Kumiho
Die Kumiho (oder Gumiho), wörtlich "Fuchs mit neun Schwänzen", ist die koreanische Variante der chinesischen und japanischen Fuchsfeen. Sie ist meistens weiblich und bösartig. Während die anderen Fuchsgeister bisweilen sukkubushafte Züge aufweisen, ist die Kumiho oftmals eine Menschenfresserin, zugleich auch eine Verführerin. Dem Volksglauben nach benötigt sie eine bestimmte Anzahl menschlicher Herzen oder Lebern, um eine menschliche Seele zu erlangen. Auffällig ist ihre Ähnlichkeit mit den aus dem Hinduismus und Buddhismus bekannten Dâkinîs Indiens, welche die Lebensessenzen der Menschen aufsaugen.
Der Dichter Frederick J. Mayer versuchte, in einem schaurig-schönen Gedicht die morbide Atmosphäre während der Verführung durch eine Kumiho zum Ausdruck zu bringen:
Dunkle, wolkenlose Nacht, Geruch von Verwesung;
Köstliche Chimäre erotischer Freuden,
Pilzhafte Geheimnisse unter duftenden Bäumen,
Rubinrote Ausdünstung schillernden Glanzes,
Zärtlich-wilde Augen, lodernd wie Feuer,
Strahlende weibliche Jugend, verführerisch,
Menschenherz in einem Schlachthaus
Von Seele und Fleisch. Finger so flink wie Schmerz,
Morgendämmerung, Leichnam in stiller Höhle,
Ausgespieen, purpurrot, von Flecken besudelt,
Erlangtes Menschsein.
Eine gewisse Popularität erlangte der Spielfilm "The fox with nine tails" (Kumiho Woejeon) von 1994. Er basiert auf der alten koreanischen Sagenwelt und wird in Korea mindestens einmal im Jahr im Fernsehen gezeigt. Im Mittelpunkt steht Shi Yeon (gespielt von Kim Tae-Hee), eine Fuchsfrau, halb Frau, halb Füchsin, die einen Mann benötigt, um voll und ganz zu einem Menschen zu werden und undercover in der Welt der Menschen lebt. Tagsüber ist sie eine Frau, die als Museumsangestellte arbeitet, nachts die Ranghöchste in einem Clan von Fuchsgeistern, der den Erhalt des Gleichgewichts zwischen Menschen und Füchsen zum Auftrag hat. Ihre Welt gerät ins Wanken, als grauenvolle Serienmorde geschehen, die Organhandel zum Hintergrund haben. Als auch der ermittelnde Kommissar einem Attentat ausgesetzt ist, fällt er in eine Art komatösen Zustand, und es ist Shi Yeon, die mit Hilfe eines anderen Fuchskriegers sein Leben rettet, weil sie einen Mann für ihre Menschwerdung braucht. Das Schicksal will es jedoch, dass sie sich in ihr auserkorenes Opfer verliebt, das in seinem Zustand die wahre Identität der Kumiho erkannt hat ... Stoff genug für viel Gefühl und Spannung! „The fox with nine tails“ verarbeitet alte Vorstellungen von der Kumiho mit modernen Aspekten von verbotener Liebe, Tod und Organhandel und brilliert sowohl durch die schauspielerischen Leistungen als auch durch Spezialeffekte in einer dramatischen Handlung.
Literatur
- Mailahn, Klaus: Der Fuchs in Glaube und Mythos, Münster 2006, ISBN 3-8258-9483-5, Kap.: Korea, Abschnitt: Kumiho (weitere Quellen dort).
Kategorien: Korea; Sage; Volksreligion; Film; Spielfilm