Ernst Klapp (Agrarwissenschaftler)
Ernst Klapp (* 18. März 1894 in Mainz; † 27. September 1975 in Ottobeuren/Allgäu) war ein deutscher Agrarwissenschaftler. Er gehört zu den profiliertesten Hochschullehrern auf dem Gebiet des Acker- und Pflanzenbaus und gilt als der Begründer einer eigenständigen Grünlandwissenschaft.
Lebensweg
Klapp, Sohn eines Offiziers, begann 1913 eine landwirtschaftliche Lehre, wurde 1914 zum Militärdienst eingezogen und kehrte erst 1920 aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Deutschland zurück. Er studierte Landwirtschaft, zunächst an der Universität Göttingen, dann an der Technischen Hochschule München, wo er 1923 bei Ludwig Kießling mit einer Dissertation über die Pflanzenbestände oberbayerischer Wiesen promovierte. Es folgte eine zweijährige Tätigkeit bei der Deutschen Saatbau-Gesellschaft in Berlin. 1925 erhielt er eine Anstellung als Referent bei der Ackerbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin. In dieser Funktion betreute er Feldversuche und erarbeitete eine neue Systematik der deutschen Kartoffelsorten.
1926 habilitierte sich Klapp an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin mit einer Arbeit über das Verhalten von Wiesenpflanzen gegenüber Düngungsmaßnahmen. 1927 folgte er einem Ruf an die Universität Jena und übernahm dort als Nachfolger von Wilhelm Edler den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau. 1934 ging er als ordentlicher Professor für Acker- und Pflanzenbau an die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim.
1936 wurde Klapp Nachfolger von Theodor Remy an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Als Direktor des Instituts für Boden- und Pflanzenbaulehre (seit 1958: Institut für Pflanzenbau) wirkte er hier bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1964. Während dieser Zeit war er zugleich Leiter der zur Fakultät gehörenden Versuchsgüter Dikopshof und Rengen und der Versuchswirtschaft für Obst- und Gemüsebau Marhof. In Bonn hat er über 600 Diplomarbeiten und mehr als 100 Dissertationen betreut.
Grünland-Forschung
Das Hauptinteressensgebiet von Klapp war an allen Stationen seines Lebens das Grünland. Während seiner Lehrtätigkeit an der Universität Jena hat er die Wiesen und Weiden in Thüringen intensiv erforscht und sich auch mit Fragen des Futterbaus beschäftigt. Diese ersten, überwiegend an den Bedürfnissen der landwirtschaftlichen Praxis orientierten Untersuchungen, fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Publikationen, u. a. in der 1934 erschienenen Schrift "Das Dauergrünland. Wegweiser zur erfolgreichen Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden".
Frühzeitig hat Klapp die Methoden der Pflanzensoziologie in der Grünland-Forschung angewendet und dabei gleichzeitig die ökologischen Grundlagen der unterschiedlichen Pflanzenbestände untersucht. Über die langjährigen Erfahrungen seiner Untersuchungsmethodik berichtete er erstmals zusammenfassend in dem 1949 erschienenen Buch "Landwirtschaftliche Anwendungen der Pflanzensoziologie". Unter seiner wegweisenden Führung entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg die Grünlandlehre in Deutschland zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin. Vor allem in den 50er Jahren wurden an den meisten landwirtschaftlichen Fakultäten fachspezifische Grünland-Lehrstühle eingerichtet und Institute mit entsprechenden Forschungsmöglichkeiten gegründet.
Klapps bedeutendste Veröffentlichung auf dem Gebiet der Grünlandlehre ist sein Lehr- und Handbuch "Wiesen und Weiden", das 1938 in erster und 1971 in vierter Auflage erschienen ist. Das Buch, von dem auch fremdsprachige Ausgaben vorliegen, gehört zu den "Klassikern" der wissenschaftlichen Landbau-Literatur. Außerordentliche Verdienste erwarb sich Klapp als Autor mehrerer Bestimmungsbüchern für Gräser und Grünlandkräuter, mit deren Hilfe diese Pflanzen auch im nichtblühenden Zustand erkannt und bestimmt werden können. Weiteste Verbreitung fand sein 1937 erstmals erschienenes "Taschenbuch der Gräser", dessen 13. überarbeitete Auflage Wilhelm Opitz von Boberfeld 2006 herausgegeben hat.