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Bernhard Bueb

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Bernhard Bueb während eines Vortrags mit Lesung in Langenau/Württ

Bernhard Bueb [ˈbu:əb] (* 24. Oktober 1938 in Tansania) ist ein deutscher Theologe und Pädagoge.

Leben

Bueb kam nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen Eltern, die in der damals britischen und vormals deutschen Kolonie Kaffeeplantagen besaßen, aus Ostafrika nach Deutschland. Er besuchte die Grundschule in Schwäbisch Hall. Nach seinem Abitur am jesuitisch geleiteten Kolleg St. Blasien folgte der Dienst bei der Bundeswehr, den er als Fahnenjunker beendete. Hiernach studierte er Philosophie und katholische Theologie in München und Saarbrücken, wo er über das Thema „Nietzsches Kritik der praktischen Vernunft“ promovierte. Es folgte eine Assistenzstelle bei Hartmut von Hentig an der Universität Bielefeld sowie eine zweijährige Tätigkeit als Erzieher an der Odenwaldschule.

Bekannt wurde er als Leiter des Internats Schule Schloss Salem – dieses leitete er von 1974 bis 2005. Außerdem war er von 1980 bis 1999 Mitglied des Vorstandes der Studienstiftung des deutschen Volkes. Zudem ist Bueb Teil des Kuratoriums der Privatschule Schloss Neubeuern.

Im Jahre 2005 wurde Bueb mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Im Jahr 2006 veröffentlichte er das Erziehungsbuch Lob der Disziplin – Eine Streitschrift. Es wurde von einer mehrteiligen Erziehungsserie in der Boulevardzeitung Bild begleitet.

Bueb lebt heute in Überlingen am Bodensee.

Pädagogische Ansichten

Bernhard Bueb fasst in diesem Buch ("Disziplin") seine Erkenntnisse als Pädagoge zusammen. Danach werden Freiheitsspielräume in der Erziehung nur von einer Minderheit der Jugendlichen zur persönlichen Entwicklung genutzt. Zuviele Freiheiten seien sogar schädlich für den Erwerb von Freiheit, denn Freiheit sei „eine spät erworbene Tugend, die viel Disziplin erfordert“. Bis Kinder und Jugendliche diese Selbstdisziplin erwerben, müsse man ihnen mit Vorgaben, Disziplin, klarem angekündigtem Strafmaß und schneller Bestrafung Grenzen setzen. [1]

So fordert Bueb im Kampf gegen Drogenkonsum die verdachtsunabhängige Urinkontrolle für alle Jugendlichen. Kleinkinder sollen tagsüber im Rahmen einer Gemeinschaftserziehung zwangsweise ihren „überbetreuenden Müttern entzogen werden, die es viel zu gut meinen und die Kinder zu lauter Egoisten erziehen.“ Denn ohne Gemeinschaft mit anderen Kindern erleben sie „keine Eifersucht, keinen Neid, sie müssen nicht teilen, sie erfahren keine Ungerechtigkeit, deshalb bleibt auch Gerechtigkeit für sie ein Fremdwort.“ [1] Wechselvolle Erfahrungen dagegen sowie Eingebundensein in Autorität und Mannschaftsgeist sollen durch Spiele vermittelt werden. Aufgabe der Pädagogen sei es auch, bei der Suche nach den außerschulischen Begabungen Hilfe zu leisten.

Das konservative Erziehungskonzept Buebs wurde nach der Buchveröffentlichung in Fernsehen, Hörfunk und Printmedien („veröffentlichte Meinung“) ausgiebig thematisiert. Während Bueb hier zumindest teilweise auf - teils sogar lautstarke - Zustimmung stieß, lehnen die universitäre Fachwelt und berufsständische Vereinigungen wie z.B. Lehrerverbände seine Thesen fast durchweg ab. [2] [3] [4] So bezeichnete z.B. der renommierte Entwicklungspsychologe und Kindertherapeut Wolfgang Bergmann die Thesen des Buches als "Dämlichkeiten". [5] Buebs ehemaliger Mentor Hartmut von Hentig erklärte öffentlich, der Inhalt des Buches ekele ihn so sehr an, dass er noch nicht einmal Kritik hierzu äußern wolle. Kritisch betrachteten verschiedene Medienvertreter darüber hinaus unbeabsichtigte Ähnlichkeiten des Erziehungskonzepts Buebs mit rechtsextremen Bildungsidealen. [6]

Auch während seiner Zeit in Salem (1974-2005) war Bueb an der Spitze der Schule nicht unumstritten. Die von ihm durchgesetzten verdachtsunabhängigen Alkoholtests und Urinproben bei Schülern verurteilten Salemer Lehrer laut der Wochenzeitschrift Der Spiegel als "entwürdigende Einschränkung der persönlichen Freiheit". [1]

Zitate

„Es ist der Natur des Menschen gemäß, dass er lange Zeit bereit ist, sich unterzuordnen.“

Bernhard Bueb [1]

„Die Angebotspädagogik ist gescheitert. Ein 15-Jähriger reagiert nur, wenn wir sagen: ‚Du gehst jetzt in die 'Zauberflöte', ob es dir passt oder nicht.‘ Wenn er fünfmal drin war, wird es ihm schon Freude machen.“

Bernhard Bueb [1]

„Wenn wir unsere Unschuld im Verhältnis zur Macht wiedergewonnen haben, werden wir auch unbefangen von Disziplin und Gehorsam sprechen können. (...) Wir müssen noch einen weiten Weg gehen, bis wir in Deutschland legitime Macht, also Autorität, als prinzipiell gut und segensreich anerkennen und der mögliche oder tatsächliche Missbrauch von Macht für uns kein Einwand mehr ist.“

Bernhard Bueb [7]

„Gehorsam verlor in den letzten vierzig Jahren jedes Ansehen in der Pädagogik, aber nicht in der Armee. (...) Soziale Tugenden, die Menschen für Extremsituationen qualifizieren, wie sie der Krieg mit sich bringt, bedürfen der Übung wie andere Tugenden auch.“

Bernhard Bueb [7]

Werke

  • Bueb, Bernhard: Nietzsches Kritik der praktischen Vernunft. Stuttgart: Klett-Cotta 1970. ISBN 3129015906.
  • Sarason, Seymor B.: Angst bei Schulkindern. Ein Forschungsbericht. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bernhard Bueb & Helmut Skowronek. Stuttgart: Klett-Cotta 1971. ISBN 312926910X.
  • Miscoll, Ilse; Bueb, Bernhard u. a.: Schule Schloß Salem. Chronik - Bilder - Visionen. Geschichte und Geschichten einer Internatsschule. Stuttgart: Klett 1995.
  • Bueb, Bernhard: Lob der Disziplin - Eine Streitschrift. Berlin: List 2006. ISBN 3-471-79542-1.
  • Bueb, Bernhard: Nur strenge Eltern sind gute Eltern. Erziehungsserie. In: Bild (11. - 15. September 2006). Online: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5.

Quellenangaben

  1. a b c d e Martin Doerry, Katja Thimm: Disziplin ist das Tor zum Glück. In: Der Spiegel. 37/2006 (Interview)
  2. Josef Kraus: Pauschalurteile bringen nicht weiter. In: Rheinischer Merkur. 21. September 2006 (Präsident des Deutschen Lehrerverbandes zu Bernhard Bueb Thesen)
  3. Hans Traxl: Bernhard Bueb zwischen Bild und philosophischem Quartett. In: Söhne und Töchter.(Oberstufenleiter der Odenwaldschule über Bernhard Bueb)
  4. Hans Brügelmann: Pädagogik ist keine Technik. In: Archive der Zukunft. 18. September 2006 (Professor für Erziehungswissenschaften Universität Siegen mit einem Replik auf Bernhard Buebs Medienkampagne)
  5. Kathrin Zinkant: Wir haben die falschen Lehrer. In: Die Zeit. 23. November 2006
  6. Matthias Altenburg: Weniger Disziplin bitte!. In: Die Zeit. 27. September 2006
  7. a b Bernhard Bueb: Lob der Disziplin - Eine Streitschrift. List Verlag, 2006, ISBN 3-471-79542-1