Buchen (Odenwald)
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Buchen ist eine Stadt im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg. Ihr amtlicher Name ist Buchen (Odenwald).
Geografie
Buchen liegt im südöstlichen Odenwald an der Nahtstelle zum Bauland, entlang des Obergermanisch-raetischen Limes. Es liegt geographisch im Dreieck der Großstädte Mannheim, Würzburg und Heilbronn. Nachbarorte sind Walldürn und Seckach. Das Gemeindegebiet liegt im Naturpark Neckartal-Odenwald in 250 bis 500 Metern Höhe.
Stadtgliederung
Die Stadt wurde 1975 im Rahmen der Verwaltungsreform in Baden-Württemberg durch Eingemeindung von 13 Gemeinden rund um die Stadt Buchen erweitert. Dies sind:
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Geschichte
773/774 wurde Buchen im Lorscher Codex, dem Urkundenbuch des Klosters Lorsch, als Buchheim erstmals erwähnt. Nach mehreren Besitzwechseln wurden Gerichtsbarkeit und Vogteirechte an die Herren von Dürn übertragen und Buchen 1280 die Stadtrechte verliehen. Im heutigen Ortsteil Bödigheim errichtete im Jahr 1286 der Ritter Wiprecht Rüdt eine Burg, die Ende des 16. Jahrhunderts um einen Renaissance-Palas erweitert wurde. Um 1303/1309 wird Buchen an den Erzbischof von Mainz verkauft und verbleibt dort 500 Jahre lang. Götz von Berlichingen wird im Bauernkrieg 1525 im heutigen Museumshof gegen seinen Willen zum Hauptmann des Bauernhaufens verpflichtet.
1712 bis 1720 wurde das neue Rüdt von Collenberg´sche Schloss von Johann Jakob Rischer in Bödigheim erbaut. Durch Blitzschlag kommt es 1717 zu einem katastrophalen Stadtbrand. 1803 wird Buchen nach Auflösung des Kurfürstentums Mainz im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses dem durch Order von Napoleon umgesiedelten Fürstentum Leiningen zugeordnet, 1806 dann dem Großherzogtum Baden. Die badische Revolution von 1848/49 macht sich auch in Buchen bemerkbar.
In der Reichspogromnacht 1938 werden auch in Buchen und Bödigheim Synagogen geschändet. Nach den folgendenen Deportationen kamen von den 1933 in Buchen lebenden 34 Einwohnern jüdischen Glaubens mindestens 13 ums Leben.
Mit der Gemeindereform 1975 werden 13 Ortschaften eingemeindet. 1986 finden in Buchen die Heimattage Baden-Württemberg statt.
Politik
Gemeinderat
Seit der Wahl vom 13. Juni 2004 setzt sich der Gemeinderat der Stadt Buchen unter dem Vorsitz des Bürgermeisters folgendermaßen zusammen:
CDU | 21 Sitze |
FWV | 7 Sitze |
SPD | 4 Sitze |
Bürgermeister
Seit Februar 2006 ist Roland Burger der Bürgermeister der Stadt Buchen. Zuvor (seit Februar 1991) war er Bürgermeister der Stadt Osterburken. Der frühere Bürgermeister wurde Landrat des NOK in Mosbach.
Wirtschaft und Infrastruktur
Buchen hat als Mittelzentrum zwischen Neckar und Main eine gesunde Wirtschaftsstruktur aus Produktion, Handel, Handwerk und Dienstleistungen aufgebaut und in Gewerbegebieten angesiedelt.
Es gibt ein Kreiskrankenhaus Buchen am Ort und diverse Altenheime.
Verkehr
Buchen ist über die A 81, Ausfahrt Adelsheim/Osterburken, Landstraße (von Süden) oder Ausfahrt Tauberbischofsheim, B 27 (von Norden) her sowie über die A 6, Ausfahrt Sinsheim, B 292 und B 27 (von Südwesten) zu erreichen.
Der Bahnhof Buchen (Odenw) liegt an der Bahnstrecke Seckach-Miltenberg (KBS 709, auch Madonnenlandbahn genannt), die in Buchen Ost einen weiteren Haltepunkt hat. Der Bahnbetrieb wird durch die Westfrankenbahn durchgeführt. Den ÖPNV versorgen Busse im Verkehrsverbund Rhein-Neckar.
Der Flughafen Stuttgart und der Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt am Main sind jeweils etwa 100 km entfernt. Der nächste Landeplatz ist der Flugplatz Walldürn. Der nächstgelegene Binnenhafen ist Wertheim am Main.
Behörden, Gerichte und Einrichtungen
Buchen ist Sitz eines Amtsgerichts, das zum Landgerichtsbezirk Mosbach gehört. Die Stadt ist ferner Sitz des Regionalbüros Odenwald-Tauber des Erzbistums Freiburg, zu dem die Dekanate Buchen, Tauberbischofsheim, Lauda in Lauda-Königshofen und Mosbach gehören.
Bildungseinrichtungen
In Buchen gibt es eine Vielzahl an Schulen, weswegen täglich massenhaft Schüler in die ehemalige Kreisstadt strömen. Buchen hat eine technische Berufsschule mit Gymnasium für die Fachrichtungen Technik und Informationstechnik, ein Allgemein bildendes Gymnasium, eine Fachschule für Sozialpädagogik, eine Hauswirtschaftsschule sowie mehrere Real-, Haupt-, Grund- und Sonderschulen. Außerdem hat Buchen 4 Kindergärten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Aufführungen der Badischen Landesbühne.
Museen und kulturelle Einrichtungen
- Bezirksmuseum Buchen
- Bücherei des Judentums
- Hermann-Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst
Vereine
Die Stadt und ihre Gemeinden haben ein reges Vereinsleben, das über eine Datenbank abzufragen ist (siehe Weblinks).
Sehenswürdigkeiten / Bauwerke
- Der Buchener Stadtteil Hettigenbeuern ist staatlich anerkannter Erholungsort.
- Der römische Obergermanisch-Raetischer Limes als größtes Bodendenkmal Europas verläuft am Rand des Stadtgebiets von Walldürn durch Buchen Richtung Osterburken. Die Römer hatten bis gegen das Jahr 260 den Limes als Schutzwall gegen Alemannen und andere Germanenstämme von Rheinbrohl aus über 500 km bis zur Donau ausgebaut.
- Tropfsteinhöhle in Eberstadt (Entdeckung 1971)
- Eiermann-Bau: eines der ursprünglichsten Bauwerke (Hotel, 1967) des berühmten Architekten Egon Eiermann, in dem die von ihm selbst entworfenen Zimmer/Einrichtungen noch heute in Betrieb sind.
- Sendemast des SWRs bei 9°19'58" östliche Länge und 49°31'51" nördliche Breite. Dieser Sendemast, der sich nördlich der Stadt an der B27 zwischen Buchen und Walldürn befindet, ist als gegen Erde isolierte, abgespannte 60 Meter hohe Stahlfachwerkkonstruktion ausgeführt und diente bis 1993 auch zur Verbreitung von SDR-1 auf der MW-Frequenz 1485 kHz mit einer Sendeleistung von 100 Watt. Heute wird dieser Mast nur noch als Sendemast für die Abstrahlung der UKW-Programme des SWR genutzt. Da in den letzten Jahren die UKW-Antennen auf seiner Spitze erweitert wurden, wurde die oberste Pardune durch eine durchgehende geerdete Pardune ausgetauscht, so dass heute kein Sendebetrieb auf Mittelwelle von diesem Standort mehr möglich ist.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Fastnacht: die "Buchener Faschenacht" ist ein überregionaler Anziehungspunkt, der jedes Jahr mit uraltem traditionellen Hintergrund tausende von Besuchern anreisen lässt. Pflicht ist zumindest beim jährlichen Faschings-Umzug, der aus dem Mittelalter stammenden Symbolfigur, dem Buchener Blecker, das Hinterteil zu küssen.
- Goldener Mai - Jazz-Sessions im ganzen Stadtgebiet - Eintritt frei. Erstes Maiwochenende am Samstag.
- Vorsommerfest - Blasmusik im Museumshof an einem Wochenende Mitte Juni - incl. Kellerbar ("Zeitmaschine") am Samstag. Veranstalter sind Stadtkapelle und kath. Kirchenchor
- Schützenmarkt als traditionelles Volksfest in der ersten Septemberwoche jedes Jahres (Verkaufs- und Vergnügungsmarkt).
Persönlichkeiten
In Buchen geboren oder dort gewirkt:
- Gottfried Bessel, Abt und Gelehrter
- Egon Eiermann, Architekt
- Wilhelm Emelé, Maler
- Heinz Fischer-Heidlberger, Präsident des Bayerischen Obersten Rechnungshofs
- Conrad Koch Wimpina, Humanist
- Joseph Martin Kraus, Komponist
- Albrecht Pilgrim, Minnesänger (erwähnt im Codex Manesse)
- Wilhelm Schnarrenberger, Maler
- Ludwig Schwerin, Maler
- Franz Sigel, General im amerikanischen Bürgerkrieg
- Juliana von Stockhausen, Schriftstellerin
Literatur
- Werner Doyé (Text) und Stefan Longin (Fotos): Buchen - weltoffene Stadt im Odenwald. Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg 1999. ISBN 3-929295-59-8
- 600 Jahre alter Bezirksfriedhof in Bödigheim. In: Der Wartturm (Heimatblätter für Buchen und Umgebung). 3 (1968), Nr. 11 (Zur Bedeutung des jüd. Verbandsfriedhofs mit über 1 600 Grabmalen)
Weblinks
- Buchen, Offizielle Internetseite der Stadt
- Hainstadt, Webpräsenz des Ortsteiles Hainstadt
- Bezirksmuseum Buchen, Offizielle Webpräsenz des Bezirksmuseums Buchen
- Buchen auf der Seite der "Bücherei des Judentums"
- Buchen, Beschreibung und Bebilderung des historischen Buchens auf der Seite von badischewanderungen.de
- Schloss Bödigheim- Bebilderte Darstellung der Anlage, Kurzfassung der Geschichte der Freiherren Rüdt von Collenberg, heutige Besitzverhältnisse und Nutzung.
- Bödigheim, Internetseite des FC Germania Bödigheim
- Synagoge Jüdische Geschichte des Ortsteils Bödigheim auf der Seite alemannia-judaica.de