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Puppendoktor Pille

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Kinderprogramme und DDR-Fernsehen

Kinderprogramme im Fernsehen - das Thema verbindet man gewöhnlich mit so modernen Erfindungen wie Sesamstraße, Sendung mit der Maus oder Teletubbies. Dabei hat der Deutsche Fernsehfunk, 1972 in Fernsehen der DDR umbenannt, als erste deutsche Sendeanstalt schon vom ersten Sendetag an - dem 21. Dezember 1952 - Kindersendungen ausgestrahlt.

Der DFF bzw. das Fernsehen der DDR darf international als ein Pionier des pädagogisch bzw. ästhetisch motivierten Kinderprogramms gelten. Auch in einigen anderen Informations- und Unterhaltungsgenres sowie in technischer Hinsicht war der Deutsche Fernseh Funk (DFF) den Fernsehanstalten anderer Staaten oft voraus. Natürlich muss er auch in seiner Rolle als Teil des Informationsapparats der DDR-Führung, eben als Staatsfernsehanstalt, betrachtet werden.

Mit dem Ende der DDR im Jahr 1990 erlebte auch das Fernsehen der DDR ein wechselvolles Schicksal: Aus dem Staatsfernsehen hatte sich langsam eine eigenständiges, sehenswertes Angebot entwickelt, das schließlich - wahrscheinlich gegen den Willen der Bevölkerung - seine "Abwicklung" erlebte. Damit gingen einige traditionsreiche und journalistisch gut gemachte Magazine und Unterhaltungsangebote verloren, die bei den Menschen zwischen Thüringer Wald und Insel Rügen sehr beliebt waren - besonders in den Bereichen Volksmusik und Show, Wissenschaft und Technik, Schauspiel und Puppentheater, Kinder- und Jugendsendungen. Das Fernsehen der DDR ist heute ein Forschungsobjekt [1].

Geblieben und seit 1991 ins "West-Fernsehen" integriert ist das legendäre Sandmännchen - eine Abendsendung für Kinder mit einer kurzen Rahmenhandlung, dem Gruß des Sandmanns. Eingeschlossen sind abwechslungsreiche Beiträge aus der Welt der Puppen, Märchen usw. oder zu typischen Kinderthemen wie Spielen, Gesundheit, Freunde, Familie usw., die als Gute Nacht Geschichten gedacht sind. Auch mit dem Abendgruß des Sandmännchens gelang dem DFF im Wettlauf mit dem SFB eine internationale Premiere. Start war am 22. November 1959. Das Sandmännchen wurde später in vielen Ländern vor allem des sozialistischen Lagers gezeigt. Neben unverfänglichen Motiven konnte das Sandmännchen auch durchaus zum "aktuellen politischen Tagesgeschehen", wie man damals sagte, passen, sei es mit Kleidung, Fahrzeug oder am passenden Besuchsort.

Im Abendgruß und zum Teil deckungsgleich in der Sonntagsserie "Zu Besuch im Märchenland" erschienen zahlreiche Puppen- und Märchenfiguren, die Kultstatus erlangten. Zum Beispiel die Ente Schnatterinchen (schon seit 1953 im Programm), Frau Elster (ab 1955) und der Kobold Pittiplatsch (seit 1962). Andere Figuren – von Schauspielern dargestellt – waren z.B. Professor Flimmrich, Meister Briefmarke, Meister Nadelöhr oder Frau Puppendoktor Pille.

Zu Besuch bei Frau Puppendoktor Pille

Im Jahr 1963 setzte der DFF eine weitere Idee zur Ergänzung des Kinder-Abendprogramms um: "Zu Besuch bei Frau Puppendoktor Pille". Der neue Kinderliebling kam einmal in der Woche im Abendgruß und berichtete aus der (fiktiven) Sprechstunde, spielte den Kummerkasten und vertrauten Vermittler zwischen Puppen-, Kinder- und Erwachsenenwelt.

Frau Doktor gab den Puppenmuttis und Puppenvatis allerlei Tipps für braves Verhalten, gute Erziehung, praktische Spiele drinnen und draußen und vor allem für die Gesundheit. Richtige Ernährung, Vermeidung von Erkältungen, Geduld bei Krankheit usw. spielten eine zentrale Rolle.

Aufwändig gezeichnete Bilderbücher ergänzten das Fernsehprogramm. Die Puppendoktorin zierte auch Kinderkalender und war gemeinsam mit anderen Kinderfernseh-Figuren für eine Briefmarken-Serie vorgesehen (die aber nicht verwirklicht wurde).

"... habt Ihr Kummer oder Sorgen, dann schreibt gleich morgen an Frau Puppendoktor Pille mit der großen klugen Brille," sagte sie immer zum Abschied. Der Satz wurde zum geflügelten Wort, führte aber zu Elternprotesten. Man meinte, eine Brille könne doch nicht klug sein. So wechselte das DDR-Fernsehen später zur "großen runden Brille".

Bis 1968 stellten Helga Labudda und Angela Brunner die Frau Puppendoktor dar. Dann schlüpfte die junge Berliner Schauspielerin Urte Blankenstein erfolgreich in die Rolle. Fast zwanzig Jahre lang gelang es ihr, die kleinen Fernsehzuschauer Woche für Woche zu begeistern. Insgesamt wurden über 1000 Abendgrüße produziert.

Im Jahr 1988 machte das DDR-Fernsehen mit der Frau Puppendoktor abrupt Schluss, denn man wollte keine Kult-Figuren. Dann kam die Wende, die "Abwicklung" des DFF und Künstler wie Urte Blankenstein waren in dieser Zeit wenig gefragt. Im Unterschied zu Sandmännchen, Pittiplatsch und Schnatterinchen wurde die Figur der Frau Puppendoktor Pille auch nach 1990 nicht mehr neu in Kinderprogramme deutscher Sendeanstalten aufgenommen - zum Bedauern mehrerer Generationen ostdeutscher Eltern.

Dennoch ist Frau Puppendoktor Pille nicht gestorben. Schon ab 1970 - parallel zum Abendgruß im Fernsehen - trat Urte Blankenstein verkleidet mit Kittel, Perücke und großer Brille auch "live" in Kindergärten, Schulen, Theatern, Kulturhäusern, auf Freilichtbühnen und bei diversen Veranstaltungen in der ganzen DDR auf. Sie durfte ihr beliebtes Angebot sogar exportieren und war Gast bei Kinderferienprogrammen in der BRD.

Aus dieser Erfahrung entwickelte Urte Blankenstein nach der Wende eigene Kinderunterhaltungsprogramme. Sie sind reich an Musik, Liedern, Spielen und Mitmachaktionen. Diese Programme werden in ganz Ostdeutschland gerne nachgefragt.

Im Kinderprogramm "Der Nächste bitte ..." geht es um turbulente Sprechstunden in der Praxis der Frau Puppendoktor, wo Frosch Quaki und Sanitäter Konstantin (Konstantin Netzband) so einiges auf den Kopf stellen.


http://de.wikipedia.org/wiki/Fernsehen_der_DDR

http://de.wikipedia.org/wiki/Sandm%C3%A4nnchen

http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturschaffende_in_der_DDR


Außerdem interessant:

http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=4889&tv=Frau_Puppendoktor_Pille

http://www.br-online.de/jugend/izi/text/wiedemann14_2.htm

http://www.ddr-fernsehen.de


Freunde und Sammler:

Schneiderstube, Nabalus http://mitglied.lycos.de/nabalus

MDR, Sendung "Unter uns" http://www.mdr.de/unter-uns/archiv/1760007.html

Kudernatschs Kautsch http://www.kudi.de/kautsch/galerie/031000/index.shtml

Made in GDR http://home.arcor.de/madeingdr


Weitere Quellen:

Archiv Urte Blankenstein, Archiv Internetredaktion Bernward Damm