernst Essel (auf DVD Die Löwinger-Bühne)
Filme
- Frau Wirtins tolle Töchterlein (1973) mit Margot Hielscher und Franz Muxeneder
- Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut (1971) mit Uschi Glas, Roy Black und Peter Weck. Paul spielt einen Schuldiener.
- Mein Vater, der Affe und ich (1971) mit Gunther Philipp, Heinz Reincke und Gerhart Lippert. Paul spielt einen Nashorn-Wärter im Tiergarten Schönbrunn. Er hat vorwiegend Szenen mit Beppo Brem, der seinen Kollegen aus dem Münchener Zoo spielt.
- Außer Rand und Band am Wolfgangsee (1971) mit Jutta Speidel, Michael Schanze und Hansi Kraus. Paul spielt wie 1961 (Im schwarzen Rößl ) den listigen Diener Zacherl
- Musik, Musik - da wackelt die Penne (1970) mit Ilja Richter, Chris Roberts und Howard Carpendale
- Frau Wirtin bläst auch gern Trompete (1970) mit Harald Leipnitz, Rudolf Prack und Willy Millowitsch
- Liebe durch die Hintertür (1969) mit Ralf Wolter und Fritz Muliar
- Paradies der flotten Sünder (1986) mit Hans-Jürgen Bäumler, Lou van Burg und Peter Weck
- Heubodengeflüster (1967) mit Trude Herr und Ann Smyrner
- Wiener Schnitzel (1967) mit Heinz Conrads und Gunther Philipp
- Happy End am Wolfgangsee (1966) mit Waltraut Haas, Hans-Jürgen Bäumler und Helga Anders. Paul spielt einen Hausdiener. Er, Franz Muxeneder und Gunther Philipp als ARAL-Tankwart parodieren Elemente aus James-Bond-Filmen (alternativer Titel: 0-0-sex am Wolfgangsee). Paul hat auch einige Szenen mit seiner Ehefrau Liesl, im Film spielen sie Geschwister. Ebenso hat auch Waltraut Haas mit ihrem Ehemann Erwin Strahl gemeinsame Szenen.
- Die Liab am Almsee (1966) mit Hans Gentsch und Erich Padalewski
- Das Mädel aus dem Böhmerwald (1965) mit Gerlinde Locker und Sascha Hehn. Paul spielt den Knecht eines reichen Bauern, er hat auch einige ernste Szenen zu spielen.
- Tim Frazer jagt den geheimnisvollen Mr. X (1964) mit Adrian Hoven und Ellen Schwiers
- Im singenden Rössel am Königssee (1963) mit Trude Herr und Ingeborg Schöner. Paul spielt den Hausdiener in einem Hotel
- Rote Lippen soll man küssen (1963) mit Gustav Knuth und Paul Hörbiger
- Das haben die Mädchen gern (1962) (Die lustigen Vagabunden) mit Peter Kraus und Gus Backus. Paul spielt mit Otto Schenk einen Dieb, schließlich lassen sich die beiden bekehren.
- Im schwarzen Rößl (1961) mit Karin Dor und Hans von Borsody. Paul spielt den nützlichen Hausdiener Zacherl, den guten Geist eines heruntergekommenen Hotels (Geist? Bei mir ist von Geist keine Spur). Es ist die Neuverfilmung von Eva erbt das Paradies... ein Abenteuer im Salzkammergut von 1951, 1971 folgt eine weitere Verfilmung (Außer Rand und Band am Wolfgangsee), in welcher Paul die selbe Rolle spielt.
- Das Dorf ohne Moral (1960) mit Franz Muxeneder und Loni Heuser. Paul und Sissy spielen die Hauptrollen. Paul spielt einen gutmütigen Bauern, der von seiner Frau zu einer Erbschleicherei gedrängt wird. Pauls Frau Liesl spielt eine Magd. Es kommt auch zu einer Rauferei mit Adi Berber.
- Glocken läuten überall (1960) mit Hans Holt und Oskar Sima. Paul spielt den Mesner der örtlichen Kirche und ist zugleich an der Tankstelle beschäftigt.
- Wenn Mädchen ins Manöver zieh'n (Seine Hoheit war ein Mädchen, Zauber der Montur, 1958) mit Harald Juhnke, Christine Görner, Grethe Weiser und Maria Sebaldt. Paul spielt einen Unteroffizier und hat am Anfang des Films zwei Auftritte.
- Lachendes Wien (1957) mit Ernst Waldbrunn, Fritz Muliar
- Schön ist die Welt (1957) mit Rudolf Schock, Renate Holm und Willy Millowitsch. Paul spielt den Hausdiener eines Hotels und wirkt auch im örtlichen Bauerntheater mit.
- Die Schöne Meisterin (1956) mit Herta Staal, Rudolf Platte, Susi Nicoletti
- Kaiserball (1956) mit Sonja Ziemann, Maria Andergast und Hans Moser. Paul spielt den Hausdiener in einem Hotel.
- Wenn Poldi ins Manöver zieht (1956) mit Joachim Fuchsberger und Doris Kirchner. Nach dem Stück Der Färber und sein Zwillingsbruder von Johann Nestroy tritt Paul in diesem Film als Wirt auf. Gunther Philipp spielt in einer Doppelrolle seine beiden Söhne. Vermutlich tritt Paul ohne Toupet oder Perücke auf.
- Zwei Herzen und ein Thron (1955) (Kaiserjagd im Salzkammergut) mit Herta Staal, Adrienne Gessner. Paul spielt einen Gastwirt und möchte unbedingt die drei Kaiser bewirten.
- Die fünf Karnickel (1953) mit Lucie Englisch und Elfriede Ott. Paul spielt die Hauptrolle. Sein vierjähriger Sohn Paul Jr. kommt auch vor der Kamera zum Einsatz.
- Valentins Sündenfall (1951) mit Sepp Rist und Rudolf Carl. In Österreich erfolgreiche Verfilmung eines Bühnenschwanks mit dem Löwinger-Ensemble.
- Der keusche Adam (1950) mit Heinz Grohmann, Ria Stürmer. In Österreich erfolgreiche Verfilmung eines Bühnenschwanks mit dem Löwinger-Ensemble.
- Die Verjüngungskur (1950) mit Josef Egger, Lotte Lang
- Tanze mit mir in den Morgen (1962). In diesen Film fungiert Paul Löwinger als Produzent. Seine Tochter Guggi spielt die Enkeltochter eines Theaterbesitzers, der von Paul Hörbiger dargestellt wird. Weitere Komiker, die den Film aufwerten sind Josef Egger und Oskar Sima. Gegenstand der Handlung ist der geplante Bau der Wig 64 (heute Donaupark und Donauturm) in Wien. Weiters dient der Film dazu, einige Schlager aufzubereiten.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Löwinger, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Volksschauspieler |
GEBURTSDATUM | 10. November 1904 |
GEBURTSORT | Tulln |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1988 |
STERBEORT | Wien |