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Joseph Gottlieb Kölreuter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Josef Gottlieb Koelreuter (*27. April 1733 in [Sulz am Neckar], † 11. November 1806 in Karlsruhe) war ein deutscher Botaniker und Professor für Naturgeschichte sowie Direktor der Hofgärten in Karlsruhe.

Leben

Der Sohn eines Apothekers studierte ab 1748 Medizin und Botanik an den Universitäten Tübingen und Straßburg. 1755 wurde er in Tübingen zum Dr. med. promoviert. Von 1756 bis 1761 war er Adjunkt der Russischen Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften St. Petersburg, wo er 1759 mit botanischen Experimenten über die Befruchtung von Pflanzen begann.

1761 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde nach Stationen in Berlin, Leipzig, seiner Heimatstadt Sulz und Calw im Schwarzwald im Jahre 1763 Direktor der fürstlichen Botanischen Gärten und Professor für Naturgeschichte in Karlsruhe, ab 1805 Kurfürstlicher Oberhofrat.

Da sein Gartenpersonal in Karlsruhe kein Verständnis für seine Forschung hatte, gab er seine Ämter als Direktor des Botanischen Gartens sowie als Professor auf und führte seine Arbeiten bis 1776 in seinem kleinen Privatgarten weiter.

Wirken

Zunächst beschäftiget sich Koelreuter mit der Übertragung des Pollens auf die Narbe und unterscheidet dabei drei verschiedene Möglichkeiten der Bestäubung:

  • 1. "Ohne fremde oder äußerliche Beyhülfe, ganz allein"
  • 2. "Durch den Wind...."
  • 3. "Durch Insekten bei Nektarsaugen an den Blüten ..."

und gilt damit als Begründer der Blütenökologie und Entdecker der Insektenbestäubung.

Die bedeutendste Leistung Koelreuters war die Herstellung von Bastarden, die er erstmals von wissenschaftlichen Gesichtspunkten geleitet durchführte (Thomas Fairchild kreuzte bereits 1719 die beiden Nelken-Arten Dianthus caryophyllus und D. barbatus, was jedoch ein rein gärtnerischer Versuch war).

Seine Untersuchungsobjekte waren unter anderen Arten der Gattungen Nicotiana, Dianthus, Verbascum, Hibiscus, Mirabilis, Datura, Aquilegia und Cucurbita, von denen einige noch heute in botanischen Labors als Versuchspflanzen verwendet werden. Erstmalig konnte er 1760 in St. Petersburg einen Bastard von Nicotiana rustica und N. paniculata erzeugen. Mit seinen Versuchen konnte Koelreuter zeigen, dass bei der Betäubung Eigenschaften des Vaters durch den Blütenstaub übertragen werden, womit die Sexualität der Pflanzen endgültig bewiesen war. (Rudolf Jacob Camerarius hatte 1691 den Nachweis erbracht, dass reife Samen nur dann gebildet werden, wenn die Narben mit Pollen bestäubt werden und daraus geschlossen, daß sich auch Pflanzen sexuell fortpflanzen).

Schriften

  • 1755 - Dissertatio inauguralis medica de insectis coleopteris, nec non de plantis quibusdam rarioribus... Tubingae: litteris Erhardianis
  • 1761-1766 - Vorläufige Nachricht von einigen, das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen
  • 1777 - Das entdeckte Geheimniss der Cryptogamie (in dem er spekulative und wenig fundierte Vermutungen über die Sexualität der Pilze anstellt)

Literatur

  • Ilse Jahn (2000): Geschichte der Biologie. Spektrum
  • Karl Mägdefrau (1992): Geschichte der Botanik. Fischer