Geschäftsplan
Ein Businessplan ist die schriftliche Fixierung der Unternehmensplanung zur betriebswirtschaftlichen Absicherung von Chancen und Risiken bei einer Neugründung oder Unternehmenserweiterung. Er enthält neben der Marktforschung vor allem die Wettbewerbsabgrenzung im Marketing sowie detaillierte Zielformulierungen für den Einsatz der einzelnen Produktionsfaktoren.
Zielstellung
Businesspläne können je nach Aufgabenstellung und unternehmerischem Ziel sehr unterschiedlich gestaltet sein. Eine häufige Form bei der Gründung eines neuen Unternehmens oder der Niederlassung an einem neuen Standort umfasst neben den o.g. Punkten vor allem eine detaillierte Ertragsvorschau für einzusetzendes Fremdkapital. Im Gegensatz zu der Entwicklungsplanung mit eigenen Mitteln, steht bei der Beschaffung von Fremdmitteln die geplante Rentabilität, das Abwägen von kalkulierbaren Risiken sowie die Betrachtung der fachlichen sowie sozialen Kompetenzen der Unternehmensgründer im Vordergrund.
Für andere Businesspläne können Schwerpunkte in der technischen Umsetzung, der Abstimmung mit ausländischen Niederlassungen oder patentrechtliche Schwerpunkte setzen. Auch sind Betriebsliquidationen und Fusionen mit Hilfe eines Businessplanes zu begleiten. Im nachfolgenden Beispiel soll die Inhaltsangabe eines Businessplanes zur Neugründung einer Unternehmung dargestellt werden. Diese Gliederung orientiert sich eng an der vom Bundeswirtschaftministerium herausgegebenen Planungshilfe zur Gestaltung von Businessplänen für Existenzgründer mit leichten Änderungen.
Beispielaufbau eines Businessplanes
Im Einzelfall wird jeder Unternehmer für sich und in Abstimmung mit seinen Gesellschaftern bzw. der Bank entscheiden müssen, welche Schwerpunkte zu setzen sind. Der folgende Anhalt dient daher nur als exemplarisches Beispiel, um den grundsätzlichen Aufbau und relevante Inhalte für Existenzgründer aufzuzeigen.
- Übersicht
- Markt / Konkurrenz
- Marktpotenzial
- Entwicklung des eigenen Unternehmens im Vergleich zur Branche
- Innovationsvorsprung gegenüber den Konkurrenten
- Standort des Unternehmens und seiner Kunden
- Produkt / Leistung
- Vorteile/Nutzen für den Kunden
- Alleinstellungsmerkmale
- Vorteile gegenüber Konkurrenzprodukten
- Gesetzliche Auflagen
- Schutz der Idee
- Management
- Gründerpersonen
- Funktion/Verantwortungsbereiche im Unternehmen
- Anteil am Unternehmen
- Eigene Qualifikationen
- Bisherige Zusammenarbeit des Gründerteams
- Motiv für die Unternehmensgründung
- Zulassungsvoraussetzungen
- Marketing
- Produktstrategie
- Preisstrategie
- Vertriebsstrategie
- Werbestrategie
- Organisation des Unternehmens
- Rechtsform / Firmierung
- Chancen / Risiken
- Welche Risiken bestehen
- Wie soll diesen Risiken begegnet werden?
- Welche außergewöhnlichen Chancen bestehen und in welchen Bereichen?
- Umsetzungsplan
- Meilensteine bezogen auf Produkt / Leistung
- Meilensteine bezogen auf Vertriebsstrategie
- Meilensteine bezogen auf Werbestrategie
- Finanzierung
- Eigenmittel der Gründer
- Anteile Fremdmittel
- Lebensläufe
Innerhalb der einzelnen Abschnitte hat der Businessplan keinen besonderen Formvorgaben zu folgen. Hilfreich sind Schaubilder zur Darstellung von Marktanteilen oder Anhänge mit Studien zu Betriebsvergleichen der IHK oder Hwk.
Häufige Fehler
Unternehmensgründungen scheitern in den ersten drei Jahren am häufigsten an einer mangelnden Eigenkapitaldecke sowie fehlenden Marketingkenntnissen. Gerade bei Existenzgründern, die mitunter ihr gesamtes Vermögen investieren, um die Sicherheit für ein entsprechendes Darlehn aufzubringen, führen Fehler in der strategischen Unternehmensplanung viel häufiger zur Insolvenz, als das mangelnde fachliche Wissen im Produkt selbst.
Beispiele für eklatante Fehler bei der Existenzgründung sind:
- Die Anlaufphase wird zu dünn kapitalisiert.
In den ersten zwei bis drei Jahren trägt sich ein neues Unternehmen selten. Ausnahmen sind Ausgründungen von bereits laufenden Geschäften in eine andere Unternehmensform, z.B. eine GmbH oder Partnergesellschaft. Ist das Geschäft neu, müssen neben den laufenden Fixkosten vor allem Werbebudget, Personalkosten für Krankheitsfälle und Ersatzbeschaffung mit Doppelaufwand sowie Forderungsausfälle in der Kundschaft berücksichtigt werden. Gerade kleinere Unternehmen mit guten Produkten überleben oft nicht zwei Debitorenausfälle nacheinander oder die Doppelbelastung einer kranken und einer ersatzweise beschafften Forschungskraft.
- Der Kapitaldienst (die Zinsbelastung) für Fremdmittel wird unterschätzt
Existenzgründungsdarlehn sind i.d.R. in den ersten Jahren tilgungsfrei. Ohne seriöse Businessplanung kann der steigende Kostendruck oft später nicht aufgefangen werden. Die Folge sind geringer werdenden liquide Mittel sowie ein immer größer werdender Einfluss der Hausbank. Diese ist i.d.R. jedoch nicht an dem Fortbestand des Unternehmen als solches interessiert, sondern an der Sicherung ihrer Einlage. Vor allem aus diesem Grund ist die Finanzplanung für das Unternehmen absolut überlebenswichtig. Lieferanten lassen oft mit sich reden. Mitarbeiter sind notfalls auch zu Zugeständnissen bereit. Eine Bank hat jedoch kein Verständnis für ausbleibende Zahlungen und die Sozialversicherungsträger sind sogar nach genau drei Monaten gesetzlich dazu verpflichtet Konkurs für das Unternehmen anzumelden, sollten die Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherungsbeiträge der Mitarbeiter oder angestellten Geschäftsführer ausbleiben.
- Unzureichende Marktforschung
Welche Trends haben die wichtigsten Nachbarmärkte? Gibt es konjunkturelle Kaufkraftverschiebungen in der anvisierten sozialen Klasse? Wie groß ist das Innovationspotential der regionalen und der Online-Wettbewerber? Welche Kaufkraftkennziffer hat das Einzugsgebiet? Kann ein Ladenlokal mit Laufkundschaft mehr Bekanntheit bringen als die Werbung aus der schlechteren Lage heraus? Bewegen sich die Wettbewerber in der Kommunikationspolitik zyklisch oder antizyklisch, betreiben sie Online-Shops oder Newsgroups, sind politisch aktiv oder haben Einfluss auf die lokale Raumordungsplanung? Ein Businessplan enthält immer auch das Szenario für Werbe- und PR-Aktivitäten auf der Grundlage einer seriösen und teuren Marktforschung. Eine Internetrecherche am PC ist keinesfalls ausreichend um die lokalen Kaufgewohnheiten oder die Investitionsbedingungen im Geschäftskundenbereich abzuschätzen. Es wird erforderlich sein, Interviews zu führen, die IHK zu besuchen und Probekäufe bei den wichtigsten Wettbewerbern zu tätigen.
- Wettbewerbsbestimmungen werden missachtet
Es ist sehr leicht eine Internetseite zu gestalten. Schnell sind die ersten Flyer verteilt, E-Mails an potentielle Kunden verschickt und Produktentwicklungen beworben. Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb sieht jedoch exakt vor, mit welchen Angaben das Unternehmen im geschäftsmäßigen Verkehr aufzutreten hat. Im Teledienstgesetz und Fernabfragegesetz werden neue Angebotsformen geregelt. Im Businessplan hat die Festlegung der Firmierung zu erfolgen, patentrechtliche Fragen sind zu fixieren und die geplante Werbestrategie muss wettbewerbsrechtlich geprüft werden. Ein fehlendes oder fehlerhaftes Impressum im Internet, falsche Preisangaben (Angabe ´inc. U-St.´ gegenüber Privatkunden) oder Anlehnung an bekannte Marken im Logo bzw. der Farbgebung können das frühe und schlagartige Aus für ein junges Unternehmen bedeuten. Selbst wenn an den Vorwürfen letztlich nicht viel Gehalt sein sollte, blockiert eine Abmahnung oder einstweilige Androhung schon den Aufbau des Unternehmens und kann als Mittel der Einschüchterung bereits aufgrund der zu erwartenden Prozesskosten zur mitunter freiwilligen und in der Sache vielleicht sogar grundlosen Aufgabe des Unternehmens führen.
- Zu großer Idealismus
Es mag grotesk klingen. Aber ein Unternehmen ohne kleinteiligen Businessplan läuft Gefahr sich auf ´das Gute im Menschen´ seitens der Geldgeber, der Kunden, Mitarbeiter oder Wettbewerber zu verlassen. Wenn der Unternehmer nicht führungserfahren ist oder bereits ein laufendes Nebengewerbe umfirmiert, wird gerne davon ausgegangen, dass die Leute (der Markt) das Potential der Geschäftsidee schon erkennen werden, die Bank doch ein Interesse haben wird Arbeitsplätze zu erhalten und weiter Zinsen zu bekommen und Mitarbeiter oder Konkurrenten sich zumindest fair verhalten werden. Bei genauer Betrachtung von Insolvenzen kann demgegenüber festgestellt werden. dass eine gute Idee nicht so viel Geld einspart wie das Produkt kostet, Rechtsanwälte davon leben Konflikte zu instrumentalisieren, Mitarbeiter im Zweifel eher krank als belastbar sind und Geschäftspartner mit dem ersten verdienen Geld ihr Recht auf Urlaub oder Firmenwagen einfordern können. Ein Businessplan kann helfen, diese Unwägbarkeiten ganz klar und unmissverständlich zu fixieren.
- Die paritätische Beteiligung von zwei Gesellschaftern
Gerade bei strategischen Entscheidungen, wenn es z.B. um die Frage geht Gewinne auszuschütten oder zu investieren, muss ein Unternehmer bzw. eine Mehrheit die Entscheidung treffen. Die ´faire´ Unternehmensaufteilung im Verhältnis 50:50 (einer hat das Grundkapital beschafft, der andere bringt die Marktkontakte ein) kann zum Machtkampf führen. Hier sollte notfalls ein neutraler Steuerberater als Minderheitsgesellschafter vorgesehen werden, der mit 1% des Unternehmens bei strittigen Sachfragen zur Entscheidung führt. Erfahrungsgemäß sorgt bereits das bloße Vorhandensein einer solchen Minorität für weniger Zwist.
Zusammenfassung
Ein guter und sorgfältig erarbeiteter Businessplan kostest viel Zeit und Kraft, mitunter löst er heftige Streitigkeiten aus und führt zur Verwerfung der Geschäftsidee. In Anbetracht der unternehmerischen Risiken ist es sicher besser, ein Unternehmen nicht zu gründen als a) mit den falschen Partnern, b) im falschen Markt oder zum falschen Zeitpunkt oder gar c) ohne ausreichende Reserven zu gründen.
Gerade letztgenannter Punkt lässt sich weder mit Idealismus, mit guten Produkten oder Ideen und schon gar nicht mit Abwarten und Weitermachen lösen. Die örtlichen IHK´s sollten der erste Ansprechpartner für eine Neugründung sein. Businessplanwettbewerbe stellen eine hervorragende Kontaktbörse dar und manchmal ist es besser sich mit seiner Idee an ein etabliertes Unternehmen zu wenden, als mit aller Kraft zu versuchen selbständig das Rad neu zu erfinden.
Der Autor dieser Zeilen kann nach 12-jähriger Beratereitätigkeit und eigener unternehmersicher Erfahrung dringend dazu raten ein Unternehmen nicht aus Gründen des Statusgewinn, der steuerlichen Kapitalinvestition oder aus zeitweiliger Begeisterung für eine Innovation zu gründen. Wirklich erfolgreiche Unternehmen erwirtschaften aus sich selbst heraus die Expansion, leben von guter Reputation und gezielter, strategisch kluger Investition. Selbst eine Bank hat im Grunde kein Interesse an Ihrem Erfolg, sondern daran im Zweifel die gestellten Sicherheiten frühzeitig zu verwerten und ein Geschäftsfreund, der keinen Businessplan unterschrieben hat, entwickelt sich angesichts einer Steuernachzahlung mitunter zum unberechenbaren Feind im eigenen Unternehmen.
Ähnlich wie ein Ehevertrag oder die notarielle vorgezogene Erbschaftsangelegenheit stellt der Businessplan die zentrale Institution dar, auf die sich sowohl Kapitalgeber als auch Unternehmer absolut verlassen können sollten. Anpassungen sind nur in Ausnahmefällen möglich und auch dann nur einstimmig. Unter diesen Voraussetzungen kann die Hilfe eines Unternehmensberaters unterstützend wirken, jedoch führt die exakte Beschäftigung mit dem eigenen Businessplan selbst zu Klarheit und Sicherheit im Ablauf der Existenzgründung.