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Werksteinoberfläche

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Neben Holz ist Naturstein der älteste Baustoff der Menschheitsgeschichte. Die Natursteinhöhlen waren auch der erste Wohnort für sesshafte Höhlenmenschen und deren Nachfolger, wie uns eindrucksvolle Höhlenbilder beweisen. Die Hochkulturen im Nahen Osten geben heute noch Auskunft über die Kunst, Steine zu verarbeiten und sie als Raumgegenstand zu nutzen. Das hat sich bis heute fortgeführt. Dem Boden wurde im Altertum etwas weniger Beachtung geschenkt als die Wände. Die Optik von Bodenbelägen hängt nicht nur vom Material und der Form ab, sondern vor allen Dingen von der Oberflächenbearbeitung.

Grobe Bearbeitungen

Die groben Bearbeitungstechniken, wie gespitzt, scharriert, geflammt, gesandstrahlt oder gestockt spielen in Innenbereichen nur in seltenen Ausnahmefällen eine Anwendung, z. B. bei der Wiederherstellung von denkmalgeschützten Gebäuden. Früher konnten finanzschwächere Besitzer sich die teuren geschliffenen Böden nicht leisten. In Innebereichen führt die Verwendung von derartig bearbeiteten Gesteinen zu hohen Unterhaltskosten.


Gespitzt

Mit dem Zweispitz oder dem Spitzeisen, letzteres angetrieben mit dem Fäustel, wird die Oberfläche grob egalisiert. Die Spuren sind deutlich sichtbare Vertiefungen, sogenannte Spitzhiebe. Je nach Anzahl und Grobheit der Hiebe unterscheidet man nach Akkordtarifvertrag zwischen gespitzt und fein gespitzt.

Gekrönelt

Mit dem Krönel wird die grob gespitzte Oberfläche fein gespitzt. Die auf einer Reihe angeordneten kleinen Spitzen hinterlassen kleine punktuelle Vertiefungen. Diese Oberflächebearbeitung kann dann so bleiben oder als Vorbereitung fürs Beilen oder Scharrierren dienen.

Gezahnt

Mit dem Zahneisen wird die gespitzte Oberfläche weiterbearbeitet um ein feinere Struktur zu erreichen. Die Zähne des Zahneisens hinterlassen dabei kleine Vertiefungen. Diese Bearbeitung ist meistens eine Vorbereitung für das Beilen oder das Scharrieren.

Gebeilt

Mit dem Steinbeil werden kleine kurze nebeneinandere angeordnete Hiebe gemacht. Die Schneide des Beiles hinterlässt dabei lange dünne Kerben.

Scharriert

Mit einem Scharriereisen, das wie ein breiter Meißel aussieht, werden parallele Rillen in die Gesteinsoberfläche eingearbeitet und die Oberfläche "geglättet"

Gestockt

Mit einem Stockhammer, der aussieht wie ein Fleischklopfer wird eine raue Oberfläche erzeugt, die ein bekanntes Muster hat. Diese Bearbeitung ist besonders bei harten Gesteinsarten (Granite) geeignet. (siehe auch Schnitzelverarbeitung in der Küche)

Geflammt

Mit einem Acetylen - Sauerstoff - Brenner werden oberflächlich die Mineralien zum Platzen gebracht. Dabei entsteht eine relativ gleichmäßige Struktur. Bei gelben Graniten kommt es dabei zu einer Umwandlung von Limonit zu Hämatit. Aus "gelb" wird "rot". Deshalb werden gelbe Granite in der Regel nicht geflammt. Dieses Verfahren wird bis auf wenige Ausnahmen nur bei Hartgesteinen verwendet. Bei "Belgisch schwarz", einem Devonkalkstein, funktioniert das auch. Aber das sind absolute Ausnahmen. Geflammte Oberflächen zeichnen sich durch eine hervorragende Rutschsicherheit und schlechte Reinigungsfähigkeit aus. Anders als beim gesandstrahlten Naturwerkstein gibt es keine Abstufung (grob - fein) für eine Flammung. Unterschiede sind rein mineralogisch entstanden. Fämmen bei gelben Graniten ist ohne weiteres möglich. Eine Farbveränderung ist schon aus der Veränderung der Oberflächenstruktur gegeben. Beim Flämmen wird die Oberfläche des Steines in Form der Struktur des Steines aufgeraut. Dies geschieht durch die unterschiedliche Ausdehnung der einzelnen Bestandteile des Steines beim erhitzen der obersten Schicht. Das Ergebnis ist abhängig von der Art des Steines/der Struktur und vom Temperaturschock, der beim flämmen entsteht. Dieser wird versärkt durch die plötzliche Abkühlung der erhitzten Fläche mit Wasser, welches direkt nach der Flamme auf den Stein gegeben wird.

Gesandstrahlt

Die Oberfläche wird mit unterschiedlichsten Körnungen und Drücken bearbeitet, wie man es vom konventionellen Sandstrahlen her kennt. Je nach Strahlgut, Strahldruck und Gesteinszusammensetzung kann eine sehr grobe bis sehr feine Oberfläche erzeugt werden.

Gesandelt

Früher wurden Gesteine gesandelt um eine Politur abzuschleifen oder vorzubereiten. Diese körperlich schwere Arbeit wurde noch in den Nachkriegsjahren mit einem speziellen "Stahlkotz" und verschiedenen Sanden durchgeführt. Wie bei der geflammten Oberfläche sind die Reinigungskosten in Innenbereichen relativ hoch.

Spaltrau

Naturgegebene Oberflächen werden seit Jahrtausenden verwendet. Sandsteine, Tonschiefer, Quarzite oder bruchraue Gneise sind je mehr oder weniger spaltbar. Hier gibt es oft Streit über die angrenzenden Überzähne oder entstehenden Stolperkanten. Spaltrauer Marmor kommt u. a. im Rauriser Tal vor. Der dortige Dolomitmarmor ist gut spaltbar

Feinbearbeitungen

Schleifen

Schleifen manuell

Schleifen war früher eine richtige Knochenarbeit, die ohne Maschinen durchgeführt wurde. Mit Schleifsteinen, verschiedenen Sanden und Ärmelschmalz wurde der Belag feingeschliffen und durch die Verwendung von "klassischen Seifen" und Bienenwachs auf Hochglanz gebracht.

Schleifen heute

Die Bearbeitung mit Schleifmitteln gehört zu den ältesten Bearbeitungen. Heute sind moderne Maschinen und Schleifmittel an der Tagesordnung. Es gibt keine Norm oder einfache Möglichkeit der Prüfung der Oberflächenrauigkeit. Was sich z. B. hinter der Bezeichnung "C120" versteckt ist fast nicht bekannt. Das "C" steht für Carborundum - Siliciumcarbid der gleichnanmigen Firma. Die Zahlen sind historisch zu betrachten. Der Erfinder, ein Herr Acheson, war ein Amerikaner und hat eine SieUinie für seine Silikate definiert, natürlich nicht in einem metrischen System. Deshalb bedeuten die Zahlen "Anzahl der Siebmaschen pro quadratzoll". Damit wird die "Korngröße sortiert mehr nicht. Man kann anhand der Zahlen keine reproduzierbare Oberfläche erwarten. Die Unterschiede innerhalb eines Schliffs, z. B. "C 120" liegen neben der Sieblinie und ob auf einer Unmaßtafelstraße oder Fliesenstraße, werkseitig oder "vor Ort" geschliffen wird. Dazu kommen noch die Eigenschaften des Schleifmaterials hinzu, wie z. B. Bindemittel oder Kornschärfe. Nicht zu vergessen ist, das der Naturstein auch seine Eigenheiten aufweist. Die so entstandene Mikrorauigkeit ist natürlich genauso vielseitig, wie die Verfahren. Auch die Rutschsicherheit ist abhängig von der gesamten Bearbeitungsstruktur.

Als grobes Raster kann man sagen:

  • C 30 sehr grob, deutliche Schleif- und Sägespuren, Steinfarbe und Struktur fast nichti erkennbar
  • C 60 grob, deutlich fühlbare Schleifspuren, Farbe und Struktur wenig erkennbar
  • C 90 mittel, von oben sichtbare Schleifspuren, Grobe Strukturen erkennbar, sehr blasse Farben
  • C 120 mittel; sichtbare Schleifspuren, blasse Farben, Struktur erkennbar, im Streiflicht sichtbar
  • C 180 kaum ein Unterschied zum vorherigen Schliff, fühlt sich nur glatter an
  • C 220 feinerer Schliff, Farben und Strukturen gut zu erkennen, im Streiflicht sichtbar
  • C 320 seidenmatte Oberfläche, im Streitlicht immer noch sichtbar
  • C 400 seidenmatt, Biotite glänzen schon, Farbe gut zu erkennen, im Streiflicht immer noch sichtbar
  • C 600 fast poliert, minimale Oberfläche, im Streiflicht immer noch sichtbar
  • C 800 je nach Material, kann man von Politur sprechen, im Streiflicht immer noch sichtbar

Geschliffene Oberflächen zeigen immer Schleifspuren im Gegenlicht. Je nach Mineralgehalt und -verteilung sind auch deutliche Glanzunterschiede, innerhalb einer Lieferung unvermeidbar" Aber geschliffen hat auch Vorteile, z. B. die Möglichkeit die Oberfläche bei Bedarf neu zu schleifen, sei es durch die Unterschiedliche Abnutzung (schleichende Verglättung) oder um Verlegefehler (Überzähne) auszugleichen.

polierte Oberflächen

Die attraktivste Seite eines Natursteins ist die polierte Oberfläche, aber auch hier gibt es zu erklärende Unterschiede zwischen einer "Politur" und "Poliert". Im Normalfall (bei korrekter Arbeit) ist ein Hartgestein, wie Granit, Basalt oder Gabbro so weit ausgeschliffen, dass keine Schleifspuren mehr erkennbar sind, auch nicht im Streiflicht. Glanzunterschiede zwischen den einzelnen Mineralien sind z. B. bei Granit nicht auszuschließen. Bei Marmor und Kalksteinen wird oft eine Politur mit Oxalsäuren z. B. mit Kleesalz aufgebracht. Dabei werden oberflächlich Calciumoxalate gebildet, die besonders stark Licht reflektieren. Vorteil der polierten Flächen ist neben der Optik die beste Reinigungsfähigkeit.

poliert und gelasert / chemisch angeätzt

Mit der Lasertechnik für Naturstein, erfunden vom Fraunhofer Institut für Lasertechnik in Dresden und der Anätzung durch Säuren kann die Oberfläche werkseitig bearbeitet werden, um die Bewertungsgruppe der Rutschsicherheit "R9" nach DIN 51130 zu erreichen. (siehe hierzu auch Rutschsicherheit) Je nach Material und Verfahren sind aber optische Beeinträchtigungen und Verfärbungsrisiken (durch unsachgemäße Ätzung) nicht immer auszuschließen. Bei der Lasertechnik werden Mikroporen in die Oberfläche eingeschossen. Der Glanz bleibt trotzdem erhalten und Rutschsicherheit wird erzeugt. Aus Australien kam eine gesandstrahle und geätzte Oberfläche unter dem Namen "Bright Etched" auf den deutschen Markt, die in Europa nur sehr selten Anwendung fand, dann aber als Direktimport aus dem Land der Koalabären.

geflammt und gebürstete Oberflächen

Das ist eine der neuesten Oberflächen. Nachdem eine Gesteinsoberfläche geflammt ist, sieht sie unter dem Mikroskop aus, wie die schroffen und zerklüfteten Dolomiten. Mit Hilfe von Bürsten, in deren Metall- oder Kunststoffborsten Schleifkörner eingearbeitet sind, wird die Oberfläche geglättet. Die mikrorauigkeit wird eliminiert. Die Oberfläche fühlt sich samtweich an ist aber makrorau. Unter dem Mikroskop ist dann die sanfte Hügellanschaft des Westerwalds analog zu erkennen.

Jetgestrahlt

Auch diese relativ neue Bearbeitung ist nicht normativ definiert und jeder Hersteller macht "seine" Jetstrahlung mit Wasser und Schleifmitteln. Ansonsten ist es wie bei den gebürsteten Oberflächen zu betrachten.