Diskussion:Darwinismus
der Link zu Darwikinismus (reines Kunstwort) ist hier nicht angebracht
Unreg User 11.01.2004
Sollten wir diesen Artikel nicht aufgeben und einfach eine Umleitung auf Evolutionstheorie machen?--DF 12:31, 24. Sep 2004 (CEST)
- Ich wäre dagegen, da Darwinismus nicht die Evolutionstheorie ist. Es ist also gut den Begriff extra darzustellen. Negativ ist hier allerdings, dass Darwinismus und Evolutionstheorie streckeweise gleichgesetzt werden. Es müsst aber sicher ein Abgleichung mit Ev.theorie stattfinden, ebenso mit Neodarwinismus. Hab mich aber noch nciht rangeweagt. (Zeitaufwand!) -Hati 15:47, 24. Sep 2004 (CEST)
- So ist aber gar nicht klar was sich überschneidet, was sich unterscheidet etc. Jedenfalls bekomme ich das so nicht mit. --DF 16:08, 24. Sep 2004 (CEST)
Neufassung
Bei der Beschäftigung mit dem Begriff Darwinismus kamen mir so allerhand Ideen. Ich möchte sie als Formulierungsvorschlag hier der Diskussion aussetzen. Dabei sollte aber jetzige Artikel mE noch eingearbeitet werden. -Hati 12:33, 26. Sep 2004 (CEST)
Dem Darwinismus zu Grunde liegt Darwins Evolutionstheorie, die von der Veränderlichkeit und der Abstammung der Arten (Deszendenztheorie) ausgeht: Unter den Lebewesen findet ein Kampf ums Dasein als Folge der geometrisch fortschreitenden Vermehrung statt. Da sich die Organismen durch erbliche Veränderungen (Variationen) unterscheiden, hat ein Lebewesen, das vorteilhaft von den anderen abweicht, unter den gegebenen Lebensbedingungen bessere Aussicht sich fortzupflanzen.
Bereits mit Lamarcks Theorie von der Veränderlichkeit der Arten setzt eine heftige Gegnerschaft seitens der Kreationisten ein, die einen Zerfall der Moral befürchten. Dies führt dazu, dass Darwins Theorie nicht nur wissenschaftlich kritisiert (Hauptpunkt der Kritik war hier der Mechanismus der Vererbung, der damals noch nicht bekannt war), sondern vor allem von religiös motivierten Gegnern angegriffen wird.
An diesem Kampf beteiligen sich Epigonen, ideologische Trittbrettfahrer und Gegner, die zum einen in vermeintlich guter Absicht zum anderen aber auch bewusst verändernd die Evolutionstheorie verfälschten und zum Dogma machten.
Ein Studium seiner Werke im Original zeigt aber, dass Darwin das Gegenteil von einem „Darwinist“ ist, dass er keinen Dogmatismus vertritt und sich der Unzulänglichkeit und Verbesserungswürdigkeit seiner Theorie bewusst ist.
Die Vorsicht, mit der Darwin seiner eigenen Theorie gegenüber steht, drückt sich auch in den Problempunkten seiner Theorie aus, die er in seinem Werk anspricht:
- Schwierigkeit der Übergänge von einfachen zu komplexeren oder „vollkommeneren“ Strukturen
- Lückenhaftigkeit der geologischen Belege
- die Erklärung von Instinkt und geistiger Fähigkeit der Tiere
- Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit bei der Bastardisierung
Darwinismus als Theorie der Evolution durch natürliche und Sexuelle Evolution (Schulbuch Biologie heute SII, Schroedel-Verlag 2004) zu definieren, fördert das Missverständnis, dass man eine dogmatisch vertretene Lehre mit der Theorie Darwins gleichzusetzen kann.
Selbst die Übersetzungen seines Buches zeigen, dass die Beschäftigung mit seinem Werk nicht immer von Ideologie frei ist:
So lässt Neumann bei seiner Übertragung ins Deutsche in der Einleitung den wesentlichen Punkt, dass Darwin seine Schlussfolgerungen als wahrscheinlich betrachtet, weg und macht damit Darwins Theorie zum Dogma:
Übersetzung von Carl W. Neumann | |
Charles Darwin: Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl. | Charles Darwin: Die Entstehung der Arten |
9. Auflage, Nachdruck der Ausgabe von 1920. Darmstadt 1988, S. 21. | Reclam Stuttgart 1974, S. 24 |
Nachdem ich fünf Jahre lang in diesem Sinne gearbeitet hatte, glaubte ich eingehender über die Sache nachdenken zu dürfen und schrieb nun einige kurze Bemerkungen darüber nieder; | Erst nach fünfjähriger Vorarbeit wagte ich aber, näher darauf einzugehen und kurze Notizen niederzuschreiben. |
diese führte ich im Jahre 1844 weiter aus und fügte der Skizze die Schlussfolgerungen hinzu, | Diese erweiterte ich 1844 zu einer Skizze, in der ich dann auch meine Schlussfolgerungen zog. |
welche sich mir als wahrscheinlich ergaben. | |
Von dieser Zeit an bis jetzt bin ich mit beharrlicher Verfolgung des Gegenstandes beschäftigt gewesen. | Von dieser Zeit an habe ich den Gegenstand eifrig verfolgt. |
Ich hoffe, dass man die Anführung dieser auf meine Person bezüglichen Einzelheiten entschuldigen wird: sie sollen zeigen, dass ich nicht übereilt zu einem Abschlusse gelangt bin. | Ich führe die Einzelheiten nur an, um zu zeigen, dass ich nicht übereilt zu einem abschließenden Urteil gelangt bin. |
Ein Vergleich der Titel der verschiednen Ausgaben verdeutlicht die Problematik:
Darwin entwirft 1859 zunächst den Titel An abstract of an Essay on the Origin of Species and Variation … natural selection und schickte ihn an Lyell zur Begutachtung:
Der Titel der englischen Erstausgabe von 1859 lautet On the Origin of Species by means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life (wörtlich: Über den Ursprung der Arten durch das Mittel der natürlichen Auswahl, oder die Erhaltung bevorzugter Rassen im Kampf um das Leben)
Titel der deutschen Ausgabe von 1920: Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl
Titel der Übersetzung von Carl W. Neumann (Reclam Stuttgart 1974) Die Entstehung der Arten
Neumanns Übertragung desjenigen Abschnittes der Einleitung, in der Darwin die Eckpfeiler seiner Theorie darlegt, erscheinen ebenfalls verdächtig:
Ein Lebewesen, das vorteilhaft von den anderen abweicht, muss unter den gegebenen Lebensbedingungen bessere Aussicht auf das Fortbestehen haben und von der N a t u r z u r Z u c h t a u s g e w ä h l t werden. Nach dem Prinzip der Vererbung hat dann jede durch Zuchtwahl entstandene (!) Varietät die Neigung (!), ihre neue veränderte Form fortzupflanzen. (S. 27.f., Hervorhebung in der Quelle) (Darwin: ... under the complex and sometimes varying conditions of life, will have a better chance of surviving, und thus be naturally selected. From the strong principle of inheritance, any selected variety will tend to propagate its new and modified form.)
Absatz gestrichen: /Auch scheint die Einführung des Begriffs „Überleben des Tüchtigsten“ (survival of the fittest) eine Eigenmächtigkeit von Neumann zu sein, der damit die Ideen des Sozialdarwinismus in die Theorie Darwins mischte./ (Begründung: Im Origin of Species ... ist die Kapitelüberschrift IV tatsächich: Natural Selection; or the Survival of th Fittest. Damit reduziert sich das Problem auf ein Übersetzungsproblem, siehe [3])
- "Survival of the Fittest" wurde weder von Darwin noch von Neumann, sondern von Herbert Spencer eingeführt, nachdem der Darwin gelesen hatte. Darwin hat den Begriff erst in späteren Auflagen hinzugefügt. Hob 22:07, 1. Okt 2004 (CEST)
Eine Reduzierung von Darwins Theorie auf den Begriff Selektionstheorie wird seinem Werk ebenfalls nicht gerecht, schreibt er doch im letzten Satz seiner Einleitung: … dass die natürliche Zuchtwahl das wichtigste, wenn auch nicht das ausschließliche Mittel zur Abänderung der Lebensformen gewesen ist.
Dass die weniger dogmatischen Darwinisten sich nicht ganz dem Erkenntnisfortschritt in der Biologie, vor allem in der Genetik, verschließen wollten, zeigt sich darin, dass sich parallel zur erweiterten Evolutionstheorie der Neodarwinismus einstellte.
Inzwischen ist aber auch dieser Standpunkt aus wissenschaftlicher Sicht überholt. Die wissenschaftliche Evolutionstheorie entwickelt sich weiter und integriert beständig neue Erkenntnisse der Populationsbiologe, Systemtheorie und Spieltheorie, so dass man heute von einer synthetischen Evolutionstheorie spricht.