Iteriertes Funktionensystem
Ein iteriertes Funktionen-System ist in der Mathematik ein endlicher Satz von Funktionen eines kompakten metrischen Raumes (M,d) in sich selbst:
Sind alle Funktionen [Kontraktion (Mathematik)|kontraktiv]], so gibt es eine invariante Teilmenge X, welche die Fixpunktgleichung
erfüllt. Diese wird auch als selbst-ähnliche oder fraktale Menge bezeichnet.
Beispiele mit dem Einheitsquadrat als metrischem Raum sind die affinen Fraktale bzw. Grenzmengen der Lindenmayer-Systeme wie das Sierpinski-Dreieck und die Koch-Kurve. Für diese sind die definierenden Funktionen affine Abbildungen , die Kontraktionskonstanten sind die Operatornormen der Matrizen Ai.
Approximation der Grenzmenge
Chaosspiel
Die Gestalt der Menge X kann durch ein sog. Chaosspiel visualisiert werden. Dabei wird zunächst ein Fixpunkt von aufgesucht und auf diesen in zufälliger Reihenfolge die definierenden Funktionen angewandt. Als Algorithmus kann dies wie folgt aussehen:
- Weise 100 mal hinereinander zu
- Wiederhole beliebig oft
- Wähle zufällig ein i in {1,...,r}
- Weise zu
- Zeichne den Punkt x
Rekursion
Eine weitere Möglichkeit der Darstellung, vorzugsweise für die affinen Fraktale, ist die rekursive Approximation der Menge X. Dazu braucht es eine rekursiv aufrufbare Funktion, welche die Zuordnung bei einer beliebigen Menge realisiert. Dies ist bei der Turtle-Grafik, die zur Konstruktion der L-Systeme verwendet wird, der Fall. Die Implementierung benötigt einen Stackspeicher, in welchem das jeweils aktuelle Koordinatensystem als affine Koordinatentransformationen festgehalten wird. Damit ergibt sich als Algorithmus
Figur(n):
- Falls n=0
- zeichne die Basisfigur (z.B. eine Strecke, einen Buchstaben, ein schwarzes Rechteck)
- sonst:
- Für i:=1 bis r
- Lege aktuelles Koordinatensystem auf Stack ab
- Transformiere das aktuelle Koordinatensystem entsprechend
- Rufe Figur(n-1) auf
- Stelle Koordinatensystem vom Stack wieder her
- Für i:=1 bis r
Fraktal:
- Rufe Figur(10) auf (10 als Beispiel)
Beispiele für iterierte Funktionensysteme
Das Koch-Fraktal wird z.B. von folgendem System von 2 Funktionen erzeugt
Die klassische Methode zur Erzeugung der Koch-Kurve benutzt 4 Funktionen
Das rechtwinklige Sierpinski-Dreieck wird erzeugt von
Links
Eine Sammlung fraktaler Kunst von Paul Bourke
Farbige Erweiterungen des Chaosspiels fraktale Flammen, unter math die Theorie dazu.
Zu Geschichte und Verallgemeinerungen:
Cabrelli, Molter: Generalized Self-Similarity ...
- 1957 Selbstähnliche Funktionen von Bajraktarevic und de Rham untersucht
- 1981 Selbstähnliche Mengen und Kurven von Hutchinson untersucht
- 1986 definiert Barnslay fraktale Funktionen